Einblick in die Realität einer afrikanischen Metropole
Der Regisseur und Produzent Tom Tykwer unterstützt mit Workshops für junge, afrikanische Filmemacher in Kenias Hauptstadt Nairobi das Kino auf dem Kontinent. Ursprünglich war dies nur ein Filmabenteuer, nun ist es eine dauerhafte Partnerschaft. Der Film "Nairobi Half Life" entstand hier - eine Erfolgsgeschichte.
Für seine Familie ist Mwas nur ein Spinner, für seine Nachbarn ein Pausenclown. Doch der junge Kenianer lässt sich nicht beirren, verfolgt seinen Traum von einer großen Schauspielkarriere, verlässt sein Heimatdorf und geht in die Hauptstadt Nairobi. Naiv und vertrauensselig, wird er erstmal ausgeraubt. Doch mit Witz, Intelligenz und Beharrlichkeit lernt Mwas schnell, sich im Großstadtdschungel zurechtzufinden: In den Slums schließt er sich einer Bande Kleinkrimineller an, gleichzeitig spricht er im Theater vor und bekommt tatsächlich eine Rolle. Ein Doppelleben. Zwei unvereinbare Welten, die auf eine dramatische Kollision zusteuern.
In mitreißendem Tempo bietet Regisseur Tosh Gitonga mit seinem Spielfilmdebüt "Nairobi Half Life" einen Einblick in die Realität der afrikanischen Metropole. Zwischen Reichtum und Armut, Hoffnung und Verzweiflung, Leben und Tod.
"Man geht über eine Kreuzung und befindet sich plötzlich in einer vollkommen anderen Welt. Wohlhabende Kenianer haben keine Ahnung vom Alltag in den Slums und umgekehrt. Es war mir wichtig, beide Welten so authentisch wie möglich darzustellen. Dabei fließen auch persönliche Erfahrungen ein. Denn als Regisseur erzähle ich die Geschichte natürlich aus meinem eigenen Blickwinkel."
Gewalt, Korruption, Armut. Nichts wird beschönigt, die Bilder sind drastisch, dann wieder tragisch-komisch. Ein ständiges Wechselbad der Gefühle. Co-Produzent Tom Tykwer schwärmt geradezu von dieser neuen, frischen Erzählweise junger afrikanischer Filmemacher.
"Übergänge werden einfach rabiater gemacht. Es gibt eine bestimmte Form von Lust an einer bestimmten Aggressivität auch, die ich so nicht kenne, aus keinem anderen Kino. Das lassen wir natürlich alles zu. Also, wir haben jetzt auch keine Stimme im Sinne von: 'Das gefällt uns jetzt nicht.' Ob uns das gefällt oder nicht, ist quasi sekundär. Mit gefällt das halt sehr gut, aber auch gerade deshalb, weil es so ungewohnt ist und weil es so eine eigene Kraft hat."
Diese Kraft zu entfesseln, jungen Afrikanern eine Möglichkeit zu geben, ihre eigene Filmsprache zu entwickeln und Ideen umzusetzen – das ist das Ziel der Workshops von "One Fine Day Films" in Nairobi, die Tom Tykwer mit initiiert hat. Gemeinsam mit anderen Mentoren unterrichtet er junge Filmemacher aus allen Teilen des Kontinents:
"Also, ich sag immer: 'Wenn ich mal vor 20 Jahren die Chance gehabt hätte so einen Workshop zu machen, dann wäre mein Leben einfacher verlaufen, weil, ich finde das derartig spektakulär, auf welche Weise 60, 70 Leute über 14 Tage hinweg so eng zusammenarbeiten, so stark in alle spezifischen Materien vom Filmemachen eingeführt werden.' Es gibt ja Klassen in Regie, es gibt Kamera, Ton, Drehbuch, es gibt ja alles eigentlich und das aber eben gleichzeitig auch so miteinander verbunden."
Die Begeisterung der jungen Filmemacher wirkt dabei regelrecht ansteckend, erzählt Ginger Wilson, die seit fast zwei Jahrzehnten in Kenia lebt und dort eine Produktionsfirma leitet. Nach einem vollen Workshop-Tag hätten viele noch bis in die Nacht hinein Filme geschaut.
"Die Kenianer sind nicht mit der Kultur des Kinos groß geworden. Als ich hierher gezogen bin, gab es nur ein Kino und nicht einmal Raubkopien von Filmen. Der einzige Fernsehsender zeigte US-Serien und südamerikanische Telenovelas. In anderen Ländern Afrikas ist das ähnlich. Deshalb geht es bei unserer Initiative nicht nur um finanzielle Förderung und technische Kenntnisse, sondern vor allem darum, sich ein Grundwissen über Spielfilme anzueignen."
Es bleibt nicht dabei, die Filme anderer zu bewundern und erfahrenen Regisseuren wie Tom Tykwer bei der Arbeit über die Schulter zu gucken. Nach dem Workshop produzieren die Teilnehmer ihren eigenen Kinofilm. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Auf dem Filmfestival im südafrikanischen Durban wurde "Nairobi Half Life" mit "Standing Ovations" gefeiert. Joseph Wairimu bekam den Preis als bester Hauptdarsteller. Sein Traum von einer Schauspielkarriere ist nicht nur im Film wahr geworden.
In mitreißendem Tempo bietet Regisseur Tosh Gitonga mit seinem Spielfilmdebüt "Nairobi Half Life" einen Einblick in die Realität der afrikanischen Metropole. Zwischen Reichtum und Armut, Hoffnung und Verzweiflung, Leben und Tod.
"Man geht über eine Kreuzung und befindet sich plötzlich in einer vollkommen anderen Welt. Wohlhabende Kenianer haben keine Ahnung vom Alltag in den Slums und umgekehrt. Es war mir wichtig, beide Welten so authentisch wie möglich darzustellen. Dabei fließen auch persönliche Erfahrungen ein. Denn als Regisseur erzähle ich die Geschichte natürlich aus meinem eigenen Blickwinkel."
Gewalt, Korruption, Armut. Nichts wird beschönigt, die Bilder sind drastisch, dann wieder tragisch-komisch. Ein ständiges Wechselbad der Gefühle. Co-Produzent Tom Tykwer schwärmt geradezu von dieser neuen, frischen Erzählweise junger afrikanischer Filmemacher.
"Übergänge werden einfach rabiater gemacht. Es gibt eine bestimmte Form von Lust an einer bestimmten Aggressivität auch, die ich so nicht kenne, aus keinem anderen Kino. Das lassen wir natürlich alles zu. Also, wir haben jetzt auch keine Stimme im Sinne von: 'Das gefällt uns jetzt nicht.' Ob uns das gefällt oder nicht, ist quasi sekundär. Mit gefällt das halt sehr gut, aber auch gerade deshalb, weil es so ungewohnt ist und weil es so eine eigene Kraft hat."
Diese Kraft zu entfesseln, jungen Afrikanern eine Möglichkeit zu geben, ihre eigene Filmsprache zu entwickeln und Ideen umzusetzen – das ist das Ziel der Workshops von "One Fine Day Films" in Nairobi, die Tom Tykwer mit initiiert hat. Gemeinsam mit anderen Mentoren unterrichtet er junge Filmemacher aus allen Teilen des Kontinents:
"Also, ich sag immer: 'Wenn ich mal vor 20 Jahren die Chance gehabt hätte so einen Workshop zu machen, dann wäre mein Leben einfacher verlaufen, weil, ich finde das derartig spektakulär, auf welche Weise 60, 70 Leute über 14 Tage hinweg so eng zusammenarbeiten, so stark in alle spezifischen Materien vom Filmemachen eingeführt werden.' Es gibt ja Klassen in Regie, es gibt Kamera, Ton, Drehbuch, es gibt ja alles eigentlich und das aber eben gleichzeitig auch so miteinander verbunden."
Die Begeisterung der jungen Filmemacher wirkt dabei regelrecht ansteckend, erzählt Ginger Wilson, die seit fast zwei Jahrzehnten in Kenia lebt und dort eine Produktionsfirma leitet. Nach einem vollen Workshop-Tag hätten viele noch bis in die Nacht hinein Filme geschaut.
"Die Kenianer sind nicht mit der Kultur des Kinos groß geworden. Als ich hierher gezogen bin, gab es nur ein Kino und nicht einmal Raubkopien von Filmen. Der einzige Fernsehsender zeigte US-Serien und südamerikanische Telenovelas. In anderen Ländern Afrikas ist das ähnlich. Deshalb geht es bei unserer Initiative nicht nur um finanzielle Förderung und technische Kenntnisse, sondern vor allem darum, sich ein Grundwissen über Spielfilme anzueignen."
Es bleibt nicht dabei, die Filme anderer zu bewundern und erfahrenen Regisseuren wie Tom Tykwer bei der Arbeit über die Schulter zu gucken. Nach dem Workshop produzieren die Teilnehmer ihren eigenen Kinofilm. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Auf dem Filmfestival im südafrikanischen Durban wurde "Nairobi Half Life" mit "Standing Ovations" gefeiert. Joseph Wairimu bekam den Preis als bester Hauptdarsteller. Sein Traum von einer Schauspielkarriere ist nicht nur im Film wahr geworden.