Ein Schlummermärchen
Der Autor Ferenc Molnárs nannte Liliom "ein Schlummermärchen". Viktor Bodó hat das Stück als Traum voll surrealer Überraschungen und poetischer Sentimentalitäten inszeniert; zu sehen im Schauspielhaus Graz.
Wenn der Ungarn Viktor Bodó ungefähr 100 Jahre nach der verunglückten Uraufführung in Budapest Liliom als stilles leises Märchen erzählt, dann kann er sich auf eine Vorstufe dieses später international erfolgreichsten ungarischen Theaterstücks berufen: Molnár hat Liliom aus einer Novelle entwickelt, die er "ein Schlummermärchen" nannte. Liliom müsse von den "alten und müden Eltern" den "braven und kleinen Kindern" so erzählt werden, erklärt Molnár, dass die Kinder am Schluss einschlafen. Vielleicht auch, weil dann den Helden des Märchens, den Leute-Verzauberer und Jahrmarkts-Hallodri Liliom endgültig der Teufel holt und er in der Hölle schmoren muss?
Kein Volksstück, kein Sozialdrama im Arbeitermilieu zeigt Viktor Bodós Inszenierung. Liliom scheint für ihn eine nahtlose Fortsetzung von Franz Kafkas Prozess und Lewis Carolls Alice im Wunderland zu sein, die er zuvor inszenierte: die riesigen Aktenberge mit kauzigen himmlischen Dienern im Jenseits, die ein wenig unheimlichen Märchenfiguren im Diesseits. Denn so sehr auch am alten Herdofen das Wasser naturalistisch brodelt, kriecht da nicht auch ein märchenhafter Käfer an der Wand? Warum tropft es von der Decke? Woher kommen die großen Schatten? Und warum flüstert der einäugige Polizeibeamte so heiser?
Bodó lädt im großräumigen Bühnenbild von Pascal Raich die Geschichte immer wieder surreal auf. Auch lässt er sie nicht vor dem Karussell des Wiener Praters spielen: Das Theater mit Zuschauerraum selbst ist das Welt-Ringelspiel, in dem der Jahrmarktsausschreier Liliom seine Zuschauer mit poesievollen Bühnentricks bezaubert.
Das Liebes- und Ehepaar Liliom und Julie wirken dabei wie Kinder, sehr jung, schlank, sympathisch ein wenig verlegen, aber mit starkem leisem Selbstbewusstsein - Jan Thümer und Kata Petö scheinen dafür eine Idealbesetzung. Vor allem die junge ungarische Schauspielerin, die hin und wieder für kurze Momente auch vom Deutschen ins Ungarische wechselt, berührt in ihrer selbstsicheren staunenden Verliebtheit. Seine Figuren kommentiert und interpretiert Bodó also nicht, sie sind von Anfang an unschuldig, selbst dann, wenn Julie sich von Liliom verprügeln lässt.
Nicht zu vergessen ist die betörende Kaffeehausmusik im Orchestergraben, die der Jazzpianist Klaus von Heydenaber für ein kleines Orchester arrangiert hat - Akkordeon, Piano, Zymbal und Geige - keine Schauspielbegleitmusik. Man kann sich ganz auf sie konzentrieren. Denn wenn die Musik erklingt, wird es dunkel im Zuschauerraum und der Vorhang heruntergelassen.
Mag schon sein, hin und wieder zieht sich der lange Theaterabend trotz seiner surrealen Überraschungen und wird zu poetisch sentimental. Aber sollen wir nicht, wie Ferenc Molnár meinte, bei Liliom staunen, träumen und schließlich einschlummern?
Kein Volksstück, kein Sozialdrama im Arbeitermilieu zeigt Viktor Bodós Inszenierung. Liliom scheint für ihn eine nahtlose Fortsetzung von Franz Kafkas Prozess und Lewis Carolls Alice im Wunderland zu sein, die er zuvor inszenierte: die riesigen Aktenberge mit kauzigen himmlischen Dienern im Jenseits, die ein wenig unheimlichen Märchenfiguren im Diesseits. Denn so sehr auch am alten Herdofen das Wasser naturalistisch brodelt, kriecht da nicht auch ein märchenhafter Käfer an der Wand? Warum tropft es von der Decke? Woher kommen die großen Schatten? Und warum flüstert der einäugige Polizeibeamte so heiser?
Bodó lädt im großräumigen Bühnenbild von Pascal Raich die Geschichte immer wieder surreal auf. Auch lässt er sie nicht vor dem Karussell des Wiener Praters spielen: Das Theater mit Zuschauerraum selbst ist das Welt-Ringelspiel, in dem der Jahrmarktsausschreier Liliom seine Zuschauer mit poesievollen Bühnentricks bezaubert.
Das Liebes- und Ehepaar Liliom und Julie wirken dabei wie Kinder, sehr jung, schlank, sympathisch ein wenig verlegen, aber mit starkem leisem Selbstbewusstsein - Jan Thümer und Kata Petö scheinen dafür eine Idealbesetzung. Vor allem die junge ungarische Schauspielerin, die hin und wieder für kurze Momente auch vom Deutschen ins Ungarische wechselt, berührt in ihrer selbstsicheren staunenden Verliebtheit. Seine Figuren kommentiert und interpretiert Bodó also nicht, sie sind von Anfang an unschuldig, selbst dann, wenn Julie sich von Liliom verprügeln lässt.
Nicht zu vergessen ist die betörende Kaffeehausmusik im Orchestergraben, die der Jazzpianist Klaus von Heydenaber für ein kleines Orchester arrangiert hat - Akkordeon, Piano, Zymbal und Geige - keine Schauspielbegleitmusik. Man kann sich ganz auf sie konzentrieren. Denn wenn die Musik erklingt, wird es dunkel im Zuschauerraum und der Vorhang heruntergelassen.
Mag schon sein, hin und wieder zieht sich der lange Theaterabend trotz seiner surrealen Überraschungen und wird zu poetisch sentimental. Aber sollen wir nicht, wie Ferenc Molnár meinte, bei Liliom staunen, träumen und schließlich einschlummern?