Ein Jahr "Wir schaffen das!"

Merkel ist in den USA zur Reizfigur geworden

US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump im Mai 2016 bei einer Wahlkampfveranstaltung in South Bend, Indiana; Bundeskanzlerin Angela Merkel im September 2015 bei einer Pressekonferenz in Berlin
US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump im Mai 2016 bei einer Wahlkampfveranstaltung in South Bend, Indiana; Bundeskanzlerin Angela Merkel im September 2015 bei einer Pressekonferenz in Berlin © picture alliance / dpa
Von Sabrina Fritz |
Vor zwei Jahren noch wurde Angela Merkel in den USA bewundert. Die Rechten lobten ihren Sparkurs, die Linken begrüßten das Elternzeit-Gesetz. Doch seit der Flüchtlingskrise hat sich das Bild der deutschen Kanzlerin verändert. Steckt Neid dahinter?
Angela Merkel ist zum unfreiwilligen Wahlkampf Helfer für Donald Trump geworden. Er lässt fast keine Gelegenheit aus Deutschland als abschreckendes Beispiel darzustellen:
"Diese massive Einwanderung ist ein Desaster für Deutschland und seine Bevölkerung geworden."
Und als Kanzlerin habe sie versagt, behauptet er.
Die Sympathiewerte für die deutsche Kanzlerin in den USA hängen sehr davon ab, wen man fragt, sagte John Gizzi, Journalist in den USA, der viel über Europa berichtet:
"Es hat sich verändert. Für die politische Rechte ist sie eine Enttäuschung. Und viele machen sie für die Flüchtlinge verantwortlich. Sie halten sie für die Verursacherin der Flüchtlingskrise, die in die USA überspringen könnte", sagt er.

Obama: "Sie ist auf der richtigen Seite der Geschichte"

Damit hat sich das Bild von Angela Merkel in den USA in den letzten zwei Jahren deutlich verändert. 2014, bei einer der letzten größeren Umfragen zu diesem Thema, bewunderten die Rechte ihren Sparkurs in Europa, die Linken mochten die vielen Sozialleistungen in Deutschland wie Elternzeit oder eine bezahlbare Krankenversicherung.
Präsident Obama hat den Kurs der deutschen Bundeskanzlerin immer unterstützt. Im April bei seinem Deutschland-Besuch sagte er:
"Angela Merkel steht auf der richtigen Seite der Geschichte."
Die Frau die ihm gerne nachfolgen würde, die Demokratin Hillary Clinton, spricht in den letzten Monaten wenig über Angela Merkel. Anfang des Jahres war sie noch voller Bewunderung für die deutsche Bundeskanzlerin:
"Ich muss sagen, ich bewundere Angela Merkel. Sie ist eine starke Führerin. Ich bewundere ihre politischen Fähigkeiten, ihre Prinzipien und ihre große Arbeitsethik",
sagte Clinton in einem Interview mit dem TIME Magazin, das Merkel 2015 zur Person des Jahres gewählt hat, für ihre Flüchtlingspolitik.

Hillary Clinton scheut den Vergleich mit Angela Merkel

Doch seit Clinton Präsidentschaftskandidatin ihrer Partei ist, scheut sie offenbar den Vergleich mit Angela Merkel. Für Trump dient dieser Vergleich inzwischen als abschreckendes Beispiel:
"Hillary Clinton möchte die amerikanische Angela Merkel werden, oh je."
Die Botschaft verfängt, zumindest bei den Trump Anhängern. Bei einer Wahlkampfveranstaltung sagt Chris Kennedy:
"Es bricht mir das Herz, wenn ich sehe was in Deutschland passiert. Ich denke nicht, dass Merkel ist eine gute Kanzlerin ist. Es gibt Parallelen zu den USA aber es ist nicht ganz dasselbe."
Auch Trump spielt in seinem Wahlkampf mit Angst vor Einwandern, Gefahr durch den radikalen Islam und Verlust von nationaler Identität:
"Du musst deine Kultur beschützen. Ich möchte nicht, dass meine Enkel eine Welt ohne Deutschland und Frankreich erleben", sagt Chris Kennedy.
Journalist Gizzi bringt noch einen anderen Aspekt ins Spiel.
"Meine persönliche Meinung ist, viele Politiker hier sind neidisch auf sie, denn was immer sie tut, wie sehr ihre Umfragewerte sinken, sie hat keine ernsthafte Opposition."
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