Ein schöner Abend zum Gruseln
Dirigent Colin Davis, lange Staatskapellmeister in Dresden, trifft in London genau den geheimnisvoll-hörnergesättigten Tonfall des Komponisten Engelbert Humperdinck. Neben einem Grusel-Faktor gibt es in dieser Umsetzung der Märchenoper "Hänsel und Gretel" auch etwas zu lachen. Die Hexe kommt zum Beispiel mit einem Rollator auf die Bühne.
Im Programmheft der königlichen Oper Covent Garden wird den englischen Kindern erklärt, wie es in einem deutschen Wald so zugeht. Dass dort Zwerge wohnen, denen man besser nicht zu nahetritt, weil sie schnell beleidigt sind, und Förster, die jeden Weg und Steg kennen, Hexen natürlich auch.
All das ist in England weitgehend unbekannt, hier ist der Wald kein mystischer Ort, in dem das Unbewusste zu Tage tritt. Und doch trifft das Orchester von Covent Garden den geheimnisvoll-hörnergesättigten Tonfall, den satten Streichklang Humperdincks. Schließlich war der Dirigent Colin Davis viele Jahre Staatskapellmeister in Dresden und weiß absolut stilsicher, wie diese an Wagner geschulte Polyphonie klingen muss.
Mit Thomas Allen und Elizabeth Connell als Elternpaar, vor allem aber mit Angelika Kirchschlager und Diana Damrau als Hänsel und Gretel hat Covent Garden die derzeit wohl beste denkbare Besetzung beisammen. Diana Damrau singt die Gretel mädchenhaft unschuldig, gestaltet die kindlichen Sorgen und Nöte so unmittelbar berührend, dass nur eine Künstlerin vom Range Angelika Kirchschlagers ihr als Hänsel das Wasser reichen kann. Der Abendsegen wird zu einer Sternstunde des gemeinsamen Musizierens.
Die Regisseure Moshe Leiser und Patrice Caurier erzählen das Märchen mit Anspielungen auf die örtliche Unterschicht. Der Vater bringt seine Einkäufe in Tüten englischer Discounter mit, das Viertelpfund Kaffee ist der in England sehr beliebte Instantkaffee. Auch sonst gibt es einiges zu lachen. Das Taumännchen ist eine üppige Märchenprinzessin mit Putzfimmel und die Knusperhexe kommt mit dem Rollator auf die Bühne. Die Pantomime zum Abendsegen gipfelt darin, dass Hänsel und Gretel von ihren Eltern endlich etwas zu essen kriegen. So wird gleichzeitig der mögliche Kitsch der 14 Engel unterspielt und der Fokus auf das zentrale Motiv des Märchens gelegt, nämlich den Hunger.
Allerdings ist das Bühnenbild von Christian Fenouillat ein weitgehend atmosphärefreier Kasten mit aufgemaltem Wald, der nie eine bedrohliche Qualität entwickelt. Erst wenn im Hexenhaus die gut abgehangenen Kinderleichen darauf warten, im Backofen zu knusprigem Essen gebraten zu werden, stellt sich wieder ein leichter Gruselfaktor ein. Und natürlich beim Gesang der wohl ältesten, aber deshalb nicht minder faszinierenden Rollendebütantin des Abends, Anja Silja als Knusperhexe. Wer da das Gruseln nicht lernt, dem ist nicht mehr zu helfen.
All das ist in England weitgehend unbekannt, hier ist der Wald kein mystischer Ort, in dem das Unbewusste zu Tage tritt. Und doch trifft das Orchester von Covent Garden den geheimnisvoll-hörnergesättigten Tonfall, den satten Streichklang Humperdincks. Schließlich war der Dirigent Colin Davis viele Jahre Staatskapellmeister in Dresden und weiß absolut stilsicher, wie diese an Wagner geschulte Polyphonie klingen muss.
Mit Thomas Allen und Elizabeth Connell als Elternpaar, vor allem aber mit Angelika Kirchschlager und Diana Damrau als Hänsel und Gretel hat Covent Garden die derzeit wohl beste denkbare Besetzung beisammen. Diana Damrau singt die Gretel mädchenhaft unschuldig, gestaltet die kindlichen Sorgen und Nöte so unmittelbar berührend, dass nur eine Künstlerin vom Range Angelika Kirchschlagers ihr als Hänsel das Wasser reichen kann. Der Abendsegen wird zu einer Sternstunde des gemeinsamen Musizierens.
Die Regisseure Moshe Leiser und Patrice Caurier erzählen das Märchen mit Anspielungen auf die örtliche Unterschicht. Der Vater bringt seine Einkäufe in Tüten englischer Discounter mit, das Viertelpfund Kaffee ist der in England sehr beliebte Instantkaffee. Auch sonst gibt es einiges zu lachen. Das Taumännchen ist eine üppige Märchenprinzessin mit Putzfimmel und die Knusperhexe kommt mit dem Rollator auf die Bühne. Die Pantomime zum Abendsegen gipfelt darin, dass Hänsel und Gretel von ihren Eltern endlich etwas zu essen kriegen. So wird gleichzeitig der mögliche Kitsch der 14 Engel unterspielt und der Fokus auf das zentrale Motiv des Märchens gelegt, nämlich den Hunger.
Allerdings ist das Bühnenbild von Christian Fenouillat ein weitgehend atmosphärefreier Kasten mit aufgemaltem Wald, der nie eine bedrohliche Qualität entwickelt. Erst wenn im Hexenhaus die gut abgehangenen Kinderleichen darauf warten, im Backofen zu knusprigem Essen gebraten zu werden, stellt sich wieder ein leichter Gruselfaktor ein. Und natürlich beim Gesang der wohl ältesten, aber deshalb nicht minder faszinierenden Rollendebütantin des Abends, Anja Silja als Knusperhexe. Wer da das Gruseln nicht lernt, dem ist nicht mehr zu helfen.