Ein Spiegel vertauscht vorn und hinten
Wissen auf die Schnelle verspricht Brian Clegg in seinem Buch "Physik für Eierköpfe", und er beantwortet Fragen wie: Was ist ein Isotop? Woraus besteht Plasma? Womit beschäftigt sich die Quantenelektrodynamik?
Wofür steht die Formel E = mc²? Was ist Beschleunigung oder potenzielle Energie? – Leicht verständliche Wissenschaft von Materie über Relativität bis Zeitreisen.
Der auf dem Cover prangende Untertitel "Wissenschaft in 60 Sekunden" ist dabei (fast) ernst gemeint. Exakt zwei Seiten, die in wenigen Minuten gelesen sind, widmet Brian Clegg jedem Artikel in seinem Buch. Zu wenig Platz, um ganze Theorien zu erklären, aber genug Raum, um schlaglichtartig zentrale Begriffe der Physik zu erhellen. Verteilt auf die sechs Themengebiete Materie, Quantentheorie, Licht, Relativität, Kräfte und Energie, hat der Leser 100 Einzelartikel vor sich, deren Aufbau stets der gleiche ist. Sie folgen einer Dreiteilung: Zuerst ein Abschnitt über die Basics, dann ein paar Worte zu den "Grenzen des Wissens" und zuletzt ein paar unterhaltsame, kurze "Fakten zum Angeben". Die heißen im englischen Original "cocktail party tidbits", und wer weiß schon, auf welcher Feier man beizeiten mit dem Wissen glänzen kann, dass Gasmoleküle sich mit 1800 km/h durch die Luft bewegen, eine heiße Tasse Kaffee etwas schwerer ist als eine kalte oder ein Spiegel nicht rechts und links vertauscht, sondern vorne und hinten!
Diese kurzen Anekdoten machen sicherlich das Salz in der Suppe dieses Buches aus. Die vorangestellten Erklärungen fassen kurz und knapp die wichtigsten Stichworte zusammen, etwa wenn es um den Inhalt der Kopenhagener Deutung der Quantenmechanik oder den Urknall geht. Aber es kommen nicht nur komplizierte Theoriekonzepte zur Sprache. Auch ganz grundlegende Größen der Physik werden erklärt. Was ist Materie, Licht, Kraft, Arbeit, Reibung, Wärme, Schall?
Die meisten Artikel sind leichtfüßig geschrieben, bieten interessante Beispiele oder reißen historische Hintergründe an. Nur manchmal rutschen sie auf das Niveau in Worte gefasster Formeln ab, was die Erklärungen nicht besonders griffig macht: "Da mechanische Arbeit das Produkt aus der eingesetzten Kraft und der zurückgelegten Entfernung ist und Leistung Arbeit geteilt durch Zeit ist, bedeutet Leistung auch Kraft mal zurückgelegte Entfernung innerhalb eines bestimmten Zeitraums – also Kraft mal Geschwindigkeit." Noch Fragen?
Ja, zum Beispiel: Für wen sind diese kurzen Erklärungen eigentlich gedacht? Zur Einführung sind sie nicht breit genug, zur Auffrischung gehen sie nicht weit genug in die Tiefe. "Physik für Eierköpfe" ist ein Buch, das nichts falsch macht, aber dennoch nicht weiß, wo es hin will. Es kommt als schnörkelloses Nachschlagewerk ohne Extras daher, ohne Vorwort, Nachwort, Fußnoten oder Literaturapparat. Es könnte ein prosaisches Lexikon physikalischer Grundbegriffe sein – wenn es denn alphabetisch geordnet wäre. So bleibt es vor allem ein kurzweiliger Zeitvertreib für die kurze Dosis Wissenschaft zwischendurch.
Besprochen von Gerrit Stratmann
Brian Clegg: Physik für Eierköpfe. Wissenschaft in 60 Sekunden
Aus dem Englischen von Hucky Maier
Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2011
221 Seiten, 8,99 Euro
Der auf dem Cover prangende Untertitel "Wissenschaft in 60 Sekunden" ist dabei (fast) ernst gemeint. Exakt zwei Seiten, die in wenigen Minuten gelesen sind, widmet Brian Clegg jedem Artikel in seinem Buch. Zu wenig Platz, um ganze Theorien zu erklären, aber genug Raum, um schlaglichtartig zentrale Begriffe der Physik zu erhellen. Verteilt auf die sechs Themengebiete Materie, Quantentheorie, Licht, Relativität, Kräfte und Energie, hat der Leser 100 Einzelartikel vor sich, deren Aufbau stets der gleiche ist. Sie folgen einer Dreiteilung: Zuerst ein Abschnitt über die Basics, dann ein paar Worte zu den "Grenzen des Wissens" und zuletzt ein paar unterhaltsame, kurze "Fakten zum Angeben". Die heißen im englischen Original "cocktail party tidbits", und wer weiß schon, auf welcher Feier man beizeiten mit dem Wissen glänzen kann, dass Gasmoleküle sich mit 1800 km/h durch die Luft bewegen, eine heiße Tasse Kaffee etwas schwerer ist als eine kalte oder ein Spiegel nicht rechts und links vertauscht, sondern vorne und hinten!
Diese kurzen Anekdoten machen sicherlich das Salz in der Suppe dieses Buches aus. Die vorangestellten Erklärungen fassen kurz und knapp die wichtigsten Stichworte zusammen, etwa wenn es um den Inhalt der Kopenhagener Deutung der Quantenmechanik oder den Urknall geht. Aber es kommen nicht nur komplizierte Theoriekonzepte zur Sprache. Auch ganz grundlegende Größen der Physik werden erklärt. Was ist Materie, Licht, Kraft, Arbeit, Reibung, Wärme, Schall?
Die meisten Artikel sind leichtfüßig geschrieben, bieten interessante Beispiele oder reißen historische Hintergründe an. Nur manchmal rutschen sie auf das Niveau in Worte gefasster Formeln ab, was die Erklärungen nicht besonders griffig macht: "Da mechanische Arbeit das Produkt aus der eingesetzten Kraft und der zurückgelegten Entfernung ist und Leistung Arbeit geteilt durch Zeit ist, bedeutet Leistung auch Kraft mal zurückgelegte Entfernung innerhalb eines bestimmten Zeitraums – also Kraft mal Geschwindigkeit." Noch Fragen?
Ja, zum Beispiel: Für wen sind diese kurzen Erklärungen eigentlich gedacht? Zur Einführung sind sie nicht breit genug, zur Auffrischung gehen sie nicht weit genug in die Tiefe. "Physik für Eierköpfe" ist ein Buch, das nichts falsch macht, aber dennoch nicht weiß, wo es hin will. Es kommt als schnörkelloses Nachschlagewerk ohne Extras daher, ohne Vorwort, Nachwort, Fußnoten oder Literaturapparat. Es könnte ein prosaisches Lexikon physikalischer Grundbegriffe sein – wenn es denn alphabetisch geordnet wäre. So bleibt es vor allem ein kurzweiliger Zeitvertreib für die kurze Dosis Wissenschaft zwischendurch.
Besprochen von Gerrit Stratmann
Brian Clegg: Physik für Eierköpfe. Wissenschaft in 60 Sekunden
Aus dem Englischen von Hucky Maier
Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2011
221 Seiten, 8,99 Euro