Ein liebesvernarrter Teenager
Wie die Fehler der Jugend einen Schatten über das ganze Leben werfen können, davon handelt dieser Roman. Geschrieben ist er aus der Ich-Perspektive des vierzehnjährigen Robbie Burns, den die Liebe zu seiner Lehrerin um den Verstand bringt.
Geschichten über das Erwachsenwerden gibt es überreichlich. Deutlich unterscheiden sich allerdings diejenigen, die aus zeitlicher Nähe erzählen, von jenen, die aus der Distanz entstehen.
Wer früh mit seinen Jugenderinnerungen debütiert, hat oftmals einen witzigen, bewusst lässigen Tonfall und streicht die komischen Elemente heraus. Wer sich erst spät an einen Roman über das Aufwachsen setzt, ist sich bereits bewusst, dass diese Erfahrungen sein Leben geprägt haben und es prägen werden.
Der 59-jährige Peter Goldsworthy hat jetzt mit seinem Roman "Ernster als Liebe" einen solchen Rückblick vorgelegt – die Geschichte einer tragischen Liebe, die in einer Katastrophe endet.
Ihr Protagonist ist der vierzehnjährige Robbie Burns. Sein Leben in der verschlafenen Kleinstadt Penola verläuft ziemlich geregelt: Er geht mit seinem Freund Billy, einem Aborigines-Jungen, auf Kaninchenjagd oder experimentiert im elterlichen Schuppen mit Chemikalien.
Als eine junge, hübsche Lehrerin an die Oberschule kommt, ist es um Robbies Seelenfrieden geschehen. Er verliebt sich Hals über Kopf in Miss Peach und hat fortan nichts anderes mehr im Sinn, als sie für sich zu gewinnen.
Er meidet seinen Freund und verfasst Science-Fiction-Apokalypsen, um sie ihr vorzulegen. Er hofft auf anerkennende Worte. Er spioniert ihr nach, bricht sogar heimlich in ihre Wohnung ein. Als Billy der Tat verdächtigt wird, schweigt er. Auch sonst verbiegt er die Wahrheit, so wie es ihm passt, weil er glaubt, seine Liebe rechtfertige alles.
Peter Goldsworthys Ich-Erzähler ist dem Jungen meist nah und sorgt durch zahlreiche Dialoge für Unmittelbarkeit. Doch das Geschehen wird immer wieder durch kurze Einwürfe des Mannes unterbrochen, der auf seine Jugend zurückblickt. Die doppelte Erzählperspektive verhindert die Verklärung oder Verharmlosung der Vergangenheit.
Der Erzähler reflektiert, wie selbstgerecht er als liebesvernarrter Teenager war, wie egozentrisch und gefühlslos gegenüber anderen. Peter Goldsworthy erinnert mit seinem Protagonisten daran, wie wenig Unrechtsbewusstsein man in diesem Alter besitzt, wie überheblich man oft handelt, nicht zuletzt, um die eigenen Unsicherheiten zu überspielen.
So fällt es nicht allzu schwer, sich in diesem testosterongesteuerten Jugendlichen wiederzufinden. Das ist über weite Strecken amüsant erzählt, bekommt aber allmählich, je verbohrter und realitätsblinder Robbie agiert, einen immer dunkleren Tonfall. Man spürt das Unheil nahen, das der Junge aus Unerfahrenheit und jugendlichem Größenwahn auslöst.
Peter Goldsworthys Erzähler begreift am Ende des Romans, wie die Ereignisse sein Leben bestimmt haben und dass er den Fehlern seiner Jugend nie entkommen konnte. Und er erfährt, dass sich Erinnerungen als trügerisch erweisen können.
Besprochen von Johannes Kaiser
Peter Goldsworthy: Ernster als Liebe
Roman, aus dem Englischen von Susanne Costa
Deuticke Verlag, Wien 2011,
381 Seiten, 21,90 Euro
Wer früh mit seinen Jugenderinnerungen debütiert, hat oftmals einen witzigen, bewusst lässigen Tonfall und streicht die komischen Elemente heraus. Wer sich erst spät an einen Roman über das Aufwachsen setzt, ist sich bereits bewusst, dass diese Erfahrungen sein Leben geprägt haben und es prägen werden.
Der 59-jährige Peter Goldsworthy hat jetzt mit seinem Roman "Ernster als Liebe" einen solchen Rückblick vorgelegt – die Geschichte einer tragischen Liebe, die in einer Katastrophe endet.
Ihr Protagonist ist der vierzehnjährige Robbie Burns. Sein Leben in der verschlafenen Kleinstadt Penola verläuft ziemlich geregelt: Er geht mit seinem Freund Billy, einem Aborigines-Jungen, auf Kaninchenjagd oder experimentiert im elterlichen Schuppen mit Chemikalien.
Als eine junge, hübsche Lehrerin an die Oberschule kommt, ist es um Robbies Seelenfrieden geschehen. Er verliebt sich Hals über Kopf in Miss Peach und hat fortan nichts anderes mehr im Sinn, als sie für sich zu gewinnen.
Er meidet seinen Freund und verfasst Science-Fiction-Apokalypsen, um sie ihr vorzulegen. Er hofft auf anerkennende Worte. Er spioniert ihr nach, bricht sogar heimlich in ihre Wohnung ein. Als Billy der Tat verdächtigt wird, schweigt er. Auch sonst verbiegt er die Wahrheit, so wie es ihm passt, weil er glaubt, seine Liebe rechtfertige alles.
Peter Goldsworthys Ich-Erzähler ist dem Jungen meist nah und sorgt durch zahlreiche Dialoge für Unmittelbarkeit. Doch das Geschehen wird immer wieder durch kurze Einwürfe des Mannes unterbrochen, der auf seine Jugend zurückblickt. Die doppelte Erzählperspektive verhindert die Verklärung oder Verharmlosung der Vergangenheit.
Der Erzähler reflektiert, wie selbstgerecht er als liebesvernarrter Teenager war, wie egozentrisch und gefühlslos gegenüber anderen. Peter Goldsworthy erinnert mit seinem Protagonisten daran, wie wenig Unrechtsbewusstsein man in diesem Alter besitzt, wie überheblich man oft handelt, nicht zuletzt, um die eigenen Unsicherheiten zu überspielen.
So fällt es nicht allzu schwer, sich in diesem testosterongesteuerten Jugendlichen wiederzufinden. Das ist über weite Strecken amüsant erzählt, bekommt aber allmählich, je verbohrter und realitätsblinder Robbie agiert, einen immer dunkleren Tonfall. Man spürt das Unheil nahen, das der Junge aus Unerfahrenheit und jugendlichem Größenwahn auslöst.
Peter Goldsworthys Erzähler begreift am Ende des Romans, wie die Ereignisse sein Leben bestimmt haben und dass er den Fehlern seiner Jugend nie entkommen konnte. Und er erfährt, dass sich Erinnerungen als trügerisch erweisen können.
Besprochen von Johannes Kaiser
Peter Goldsworthy: Ernster als Liebe
Roman, aus dem Englischen von Susanne Costa
Deuticke Verlag, Wien 2011,
381 Seiten, 21,90 Euro