Ein Israel-Kritiker
Die Geschichte des Holocaust ist das Arbeitsgebiet von Daniel Cil Brecher. Der Historiker hat zahlreiche Ausstellungen zum Thema organisiert. Daneben ist Brecher als Kritiker der israelischen Politik in die Öffentlichkeit getreten. Brecher selbst ist im Heiligen Land geboren und hat dort lange gelebt und gearbeitet.
Die Länder hat Daniel Brecher häufig gewechselt: In Tel Aviv geboren, zogen seine Eltern mit ihm nach Deutschland, als er zwei Jahre alt war. Mit 25 ging er zurück nach Israel, verließ das Land zehn Jahre später jedoch und lebt heute in Amsterdam. Immer wieder ist Brecher auf der Suche nach der eigenen Identität gewesen. So kam er auch zu der Entscheidung, nach Israel zu gehen.
Daniel Brecher: "Es waren weniger die Anziehungskräfte als die Abstoßungskräfte. Ich kam in Deutschland nicht richtig zurecht. Ich empfand meine jüdische Identität als ein großes Hindernis in meinem Bestreben, so zu sein wie die anderen."
Jüdische Herkunft und deutsche Studentenbewegung - das ging für Brecher in den Siebzigerjahren nicht zusammen. In Deutschland in einer Minderheit aufgewachsen, gefielen ihm in Israel die vielen kulturellen Einflüsse und Unterschiedlichkeit der Menschen. Häufig traf er andere Einwanderer. Auch beruflich ging es ihm gut in Israel.
Der Historiker war zunächst an der Universität angestellt, dann in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem und leitete schließlich das Leo-Baeck-Institut in Jerusalem. Bei der Arbeit für das Institut lernte Brecher Einwanderer aus Deutschland kennen, die schon in den Dreißigerjahren ins spätere Israel gekommen waren. Für Brecher waren diese Menschen ein Beispiel dafür, dass es sich lohnte, die deutsche Kultur zu bewahren
Daniel Brecher: "Die führten mir etwas vor über das deutsche Judentum, dass sie in Israel eine ganz bestimmte Idee von Menschenrechten vertraten, die von wenigen anderen vertreten wurden. Die Idee der Menschenrechte ist, dass es sich nicht um Gruppenrechte handelt, und das haben sie, glaube ich, erfahren in den Dreißiger Jahren, als der Mensch auf seine Stamm- Zugehörigkeit reduziert wurde. Das machte auch die Kraft des Argumentes aus. Menschenrecht ist nicht Gruppenrecht, es ist das Recht des einzelnen gegen die Gruppe."
So gut es Brecher in Israel persönlich ging, so schlecht gefiel es ihm politisch. Jeden Tag sei dort zu sehen, wie die Palästinenser unterdrückt würden, sagt er. Wenn er über Israel spricht, dann greift er zu harten und manchmal polemischen Worten wie "militantem Nationalismus" und "kolonialem Unternehmen". Empfindet er Groll gegenüber dem Land?
Daniel Brecher: "Ich empfinde sehr oft großen Ärger, Verzweiflung, Wut, über das, was dort geschieht. Wenn Sie das meinen, nicht aus Enttäuschung heraus, einfach, dass politisch so viel Leid zugefügt wird."
Wie fast alle Israelis hat Brecher Militärdienst geleistet. Der Einberufung folgte er widerwillig. Um nicht kämpfen zu müssen, ging er ins Erziehungscorps und verfasste dort Lehrhefte zur israelischen Geschichte. Als er im Libanonkrieg Vorträge zur Stärkung der Kampfmoral halten sollte, sagte er Nein, weil er den Einmarsch in den Libanon ablehnte.
Diese offene Befehlsverweigerung wurde nicht bestraft. Brecher vermutet, dass seine Vorgesetzten vielleicht den öffentlichen Konflikt scheuten. Trotzdem stand für ihn jetzt fest, dass er das Land verlassen wollte. Nach einiger Zeit des Überlegens wählte er die Niederlande als neues Zuhause.
Brecher: "Nach Amsterdam zog mich eigentlich nur der Gedanke, dass es eine schöne Stadt ist und dass mich dort keinerlei Probleme als Jude erwarteten, dass ich mich dort mit meinen eigenen Themen auseinandersetzen konnte, ohne in eine bestimmte Richtung gezwungen zu werden."
Fast 20 Jahre lebt Brecher inzwischen in Amsterdam. Er bezeichnet sich als unreligiös, doch seine kulturelle Identität als deutscher Jude wichtig. Seiner vierjährigen Tochter bringt er die jüdischen Feste bei. Später soll sie wissen, woher sie kommt.
Brecher: "Wir machen Schabbat, sie darf dann eine Kippa tragen, allerdings noch nicht die Kerzen anzünden, sie kennt die Gebete inzwischen, wir machen Channuka, wir machen Pessach, jedes Jahr wollen wir etwas hinzufügen, so als Skelett, an dem sie dann später, wenn Sie das Bedürfnis hat, andere Dinge aufzuhängen kann."
Daniel Brecher: "Es waren weniger die Anziehungskräfte als die Abstoßungskräfte. Ich kam in Deutschland nicht richtig zurecht. Ich empfand meine jüdische Identität als ein großes Hindernis in meinem Bestreben, so zu sein wie die anderen."
Jüdische Herkunft und deutsche Studentenbewegung - das ging für Brecher in den Siebzigerjahren nicht zusammen. In Deutschland in einer Minderheit aufgewachsen, gefielen ihm in Israel die vielen kulturellen Einflüsse und Unterschiedlichkeit der Menschen. Häufig traf er andere Einwanderer. Auch beruflich ging es ihm gut in Israel.
Der Historiker war zunächst an der Universität angestellt, dann in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem und leitete schließlich das Leo-Baeck-Institut in Jerusalem. Bei der Arbeit für das Institut lernte Brecher Einwanderer aus Deutschland kennen, die schon in den Dreißigerjahren ins spätere Israel gekommen waren. Für Brecher waren diese Menschen ein Beispiel dafür, dass es sich lohnte, die deutsche Kultur zu bewahren
Daniel Brecher: "Die führten mir etwas vor über das deutsche Judentum, dass sie in Israel eine ganz bestimmte Idee von Menschenrechten vertraten, die von wenigen anderen vertreten wurden. Die Idee der Menschenrechte ist, dass es sich nicht um Gruppenrechte handelt, und das haben sie, glaube ich, erfahren in den Dreißiger Jahren, als der Mensch auf seine Stamm- Zugehörigkeit reduziert wurde. Das machte auch die Kraft des Argumentes aus. Menschenrecht ist nicht Gruppenrecht, es ist das Recht des einzelnen gegen die Gruppe."
So gut es Brecher in Israel persönlich ging, so schlecht gefiel es ihm politisch. Jeden Tag sei dort zu sehen, wie die Palästinenser unterdrückt würden, sagt er. Wenn er über Israel spricht, dann greift er zu harten und manchmal polemischen Worten wie "militantem Nationalismus" und "kolonialem Unternehmen". Empfindet er Groll gegenüber dem Land?
Daniel Brecher: "Ich empfinde sehr oft großen Ärger, Verzweiflung, Wut, über das, was dort geschieht. Wenn Sie das meinen, nicht aus Enttäuschung heraus, einfach, dass politisch so viel Leid zugefügt wird."
Wie fast alle Israelis hat Brecher Militärdienst geleistet. Der Einberufung folgte er widerwillig. Um nicht kämpfen zu müssen, ging er ins Erziehungscorps und verfasste dort Lehrhefte zur israelischen Geschichte. Als er im Libanonkrieg Vorträge zur Stärkung der Kampfmoral halten sollte, sagte er Nein, weil er den Einmarsch in den Libanon ablehnte.
Diese offene Befehlsverweigerung wurde nicht bestraft. Brecher vermutet, dass seine Vorgesetzten vielleicht den öffentlichen Konflikt scheuten. Trotzdem stand für ihn jetzt fest, dass er das Land verlassen wollte. Nach einiger Zeit des Überlegens wählte er die Niederlande als neues Zuhause.
Brecher: "Nach Amsterdam zog mich eigentlich nur der Gedanke, dass es eine schöne Stadt ist und dass mich dort keinerlei Probleme als Jude erwarteten, dass ich mich dort mit meinen eigenen Themen auseinandersetzen konnte, ohne in eine bestimmte Richtung gezwungen zu werden."
Fast 20 Jahre lebt Brecher inzwischen in Amsterdam. Er bezeichnet sich als unreligiös, doch seine kulturelle Identität als deutscher Jude wichtig. Seiner vierjährigen Tochter bringt er die jüdischen Feste bei. Später soll sie wissen, woher sie kommt.
Brecher: "Wir machen Schabbat, sie darf dann eine Kippa tragen, allerdings noch nicht die Kerzen anzünden, sie kennt die Gebete inzwischen, wir machen Channuka, wir machen Pessach, jedes Jahr wollen wir etwas hinzufügen, so als Skelett, an dem sie dann später, wenn Sie das Bedürfnis hat, andere Dinge aufzuhängen kann."