Ein großartiger Theaterabend
Die Ehe der Maria Braun - geschlossen mitten im Zweiten Weltkrieg -währt zunächst nur einen halben Tag und eine ganze Nacht. Denn schon am Morgen nach der Hochzeit muss Hermann Braun wieder ins Feld. Und kommt nach Kriegsende erstmal nicht zurück. Seine Frau Maria wartet auf ihn – und lässt sich doch mit einem GI ein.
Als der tot geglaubte Hermann überraschend doch noch heimkehrt, bringt Maria ihren amerikanischen Liebhaber um. Hermann nimmt die Schuld auf sich und geht ins Zuchthaus. Maria wird unterdessen zur persönlichen Referentin eines erfolgreichen Textilfabrikanten, wobei sie gezielt ihre weiblichen Reize einsetzt, und bringt es zu erheblichem Vermögen.
Wiederholt hat Thomas Ostermeier in der Vergangenheit Stücke aus der Zeit gelöst, in der sie spielen, und in die Gegenwart verlegt. Im Fall von "Die Ehe der Maria Braun" erübrigt sich das: An Rainer Werner Fassbinders Film interessiert ihn die präzise Beschreibung deutscher Nachkriegsbefindlichkeit, dieses Wir-sind-wieder-wer-Gefühl der 50er Jahre. Und das wirkt bis heute nach: denn noch immer wird privates Glück gern mit materiellem Wohlstand gleichgesetzt.
Auf der Bühne der Münchner Kammerspiele: Nierentischästhetik. Eine Landschaft aus Sitzmöbeln, durch die sich die Schauspieler fast lasziv bewegen. Im Zentrum des Abends steht die wunderbare Brigitte Hobmeier als Maria Braun – schön, kühl, kalkulierend und doch verletzlich. Hobmeier gelingt das nicht kleine Kunststück, das große Filmvorbild Hanna Schygulla vergessen zu machen. Um sie herum: vier Schauspieler in sämtlichen anderen Rollen, Frauenrollen inklusive. Kostüm- und Perückenwechsel auf offener Bühne sorgen für fließende Übergänge.
Was im Film der Schnitt erledigt, den raschen Szenenwechsel, schaffen hier die Schauspieler durch andauernde Transformation – von Rollen und Schauplätzen. Mit großer Ruhe und Souveränität, ohne dass es dabei je hektisch würde.
Im Gegenteil: Ostermeier nimmt sich die Zeit, die es braucht: Seine Inszenierung ist beinahe langsam, aber nie langweilig, sondern hochgradig spannend. Und dabei oft auch hochgradig komisch. Hans Kremer zum Beispiel, der Marias Mutter spielt, stöckelt auf Absätzen in Frauenunterwäsche über die Bühne: eine groteske Travestie-Nummer, schrullig und doch auch abgründig, weil der spindeldürre Kremer es auf anrührende Weise versteht, die ganze verzweifelte Lebensgier einer alten Frau sichtbar zu machen, der der Krieg die besten Jahre geraubt hat.
Und so gelingt Thomas Ostermeier im Ganzen ein großartiger, atmosphärisch dichter Theaterabend. Auch wenn es noch lange hin ist bis zum Mai 2008: dieser Abend gehört nach Berlin zum nächsten Theatertreffen!
Wiederholt hat Thomas Ostermeier in der Vergangenheit Stücke aus der Zeit gelöst, in der sie spielen, und in die Gegenwart verlegt. Im Fall von "Die Ehe der Maria Braun" erübrigt sich das: An Rainer Werner Fassbinders Film interessiert ihn die präzise Beschreibung deutscher Nachkriegsbefindlichkeit, dieses Wir-sind-wieder-wer-Gefühl der 50er Jahre. Und das wirkt bis heute nach: denn noch immer wird privates Glück gern mit materiellem Wohlstand gleichgesetzt.
Auf der Bühne der Münchner Kammerspiele: Nierentischästhetik. Eine Landschaft aus Sitzmöbeln, durch die sich die Schauspieler fast lasziv bewegen. Im Zentrum des Abends steht die wunderbare Brigitte Hobmeier als Maria Braun – schön, kühl, kalkulierend und doch verletzlich. Hobmeier gelingt das nicht kleine Kunststück, das große Filmvorbild Hanna Schygulla vergessen zu machen. Um sie herum: vier Schauspieler in sämtlichen anderen Rollen, Frauenrollen inklusive. Kostüm- und Perückenwechsel auf offener Bühne sorgen für fließende Übergänge.
Was im Film der Schnitt erledigt, den raschen Szenenwechsel, schaffen hier die Schauspieler durch andauernde Transformation – von Rollen und Schauplätzen. Mit großer Ruhe und Souveränität, ohne dass es dabei je hektisch würde.
Im Gegenteil: Ostermeier nimmt sich die Zeit, die es braucht: Seine Inszenierung ist beinahe langsam, aber nie langweilig, sondern hochgradig spannend. Und dabei oft auch hochgradig komisch. Hans Kremer zum Beispiel, der Marias Mutter spielt, stöckelt auf Absätzen in Frauenunterwäsche über die Bühne: eine groteske Travestie-Nummer, schrullig und doch auch abgründig, weil der spindeldürre Kremer es auf anrührende Weise versteht, die ganze verzweifelte Lebensgier einer alten Frau sichtbar zu machen, der der Krieg die besten Jahre geraubt hat.
Und so gelingt Thomas Ostermeier im Ganzen ein großartiger, atmosphärisch dichter Theaterabend. Auch wenn es noch lange hin ist bis zum Mai 2008: dieser Abend gehört nach Berlin zum nächsten Theatertreffen!