Ein Stück Heimat
In Russland feiert man Weihnachten zwei Wochen später als in den anderen christlichen Ländern. Auch viele Russisch-Orthodoxe in Deutschland halten an dieser Traditionen fest.
"Weihnachten ist ein Familienfest, das wir zu Hause mit der Familie feiern. Wir machen ein schönes Abendessen. Mein Kind bekommt von mir ein Geschenk und ich erzähle ihm, was das ist - russisch-orthodoxe Weihnachten."
Für diese junge Frau aus Russland ist Weihnachten ein Stück ihrer Heimat und ihrer Tradition, obwohl Weihnachten in Russland erst seit kurzer Zeit wieder offiziell gefeiert wird. Jahrzehnte lang wurde in der Sowjetunion jegliches kirchliche Feiern wenn nicht ausdrücklich verboten, so doch von Parteiseite missbilligt. Seit der Perestrojka und der Renaissance der Orthodoxie ist Weihnachten in Russland wieder erlaubt. Der 7. und 8. Januar sind offizielle Feiertage und damit arbeitsfrei.
Auch in den Jahren des staatlich verordneten Atheismus wurde Weihnachten in gläubigen Familien gefeiert, erzählt Pater Nikolaj, Priester der russisch-orthodoxen Gemeinde des Moskauer Patriarchates in München:
"Ich erinnere mich an meine Kindheit – da mussten wir alle am Heiligen Abend zum Abendgebet in die Kirche. Und wir haben uns bemüht, an diesem Tag nichts zu essen - bis zum Aufgehen des ersten Sterns. Das hängt natürlich davon ab, ob man die Kraft dazu hat. Ich versuche es nach wie vor, und wenn mir das strenge Fasten am Vorweihnachtstag gelingt, dann ist das Fest irgendwie etwas Besonderes."
Die weihnachtliche Fastenzeit dauert in der russischen Orthodoxie 40 Tage - bis zum Heiligen Abend am 6. Januar. Beim Weihnachtsfasten wird auf Fleisch, Eier und Milchspeisen verzichtet, die Seele mit intensiven Gebeten gereinigt.
Die Mitglieder der Münchener russisch-orthodoxen Gemeinde versuchen, sich an die Regeln zu halten. Alexander Fedorow fastet die ganzen 40 Tage lang:
"Man weiß, dass in 40 Tagen ein großes Fest kommt und man bereitet sich darauf vor, körperlich wie geistig. Vor allem freue ich mich auf den nächtlichen Gottesdienst. Und am ersten Sonntag nach Weihnachten feiern wir unser Gemeindefest. Da zeigen Kinder Szenen aus russischen Märchen, dann feiern die Kinder das Weihnachtsfest und danach gibt es eine große gemeinsame Feier an einem langen Tisch, mit einer richtig schönen Feststimmung."
Mit alten Weihnachtschorgesängen ist der Gottesdienst in der Heiligen Nacht ein besonders feierlicher Moment im Kirchenjahr. Nur ist der 7.1. in Deutschland ein normaler Arbeitstag, wenn er nicht gerade auf das Wochenende fällt. So können nicht alle Gemeindemitglieder in der Heiligen Nacht in die Kirche gehen. Die meisten versuchen wenigstens, am Abend des 7. Januars einen üppigen Tisch zu decken - mit Spanferkel oder Gänsebraten. Und natürlich dürfen die typischen russischen Vorspeisen nicht fehlen:
"Zu uns kommen am ersten Weihnachtstag unsere Freunde und Verwandten, es wird ein festlicher Tisch gedeckt, es gibt unsere traditionellen Salate, mit Öl und mit Mayonnaise, Hering mit Roter Beete, Eingelegtes, vielleicht auch Kaviar. So wie früher zuhause. Obwohl mein Mann Deutscher ist, mag er diese Weihnachtsgerichte auch sehr."
Katja feiert Weihnachten zwei Mal – ein Mal mit den Verwandten des katholischen Ehemanns und ein Mal in der Nacht vom 6. auf den 7. Januar:
"Wir werden zusammen in die russisch-orthodoxe Kirche gehen, an der Nachtvesper teilnehmen. Und dann ist schon Tradition, dass sich unsere Gemeinde an einem großen Tisch versammelt. Es gibt einen Tannenbaum für die Kinder und Geschenke, wir feiern die Heilige Nacht zusammen."
Vor allem Katjas Tochter freut sich auf diesen Tag:
"Weihnachten ist ein sehr schönes Fest, weil dann Väterchen Frost immer viele Geschenke bringt!"
Väterchen Frost, der den artigen Kindern zum Jahreswechsel Geschenke bringt, ist genaugenommen eine heidnische Figur, ein modifizierter altslawischer Gott der Kälte. Mit seiner roten Mütze, rotem Mantel und dem weißen Bart sieht er dem Weihnachtsmann zum Verwechseln ähnlich. Der atheistische "Väterchen Frost-Kult" blüht seit der sowjetischen Zeit. Die christliche Weihnachtsfeier haben die Kommunisten abgeschafft. So nahm Silvester diesen Platz ein - mit Tannenbaum, festlichem Tisch, Kerzen und Kinderbescherung am 31.12. Und bis heute ist das Neue Jahr als Feiertag für viele Russen wichtiger als Weihnachten.
In Deutschland beginnen die Festlichkeiten bereits mit der Adventszeit. Da können die hier lebenden russischen Kinder mit dem Feiern durcheinander kommen. Deutsche Weihnachten, Silvester, dann russische Weihnacht. Wann kriegt man nun Geschenke? Jede russische Familie hält es unterschiedlich. Manche haben sich ganz auf die hier geltende Tradition umgestellt, während strenggläubige Eltern die Geduld ihrer Kinder auf eine harte Probe stellen - sie müssen bis zur Bescherung am 7.Januar warten. Alexander Fedorow, seit acht Jahren in Deutschland, weiß jedoch, seinen Kindern die eigene Tradition zu vermitteln:
"Wenn man in Deutschland lebt, da fragen die Kinder oft: Warum sind wir anders? Da muss man ihnen früh genug richtig erklären, warum wir später Weihnachten feiern, was es bedeutet, russisch-orthodox zu sein. Wenn man sich damit beschäftigt, haben die Kinder später keine Probleme."
Wenn Eltern die Bescherung geschickt einteilen, kann sich das Fest für die Kleinen vom 24.12 bis zum 7.1. erstrecken. Vor allem in binationalen russisch- deutschen Ehen wird oft doppelt gefeiert. Das verurteilt auch Pater Nikolaj nicht:
"In solchen Fällen sage ich immer: Tradition ist Tradition. Sie muss man achten, vor allem, wenn du in einem fremden Land lebst. Das westliche Weihnachten ist auch ein Familienfest – also geh hin, feiere mit und erzähle auch über deine Tradition. Ich sage immer: Geht hin und bringt die Freude mit."
Für diese junge Frau aus Russland ist Weihnachten ein Stück ihrer Heimat und ihrer Tradition, obwohl Weihnachten in Russland erst seit kurzer Zeit wieder offiziell gefeiert wird. Jahrzehnte lang wurde in der Sowjetunion jegliches kirchliche Feiern wenn nicht ausdrücklich verboten, so doch von Parteiseite missbilligt. Seit der Perestrojka und der Renaissance der Orthodoxie ist Weihnachten in Russland wieder erlaubt. Der 7. und 8. Januar sind offizielle Feiertage und damit arbeitsfrei.
Auch in den Jahren des staatlich verordneten Atheismus wurde Weihnachten in gläubigen Familien gefeiert, erzählt Pater Nikolaj, Priester der russisch-orthodoxen Gemeinde des Moskauer Patriarchates in München:
"Ich erinnere mich an meine Kindheit – da mussten wir alle am Heiligen Abend zum Abendgebet in die Kirche. Und wir haben uns bemüht, an diesem Tag nichts zu essen - bis zum Aufgehen des ersten Sterns. Das hängt natürlich davon ab, ob man die Kraft dazu hat. Ich versuche es nach wie vor, und wenn mir das strenge Fasten am Vorweihnachtstag gelingt, dann ist das Fest irgendwie etwas Besonderes."
Die weihnachtliche Fastenzeit dauert in der russischen Orthodoxie 40 Tage - bis zum Heiligen Abend am 6. Januar. Beim Weihnachtsfasten wird auf Fleisch, Eier und Milchspeisen verzichtet, die Seele mit intensiven Gebeten gereinigt.
Die Mitglieder der Münchener russisch-orthodoxen Gemeinde versuchen, sich an die Regeln zu halten. Alexander Fedorow fastet die ganzen 40 Tage lang:
"Man weiß, dass in 40 Tagen ein großes Fest kommt und man bereitet sich darauf vor, körperlich wie geistig. Vor allem freue ich mich auf den nächtlichen Gottesdienst. Und am ersten Sonntag nach Weihnachten feiern wir unser Gemeindefest. Da zeigen Kinder Szenen aus russischen Märchen, dann feiern die Kinder das Weihnachtsfest und danach gibt es eine große gemeinsame Feier an einem langen Tisch, mit einer richtig schönen Feststimmung."
Mit alten Weihnachtschorgesängen ist der Gottesdienst in der Heiligen Nacht ein besonders feierlicher Moment im Kirchenjahr. Nur ist der 7.1. in Deutschland ein normaler Arbeitstag, wenn er nicht gerade auf das Wochenende fällt. So können nicht alle Gemeindemitglieder in der Heiligen Nacht in die Kirche gehen. Die meisten versuchen wenigstens, am Abend des 7. Januars einen üppigen Tisch zu decken - mit Spanferkel oder Gänsebraten. Und natürlich dürfen die typischen russischen Vorspeisen nicht fehlen:
"Zu uns kommen am ersten Weihnachtstag unsere Freunde und Verwandten, es wird ein festlicher Tisch gedeckt, es gibt unsere traditionellen Salate, mit Öl und mit Mayonnaise, Hering mit Roter Beete, Eingelegtes, vielleicht auch Kaviar. So wie früher zuhause. Obwohl mein Mann Deutscher ist, mag er diese Weihnachtsgerichte auch sehr."
Katja feiert Weihnachten zwei Mal – ein Mal mit den Verwandten des katholischen Ehemanns und ein Mal in der Nacht vom 6. auf den 7. Januar:
"Wir werden zusammen in die russisch-orthodoxe Kirche gehen, an der Nachtvesper teilnehmen. Und dann ist schon Tradition, dass sich unsere Gemeinde an einem großen Tisch versammelt. Es gibt einen Tannenbaum für die Kinder und Geschenke, wir feiern die Heilige Nacht zusammen."
Vor allem Katjas Tochter freut sich auf diesen Tag:
"Weihnachten ist ein sehr schönes Fest, weil dann Väterchen Frost immer viele Geschenke bringt!"
Väterchen Frost, der den artigen Kindern zum Jahreswechsel Geschenke bringt, ist genaugenommen eine heidnische Figur, ein modifizierter altslawischer Gott der Kälte. Mit seiner roten Mütze, rotem Mantel und dem weißen Bart sieht er dem Weihnachtsmann zum Verwechseln ähnlich. Der atheistische "Väterchen Frost-Kult" blüht seit der sowjetischen Zeit. Die christliche Weihnachtsfeier haben die Kommunisten abgeschafft. So nahm Silvester diesen Platz ein - mit Tannenbaum, festlichem Tisch, Kerzen und Kinderbescherung am 31.12. Und bis heute ist das Neue Jahr als Feiertag für viele Russen wichtiger als Weihnachten.
In Deutschland beginnen die Festlichkeiten bereits mit der Adventszeit. Da können die hier lebenden russischen Kinder mit dem Feiern durcheinander kommen. Deutsche Weihnachten, Silvester, dann russische Weihnacht. Wann kriegt man nun Geschenke? Jede russische Familie hält es unterschiedlich. Manche haben sich ganz auf die hier geltende Tradition umgestellt, während strenggläubige Eltern die Geduld ihrer Kinder auf eine harte Probe stellen - sie müssen bis zur Bescherung am 7.Januar warten. Alexander Fedorow, seit acht Jahren in Deutschland, weiß jedoch, seinen Kindern die eigene Tradition zu vermitteln:
"Wenn man in Deutschland lebt, da fragen die Kinder oft: Warum sind wir anders? Da muss man ihnen früh genug richtig erklären, warum wir später Weihnachten feiern, was es bedeutet, russisch-orthodox zu sein. Wenn man sich damit beschäftigt, haben die Kinder später keine Probleme."
Wenn Eltern die Bescherung geschickt einteilen, kann sich das Fest für die Kleinen vom 24.12 bis zum 7.1. erstrecken. Vor allem in binationalen russisch- deutschen Ehen wird oft doppelt gefeiert. Das verurteilt auch Pater Nikolaj nicht:
"In solchen Fällen sage ich immer: Tradition ist Tradition. Sie muss man achten, vor allem, wenn du in einem fremden Land lebst. Das westliche Weihnachten ist auch ein Familienfest – also geh hin, feiere mit und erzähle auch über deine Tradition. Ich sage immer: Geht hin und bringt die Freude mit."