Einblick in Goethes Geldbeutel
Goethe war der Glücksfall unter den Dichter-Klassikern der Deutschen. Er wurde schon sehr jung berühmt – seit dem "Götz" 1773, spätestens aber seit dem "Werther" 1774 war der 24-, 25-Jährige ein Star. Er erreichte auch ein hohes Alter. Goethe starb fast 83 Jahre alt und hochgeehrt ganz friedlich ein im eigenen Bett beziehungsweise im Sessel daneben. Und nicht zuletzt: Er hatte immer Geld und wurde im Laufe seines langen Lebens beständig reicher.
Wie genau es um seine finanziellen Verhältnisse bestellt war, bereitet jetzt eine spannende Studie auf. Sie stammt von einem, der es wissen muss: von Jochen Klauß, der seit Jahren zum Mitarbeiterstamm der Stiftung Weimarer Klassik gehört und auch schon manches zu Goethe publizert hat. Klauß hat die löbliche Angewohnheit, nicht nur die Summen zu nennen, die aus Goethes akribisch geführten Ausgabe- und Einnahmebüchern überliefert sind. Er "interpretiert" sie auch vor dem Hintergrund der Einkommensverhältnisse der Zeit und rechnet sie hin und wieder, schwierig genug bei den vielen verschiedenen Finanzsystemen im "alten Reich", gewissermaßen in unsere heutige Währung um.
So erfahren wir zum Beispiel: Goethe erhielt als Berufsanfänger, seit seiner Bestallung als Geheimer Legationsrat am Hof des deutschen Kleinfürsten Karl August, Herzog von Sachen-Weimar-Eisenach, 1776 ein Jahresgehalt von 1200 Talern. Da der Dichter lebenslang in den Diensten seines Landesherren blieb und bis zum Range eines Ministers aufstieg, stieg auch sein Salär. Es erreichte 1816, als Karl August Großherzog wurde, die beträchtliche Summe von 3000 Talern, zuzüglich 100 Talern für die Unterhaltung von zwei Pferden. Das blieb so bis zum Lebensende.
Sehr gut bezahlt wurde Goethe im Alter auch von seinem letzten Verleger Cotta. Allein mit der dritten Werkausgabe, die 1810 abgeschlossen wurde (als Goethe 60 war) verdiente er 10.000 Taler, was damals fünf seiner Jahresgehälter entsprach. Dazu Klauß: "Wollte man (was freilich immer vage bleibt) fünf aktuelle Jahresgehälter eines Ministers in einem heutigen deutschen Bundesland zugrunde legen, so entspräche das Honorar Goethes aktuell vielleicht einem Betrag von mehr als einer halben Million Euro – fürwahr eine stolze Summe." Noch mehr verdiente Goethe mit der Werkausgabe letzter Hand – "etwa das Doppelte von dem, was für den Literatur-Nobelpreis vergeben wird", errechnet Klauß. Da war der Dichter Ende 70.
Doch Goethe gab das Geld auch stets mit vollen Händen aus. Die Hauptposten waren seine aufwendigen und kostspieligen Reisen, wie er sie von Jugend auf gewöhnt war. Hinzukamen seine Kunst- und Naturaliensammlungen, die beide zu den größten zählten, die je ein Privatmann in Deutschland angelegt hat. Und drittens war da Goethes großer Haushalt. Zwar hatte ihm sein Herzog 1792 das Haus am Weimarer Frauenplan geschenkt, aber Goethe beherbergte Frau und Kind und Dienerschaft und lud sich gerne Gäste ein, die er im großen Stil bewirtete, was man von einer "Exzellenz" zu seiner Zeit auch erwartete. Kurzum, Goethe, der aus begüterten Frankfurter Verhältnissen stammte, hat selbst auch lebenslang ein Händchen für Finanzen gehabt. Über Spekulationen an der Börse oder riskante Geschäfte ist allerdings nie etwas bekannt geworden.
Besprochen von Tilman Krause
Jochen Klauß: Genie und Geld. Goethes Finanzen
Artemis & Winkler/ Düsseldorf 2009
220 Seiten, 18,90 Euro
So erfahren wir zum Beispiel: Goethe erhielt als Berufsanfänger, seit seiner Bestallung als Geheimer Legationsrat am Hof des deutschen Kleinfürsten Karl August, Herzog von Sachen-Weimar-Eisenach, 1776 ein Jahresgehalt von 1200 Talern. Da der Dichter lebenslang in den Diensten seines Landesherren blieb und bis zum Range eines Ministers aufstieg, stieg auch sein Salär. Es erreichte 1816, als Karl August Großherzog wurde, die beträchtliche Summe von 3000 Talern, zuzüglich 100 Talern für die Unterhaltung von zwei Pferden. Das blieb so bis zum Lebensende.
Sehr gut bezahlt wurde Goethe im Alter auch von seinem letzten Verleger Cotta. Allein mit der dritten Werkausgabe, die 1810 abgeschlossen wurde (als Goethe 60 war) verdiente er 10.000 Taler, was damals fünf seiner Jahresgehälter entsprach. Dazu Klauß: "Wollte man (was freilich immer vage bleibt) fünf aktuelle Jahresgehälter eines Ministers in einem heutigen deutschen Bundesland zugrunde legen, so entspräche das Honorar Goethes aktuell vielleicht einem Betrag von mehr als einer halben Million Euro – fürwahr eine stolze Summe." Noch mehr verdiente Goethe mit der Werkausgabe letzter Hand – "etwa das Doppelte von dem, was für den Literatur-Nobelpreis vergeben wird", errechnet Klauß. Da war der Dichter Ende 70.
Doch Goethe gab das Geld auch stets mit vollen Händen aus. Die Hauptposten waren seine aufwendigen und kostspieligen Reisen, wie er sie von Jugend auf gewöhnt war. Hinzukamen seine Kunst- und Naturaliensammlungen, die beide zu den größten zählten, die je ein Privatmann in Deutschland angelegt hat. Und drittens war da Goethes großer Haushalt. Zwar hatte ihm sein Herzog 1792 das Haus am Weimarer Frauenplan geschenkt, aber Goethe beherbergte Frau und Kind und Dienerschaft und lud sich gerne Gäste ein, die er im großen Stil bewirtete, was man von einer "Exzellenz" zu seiner Zeit auch erwartete. Kurzum, Goethe, der aus begüterten Frankfurter Verhältnissen stammte, hat selbst auch lebenslang ein Händchen für Finanzen gehabt. Über Spekulationen an der Börse oder riskante Geschäfte ist allerdings nie etwas bekannt geworden.
Besprochen von Tilman Krause
Jochen Klauß: Genie und Geld. Goethes Finanzen
Artemis & Winkler/ Düsseldorf 2009
220 Seiten, 18,90 Euro