Eine Baumwollflocke reist um die Welt
Das Theaterstück "Das Ding" ist eine Satire auf die Globalisierung. Jetzt ist Philipp Löhles Werk über die Weltreise einer Baumwollflocke bei den "Stücke"-Tagen in Mülheim zu sehen – inszeniert vom chilenischen Teatro La Puerta aus Santiago de Chile. Das ist exemplarisch für den Erfolg der jungen deutschsprachigen Dramatikergeneration.
La Cosa – Das Ding fühlt sich wohl. Dann wird es gepflückt. Der Titelheld von Philipp Löhles Stück "Das Ding" ist eine Baumwollfluse. Sie reist um die Welt, zunächst von Afrika nach China, wird dort Teil eines T-Shirts, das wiederum in Deutschland von einem Fußballprofi und einer Studentin getragen wird . Eine Pistolenkugel trifft die Fluse, das T-Shirt kommt in die Altkleidersammlung und landet schließlich wieder in Afrika, auf der Müllkippe eines Slums. Die Globalisierung ist das Thema des Theaterstücks. Im vergangenen Jahr bekam es den Publikumspreis beim "Stücke"-Festival in Mülheim an der Ruhr. Nun kehrt es zurück, als Gastspiel aus Santiago de Chile.
Die Inszenierung von Luis Ureta mit seinem Teatro La Puerta erinnert in vieler Hinsicht an die Uraufführung des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg. Die rasant wechselnden Schauplätze und Figuren sind Bühnenfutter für leidenschaftlich komödiantische Schauspieler. Die Chilenen wagen sich dabei näher an den Rand zum Klamauk als die Hamburger. Die beiden Chinesen, die aus der Fluse ein Shirt machen und sich dann in wilden Geschäftsideen verrennen, werden in der südamerikanischen Spielweise zu Comicfiguren überdreht.
Mit zusammengekniffenen Augen, parodierten Kampfkunstgesten und zerknautschtem Gesicht parodieren die Schauspieler Asiaten, wie man sie aus dem Genrekino kennt. Die Theatermacher berichten, dass Philipp Löhles Humor auch in Chile funktioniert. Eine erotisch aktive Frau als Dorfmatratze zu bezeichnen, war zwar dem Publikum in Santiago nicht bekannt, aber es verstand den Begriff sofort und lachte.
Die Inszenierung von Luis Ureta mit seinem Teatro La Puerta erinnert in vieler Hinsicht an die Uraufführung des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg. Die rasant wechselnden Schauplätze und Figuren sind Bühnenfutter für leidenschaftlich komödiantische Schauspieler. Die Chilenen wagen sich dabei näher an den Rand zum Klamauk als die Hamburger. Die beiden Chinesen, die aus der Fluse ein Shirt machen und sich dann in wilden Geschäftsideen verrennen, werden in der südamerikanischen Spielweise zu Comicfiguren überdreht.
Mit zusammengekniffenen Augen, parodierten Kampfkunstgesten und zerknautschtem Gesicht parodieren die Schauspieler Asiaten, wie man sie aus dem Genrekino kennt. Die Theatermacher berichten, dass Philipp Löhles Humor auch in Chile funktioniert. Eine erotisch aktive Frau als Dorfmatratze zu bezeichnen, war zwar dem Publikum in Santiago nicht bekannt, aber es verstand den Begriff sofort und lachte.
Auch andere Stücke junger deutscher Dramatiker schaffen es ins Ausland
Hartmut Becher begleitete das Teatro La Puerta nach Mülheim an der Ruhr. Er hat Goethe-Institute in Südamerika geleitet und Theaterfestivals gegründet. Er berichtet:
"Ein großer Renner in vielen Ländern ist im Moment "Der Hässliche" von Marius von Mayenburg zum Beispiel. Schimmelpfennig wird zunehmend aufgeführt, Dea Loher wird viel aufgeführt, Theresia Walser. Der Regisseur, den wir heute Abend erlebt haben, hat selbst zwölf Stücke inszeniert."
"Der Hässliche" ist eine knallige Farce aus der Arbeitswelt. Auch Roland Schimmelpfennig, Theresia Walser und Dea Loher schreiben Stücke, die gesellschaftliche Entwicklungen spiegeln und Handlungen erzählen, Sprachkunstwerke oft mit Humor. Textflächendramatik hat es schwerer, wird aber auch gespielt. Hartmut Becher erzählt, dass René Pollesch in Chile einen Theaterworkshop gegeben hat und danach sein Stück "Heidi Hoh arbeitet hier nicht mehr" inszeniert wurde. Auch die wuchtigen Wortmassive Elfriede Jelineks schaffen den Sprung ins Ausland.
Fördermittel der Goethe-Institute für Übersetzungen und Reisen sind eine große Hilfe für die Theatermacher, die alle tagsüber in Brotjobs arbeiten. Festivals wie die Mülheimer "Stücke" oder der Heidelberger "Stückemarkt" geben Geld dazu. Die Aufführungen werden begeistert angenommen.
Ein Blick auf das Programm der Mülheimer "Stücke" lässt hoffen, dass deutschsprachige Stücke weiterhin international gespielt werden. Denn neben den etablierten Autoren wie Jelinek, Kroetz und Rinke gibt es einige sehr gute Stücke junger Dramatiker. Die 1985 in Russland geborene Marianne Salzmann hat mit "Muttersprache Mameloschn" ein ebenso witziges wie tiefgründiges Stück über die Identitätssuche dreier jüdischer Frauen aus drei Generationen geschrieben. Und die Schweizerin Katja Brunner ist gerade Anfang 20 und gleich mit ihrem ersten Stück im Wettbewerb um den Dramatikerpreis dabei. "Von den Beinen zu kurz" ist ein Stück über sexuellen Missbrauch ohne moralische Schuldzuweisungen. Mit den Mitteln der Sprache erforscht sie Gefühle und stellt gesellschaftliche Gewissheiten in Frage. Das sind keine Fingerübungen vielversprechender Talente, sondern Stücke, deren Autorinnen sich ernsthaft mit der Welt beschäftigen und etwas darüber zu sagen haben. Beste Voraussetzungen für den Erfolg, auch über die Sprachgrenzen hinaus.
"Ein großer Renner in vielen Ländern ist im Moment "Der Hässliche" von Marius von Mayenburg zum Beispiel. Schimmelpfennig wird zunehmend aufgeführt, Dea Loher wird viel aufgeführt, Theresia Walser. Der Regisseur, den wir heute Abend erlebt haben, hat selbst zwölf Stücke inszeniert."
"Der Hässliche" ist eine knallige Farce aus der Arbeitswelt. Auch Roland Schimmelpfennig, Theresia Walser und Dea Loher schreiben Stücke, die gesellschaftliche Entwicklungen spiegeln und Handlungen erzählen, Sprachkunstwerke oft mit Humor. Textflächendramatik hat es schwerer, wird aber auch gespielt. Hartmut Becher erzählt, dass René Pollesch in Chile einen Theaterworkshop gegeben hat und danach sein Stück "Heidi Hoh arbeitet hier nicht mehr" inszeniert wurde. Auch die wuchtigen Wortmassive Elfriede Jelineks schaffen den Sprung ins Ausland.
Fördermittel der Goethe-Institute für Übersetzungen und Reisen sind eine große Hilfe für die Theatermacher, die alle tagsüber in Brotjobs arbeiten. Festivals wie die Mülheimer "Stücke" oder der Heidelberger "Stückemarkt" geben Geld dazu. Die Aufführungen werden begeistert angenommen.
Ein Blick auf das Programm der Mülheimer "Stücke" lässt hoffen, dass deutschsprachige Stücke weiterhin international gespielt werden. Denn neben den etablierten Autoren wie Jelinek, Kroetz und Rinke gibt es einige sehr gute Stücke junger Dramatiker. Die 1985 in Russland geborene Marianne Salzmann hat mit "Muttersprache Mameloschn" ein ebenso witziges wie tiefgründiges Stück über die Identitätssuche dreier jüdischer Frauen aus drei Generationen geschrieben. Und die Schweizerin Katja Brunner ist gerade Anfang 20 und gleich mit ihrem ersten Stück im Wettbewerb um den Dramatikerpreis dabei. "Von den Beinen zu kurz" ist ein Stück über sexuellen Missbrauch ohne moralische Schuldzuweisungen. Mit den Mitteln der Sprache erforscht sie Gefühle und stellt gesellschaftliche Gewissheiten in Frage. Das sind keine Fingerübungen vielversprechender Talente, sondern Stücke, deren Autorinnen sich ernsthaft mit der Welt beschäftigen und etwas darüber zu sagen haben. Beste Voraussetzungen für den Erfolg, auch über die Sprachgrenzen hinaus.