Dialog gegen Gewalt
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Können sich Krawalle wie in Frankfurt und Stuttgart in anderen Großstädten wiederholen? In Mannheim gibt es einen sozialpädagogischen Nachtdienst, der zwischen Jugendlichen vermitteln soll. Hendrik Meier sagt, warum seine Arbeit so wichtig ist.
Stuttgart und Frankfurt stehen gerade im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, auf die die Städte sicherlich gerne verzichten würden. Dort spielten sich in den Innenstädten in den zurückliegenden Wochen Krawallszenen ab, die andere Städte derzeit dazu veranlassen, über Präventivmaßnahmen nachzudenken, damit sich solche Ausschreitungen mit Hunderten von Jugendlichen nicht wiederholen.
Die Stadt Mannheim hat die Probleme schon etwas länger im Blick und vor zwei Jahren den Job eines Nachtbürgermeisters eingeführt. Der soll als sozialpädagogischer Dienst in der Nachtschicht zwischen 20 Uhr und 3 Uhr morgens das Partyleben managen und zwischen Feierlustigen, Clubs, Kneipen und Anwohnern vermitteln.
Hendrik Meier hat vor zwei Jahren diese Aufgabe übernommen. Er sagt mit Blick auf die aktuelle Diskussion, dass der Dialog gefördert werden solle. Ein Teil des Problems sei nämlich, "dass wir all diese Orte sozialer Kontrolle, sprich: Jugendzentren und soziokulturelle Zentren, Clubs, Musikspielstätten – all diese Orte, die durch eine Gemeinschaft ein Sicherheitsgefüge entstehen lassen – gerade aktuell nicht haben."
Und vermutlich wird dieser Zustand in der Coronakrise noch länger andauern. Laut Meier bedeute das, dass an großen Plätzen, die eigentlich gar nicht dafür gedacht seien, viele verschiedene Milieus unvermittelt und oft stark alkoholisiert aufeinanderträfen. Das fördere Eskalationen der Gewalt wie in Stuttgart und Frankfurt.
Ausgerechnet Farid Bang im Promovideo gegen Gewalt
Kritik wird derzeit am Düsseldorfer SPD-Oberbürgermeister geübt, weil er mit dem wegen seiner gewaltverherrlichenden und als antisemitisch eingestuften Songtexte umstrittenen Rapper Farid Bang ein Promovideo gegen Gewalt und für mehr Schutz vor Corona drehen ließ.
Meier sagt dazu: "Es steht mir nicht zu, das zu verurteilen. Ich finde es höchstens etwas ungeschickt, dafür jemanden auszuwählen, der solche Botschaften an die jungen Leute vermittelt." Eher würde er Farid Bang für dessen Äußerungen verurteilen als den Kooperationsversuch des Oberbürgermeisters, "dem natürlich das Interesse seiner Stadt und die Gesundheit seiner Bürgerinnen und Bürger am Herzen liegen."
Ein grundsätzliches Problem sei: "Wir", das weiße, meist männliche Bildungsbürgertum, entscheide zumeist, wie öffentliche Plätze genutzt werden sollen, sagt Hendrik Meier. Es sei aber eine Anmaßung, dies für einen großen Teil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund mitzuentscheiden. Wichtig wäre herauszufinden, was diese jungen Leute eigentlich wollten.
(mkn)