Eine Detektivin für Botswana

Von Susanne Burg · 04.08.2011
Es ist die erste große Filmproduktion, die in Botswana gedreht wurde – zunächst für den amerikanischen Bezahlsender HBO und die britische BBC. Heute läuft die siebenteilige Serie "Eine Detektivin für Botswana" auch in Deutschland an. Zu sehen ist sie donnerstags um 20.15 Uhr auf Arte.
Filmausschnitt: "Wissen Sie was, ich weiß noch was Besseres."

Am Schild über dem Eingang wird noch ein bisschen nachgebessert. Hier ein "Number One" eingefügt, dort ein Apostroph. Dann ist sie eröffnet, die erste weibliche Detektivagentur von Botswana.

Filmausschnitt: "Die No. 1 Ladies’ Detective Agency"

Übellaunige Detektive mit Nikotinfingern und einem Flachmann im Trenchcoat gibt’s hier nicht. Hier regiert die Detektivin Precious Ramotswe, eine freundliche Frau mit stattlichem Körperumfang, die ihren Gästen im heißen südlichen Afrika gerne mal eine Tasse Tee anbietet:

Filmausschnitt: "Ich mag mein neues Haus auch. Trinken Sie einen Roibusch-Tee?"

Brutale Verbrechen bearbeitet Precious Ramotswe nicht. Sie kümmert sich um Ehebruch, Zwangsheirat oder Vaterschaftsfragen. Fälle für den moralischen Feinsinn. Unterstützt von ihrer Sekretärin, Grace Makutsi, einer Perfektionistin. Sie war die Beste in ihrer Sekretärinnenausbildung und ist ein wenig konsterniert, als man ihr zum Arbeiten zwei Schreibmaschinen hinstellt.

Filmausschnitt: "Ist das das 21. Jahrhundert oder hänge ich ohne mein Wissen gerade in einer Zeitschleife fest? Auf der Sekretärinnenschule hatten wir Geschichtsunterricht. Da wurde uns von Zeiten erzählt, bevor es Computer gab. In denen man noch auf Schreibmaschinen tippte und unser Land noch Betschuanaland hieß und Dinosaurier die Erde bevölkerten."

Vorlage für die Serie sind die Romane von Alexander McCall Smith, die 1999 vom "Times Literary Supplement" zu den Büchern des Jahres gewählt und vom Booker Prize Committee empfohlen wurden. Der Schotte ist im damaligen Rhodesien, dem heutigen Simbabwe, geboren und hat lange in Botswana gelebt.

McCall Smith: "Botswana ist ein beeindruckendes Land. Ich wollte ein positives Bild des Landes zeichnen. Das südliche Afrika ist nur mit seinen Problemen in den Medien. Hier geht’s um die positiven Erzählungen."

Also keine Geschichten dazu, dass Botswana weltweit auf Platz zwei der höchsten HIV-Infizierungsraten steht oder gegen fortschreitende Wüstenbildung zu kämpfen hat. Stattdessen Naturbilder mit Savanne und wilden Tieren wie aus dem "National Geographic". Und unterhaltsame Dialoge zwischen Menschen, die wie in einem Kostümfilm durch die kleinen Straßen der Hauptstadt Gaborone spazieren.

Beim Drehen seien heute zwanzig Frauen die Straße lang gelaufen und haben überhaupt nicht auf die Kameras geachtet, erklärte Anthony Minghella in einem Interview am Set. Wir bekommen also ein ganz unverstelltes Bild hier.

Anthony Minghella hat Regie für den Pilotfilm geführt. Minghella – berühmt geworden durch Filme wie "Der englische Patient" oder "Der talentierte Mr. Ripley" – sollte eigentlich die ganze Serie betreuen, aber er starb 2008 und so übernahmen andere, nicht ganz so bekannte Regisseure. Und trotzdem hat die Serie prominente Unterstützung: Jill Scott spielt die Hauptrolle. Die US-amerikanische Soul-Sängerin und dreifache Grammy-Gewinnerin hat sich für die Originalfassung einen afrikanisch-englischen Akzent zugelegt und ein paar Pfund angefuttert.

Jill Scott: "In Botswana betrachten mich einige als dünn. Ich musste zunehmen, was zugegebenermaßen Spaß gemacht hat. Wir haben noch hier und da etwas ausstaffiert, damit ich auch wie eine traditionell gebaute Frau aus Botswana wirke."

Das bedeutet, dass sie in bunten Kleidern, großen Ohrringen und gemusterten Tüchern auf dem Kopf auftritt, freundlich, charismatisch und verständnisvoll.

Auch zwei Hollywood-Schwergewichte sitzen bei der Serie mit im Boot: die Brüder Weinstein. Sie haben die Serie mitproduziert, der erste Ausflug der Weinstein Company ins Fernsehgeschäft. Schließlich werde beim Bezahlsender HBO inzwischen das bessere Kino gemacht, gab Harvey Weinstein in einem Interview zu.

Mit dem, wofür HBO steht, hat "Eine Detektivin für Botswana" allerdings wenig zu tun: es ist keine düstere, brutale Serie voller Sex und extremer Gewalt wie die "Sopranos" oder "The Wire", vielmehr ein hübsches Werk, unterhaltsam, familienfreundlich und gut produziert, aber ohne Ecken und Kanten. Kein Wunder auch, dass die Regierung von Botswana eine beträchtliche Summe für die Produktion hinzugegeben hat. Sie erhofft sich, dass die Serie den Tourismus im Land fördert.