Ein Museum schlägt Alarm
Ein Restaurator, ein Kunsthistoriker, ein Pädagoge und ein größerer Werbeetat: All das fehlt dem Lindenau-Museum in Altenburg. Der Mäzen Bernhard August von Lindenau wollte im 19. Jahrhundert, dass Menschen zur Kunst finden, doch in dem thüringischen Museum fehlt es dafür an Geld und Ideen.
Das helle Steingebäude empfängt in der Altenburger Innenstadt auf einem kleinen Hügel am Fuße eines Parkes die Besucher. Ein imposanter Bau aus dem 19. Jahrhundert inspiriert von der italienischen Hochrenaissance. Ein ehemaliger Semper-Schüler und Altenburger Bauinspektor hat das Gebäude - ähnlich der Dresdner Semper-Galerie - einst errichtet.
Ein Kleinod, ein Juwel, doch: Es ist - trotz der äußeren Hülle und der vorhandenen Sammlungen - fast unbekannt. An manchen Sonntagen - wie gestern - kommen 14 Besucher.
Tourismusmanager haben hier ein dickes Brett zu bohren, sagt Christine Büring, verantwortlich für den Tourismus der Region:
"Niemand kennt das Lindenau-Museum, das heißt die, die es kennen, besuchen es ab und an. Aber das reicht nicht, um Besucherströme zu generieren."
Besucherströme wären schön, doch weder gibt es einen behindertengerechten Aufgang noch ausreichend Toiletten, eine Garderobe oder ein Café. Die runde Einganghalle ist schlicht, pragmatisch, und die älteren Damen am Empfang geben ihr Bestes. Inklusive aller nicht zahlenden Gäste, wie Schüler, gab es 18.000 Besucher im vergangenen Jahr.
Bei knapp einer Million Euro liegt das Budget des Museums, dreiviertel davon fließen in Personal und Wirtschaftskosten. Träger ist der Landkreis Altenburg. Michaele Soika von der Partei Die Linke ist Landrätin und auch nicht glücklich mit dem Zustand des Museums:
"Dieses Museum gehört zu den 20 bedeutendsten ostdeutschen Kulturschätzen, deshalb haben wir diese besondere Kulturförderung des Landes. Aber allein kann das ein Landkreis, der mehr als fünf Millionen pro Jahr für Kultur ausgibt, nicht stemmen. Wir haben zu viele andere Probleme, nach wie vor hohe Arbeitslosigkeit, geringe Löhne, und wir brauchen, um solche Schätze zu heben, viel mehr Mittel, um auch Werbung anbringen zu können."
Auf die aktuelle Ausstellung des indonesischen Malers Raden Saleh aus dem 19. Jahrhundert weist nichts von außen hin, kein Banner, kein Plakat. Zur Eröffnung kamen ein hochrangiger indonesischer Staatsgast und indonesische Presse, doch danach gab es kaum Resonanz aus Thüringen. Woran liegt’s? Auch die stellvertretende Direktorin des Lindenau-Museums, Sabine Hofmann, ist ratlos und bemängelt den knappen Werbeetat ihres Hauses:
"Das lässt sich am Beispiel der Ausstellung Raden Saleh ganz leicht dokumentieren. Wir haben Aufwendungen von 60.000 Euro dafür, wenn man den Katalog mitrechnet - der fremdfinanziert ist - haben wir Werbekosten von 500 Euro. Das macht niemand. Das ist einfach wirtschaftlich auch totaler Unsinn. Das würde kein Unternehmen machen."
7000 Euro gibt es pro Jahr für alle Anzeigen, Banner und Aktionen. "Wir organisieren anspruchsvolle Ausstellungen, können aber nicht dafür werben.", ließ die frustrierte Museumschefin kürzlich wissen. Man könne so keine professionelle Museumsarbeit leisten. Es fehle ein Restaurator, Kunsthistoriker und ein Pädagoge. Lediglich zehn Vollzeitstellen gibt es für das Haus mit acht Sammlungen und Depots.
Vieles muss aufgearbeitet und übersetzt werden. Kataloge zu den Hauptbeständen Siena und Florenz gibt es nur auf Italienisch, ein Band zur umbrischen Malerei ist seit zehn Jahren in Arbeit. Ein echter Botticelli ist zu sehen, doch viel mehr schlummert noch immer im Depot, sagt Sabine Hofmann:
"Ja, also zumindest noch Botticelli-Werkstatt, die wir noch zeigen könnten."
Auch Pieter Brueghel – den Niederländer. Selbst die frühmittelalterlichen italienischen Tafelbilder, eine Sammlung von großem Seltenheitswert, ist noch nicht komplett zu sehen:
"Wir haben in der Sammlung 180 Tafeln, gezeigt werden 116, also kann man sich ausrechnen, dass es im Depot noch Tafeln gibt."
Das Land zahlt 60 Prozent in den Etat ein, mehr als der Landkreis – der als Träger fungiert. Vermutlich muss das Lindenau-Museum mit seinen Schätzen völlig neu gedacht, auf neue Finanz-Füße gestellt werden, denn Mäzene wie Lindenau wollten, dass Menschen zur Kunst finden, zur Bildung - und einen italienischen Botticelli ebenso bewundern können, wie eine indische Radierung aus dem 18. Jahrhundert oder eben Raden Saleh, den Maler aus Indonesien.
Kulturtourismus und selbst neue globale Wirtschaftskontakte könnten von der einstigen Sammelleidenschaft der Mäzene wie Lindenau profitieren, ist sich die Tourismuschefin der Region, Christine Büring, sicher. Doch dafür bedarf es an Geld und an Ideen:
"Um koordiniert, durchaus mit Partnern wie Gotha, Weimar, Dresden Museumssprünge und Museumsentdeckungen in Mitteldeutschland zu machen, weil der Kulturtourist geht ja nicht nur wegen eines Museums in eine Stadt, sondern er will normalerweise die Region entdecken. Wir entdecken eben in dieser deutschen Provinz, die wir sind, dieses Schatzkästchen der Kultur, um die geht’s, diese Kooperation müssen wir schaffen. Und ich denke, dann kommt auch die Infrastruktur. Irgendwann."
Ein Kleinod, ein Juwel, doch: Es ist - trotz der äußeren Hülle und der vorhandenen Sammlungen - fast unbekannt. An manchen Sonntagen - wie gestern - kommen 14 Besucher.
Tourismusmanager haben hier ein dickes Brett zu bohren, sagt Christine Büring, verantwortlich für den Tourismus der Region:
"Niemand kennt das Lindenau-Museum, das heißt die, die es kennen, besuchen es ab und an. Aber das reicht nicht, um Besucherströme zu generieren."
Besucherströme wären schön, doch weder gibt es einen behindertengerechten Aufgang noch ausreichend Toiletten, eine Garderobe oder ein Café. Die runde Einganghalle ist schlicht, pragmatisch, und die älteren Damen am Empfang geben ihr Bestes. Inklusive aller nicht zahlenden Gäste, wie Schüler, gab es 18.000 Besucher im vergangenen Jahr.
Bei knapp einer Million Euro liegt das Budget des Museums, dreiviertel davon fließen in Personal und Wirtschaftskosten. Träger ist der Landkreis Altenburg. Michaele Soika von der Partei Die Linke ist Landrätin und auch nicht glücklich mit dem Zustand des Museums:
"Dieses Museum gehört zu den 20 bedeutendsten ostdeutschen Kulturschätzen, deshalb haben wir diese besondere Kulturförderung des Landes. Aber allein kann das ein Landkreis, der mehr als fünf Millionen pro Jahr für Kultur ausgibt, nicht stemmen. Wir haben zu viele andere Probleme, nach wie vor hohe Arbeitslosigkeit, geringe Löhne, und wir brauchen, um solche Schätze zu heben, viel mehr Mittel, um auch Werbung anbringen zu können."
Auf die aktuelle Ausstellung des indonesischen Malers Raden Saleh aus dem 19. Jahrhundert weist nichts von außen hin, kein Banner, kein Plakat. Zur Eröffnung kamen ein hochrangiger indonesischer Staatsgast und indonesische Presse, doch danach gab es kaum Resonanz aus Thüringen. Woran liegt’s? Auch die stellvertretende Direktorin des Lindenau-Museums, Sabine Hofmann, ist ratlos und bemängelt den knappen Werbeetat ihres Hauses:
"Das lässt sich am Beispiel der Ausstellung Raden Saleh ganz leicht dokumentieren. Wir haben Aufwendungen von 60.000 Euro dafür, wenn man den Katalog mitrechnet - der fremdfinanziert ist - haben wir Werbekosten von 500 Euro. Das macht niemand. Das ist einfach wirtschaftlich auch totaler Unsinn. Das würde kein Unternehmen machen."
7000 Euro gibt es pro Jahr für alle Anzeigen, Banner und Aktionen. "Wir organisieren anspruchsvolle Ausstellungen, können aber nicht dafür werben.", ließ die frustrierte Museumschefin kürzlich wissen. Man könne so keine professionelle Museumsarbeit leisten. Es fehle ein Restaurator, Kunsthistoriker und ein Pädagoge. Lediglich zehn Vollzeitstellen gibt es für das Haus mit acht Sammlungen und Depots.
Vieles muss aufgearbeitet und übersetzt werden. Kataloge zu den Hauptbeständen Siena und Florenz gibt es nur auf Italienisch, ein Band zur umbrischen Malerei ist seit zehn Jahren in Arbeit. Ein echter Botticelli ist zu sehen, doch viel mehr schlummert noch immer im Depot, sagt Sabine Hofmann:
"Ja, also zumindest noch Botticelli-Werkstatt, die wir noch zeigen könnten."
Auch Pieter Brueghel – den Niederländer. Selbst die frühmittelalterlichen italienischen Tafelbilder, eine Sammlung von großem Seltenheitswert, ist noch nicht komplett zu sehen:
"Wir haben in der Sammlung 180 Tafeln, gezeigt werden 116, also kann man sich ausrechnen, dass es im Depot noch Tafeln gibt."
Das Land zahlt 60 Prozent in den Etat ein, mehr als der Landkreis – der als Träger fungiert. Vermutlich muss das Lindenau-Museum mit seinen Schätzen völlig neu gedacht, auf neue Finanz-Füße gestellt werden, denn Mäzene wie Lindenau wollten, dass Menschen zur Kunst finden, zur Bildung - und einen italienischen Botticelli ebenso bewundern können, wie eine indische Radierung aus dem 18. Jahrhundert oder eben Raden Saleh, den Maler aus Indonesien.
Kulturtourismus und selbst neue globale Wirtschaftskontakte könnten von der einstigen Sammelleidenschaft der Mäzene wie Lindenau profitieren, ist sich die Tourismuschefin der Region, Christine Büring, sicher. Doch dafür bedarf es an Geld und an Ideen:
"Um koordiniert, durchaus mit Partnern wie Gotha, Weimar, Dresden Museumssprünge und Museumsentdeckungen in Mitteldeutschland zu machen, weil der Kulturtourist geht ja nicht nur wegen eines Museums in eine Stadt, sondern er will normalerweise die Region entdecken. Wir entdecken eben in dieser deutschen Provinz, die wir sind, dieses Schatzkästchen der Kultur, um die geht’s, diese Kooperation müssen wir schaffen. Und ich denke, dann kommt auch die Infrastruktur. Irgendwann."