Ein Staatsmann führt Regie
Tschechiens ehemaliger Präsident Vaclav Havel erfüllt sich einen Lebenstraum. Bei der Verfilmung seines Bühnenstücks "Abgang" führt der 74-Jährige erstmals selbst Regie. Ein Blick hinter die Kulissen.
"Kamera läuft. Und Action!"
Vaclav Havel sitzt, umringt von Fotografen und Kameramännern, auf der Terrasse der Art-Deco-Villa Cerych. Auf dem Regisseurssessel prangt sein Name. Ein ungewohnter Anblick. Es ist das erste Mal, dass Havel in die Rolle des Regisseurs schlüpft. Am Treppenabsatz bereiten sich die Schauspieler auf die erste Einstellung des Tages vor. Vaclav Havel verfolgt auf einem Monitor jeden ihrer Schritte.
"Das machen wir gleich nochmal", ruft Regisseur Havel dem Schauspieler zu, der den Bodyguard in "Abgang" spielt. Der nickt zustimmend. Dann greift er kurzerhand in die Taschen seines Anzuges, holt zwei Pistolen hervor, eine schnelle Bewegung nach links und rechts folgt – und die Szene ist im Kasten.
"Vielleicht wiederhole ich mich, aber mit diesem Film erfülle ich mir einen lang gehegten Traum."
Filmregisseur zu sein, das habe er sich bereits als Kind immer gewünscht, erzählt Havel. Aufgrund der politischen Situation in der Tschechoslowakei der Fünfziger- und Sechzigerjahre war ein Studium an der Filmhochschule aber ausgeschlossen. Stattdessen wurde er zunächst Chemie-Laborant, später Schriftsteller, Wortführer der Charta 77 und schließlich tschechischer Präsident. Mit fast 74 Jahren feiert er nun sein Regie-Debut.
"Im Grunde genommen hatte ich bislang vom Film herzlich wenig Ahnung", gesteht Havel in gewohnt bescheidener Manier. "Ich habe eher zu den Leuten gehört, die glauben, ein zweistündiger Spielfilm müsse in vier Stunden fertig gedreht sein."
Trotz seiner mangelnden Film-Erfahrung hält Havel das Zepter am Set offenbar genauso fest in der Hand wie auf der politischen Bühne. In seinem neuen Job ist das Regieführen aber offenbar einfacher als in der hohen Politik:
"Ich bin manches Mal überrascht, wie gut das hier funktioniert. Manchmal stolziere ich hier nur so umher, dann habe ich plötzlich einen Einfall und teile ihm demjenigen mit, der gerade neben mir steht. Am nächsten Morgen stelle ich dann erstaunt fest, dass die Idee bereits umgesetzt ist. Das war in der Politik eindeutig anders."
Und um Politik geht es auch in dem Stück "Abgang", das der ehemalige Präsident nun filmisch umsetzt. Macht und Machtverlust sind das Thema. Die Hauptfigur Dr. Vilem Rieger muss nach langjähriger Amtszeit seinen Posten als Kanzler räumen und kann sich mit dem herben Verlust nicht abfinden. Gleichzeitig hat die neue Situation private Konsequenzen für ihn. Die Beziehung zu seiner Lebensgefährtin Irena gerät in eine Krise. Gespielt wird Irena von Havels zweiter Ehefrau Dagmar:
"Meine Irena wird eine ganz andere sein, als die, die ich bei den verschiedenen Inszenierungen von 'Der Abgang' auf der Bühne gesehen habe."
Havel hat bereits beim Schreiben seines Stücks vor vier Jahren an seine Frau in der Rolle der Irena gedacht. Sie ist ihr also auf den Leib geschrieben. Auch bei der Besetzung des Vilem Rieger hatte er schon beim Schreiben eine klare Vorstellung. Josef Abrham hat freudig angenommen:
"Ich habe mich sehr auf die Dreharbeiten gefreut. Gleichzeitig war ich auch gespannt, wie die Zusammenarbeit aussehen würde. Ich schätze die Arbeitsweise des Präsidenten inzwischen sehr. Er arbeitet mit größter Präzision."
Abrhams Kollegen am Set stimmen ihm zu. Die Tatsache, dass es der ehemalige Präsident ist, der hier Regie führt, bringt aber manches mal selbst gestandene Bühnenprofis ins Straucheln, erzählt Jaroslav Boucek, der Produzent des Filmes:
"Alle Schauspieler hier haben großen Respekt vor Vaclav Havel. Das hat am Anfang aber zu komischen Situationen geführt. Zum Beispiel Jiri Labus, bekannt als der Rumburak in der Serie Arabella, hat vor lauter Aufregung seinen Text vergessen, als er das erste Mal vor Havel stand."
Noch knappe vier Wochen Dreharbeiten, dann geht es in den Schnitt. Filmfans und Kritiker können sich im Frühjahr von Havels Qualitäten als Filmregisseur überzeugen. Die Kino-Premiere ist für kommenden März geplant.
Vaclav Havel sitzt, umringt von Fotografen und Kameramännern, auf der Terrasse der Art-Deco-Villa Cerych. Auf dem Regisseurssessel prangt sein Name. Ein ungewohnter Anblick. Es ist das erste Mal, dass Havel in die Rolle des Regisseurs schlüpft. Am Treppenabsatz bereiten sich die Schauspieler auf die erste Einstellung des Tages vor. Vaclav Havel verfolgt auf einem Monitor jeden ihrer Schritte.
"Das machen wir gleich nochmal", ruft Regisseur Havel dem Schauspieler zu, der den Bodyguard in "Abgang" spielt. Der nickt zustimmend. Dann greift er kurzerhand in die Taschen seines Anzuges, holt zwei Pistolen hervor, eine schnelle Bewegung nach links und rechts folgt – und die Szene ist im Kasten.
"Vielleicht wiederhole ich mich, aber mit diesem Film erfülle ich mir einen lang gehegten Traum."
Filmregisseur zu sein, das habe er sich bereits als Kind immer gewünscht, erzählt Havel. Aufgrund der politischen Situation in der Tschechoslowakei der Fünfziger- und Sechzigerjahre war ein Studium an der Filmhochschule aber ausgeschlossen. Stattdessen wurde er zunächst Chemie-Laborant, später Schriftsteller, Wortführer der Charta 77 und schließlich tschechischer Präsident. Mit fast 74 Jahren feiert er nun sein Regie-Debut.
"Im Grunde genommen hatte ich bislang vom Film herzlich wenig Ahnung", gesteht Havel in gewohnt bescheidener Manier. "Ich habe eher zu den Leuten gehört, die glauben, ein zweistündiger Spielfilm müsse in vier Stunden fertig gedreht sein."
Trotz seiner mangelnden Film-Erfahrung hält Havel das Zepter am Set offenbar genauso fest in der Hand wie auf der politischen Bühne. In seinem neuen Job ist das Regieführen aber offenbar einfacher als in der hohen Politik:
"Ich bin manches Mal überrascht, wie gut das hier funktioniert. Manchmal stolziere ich hier nur so umher, dann habe ich plötzlich einen Einfall und teile ihm demjenigen mit, der gerade neben mir steht. Am nächsten Morgen stelle ich dann erstaunt fest, dass die Idee bereits umgesetzt ist. Das war in der Politik eindeutig anders."
Und um Politik geht es auch in dem Stück "Abgang", das der ehemalige Präsident nun filmisch umsetzt. Macht und Machtverlust sind das Thema. Die Hauptfigur Dr. Vilem Rieger muss nach langjähriger Amtszeit seinen Posten als Kanzler räumen und kann sich mit dem herben Verlust nicht abfinden. Gleichzeitig hat die neue Situation private Konsequenzen für ihn. Die Beziehung zu seiner Lebensgefährtin Irena gerät in eine Krise. Gespielt wird Irena von Havels zweiter Ehefrau Dagmar:
"Meine Irena wird eine ganz andere sein, als die, die ich bei den verschiedenen Inszenierungen von 'Der Abgang' auf der Bühne gesehen habe."
Havel hat bereits beim Schreiben seines Stücks vor vier Jahren an seine Frau in der Rolle der Irena gedacht. Sie ist ihr also auf den Leib geschrieben. Auch bei der Besetzung des Vilem Rieger hatte er schon beim Schreiben eine klare Vorstellung. Josef Abrham hat freudig angenommen:
"Ich habe mich sehr auf die Dreharbeiten gefreut. Gleichzeitig war ich auch gespannt, wie die Zusammenarbeit aussehen würde. Ich schätze die Arbeitsweise des Präsidenten inzwischen sehr. Er arbeitet mit größter Präzision."
Abrhams Kollegen am Set stimmen ihm zu. Die Tatsache, dass es der ehemalige Präsident ist, der hier Regie führt, bringt aber manches mal selbst gestandene Bühnenprofis ins Straucheln, erzählt Jaroslav Boucek, der Produzent des Filmes:
"Alle Schauspieler hier haben großen Respekt vor Vaclav Havel. Das hat am Anfang aber zu komischen Situationen geführt. Zum Beispiel Jiri Labus, bekannt als der Rumburak in der Serie Arabella, hat vor lauter Aufregung seinen Text vergessen, als er das erste Mal vor Havel stand."
Noch knappe vier Wochen Dreharbeiten, dann geht es in den Schnitt. Filmfans und Kritiker können sich im Frühjahr von Havels Qualitäten als Filmregisseur überzeugen. Die Kino-Premiere ist für kommenden März geplant.