Ein Rapper aus DC

Von Carsten Rochow |
Die amerikanischen Album-Charts werden derzeit von Rappern dominiert. Wale, der erste Hiphop-Künstler aus der Hauptstadt der Vereinigten Staaten, hat jetzt mit seinem Album <em>The Gifted</em> Kanye West von der Spitze gekickt.
"Es war einfacher, einen schwarzen Präsidenten zu bekommen, als einen Rapper aus DC," so Wale sinngemäß über die Hiphop-Szene der letzten zehn Jahren in Washington, DC. New York, Chicago, Miami, Los Angeles, das sind die Städte, aus denen Hiphop-Stars kommen. Die US-Hauptstadt hat da so gut wie keine Rolle gespielt.

Und es wäre wohl auch dabei geblieben, wenn Wale - jetzt 28 Jahre alt - nicht so ein Großmaul wäre, das leicht zu Wutausbrüchen neigt. Denn durch Zank und Streit mit Teamkollegen und Trainern war er für sein American Football Stipendium nicht mehr haltbar. Also wendete er sich der Musik zu.

Heute gehört Wale zur neuen Generation von Hiphop-Stars. Sein aktuelles und drittes offizielles Album The Gifted ging direkt auf Nr. 1 der US-Albumcharts. Sicherlich hat auch eine lange Reihe von Gästen wie Weltstar Rihanna, Soulsänger Ne-Yo oder auch Rap-Kollege Wiz Khalifa (um nur einige zu nennen) dazu beigetragen.

Aber "The Gifted" ist auch sein bisher reifstes Werk, was die intelligenten und unterhaltsamen Reime angeht. Er lässt tiefe persönliche Einblicke zu und reflektiert seine Vergangenheit und Herkunft mehr, als auf früheren Platten. Erfreulich ist, dass er dabei ohne tumbes Gangster-Getue auskommt.

Musikalisch setzt Wale vermehrt auf echte Instrumente und Band-Feeling. Natürlich geht es nicht ohne die obligatorischen Songs, die im Club richtig gut funktionieren, basslastig, wuchtig und catchy. Es gibt Kritiker, die meinen, Wale hätte den Erfolg seines neuen Albums dieser ellenlangen Liste an Gaststars zu verdanken.

Da ist mit Sicherheit auch was dran, aber mit den 16 neuen Songs beweist er einmal mehr großes Talent und Vielseitigkeit. Er verfolgt weiterhin sein selbstdefiniertes Ziel, von "gut" über "besser" zu "am besten" zu gelangen. Bei "besser" ist Wale jetzt angekommen.

Wale: The Gifted
Label: Atlantic