Ein mutiger Verleger
Ursprünglich wurde beim Hinstorff-Verlag in Rostock niederdeutsche Literatur verlegt - bis in den 60er-Jahren auch aufstrebende Autoren wie Jurek Becker oder Ulrich Plenzdorf begannen, dort zu publizieren. Es war das Verdienst des Verlegers Konrad Reich. Dieses Jahr ist er verstorben.
Die deutsche Literaturlandschaft verliert mit Konrad Reich eine wichtige Stimme, die Verlagswelt einen unternehmerisch-tüchtigen Geist, der in vielen Anfängen seine Berufung lebte: gute Bücher herauszugeben, zu befördern, auch selbst zu schreiben. Seine große Zeit begann 1959, im zehnten Jahr der deutschen Teilung übernahm er den verstaatlichten Hinstorff-Verlag in Rostock, der, 1831 gegründet, vor allem niederdeutsche Literatur ediert hat. Das Werk von Fritz Reuter und John Brinckman hatte hier ein verlegerisches Dach, dazu sorgten Maritimes und Regionales für eine Einbindung in die mecklenburgische Landschaft.
An seiner Seite der jüngste Cheflektor der Zeit: Kurt Batt. Unter Kennern eine Legende. Unter ihrer Ägide hatte die jüngere Literatur in der DDR eine Adresse, wurde die Hansestadt zum Treffpunkt auch für skandinavische Autoren, wurde ein Band zu Verlegern in der Bundesrepublik geknüpft.
Jurek Beckers erschütternder Roman über den Holocaust, "Jakob, der Lügner", erblickte bei Hinstorff 1969 das Licht der Buchwelt. Als der für seinen neuen Ton, diese melancholische Ironie, gelobte Erzähler, sich Themen der DDR-Gegenwart mit "Irreführung der Behörden" oder "Der Boxer" zuwandte, war das breite Kreuz des Verlagsleiters gefragt. Franz Fühmann, Autor des Trakl-Essays "Vor Feuerschlünden" oder des Ungarntagebuches "22 Tage oder Hälfte des Lebens" wurde Hausautor. Rolf Schneider, Fritz Rudolf Fries gingen mit ihren Büchern bei Hinstorff an Bord, Ulrich Plenzdorfs "Die neuen Leiden des jungen W." kamen unter Konrad Reich heraus und auch Klaus Schlesingers Geschichtenband "Berliner Traum" anno 1977.
Ein Entscheidungsjahr, denn es markiert den Schlusspunkt der Hinstorff-Ära für Konrad Reich. Die Folgen der Ausbürgerung Wolf Biermanns 1976 hinterließen tiefe Krater in der Verlagswelt, namhafte Hinstorff-Autoren verließen die DDR. Konrad Reich "überwinterte" als Autor. Er gab die Bücher Ehm Welks heraus, arbeitete über den Bildhauer und Dramatiker Ernst Barlach und unterlief die eigene "innere Emigration" durch Produktivität.
Als er 1990 noch einmal den Hinnstorff-Verlag übernehmen wollte, gab ihm die Treuhand eine Absage. Reich gründete eine eigene Edition, die seit 2006 in den heutigen Hinstorff-Verlag eingegangen ist. Konrad Reich lektorierte die viel beachtete Biografie von Gunnar Decker über Franz Fühmann und gab bei Faber&Faber in Leipzig zusammen mit Elmar Faber die Kinderbuchklassiker der DDR heraus.
Benno Pludras "Die Reise nach Sundevit" war das erklärte Lieblingsbuch des Rostockers Konrad Reich, der in der Edition, die seinen Namen trägt. Mit der Herausgabe von Regionalia über Mecklenburg-Vorpommern und den Ostseeraum lenkte er den Blick auf die landschaftlichen Schönheiten vor der Haustür und bestärkte neues Selbstbewusstsein in dem neu gegründeten Bundesland.
Konrad Reich setzte sich dafür ein, in der DDR geschriebene Literatur nicht zu übersehen, in ihm ist auch die wenig beachtete Leistung von mutigen Verlegern in der DDR zu würdigen.
An seiner Seite der jüngste Cheflektor der Zeit: Kurt Batt. Unter Kennern eine Legende. Unter ihrer Ägide hatte die jüngere Literatur in der DDR eine Adresse, wurde die Hansestadt zum Treffpunkt auch für skandinavische Autoren, wurde ein Band zu Verlegern in der Bundesrepublik geknüpft.
Jurek Beckers erschütternder Roman über den Holocaust, "Jakob, der Lügner", erblickte bei Hinstorff 1969 das Licht der Buchwelt. Als der für seinen neuen Ton, diese melancholische Ironie, gelobte Erzähler, sich Themen der DDR-Gegenwart mit "Irreführung der Behörden" oder "Der Boxer" zuwandte, war das breite Kreuz des Verlagsleiters gefragt. Franz Fühmann, Autor des Trakl-Essays "Vor Feuerschlünden" oder des Ungarntagebuches "22 Tage oder Hälfte des Lebens" wurde Hausautor. Rolf Schneider, Fritz Rudolf Fries gingen mit ihren Büchern bei Hinstorff an Bord, Ulrich Plenzdorfs "Die neuen Leiden des jungen W." kamen unter Konrad Reich heraus und auch Klaus Schlesingers Geschichtenband "Berliner Traum" anno 1977.
Ein Entscheidungsjahr, denn es markiert den Schlusspunkt der Hinstorff-Ära für Konrad Reich. Die Folgen der Ausbürgerung Wolf Biermanns 1976 hinterließen tiefe Krater in der Verlagswelt, namhafte Hinstorff-Autoren verließen die DDR. Konrad Reich "überwinterte" als Autor. Er gab die Bücher Ehm Welks heraus, arbeitete über den Bildhauer und Dramatiker Ernst Barlach und unterlief die eigene "innere Emigration" durch Produktivität.
Als er 1990 noch einmal den Hinnstorff-Verlag übernehmen wollte, gab ihm die Treuhand eine Absage. Reich gründete eine eigene Edition, die seit 2006 in den heutigen Hinstorff-Verlag eingegangen ist. Konrad Reich lektorierte die viel beachtete Biografie von Gunnar Decker über Franz Fühmann und gab bei Faber&Faber in Leipzig zusammen mit Elmar Faber die Kinderbuchklassiker der DDR heraus.
Benno Pludras "Die Reise nach Sundevit" war das erklärte Lieblingsbuch des Rostockers Konrad Reich, der in der Edition, die seinen Namen trägt. Mit der Herausgabe von Regionalia über Mecklenburg-Vorpommern und den Ostseeraum lenkte er den Blick auf die landschaftlichen Schönheiten vor der Haustür und bestärkte neues Selbstbewusstsein in dem neu gegründeten Bundesland.
Konrad Reich setzte sich dafür ein, in der DDR geschriebene Literatur nicht zu übersehen, in ihm ist auch die wenig beachtete Leistung von mutigen Verlegern in der DDR zu würdigen.