Eine Arche nach der Flut

Von Alexandra Gerlach |
Am 20. Juni soll das Dresdner Albertinum wiedereröffnet werden. Neu sind zwei Gerhard-Richter-Säle – eine Hommage an den aus Dresden stammenden weltbekannten Künstler, der derzeit die Hängung seiner Bilder begleitet.
Ein wenig schüchtern steht Gerhard Richter an diesem Morgen vor den Kameras und Mikrofonen im Albertinum. Wie eine Wand haben sich die Medienmenschen vor ihm aufgebaut – keiner will sich die seltene Gelegenheit entgehen lassen, dem weltbekannten und gefragten Künstler, eine Frage zu stellen. So zum Beispiel, wie ihm die beiden neuen Räume, die künftig seinen Werken gewidmet sein werden, gefallen.

Gerhard Richter: "Hier, das ist wunderbar, ich bin so richtig glücklich, ... nicht nur, dass ich den Anstoß geben konnte, durch den Zufall des Bildspendens, sondern dass es überhaupt so gut geworden ist, mit dem Volker Stab, die Architektur, da kann man nur gratulieren, wie schön!"

Gerhard Richter, der 1961 aus der DDR in den Westen flüchtete und dort zu weltweitem Ruhm in der Kunstwelt gelangte, hat seine Dresdner Wurzeln nie vergessen, wenngleich er nicht mehr in seine Heimatstadt zurückkehren möchte, aus rein pragmatischen Gründen, wie er sagt. Schließlich sei er nun am Rhein zu Hause, dort stehe sein Haus und sein Atelier.

Dennoch, im Sommer der Jahrhundertflut 2002 sah auch er seine Heimatstadt in den braunen Elbfluten, die mit ihrer zerstörerischen Kraft auch die in den unterirdischen Depots gelagerten Kunstschätze der Staatlichen Kunstsammlungen bedrohten. Damals entschloss er sich spontan, gemeinsam mit über 40 anderen Künstlern, einen finanziellen Grundstein zu legen, für die Errichtung eines neuen, Hochwasser sicheren Depots. Richter stiftete ein Ölbild namens "Der Fels" für eine Versteigerung zugunsten des neuen Depots im Albertinum:

"Das war ein anrührender Anlass, der mich selbst berührte, wo ich mir sagte, da musst du mal was Großes machen, ... und da habe ich das, ... ja."

Nun ist das Depot fertig, wie eine Arche überspannt es den großen Innenhof des grundsanierten Albertinums. In wenigen Wochen ist die festliche Eröffnung nach mehrjähriger Bauzeit. Jetzt wird eingeräumt und Richter hilft beim Hängen seiner Bilder.

"Ja sehr! Das wird richtig inszeniert. Malen ist das Eine, inszenieren das Andere."

Er ist begeistert von den neuen Räumlichkeiten, die sich hell, klar strukturiert und licht dem Besucher präsentieren:

"Dass es das Ding gibt, das ist gut, dass es entsprechend ansehnlich restauriert und auch wiederaufgebaut ist, all das. Ja, das war ja ein verkommener Stall hier, war unangenehm, hier reinzugehen, traurig machte das, und jetzt nicht."

Für die neuen Räume hat Gerhard Richter auch neue Werke geschaffen. 42 abstrakte Hinterglasbilder sowie eine 2008 geschaffene monumentale Installation aus Stahl und Glas, mit neun senkrecht stehenden Glasscheiben, die hier erstmals aufgebaut wird. Im zweiten Ausstellungsraum geben zwölf teils sehr großformatige Arbeiten einen Einblick in das frühe Schaffen des 78-jährigen Künstlers, der sich selbst als deutscher Weltenbürger bezeichnet.

Und obwohl ihm die Werke alle bestens vertraut sein dürften, birgt das Zusammentreffen des Malers mit seinen Bildern in Dresden auch manche Überraschung. So zum Beispiel das schwarz-weiße Vierfach-Porträt einer Kunstsammlerin im Passfotostil, in dem die Porträtierte offenbar nicht so recht weiß, wo sie hinschauen soll:

"Was mir jetzt dran gefällt, ich habe das sehr missachtet, eigentlich, als ich es wieder sah, diese Ratlosigkeit, die guckt, da und da und da, die weiß auch nicht, was los ist. (...) Das ist ein Selbstporträt sozusagen."
Der Maler Gerhard Richter im Museum Frieder Burda in Baden-Baden
Gerhard Richter: Wie schön!© AP Archiv