Ein Kämpfer für soziale Ideale
Der Sozialreformer Robert Owen hatte Englands größte Baummwollspinnerei in New Lanark zum Musterbetrieb ausgebaut, hatte die Arbeitszeit gesenkt, Kinderarbeit abgeschafft, für ausreichenden Lohn und ärztliche Betreuung gesorgt. Das Reformprojekt erregte Aufsehen. Selbst der russische Zar Nikolaus I. besuchte New Lanark. Und Owens Vorschläge für ein Genossenschaftswesen fanden das Interesse von Karl Marx und Friedrich Engels. Vor 150 Jahren starb Robert Owen.
"Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Man hat uns geäfft und gefoppt und genarrt.
Wir weben! Wir weben!"
Wie kaum eine andere Berufsgruppe litten die Weber in Europa, ob in Schlesien, in Lyon oder in Wales, unter miserablen Arbeitsbedingungen, die der expandierende Kapitalismus zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit sich brachte: Für einen Hungerlohn schufteten sie täglich 14 Stunden oder mehr unter hygienisch erbärmlichen Bedingungen. "Dark satanic mills", finstere Mühlen des Teufels, nannte William Blake die Industriestädte. Aber während der Dichter den düsteren Alltag zwischen den Kohleschloten, das Elend in den Arbeiterquartieren noch wortreich beklagte, dachte ein englischer Unternehmer bereits über Reformen nach.
Robert Owen war selber Besitzer einer Baumwollspinnerei: ein rational kalkulierender Kaufmann, kein Sozialromantiker. 1771 in einer walisischen Kleinstadt geboren, hatte der Sohn eines Sattlers etliche Talente bewiesen. Mit zehn Jahren kam Robert Owen in eine kaufmännische Lehre, arbeitete in London, dann in einem Handelshaus in Manchester und gründete - eben erst erwachsen - als 18-Jähriger zusammen mit einem Mechaniker und Erfinder das erste eigene Unternehmen, eine Fabrik für Spinnmaschinen. Mehr als der eigene Aufstieg aber interessierte ihn der gesellschaftliche Fortschritt. Angesichts der rauen Verhältnisse proklamierte Owen:
"Gebt mir einen Tiger - und ich werde das Raubtier in die Schule schicken!"
Mit diesem Motto tritt der Selfmademan für bessere Bildungschancen ein. Unter Philosophen und Publizisten macht er sich einen Namen mit sozialpolitischen Aufsätzen wie "Die Beziehung zwischen allgemeinem Glück und praktischer Mechanik". Seine Freunde nennen ihn "Reasonning machine", die Denkmaschine. Doch auf das bloße Räsonnieren mag sich der rastlose Owen nicht beschränken.
Er übernimmt eine große Baumwollspinnerei in New Lanark, nicht als Firmen-Manager, sondern um in ländlicher Umgebung eine Art Musterkolonie aufzubauen. Einen autarken Reformstaat, wie Owen selbst schreibt:
"Am 1. Januar 1800 trat ich die Regierung von Lanark an. Ich sage Regierung. Denn es war nicht meine Absicht, Leiter einer Baumwollfabrik in der damals üblichen Weise zu sein, sondern die Lebensbedingungen der ganzen Bevölkerung zu ändern, die ich von Umständen umgeben sah, die ihren Charakter schädlich beeinflussten."
Weniger Sozialromantik treibt Owen zu seinen Reformen, als die Erkenntnis, dass nur selbstbewusste, ausreichend entlohnte Arbeiter für eine effektive Produktion zu motivieren sind. So senkt dieser Fabrikbesitzer die Arbeitszeit, richtet eine Krankenversicherung ein, bietet in großzügigen Siedlungen preisgünstige Mietwohnungen an. Nicht die mildtätige Vergabe von Almosen, sondern eine allgemeine Steigerung des gesellschaftlichen Reichtums macht Owen zum Ziel seiner Bemühungen. Doch damit ist ein Wendepunkt erreicht:
"Solange er als bloßer Philanthrop aufgetreten war, hatte er nichts geerntet als Reichtum, Beifall, Ehre und Ruhm. Er war der populärste Mann in Europa. Als er aber mit seinen kommunistischen Theorien hervortrat, wendete sich das Blatt."
Friedrich Engels, der Weggefährte von Karl Marx, erkannte eine Zwickmühle, in die sich Owen als Fabrikbesitzer und Sozialreformer begeben hatte. Die Kritik aus Unternehmerkreisen verschärfte sich: Der Anfeindungen überdrüssig, angeekelt von der - so wortwörtlich - "unersättlichen Gier" vieler Fabrikbesitzer, verkauft Robert Owen 1825 die Baumwollspinnerei in New Lanark und steckt den Erlös in den USA in die Genossenschafts-Kolonie "New Harmony".
Das allzu utopische, kaum noch am Arbeitsethos orientierte und nur noch der absoluten Gleichheit verpflichtete Modell scheitert. Robert Owen kehrt zurück nach Wales, lebt fortan wieder in seiner Vaterstadt Newton. Am 17. November 1858, auf dem Sterbebett, spricht der Sozialreformer und Vordenker der Arbeiterbewegung seine letzten Worte:
"Mein Leben war nicht nutzlos. Ich brachte der Welt wichtige Wahrheiten. Und wenn sie ihrer nicht achtete, so weil sie sie nicht verstand. Ich bin meiner Zeit voraus."
Man hat uns geäfft und gefoppt und genarrt.
Wir weben! Wir weben!"
Wie kaum eine andere Berufsgruppe litten die Weber in Europa, ob in Schlesien, in Lyon oder in Wales, unter miserablen Arbeitsbedingungen, die der expandierende Kapitalismus zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit sich brachte: Für einen Hungerlohn schufteten sie täglich 14 Stunden oder mehr unter hygienisch erbärmlichen Bedingungen. "Dark satanic mills", finstere Mühlen des Teufels, nannte William Blake die Industriestädte. Aber während der Dichter den düsteren Alltag zwischen den Kohleschloten, das Elend in den Arbeiterquartieren noch wortreich beklagte, dachte ein englischer Unternehmer bereits über Reformen nach.
Robert Owen war selber Besitzer einer Baumwollspinnerei: ein rational kalkulierender Kaufmann, kein Sozialromantiker. 1771 in einer walisischen Kleinstadt geboren, hatte der Sohn eines Sattlers etliche Talente bewiesen. Mit zehn Jahren kam Robert Owen in eine kaufmännische Lehre, arbeitete in London, dann in einem Handelshaus in Manchester und gründete - eben erst erwachsen - als 18-Jähriger zusammen mit einem Mechaniker und Erfinder das erste eigene Unternehmen, eine Fabrik für Spinnmaschinen. Mehr als der eigene Aufstieg aber interessierte ihn der gesellschaftliche Fortschritt. Angesichts der rauen Verhältnisse proklamierte Owen:
"Gebt mir einen Tiger - und ich werde das Raubtier in die Schule schicken!"
Mit diesem Motto tritt der Selfmademan für bessere Bildungschancen ein. Unter Philosophen und Publizisten macht er sich einen Namen mit sozialpolitischen Aufsätzen wie "Die Beziehung zwischen allgemeinem Glück und praktischer Mechanik". Seine Freunde nennen ihn "Reasonning machine", die Denkmaschine. Doch auf das bloße Räsonnieren mag sich der rastlose Owen nicht beschränken.
Er übernimmt eine große Baumwollspinnerei in New Lanark, nicht als Firmen-Manager, sondern um in ländlicher Umgebung eine Art Musterkolonie aufzubauen. Einen autarken Reformstaat, wie Owen selbst schreibt:
"Am 1. Januar 1800 trat ich die Regierung von Lanark an. Ich sage Regierung. Denn es war nicht meine Absicht, Leiter einer Baumwollfabrik in der damals üblichen Weise zu sein, sondern die Lebensbedingungen der ganzen Bevölkerung zu ändern, die ich von Umständen umgeben sah, die ihren Charakter schädlich beeinflussten."
Weniger Sozialromantik treibt Owen zu seinen Reformen, als die Erkenntnis, dass nur selbstbewusste, ausreichend entlohnte Arbeiter für eine effektive Produktion zu motivieren sind. So senkt dieser Fabrikbesitzer die Arbeitszeit, richtet eine Krankenversicherung ein, bietet in großzügigen Siedlungen preisgünstige Mietwohnungen an. Nicht die mildtätige Vergabe von Almosen, sondern eine allgemeine Steigerung des gesellschaftlichen Reichtums macht Owen zum Ziel seiner Bemühungen. Doch damit ist ein Wendepunkt erreicht:
"Solange er als bloßer Philanthrop aufgetreten war, hatte er nichts geerntet als Reichtum, Beifall, Ehre und Ruhm. Er war der populärste Mann in Europa. Als er aber mit seinen kommunistischen Theorien hervortrat, wendete sich das Blatt."
Friedrich Engels, der Weggefährte von Karl Marx, erkannte eine Zwickmühle, in die sich Owen als Fabrikbesitzer und Sozialreformer begeben hatte. Die Kritik aus Unternehmerkreisen verschärfte sich: Der Anfeindungen überdrüssig, angeekelt von der - so wortwörtlich - "unersättlichen Gier" vieler Fabrikbesitzer, verkauft Robert Owen 1825 die Baumwollspinnerei in New Lanark und steckt den Erlös in den USA in die Genossenschafts-Kolonie "New Harmony".
Das allzu utopische, kaum noch am Arbeitsethos orientierte und nur noch der absoluten Gleichheit verpflichtete Modell scheitert. Robert Owen kehrt zurück nach Wales, lebt fortan wieder in seiner Vaterstadt Newton. Am 17. November 1858, auf dem Sterbebett, spricht der Sozialreformer und Vordenker der Arbeiterbewegung seine letzten Worte:
"Mein Leben war nicht nutzlos. Ich brachte der Welt wichtige Wahrheiten. Und wenn sie ihrer nicht achtete, so weil sie sie nicht verstand. Ich bin meiner Zeit voraus."