Was ist bloß mit den Männern los?
Immer müssen Männer aktiv sein, bedauert der Autor Ralf Bönt - im Beruf, aber auch beim Sex. Er fordert mehr Genuss. Und eine echte Wahl zwischen Heim und Karriere.
Männer, so sieht es der Schriftsteller Ralf Bönt, sind das "entehrte Geschlecht": Entehrt von der technischen Moderne, die Muskelkraft in dunklen Kohlegruben überflüssig gemacht hat. Entehrt aber auch von Frauen, weil sie bewiesen hätten, dass sie jede Arbeit machen können, sogar Bagger fahren. Höchste Zeit also, so Bönt, dass sich der Mann von heute auf die Suche nach einer neuen Bedeutung mache.
"Das Tantra-Business in den Großstädten explodiert"
Das Ziel müsse sein: weniger Druck, mehr Genuss. Etwa in der Liebe. Anstatt Männer für schlechten Sex verantwortlich zu machen, stelle er eher die Frage, "ob wir Männer den Frauen den schlechten Sex durchgehen lassen sollten". Denn in der Regel sei es immer noch so, dass der Mann der Aktive sei. Man müsse sich nur anschauen, "wie das Tantra-Business in den Großstädten explodiert". Viele Männer würden da hingehen und sagen: "Ich will mal einfach gar nix machen, ich will einfach bedient werden und ich möchte auch mal qualitativ gut angefasst werden."
Bönt wünscht seinen Söhnen mehr Wahlmöglichkeiten
Was viele Frauen als ungerechtes Privileg ansehen, betrachtet Ralf Bönt als großen Druck: die Karriere, die noch immer meist von Männern gemacht wird. Seinen Söhnen jedenfalls wünsche er, sagt Bönt, größere Wahlmöglichkeiten. Er selbst habe sich als Schulkind nie die Frage stellen können: Will ich einen Beruf? Oder bin ich mehr zu Hause und habe ein Leben mit Kindern? Bönt: "Den Ausweg aus dem Karriere-Muss gibt es für Männer nach wie vor nicht."