Warum eine Polizeireform schwierig ist
Vor einem Jahr wurde der schwarze US-Bürger Michael Brown von einem weißen Polizisten in der Kleinstadt Ferguson erschossen. Folgten der Betroffenheit konkrete Taten und Reformen? Nicht genug, sagt der Soziologe und Amerika-Experte Markus Kienscherf. Rassismus sei zu sehr Bestandteil des US-Alltags.
Ein Jahr ist es her, seit der junge Schwarze Michael Brown von einem weißen Polizisten in Ferguson/Missouri erschossen wurde. Präsident Brack Obama hielt damals eine bewegende Rede und gelobte Reformen der Polizei und Maßnahmen gegen Rassismus und gegen die Diskriminierung schwarzer US-Bürger.
Wenig ist passiert
Seither ist wenig passiert – dafür kam es zu weiteren Übergriffen weißer Polizisten gegen farbige US-Bürger, zuletzt vor ein paar Tagen in Austin/Texas. Gewalt von Polizisten gegen Afroamerikaner gehört offenbar weiterhin zum Alltag. Was tun? Markus Kienscherf, Sozialwissenschaftler und Amerika-Experte am John-F.-Kennedy-Institut der Freien Universität Berlin, sagt:
"Eine Polizeireform ist deshalb schwierig, weil die Polizeiarbeit in den USA eine lokale Angelegenheit ist. Das heißt: Die Bundesregierung in Washington hat relativ wenig Einfluss auf die Polizeiarbeit, wie sie in Orten wie Fergueson passiert. Sie kann gewisse Anreize setzen, sie kann natürlich auch durch Gesetzgebung einen gewissen Rahmen schaffen. Aber letztlich genießen die Kommunen, was die Polizeiarbeit angeht, sehr viel Autonomie."
Diskriminierung ist vielschichtig
Zudem könne der Polizei nicht die alleinige Schuld gegeben werden. Diskriminierung sei ein sehr vielschichtiges Problem, das sich auf alle Bereiche des Lebens, auch etwa auf den Wohnungs- oder Arbeitsmarkt erstrecke. Natürlich gebe es auch viel rassistische Gewalt, doch in vielen Fällen sei die Polizei "nur ausführendes Organ. Dahinter stehen politische Entscheidungen und eben auch die Gesetzgebung. Und vor allem die zunehmende Verschärfung der Strafgesetze, gerade was Drogendelikte betrifft."
Zwar gebe es bereits Polizeibehörden, die ihre Mitarbeiter sensibilisiert hätten, doch das genüge bei weitem nicht.