Eine Art Nobelpreis für Menschlichkeit
Die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem ehrt nichtjüdische Menschen, die Juden während des Holocaust gerettet haben mit dem Titel "Gerechte unter den Völkern". Die Vergabe der Auszeichnung ist an klare Kriterien gebunden.
Ein paar ihrer Geschichten kennen wir. Vor allem die von Oskar Schindler, dem Industriellen, der 1.200 Juden vor den Gaskammern rettete. Oder die von Miep Gies, der Wienerin, die Anne Frank versteckt hielt. Auch die Taten von Berthold Beitz, dem Krupp-Manager, sind ebenso wenig unbekannt geblieben wie die des schwedischen Diplomaten Raoul Wallenberg.
Sie alle tragen den Titel "Gerechter unter den Völkern", verliehen von Yad Vashem, der Gedenkstätte der Shoa in Jerusalem.
"Das Programm der Gerechten ist dem Gesetz nach eine der Rollen von Yad Vashem. Und zwar ist das niedergelegt worden in dem Gesetz, das Yad Vashem 1953 gegründet hat. Dort wurden die die Gerechten unter den Völkern definiert als Nichtjuden, die Juden unter sehr große Gefahr retten. Der Entschluss, wer diesen sehr hohen Titel bekommt, wird von einer unabhängigen Kommission gefällt, dieser Kommission ist ein ehemaliger Richter vorgesetzt vom Hohen Gericht in Israel."
Irena Steinfeld leitet die Abteilung "Gerechter unter den Völkern". Im Talmud werden so Nichtjuden bezeichnet, die im Sinne Gottes handeln - Menschen die rechtschaffend sind und denen deshalb ein Platz in der kommenden Welt nach der Ankunft des Messias gewiss ist.
Doch neben den wenigen Gerechten, deren Namen bekannt sind, gibt es noch viele mehr. 24.000 sind hier geehrt worden - die meisten, mehr als 6.000, stammen aus Polen, wo der Holocaust die meisten Leben vernichtete. Mehr als 5.000 Niederländer sind geehrt worden. Aus Deutschland sind es 510.
Die Vergabe des Titels ist an klare Kriterien gebunden. Eine zufällige Rettung reicht nicht aus:
"Die erste Regel ist: Dass es sich um Rettung unter Gefahr handelt. Dass es sich um Rettung von Juden handelt, eine bewusste Rettung. Das heißt, dass jemand, der nicht allgemein in einem Widerstand handelt, sondern der bewusst Juden retten wollte. Und natürlich muss es bewiesen werden."
Beweise - ein wenig erinnert die Aufnahme an ein Gerichtsverfahren. Es geht darum, eine Indizienkette präsentieren zu können, eine Kette, die den Kriterien der Kommission standhält:
"Wir verlangen Zeugenaussagen von Seiten der Leute, die noch leben und denen geholfen wurde, oder Dokumente, die Quelle, auf die ein Buch oder ein Artikel basiert. Dokumente - es kann ein Prozess sein während es Krieges, was ja sehr oft war. Manchmal hat man die Retter gefunden und an die Wand gestellt, und manchmal hat man eine Prozess gemacht. Das wurde dann dokumentiert: Der und der sagt soundso aus, und es wurden Juden in dem Haus von dem polnischen Bauern gefunden. Aber die meisten Fälle wurden anerkannt, weil von jüdischer Seite jemand kam und sagte: Ich wurde gerettet."
Manchmal genügt eine Zeugenaussage, um die Aufnahme zu ermöglichen. Aber die Verfahren dauern. Das hätte seinen Grund, sagt Steinfeld. Denn die Bedeutung des Titels sei ja außerordentlich:
"Viele vergleichen es als Nobelpreis für Menschlichkeit. Weil er nicht politisch ist. Weil er nicht gegeben wird, weil jemand berühmt. Sondern er wird dem einfachen polnischen Bauern genauso gegeben, den keiner kennt."
Jedes Land, aus dem mutmaßliche Retter stammen, hat eine eigene Unterkommission, die sich mit den Fällen beschäftigt. Die Mitglieder sind ehrenamtlich tätig. Die Arbeitsgruppen setzten sich ausschließlich aus Muttersprachlern zusammen. Denn durch jede Übersetzung gehen Nuancen bei den Aussagen der Zeugen verloren, sagt Steinfeldt. Und auch bei Dokumenten geht es um den Wortlaut. Oft gleicht ein solches Verfahren einer geradezu detektivischen Suche. Manchmal, gerade bei Menschen, die als Kuriere tätig waren, tun sich die Geretteten schwer, ihren Retter zu identifizieren. Das ist zu wenig:
"Die Kommission verlangt sehr präzise Beweise. Und in dem Moment, in dem wir nicht mehr auf diese Regeln achten, verliert der Titel seine Bedeutung. Das heißt nicht, dass wir das nicht glauben. Dass heißt, wir können es nicht hundertprozentig beweisen. Und wenn wir es nicht hundertprozentig beweisen können, dann kann die Kommission den Titel nicht vergeben."
Wurde ein Antrag abgelehnt und ist eine Akte geschlossen worden, bedeutet dies allerdings nicht, dass sie nicht wieder geöffnet werden kann. Tauchen neue Belege auf, wird der Fall neu diskutiert - und manchmal auch neu bewertet. Gute Taten verjähren in Yad Vashem nicht.
Erinnert wird im Garten der Gerechten an all die unbekannten und bekannten Retter. Wer diesen Titel bekommen hat, der darf an der Allee der Gerechten einen Baum pflanzen. Doch der Platz ist eng geworden. Die meisten, die hier noch Aufnahme finden, verzichten auf ein Bäumchen - und belassen es bei einer Zeremonie und einer Medaille.
Sie alle tragen den Titel "Gerechter unter den Völkern", verliehen von Yad Vashem, der Gedenkstätte der Shoa in Jerusalem.
"Das Programm der Gerechten ist dem Gesetz nach eine der Rollen von Yad Vashem. Und zwar ist das niedergelegt worden in dem Gesetz, das Yad Vashem 1953 gegründet hat. Dort wurden die die Gerechten unter den Völkern definiert als Nichtjuden, die Juden unter sehr große Gefahr retten. Der Entschluss, wer diesen sehr hohen Titel bekommt, wird von einer unabhängigen Kommission gefällt, dieser Kommission ist ein ehemaliger Richter vorgesetzt vom Hohen Gericht in Israel."
Irena Steinfeld leitet die Abteilung "Gerechter unter den Völkern". Im Talmud werden so Nichtjuden bezeichnet, die im Sinne Gottes handeln - Menschen die rechtschaffend sind und denen deshalb ein Platz in der kommenden Welt nach der Ankunft des Messias gewiss ist.
Doch neben den wenigen Gerechten, deren Namen bekannt sind, gibt es noch viele mehr. 24.000 sind hier geehrt worden - die meisten, mehr als 6.000, stammen aus Polen, wo der Holocaust die meisten Leben vernichtete. Mehr als 5.000 Niederländer sind geehrt worden. Aus Deutschland sind es 510.
Die Vergabe des Titels ist an klare Kriterien gebunden. Eine zufällige Rettung reicht nicht aus:
"Die erste Regel ist: Dass es sich um Rettung unter Gefahr handelt. Dass es sich um Rettung von Juden handelt, eine bewusste Rettung. Das heißt, dass jemand, der nicht allgemein in einem Widerstand handelt, sondern der bewusst Juden retten wollte. Und natürlich muss es bewiesen werden."
Beweise - ein wenig erinnert die Aufnahme an ein Gerichtsverfahren. Es geht darum, eine Indizienkette präsentieren zu können, eine Kette, die den Kriterien der Kommission standhält:
"Wir verlangen Zeugenaussagen von Seiten der Leute, die noch leben und denen geholfen wurde, oder Dokumente, die Quelle, auf die ein Buch oder ein Artikel basiert. Dokumente - es kann ein Prozess sein während es Krieges, was ja sehr oft war. Manchmal hat man die Retter gefunden und an die Wand gestellt, und manchmal hat man eine Prozess gemacht. Das wurde dann dokumentiert: Der und der sagt soundso aus, und es wurden Juden in dem Haus von dem polnischen Bauern gefunden. Aber die meisten Fälle wurden anerkannt, weil von jüdischer Seite jemand kam und sagte: Ich wurde gerettet."
Manchmal genügt eine Zeugenaussage, um die Aufnahme zu ermöglichen. Aber die Verfahren dauern. Das hätte seinen Grund, sagt Steinfeld. Denn die Bedeutung des Titels sei ja außerordentlich:
"Viele vergleichen es als Nobelpreis für Menschlichkeit. Weil er nicht politisch ist. Weil er nicht gegeben wird, weil jemand berühmt. Sondern er wird dem einfachen polnischen Bauern genauso gegeben, den keiner kennt."
Jedes Land, aus dem mutmaßliche Retter stammen, hat eine eigene Unterkommission, die sich mit den Fällen beschäftigt. Die Mitglieder sind ehrenamtlich tätig. Die Arbeitsgruppen setzten sich ausschließlich aus Muttersprachlern zusammen. Denn durch jede Übersetzung gehen Nuancen bei den Aussagen der Zeugen verloren, sagt Steinfeldt. Und auch bei Dokumenten geht es um den Wortlaut. Oft gleicht ein solches Verfahren einer geradezu detektivischen Suche. Manchmal, gerade bei Menschen, die als Kuriere tätig waren, tun sich die Geretteten schwer, ihren Retter zu identifizieren. Das ist zu wenig:
"Die Kommission verlangt sehr präzise Beweise. Und in dem Moment, in dem wir nicht mehr auf diese Regeln achten, verliert der Titel seine Bedeutung. Das heißt nicht, dass wir das nicht glauben. Dass heißt, wir können es nicht hundertprozentig beweisen. Und wenn wir es nicht hundertprozentig beweisen können, dann kann die Kommission den Titel nicht vergeben."
Wurde ein Antrag abgelehnt und ist eine Akte geschlossen worden, bedeutet dies allerdings nicht, dass sie nicht wieder geöffnet werden kann. Tauchen neue Belege auf, wird der Fall neu diskutiert - und manchmal auch neu bewertet. Gute Taten verjähren in Yad Vashem nicht.
Erinnert wird im Garten der Gerechten an all die unbekannten und bekannten Retter. Wer diesen Titel bekommen hat, der darf an der Allee der Gerechten einen Baum pflanzen. Doch der Platz ist eng geworden. Die meisten, die hier noch Aufnahme finden, verzichten auf ein Bäumchen - und belassen es bei einer Zeremonie und einer Medaille.