Ein musikalischer Lebenstraum
In Kürze öffnet das "Europäische Zentrum für jüdische Musik" von Andor Izsak offiziell in der hannoverschen Villa Seligmann seine Pforten. Zu diesem Festakt hat sich auch der niedersächsische Ministerpräsident David McAllister angekündigt.
"In der Villa Seligmann wird ein Traum verwirklicht. Ich habe mehr als 20 Jahre lang für dieses Projekt gekämpft, die Zeugnisse synagogaler Musikkultur wie Noten, Schellackplatten, Wachswalzen, Instrumente zusammenzuführen und zugänglich zu machen."
Nun geht der Traum des Andor Izsak in Erfüllung. Schon als Kind war der 1944 im Ghetto von Budapest geborene Andor Izsak begeistert von den Klängen der Orgel.
"Ich habe als Kind in einem Film eine Orgel gehört, das hat mich fasziniert. Eine Kirche durfte ich durch meine strenge orthodoxe jüdische Erziehung nicht betreten. Das hat lange gedauert, dass ich dann - ganz geheim - doch in eine Kirche ging und dort die Orgel nicht nur gesehen, nicht nur gehört, sogar gespielt habe und ich habe gesagt: Das ist mein Leben, das war eine Liebe auf den ersten Blick."
Nach seiner Bar-Mizwa-Feier erklärte der 13-Jährige selbstbewusst: Er wolle künftig eine Synagoge mit einer Orgel besuchen. Für seine Eltern war das ein Schock, für ihn der Beginn seiner leidenschaftlichen Beziehung zu dem Musikinstrument. Er hat sich auch als Musiker und Dirigent immer auf die synagogale Orgelmusik konzentriert:
"Meine Aufgabe ist es, nicht die Klezmer-Musik, nicht die jiddische Musik, nicht die israelische Musik, sondern die Musik der europäischen Juden von 1810 bis 1938 zu bewahren."
Jene Musik, die mit Israel Jacobson begann, der 1810 in dem Harzstädtchen Seesen zum ersten Mal die Orgel in einem synagogalen Gottesdienst einführte; und die mit der Reichspogromnacht ihr brutales Ende fand.
"Es gibt keine Synagogen mit Orgeln mehr. Wenn in einer Synagoge Sie eine Hammond-Orgel oder eine elektronische Orgel sehen, dann ist das dadurch noch keine Synagogenorgel. Für mich ist eine Synagogenorgel aus der Zeit, in der dann authentisch eine Orgel für die Synagoge gebaut wurde."
Andor Izsak hat einige dieser Orgeln, auf die er auch in christlichen Kirchen stieß, gerettet. So eine Berliner Synagogal-Orgel, die er einer Kirchengemeinde in Rheinland-Pfalz abkaufte und die nun in der Villa Seligmann erklingen wird. Eine andere Orgel kann man im Erdgeschoss bewundern, erläutert der Musikwissenschaftler Heiko Jacobs:
"Das ist der Spieltisch der Budapester Orgel, der größten Synagogenorgel der Welt seinerzeit und der ist jetzt hier aufgebaut, das ist eines der wertvollsten Ausstellungsstücke, die wir hier haben."
Die Villa Seligmann wurde 1906 von dem damaligen Conti-Direktor Siegmund Seligmann erbaut. Für Andor Izsak war es entscheidend, dass er für sein Institut ein jüdisches Haus gefunden hat.
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Musik, die eine unglaublich tiefe Verwurzelung in der jüdischen Religion - denken Sie bitte darüber nach, dass wir Juden nicht beten können, wenn wir nicht singen, wenn wir nicht musizieren, also eine Musik, die unsere Identität bestimmt, muss in einem solchem Juwel wie die Seligmann-Villa aufbewahrt werden."
Jahrelang wurde die großbürgerliche Villa, in der nach der jüdischen Familie Seligmann später die Wehrmacht, städtische Ämter und zum Schluss die Musikschule untergebracht war, aufwendig restauriert.
"In dem großen Esszimmer ist tatsächlich die originale Tapete erhalten: Das heißt, da ist eine Raufasertapete drüber gemacht, dann eine Gipskartonwand, dann wieder eine Raufasertapete, das haben wir dann Schicht für Schicht abgenommen, das Original gefunden, sorgfältig freigelegt, man muss dann schon die Fantasie haben, wie sie vor 100 Jahren aussah, aber sie ist original."
Die Villa mit ihren rund 1000 Quadratmetern ist ein architektonisches Juwel, sagt Heiko Jacobs:
"Man sagt, der Großteil ist Neo-Renaissance, aber wenn man durch die verschiedenen Räume geht, hat man verschiedene Charaktere. Hier stehen wir in einem wunderbaren Salon mit einer wunderbaren Decke, nebenan haben wir einen Salon mit Spiegelwänden, der einen französischen Charakter hat. Also jeder Raum hat seinen eigenen Charakter."
Noch sind die Handwerker im Haus, aber der Direktor des Europäischen Zentrum für Jüdische Musik ist sich sicher: Wenn am Dienstag der Bundespräsident und der Ministerpräsident zur feierlichen Eröffnung kommen, dann erstrahlt die alte jüdische Villa im neuen Glanz. Und Andor Izsak ist seinem Lebensziel, der Bewahrung der alten synagogalen Musik, wieder ein Stück näher gekommen:
"Ich betrachte die jüdische religiöse Musik als einen wesentlichen Bestandteil des europäischen Kulturgutes, europäische Kulturlandschaft gibt es ohne diese Musik nicht, deshalb muss sie wieder hinein."
Nun geht der Traum des Andor Izsak in Erfüllung. Schon als Kind war der 1944 im Ghetto von Budapest geborene Andor Izsak begeistert von den Klängen der Orgel.
"Ich habe als Kind in einem Film eine Orgel gehört, das hat mich fasziniert. Eine Kirche durfte ich durch meine strenge orthodoxe jüdische Erziehung nicht betreten. Das hat lange gedauert, dass ich dann - ganz geheim - doch in eine Kirche ging und dort die Orgel nicht nur gesehen, nicht nur gehört, sogar gespielt habe und ich habe gesagt: Das ist mein Leben, das war eine Liebe auf den ersten Blick."
Nach seiner Bar-Mizwa-Feier erklärte der 13-Jährige selbstbewusst: Er wolle künftig eine Synagoge mit einer Orgel besuchen. Für seine Eltern war das ein Schock, für ihn der Beginn seiner leidenschaftlichen Beziehung zu dem Musikinstrument. Er hat sich auch als Musiker und Dirigent immer auf die synagogale Orgelmusik konzentriert:
"Meine Aufgabe ist es, nicht die Klezmer-Musik, nicht die jiddische Musik, nicht die israelische Musik, sondern die Musik der europäischen Juden von 1810 bis 1938 zu bewahren."
Jene Musik, die mit Israel Jacobson begann, der 1810 in dem Harzstädtchen Seesen zum ersten Mal die Orgel in einem synagogalen Gottesdienst einführte; und die mit der Reichspogromnacht ihr brutales Ende fand.
"Es gibt keine Synagogen mit Orgeln mehr. Wenn in einer Synagoge Sie eine Hammond-Orgel oder eine elektronische Orgel sehen, dann ist das dadurch noch keine Synagogenorgel. Für mich ist eine Synagogenorgel aus der Zeit, in der dann authentisch eine Orgel für die Synagoge gebaut wurde."
Andor Izsak hat einige dieser Orgeln, auf die er auch in christlichen Kirchen stieß, gerettet. So eine Berliner Synagogal-Orgel, die er einer Kirchengemeinde in Rheinland-Pfalz abkaufte und die nun in der Villa Seligmann erklingen wird. Eine andere Orgel kann man im Erdgeschoss bewundern, erläutert der Musikwissenschaftler Heiko Jacobs:
"Das ist der Spieltisch der Budapester Orgel, der größten Synagogenorgel der Welt seinerzeit und der ist jetzt hier aufgebaut, das ist eines der wertvollsten Ausstellungsstücke, die wir hier haben."
Die Villa Seligmann wurde 1906 von dem damaligen Conti-Direktor Siegmund Seligmann erbaut. Für Andor Izsak war es entscheidend, dass er für sein Institut ein jüdisches Haus gefunden hat.
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Musik, die eine unglaublich tiefe Verwurzelung in der jüdischen Religion - denken Sie bitte darüber nach, dass wir Juden nicht beten können, wenn wir nicht singen, wenn wir nicht musizieren, also eine Musik, die unsere Identität bestimmt, muss in einem solchem Juwel wie die Seligmann-Villa aufbewahrt werden."
Jahrelang wurde die großbürgerliche Villa, in der nach der jüdischen Familie Seligmann später die Wehrmacht, städtische Ämter und zum Schluss die Musikschule untergebracht war, aufwendig restauriert.
"In dem großen Esszimmer ist tatsächlich die originale Tapete erhalten: Das heißt, da ist eine Raufasertapete drüber gemacht, dann eine Gipskartonwand, dann wieder eine Raufasertapete, das haben wir dann Schicht für Schicht abgenommen, das Original gefunden, sorgfältig freigelegt, man muss dann schon die Fantasie haben, wie sie vor 100 Jahren aussah, aber sie ist original."
Die Villa mit ihren rund 1000 Quadratmetern ist ein architektonisches Juwel, sagt Heiko Jacobs:
"Man sagt, der Großteil ist Neo-Renaissance, aber wenn man durch die verschiedenen Räume geht, hat man verschiedene Charaktere. Hier stehen wir in einem wunderbaren Salon mit einer wunderbaren Decke, nebenan haben wir einen Salon mit Spiegelwänden, der einen französischen Charakter hat. Also jeder Raum hat seinen eigenen Charakter."
Noch sind die Handwerker im Haus, aber der Direktor des Europäischen Zentrum für Jüdische Musik ist sich sicher: Wenn am Dienstag der Bundespräsident und der Ministerpräsident zur feierlichen Eröffnung kommen, dann erstrahlt die alte jüdische Villa im neuen Glanz. Und Andor Izsak ist seinem Lebensziel, der Bewahrung der alten synagogalen Musik, wieder ein Stück näher gekommen:
"Ich betrachte die jüdische religiöse Musik als einen wesentlichen Bestandteil des europäischen Kulturgutes, europäische Kulturlandschaft gibt es ohne diese Musik nicht, deshalb muss sie wieder hinein."