Luxemburg

Weißer Fleck auf der literarischen Landkarte

46:37 Minuten
Historischer Buchladen in Luxemburg.
Die literarische Szene ragt dank ihrer Sprachenvielfalt in gleich drei Literaturmärkte hinein: historischer Buchladen in Luxemburg. © Imago / Zoonar
Von Andi Hörmann |
Audio herunterladen
Luxemburg ist klein, spielt aber politisch und ökonomisch ganz vorn mit in der EU. Die Literatur des Landes ist hingegen kaum bekannt, obwohl sie gleich viersprachig daherkommt.
Luxemburg ist leicht zu übersehen. Von Ost nach West misst der Staat nur gut 50 Kilometer, von Nord nach Süd etwa 80. Das Großherzogtum ist so klein, dass Staat und Hauptstadt denselben Namen tragen. Groß sind jedoch der Wohlstand, der vor allem mit Finanzgeschäften erwirtschaftet wird, und der politische Einfluss in der Europäischen Union.
Viele europäische Institutionen haben ihren Sitz in Luxemburg: die Europäische Kommission, der Gerichtshof, die Investitionsbank, der Rechnungshof und noch einige EU-Organe mehr. Für seine Literatur (und auch die Kultur) ist das Land hingegen kaum bekannt.

Linguistischer Schmelztiegel

Dabei ist Luxemburg ein linguistischer Schmelztiegel mit gleich vier Landessprachen: Französisch, Deutsch, Englisch und Luxemburgisch. Diese Vielfalt prägt die Literatur der luxemburgischen Schriftstellerin Elise Schmit:

In meinem Kopf ist es tagesformabhängig. Da koexistieren meine drei Schreibsprachen Luxemburgisch, Deutsch und Englisch miteinander. Auch mein privates Umfeld bewegt sich in diesen drei Sprachen. Und beim Schreiben hängt es immer davon ab, was ich sagen möchte und in welcher Sprache ich es am besten sagen kann. Luxemburgisch kann ich nur für Theaterstücke gebrauchen, weil die Mündlichkeit des Luxemburgischen gut ist für Dialoge. Aber ich habe nicht das Sprachvermögen, um Gedichte auf Luxemburgisch zu schreiben.

Elise Schmit

Die literarische Szene des Landes ragt dank ihrer Sprachenvielfalt in gleich drei Literaturmärkte hinein – und wird dann oft nicht als Literatur aus Luxemburg wahrgenommen: Die Bücher müssen ja nicht eigens übersetzt werden, die Autorinnen und Autoren scheinen im deutschen, englischen oder französischen Sprachraum Muttersprachler zu sein.

Terra incognita

Gibt es eine luxemburgische Literatur überhaupt? Was zeichnet sie aus? Oder ist das Konzept der Nationalliteratur überholt, insbesondere in einem Land, das wie kaum ein anderes in Europa mit den Nachbarn verwoben ist?
Für die luxemburgischen Schriftstellerinnen, Verleger, Mitarbeiterinnen des Lëtzebuerger Literaturarchivs und auch für Literaturagentinnen aus Deutschland sind solche Fragen nicht neu. Guy Helminger, der wohl bekannteste Schriftsteller seines Landes und seit längerem in Köln lebend, meint etwa:
 „Es ist schon richtig, dass Luxemburg auf der literarischen Weltkarte nicht wirklich verankert ist. Daran ist aber Luxemburg größtenteils selber schuld. Über Jahrzehnte wurde nichts getan für die Literatur.“
(pla)
Das Manuskript des Features können Sie hier herunterladen.

Es sprechen: Katja Hensel und Max von Pufendorf
Ton: Jan Fraune
Regie: Giuseppe Maio
Redaktion: Jörg Plath

Mehr zum Thema