Ein schlichtes Gebäude für die Bauhaus-Kunst
Zwischen Nazi-Architektur, Weimarer Klassik und Plattenbauten soll das Neue Bauhaus-Museum stehen. Nach mehreren Ausschreibungsrunden erhielt der funktionale Entwurf der Berliner Architekten Heike Hanada und Benedict Tonon den Zuschlag. In dem Haus sollen ab 2015 Sammlungsstücke aus der Weimarer Bauhaus-Epoche wie Skizzen, Tagebücher, Webteppiche, Möbelstücke und die kunstvollen Marcel-Breuer-Stühle zu sehen. Das Bauhaus gilt als bedeutendste Architektur- und Design-Schule des 20. Jahrhunderts
Minimalistisch, 5 Etagen und in Form eines Quaders – so lässt sich zusammenfassen, was 2015 in Weimar entstehen soll: Das Neue Bauhaus-Museum mit 2.250 Quadratmetern Ausstellungsfläche.
22,6 Millionen Euro sind dafür vorgesehen. Die Architekten Heike Hanada und Benedict Tonon aus Berlin werden es bauen. Markant sollen die Kaskadentreppen werden, so nennt es die Architektin Heike Hanada – und formuliert damit das Muster schräger sichtbarer Ebenen, die den Gast mitnehmen durch die Geschosse:
"Sodass die Blickbeziehungen relativ vielseitig sind, aber ohne Verwirrung zu stiften, weil es tatsächlich ein ganz, ganz klares geometrisches Prinzip ist, was dahinter steckt."
Heike Hanada hat bereits in Weimar gearbeitet und gelebt. Sie unterrichtete als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Bauhaus-Universität. Zurückgekommen ist sie nun mit klaren Vorstellungen eines Gebäudes, das sich der Finanzgrenze von 22 Millionen unterordnen will und doch durch Funktionalität bestechen möchte.
Die Fassade, sagt Hanada, wird mit Licht und Reflexen spielen – aufgrund der Materialien:
"Die Idee ist die, dass man nicht eine vertikale Struktur entwickelt, sondern eine horizontale von sehr schmalen Glasbändern, die auf Metallkonsolen aufgeständert sind und noch mal bedruckt werden mit sehr dünnen schwarzen Linien."
Die Architektin spricht von "Feinheit der Detaillierung" - schlicht und einfach auf den ersten Blick. Durch flächige Leuchtstreifen mittels einer Spezialfolie hinter Glas, ähnlich einer Struktur aus LED-Lampen, wollen die Architekten ein lineares Lichtspiel schaffen.
Außen auf dem Plateau vor dem Eingangsbereich spiegelt dann ein flaches Wasserbecken die Fassade wider.
Das Gebäude soll eine Position zwischen Tradition und Moderne sein, ein Weiterbauen als Transformation.
Der Ort war lange Zeit umstritten. Auch innerhalb der Klassik Stiftung und in der Stadt: Jenes Karree in Bahnhofsnähe und etwa einen Kilometer von der Altstadt entfernt, das architektonisch von dem kolossalen ehemaligen "Gauforum" der Nazis geprägt ist. Gegenüber stehen das Neue Museum, ein Neorenaissance-Bau sowie die 1999 eingeweihte Weimarhalle, ein Konzert- und Tagungsort mit Teich und Park.
Je mehr man darüber nachgedacht habe, umso besser kämen nun – nach langer Phase des Arbeitens und Entscheidens Ort, Idee und das jetzige Projekt zusammen, hieß es heute.
Die Jury des Architekturwettbewerbs hatte sich in der ersten Runde nicht auf einen eindeutigen Sieger einigen können. Die vier Entwürfe der Endrunde sollten nochmals nachgebessert werden. Erst jetzt, im zweiten Anlauf, haben es Heika Hanada und Benedict Tonon geschafft mit dem schlichten Quader. Auch der Präsident der Klassik Stiftung Helmut Seemann scheint begeistert:
"Das es an dieser Stelle ein Gebäude braucht, dass auf den Park reagiert, ganz klar, das ist zentral. Das aber zugleich ein Gebäude ist, das in dem sehr diversifizierten und architektonisch schwierigen Umfeld eine starke eigene Position behauptet."
Es soll sich einfügen in den Park, den Blick öffnen und es soll sich in die Umgebung und ihre Geschichte einfügen. Wolfgang Holler – zuständig für die Museen der Klassik Stiftung – ist überzeugt vom Konzept:
"Also ich glaube, hier zeigt sich sehr gut, dass man Architektur und Raum immer in einer Verbindung sehen kann, die Räume sind nicht unbestimmt, sondern präzise umrissen. Sie sind konturiert, sie erlauben aber auch eine Großzügigkeit, es ist ja ein mittelgroßes Museum, umso wichtiger ist es, dass der Raum seine Wirkung entfalten kann."
10.000 Sammlungsstücke aus der Bauhaus-Epoche besitzt die Klassik Stiftung in den Depots – nun wird ausgewählt, welche der Skizzen, Tagebücher, Webteppiche, Möbelstücke und kunstvollen Marcel-Breuer-Stühle zu sehen sein werden.
Das Museum soll sich von Raum zu Raum erschließen, so wünscht es Wolfgang Holler. Eines, sagt er, soll es nicht sein: Ein traditionelles Museum mit chronologisch aneinander gereihten Möbelstücken. Man würde hier – mit Hilfe der Architektur – gerne flexibel arbeiten, um die Marke, den starken Wert des Bauhauses modern zu nutzen:
"Also das Museum muss in der Stiftung funktionieren und es ist ja ein wichtiger Teil im Kosmos Weimar und da hat es eine neue Präsenz und Wucht, da bin ich überzeugt. Es wird auch den Fokus sehr stark darauf richten, dass der Kosmos, so wir es formuliert haben, natürlich nicht um 1800 endet, sondern in der Jetztzeit und da schlägt es eine fabelhafte Brücke und da kommt der städteräumliche Zusammenhang sehr zum Tragen."
Links bei dradio.de:
"Eine deutliche Aussage gegen alles Spießertum"
Die erste "Dadamenta" in Weimar
"Auch die Bauhäusler hatten Sport im Curriculum"
Die große Bauhaus-Ausstellung zu den Olympischen Spielen in London
Vier Architekten müssen nachbessern
Die Debatte über ein neues Bauhaus-Museum in Weimar
Link zum Thema:
Neues Bauhaus-Museum Weimar
22,6 Millionen Euro sind dafür vorgesehen. Die Architekten Heike Hanada und Benedict Tonon aus Berlin werden es bauen. Markant sollen die Kaskadentreppen werden, so nennt es die Architektin Heike Hanada – und formuliert damit das Muster schräger sichtbarer Ebenen, die den Gast mitnehmen durch die Geschosse:
"Sodass die Blickbeziehungen relativ vielseitig sind, aber ohne Verwirrung zu stiften, weil es tatsächlich ein ganz, ganz klares geometrisches Prinzip ist, was dahinter steckt."
Heike Hanada hat bereits in Weimar gearbeitet und gelebt. Sie unterrichtete als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Bauhaus-Universität. Zurückgekommen ist sie nun mit klaren Vorstellungen eines Gebäudes, das sich der Finanzgrenze von 22 Millionen unterordnen will und doch durch Funktionalität bestechen möchte.
Die Fassade, sagt Hanada, wird mit Licht und Reflexen spielen – aufgrund der Materialien:
"Die Idee ist die, dass man nicht eine vertikale Struktur entwickelt, sondern eine horizontale von sehr schmalen Glasbändern, die auf Metallkonsolen aufgeständert sind und noch mal bedruckt werden mit sehr dünnen schwarzen Linien."
Die Architektin spricht von "Feinheit der Detaillierung" - schlicht und einfach auf den ersten Blick. Durch flächige Leuchtstreifen mittels einer Spezialfolie hinter Glas, ähnlich einer Struktur aus LED-Lampen, wollen die Architekten ein lineares Lichtspiel schaffen.
Außen auf dem Plateau vor dem Eingangsbereich spiegelt dann ein flaches Wasserbecken die Fassade wider.
Das Gebäude soll eine Position zwischen Tradition und Moderne sein, ein Weiterbauen als Transformation.
Der Ort war lange Zeit umstritten. Auch innerhalb der Klassik Stiftung und in der Stadt: Jenes Karree in Bahnhofsnähe und etwa einen Kilometer von der Altstadt entfernt, das architektonisch von dem kolossalen ehemaligen "Gauforum" der Nazis geprägt ist. Gegenüber stehen das Neue Museum, ein Neorenaissance-Bau sowie die 1999 eingeweihte Weimarhalle, ein Konzert- und Tagungsort mit Teich und Park.
Je mehr man darüber nachgedacht habe, umso besser kämen nun – nach langer Phase des Arbeitens und Entscheidens Ort, Idee und das jetzige Projekt zusammen, hieß es heute.
Die Jury des Architekturwettbewerbs hatte sich in der ersten Runde nicht auf einen eindeutigen Sieger einigen können. Die vier Entwürfe der Endrunde sollten nochmals nachgebessert werden. Erst jetzt, im zweiten Anlauf, haben es Heika Hanada und Benedict Tonon geschafft mit dem schlichten Quader. Auch der Präsident der Klassik Stiftung Helmut Seemann scheint begeistert:
"Das es an dieser Stelle ein Gebäude braucht, dass auf den Park reagiert, ganz klar, das ist zentral. Das aber zugleich ein Gebäude ist, das in dem sehr diversifizierten und architektonisch schwierigen Umfeld eine starke eigene Position behauptet."
Es soll sich einfügen in den Park, den Blick öffnen und es soll sich in die Umgebung und ihre Geschichte einfügen. Wolfgang Holler – zuständig für die Museen der Klassik Stiftung – ist überzeugt vom Konzept:
"Also ich glaube, hier zeigt sich sehr gut, dass man Architektur und Raum immer in einer Verbindung sehen kann, die Räume sind nicht unbestimmt, sondern präzise umrissen. Sie sind konturiert, sie erlauben aber auch eine Großzügigkeit, es ist ja ein mittelgroßes Museum, umso wichtiger ist es, dass der Raum seine Wirkung entfalten kann."
10.000 Sammlungsstücke aus der Bauhaus-Epoche besitzt die Klassik Stiftung in den Depots – nun wird ausgewählt, welche der Skizzen, Tagebücher, Webteppiche, Möbelstücke und kunstvollen Marcel-Breuer-Stühle zu sehen sein werden.
Das Museum soll sich von Raum zu Raum erschließen, so wünscht es Wolfgang Holler. Eines, sagt er, soll es nicht sein: Ein traditionelles Museum mit chronologisch aneinander gereihten Möbelstücken. Man würde hier – mit Hilfe der Architektur – gerne flexibel arbeiten, um die Marke, den starken Wert des Bauhauses modern zu nutzen:
"Also das Museum muss in der Stiftung funktionieren und es ist ja ein wichtiger Teil im Kosmos Weimar und da hat es eine neue Präsenz und Wucht, da bin ich überzeugt. Es wird auch den Fokus sehr stark darauf richten, dass der Kosmos, so wir es formuliert haben, natürlich nicht um 1800 endet, sondern in der Jetztzeit und da schlägt es eine fabelhafte Brücke und da kommt der städteräumliche Zusammenhang sehr zum Tragen."
Links bei dradio.de:
"Eine deutliche Aussage gegen alles Spießertum"
Die erste "Dadamenta" in Weimar
"Auch die Bauhäusler hatten Sport im Curriculum"
Die große Bauhaus-Ausstellung zu den Olympischen Spielen in London
Vier Architekten müssen nachbessern
Die Debatte über ein neues Bauhaus-Museum in Weimar
Link zum Thema:
Neues Bauhaus-Museum Weimar