"Eine besonders aggressive Form des Selbstmords"
Die Gewalt bricht in eine kleine, friedliche Stadt ein - und wirkt dadurch umso schockierender: Amokläufe und Schulmassaker wie in Newtown finden meist an Orten mit einem sonst eher geringen Gewaltniveau statt, sagt der Soziologe Hans Joas.
Der Soziologe Hans Joas sieht keinen Zusammenhang zwischen dem Massaker an einer Grundschule in der US-amerikanischen Kleinstadt Newtown und der Gewalttradition in den Vereinigten Staaten. Im Deutschlandradio Kultur sagte Joas am Montag, die Amokläufe in den USA gingen nicht aus einer Kultur der Gewalt hervor, man müsse sie vielmehr als "eine besonders aggressive Form des Selbstmords" deuten.
Grundsätzlich sei das Ausmaß der Gewaltkriminalität in den USA ungefähr fünf Mal höher als im europäischen Durchschnitt, sagte Joas. Das Ungeheuerliche an den Amokläufen und Schulmassakern sei aber, dass diese meist nicht in Gegenden stattfänden, in der ein hohes Gewaltniveau herrsche. Stattdessen brächen sie gerade in idyllische Umstände ein und wirkten deswegen umso schockierender. "Ich würde das also nicht (…) auf das generell höhere Gewaltniveau zurückführen", sagte der Wissenschaftler.
Dass das Newtown-Massaker Folgen für die Waffen-Gesetzgebung in den USA haben wird, glaubt Joas nicht: "Ich bin pessimistisch, dass diese Tat tiefe Spuren hinterlassen wird." Für ein Verbot von Waffen habe es in den vergangenen Jahren genügend Anlässe gegeben. Zudem seien die Äußerungen von Präsident Obama zu dem Thema "so unverbindlich wie nur gerade denkbar". Obama sage zwar, dass etwas geschehen müsse – was geschehen müsse, sage er aber nicht, kritisierte Joas.
Hören Sie das vollständige Gespräch mit Hans Joas mindestens bis zum 17. Mai 2013 als mp3-Audio .
Grundsätzlich sei das Ausmaß der Gewaltkriminalität in den USA ungefähr fünf Mal höher als im europäischen Durchschnitt, sagte Joas. Das Ungeheuerliche an den Amokläufen und Schulmassakern sei aber, dass diese meist nicht in Gegenden stattfänden, in der ein hohes Gewaltniveau herrsche. Stattdessen brächen sie gerade in idyllische Umstände ein und wirkten deswegen umso schockierender. "Ich würde das also nicht (…) auf das generell höhere Gewaltniveau zurückführen", sagte der Wissenschaftler.
Dass das Newtown-Massaker Folgen für die Waffen-Gesetzgebung in den USA haben wird, glaubt Joas nicht: "Ich bin pessimistisch, dass diese Tat tiefe Spuren hinterlassen wird." Für ein Verbot von Waffen habe es in den vergangenen Jahren genügend Anlässe gegeben. Zudem seien die Äußerungen von Präsident Obama zu dem Thema "so unverbindlich wie nur gerade denkbar". Obama sage zwar, dass etwas geschehen müsse – was geschehen müsse, sage er aber nicht, kritisierte Joas.
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