Eine Duft-Oase der Ruhe
"Frau Toni" hat Stefanie Hanssen ihre Parfum-Manufaktur in Berlin genannt – nach ihrer Großmutter, die ihr Vorbild für Stil und Eleganz war. Die Marketingexpertin setzt auf "Weniger statt mehr" - im Laden und im Rest ihres Lebens.
Ein kleiner, eleganter Verkaufsraum in der Nähe des Touristen-Sammelpunkts Checkpoint Charly: Parfums in einfachen, klaren Apothekergläsern, viel Weiß an den Wänden, weiß sind auch die Lilien in schlichten Vasen. Stefanie Hanssens Großmutter blickt von schwarz-weiß Fotos an den Wänden: Ernst, eindringlich und ein bisschen streng.
Die 43-jährige Stefanie Hanssen tritt dagegen stets freundlich lächelnd auf – und ebenso durchgestylt wie ihre Parfumerie: Sie trägt akkuraten Kurz-Haarschnitt mit messerscharfen Kanten, kleine, filigrane Ohrstecker, ein ebenso schlichtes wie edles dunkelblaues Designer-Top. Klug hat sie "Frau Toni" als eine Oase der Ruhe in allzu schnelllebigen Zeiten konzipiert:
"Ich glaube, das ist für mich ganz wichtig, dass das, was in der Parfumerie zu sehen ist, sich auch in meinem Leben widerspiegelt: Je weniger, desto besser. Ich versuche, Handytelefonate (ihr Handy klingelt, lachend:) zu vermeiden, das ist ja witzig: Stichwort. Und ich versuche auch nicht mit jedem technischen Schnickschnack Schritt zu halten."'"
Stefanie Hanssens Großmutter ließ sich in den fünfziger Jahren in Wanne-Eickel ihre Kleider schneidern, um sich von der Piefigkeit um sie herum abzugrenzen. Sie hatte ein Gespür für schöne Dinge, liebte schon immer edle Düfte und wusste, wie ein Schuh zu sitzen hat:
""Ich denke, es hat etwas mit den ostpreußischen Wurzeln zu tun. Unsere Familie kommt aus Ostpreußen und meine Ururgroßmutter, das war schon eine sehr stolze, selbstbewusste Frau, ich denke, da liegen unsere Wurzeln. Meine Großmutter, ‚Frau Toni‘, wirkt auch sehr selbstbewusst und stolz. Und sie hat sehr früh ihr Leben auch in die eigenen Hände genommen."
Die Großmutter zog Stefanies Mutter alleine groß. Die Enkelin wuchs in einer Bergarbeitersiedlung in Wanne-Eickel auf. Sie studierte Betriebswirtschaft, wurde Expertin fürs Marketing von Luxushotels. Seit einigen Jahren lebt Stefanie Hanssen mit Mann und Kind in Berlin. Als sie eines Tages schier betäubt und gestresst vom Überangebot, aber ohne neuen Duft, aus der Filiale einer großen Parfumeriekette taumelte, beschloss sie, ein eigenes kleines Geschäft zu gründen. Zu Ehren und in enger Absprache mit ihrer über achtzigjährigen Großmutter, die immer noch in Wanne-Eickel wohnt. Das Prinzip Familienunternehmen – zeitgemäß umgesetzt:
"Der Familienzusammenhalt ist bei uns auch ganz speziell eng. Ich will nicht sagen, dass wir täglich telefonieren, aber unglaublich oft und ich glaube, das ist was ganz Schönes, was man heutzutage ganz selten findet, dass alle sich sehr gern haben und aneinander fest halten und auch an Ideen glauben."
Weil die Berliner Parfumerie den Veilchenduft der Marlene Dietrich führt, werden hier oft die Lieder der Diva abgespielt. Privat hört Stefanie Hanssen lieber Diana Krall. Distinguierter Jazz: Das passt zu ihr:
"Diana Krall ist eine ganz großartige Jazzsängerin. Die ist so ähnlich alt wie ich: 42, 43. Mutter von Zwillingen, sehr spät Kinder bekommen, so wie ich. Ich find Diana Krall ganz großartig und ich liebe ihre Musik!"
Nur knapp 30 Parfums gibt es bei "Frau Toni", alle untereinander kombinierbar, denn die Kundschaft kann sich ihr eigenes Lieblingsaroma zusammenstellen:
"Und das ist manchmal ein bisschen so, als würde jemand sein Tagebuch aufklappen. Was Duft in uns bewirkt und auslösen kann – das ist unglaublich. Es ist ein bisschen so, dass man hinter das Geheimnis von vielen Geschichten kommt und dass wir, unsere Parfumerie, Teil wird an dem Leben eines Menschen, was man zu Beginn eines Gespräches manchmal gar nicht erwartet hätte. Das ist wunderbar."
Stefanie Hanssen selbst erinnert der Geruch von Klee an eine Wiese, auf der sie als Kind spielte. Akazie, Jasmin, Linde, Tulpe: Bei der Schnupperprobe steigen schwere, intensive Aromen auf. Die individuelle Duftmischung wird in klare, eckige Glas-Flakons gefüllt. Es wirkt, als wolle Stefanie Hanssen diese Konzentration aufs Wesentliche nicht nur hier im Laden umsetzen, sondern gleichzeitig in ihrer Person:
"Muss ich selber mal nachdenken – ist das so? Ja, also Ruhe im Leben find ich unglaublich wichtig. Es muss nicht jeder Tag mit tausend Ereignissen gefüllt sein. Reduzieren, reduzieren, reduzieren und trotzdem toll sein: Das ist ein Lebensmotto, das ich – glaub ich – unterschreiben könnte, ja."
Auch in ihrem Musikgeschmack ist Stefanie Hanssen konzentriert - auf sanften Jazz. Lieder transportieren Emotionen ebenso wie Düfte. Ein Umstand, den Stefanie Hanssen sich in der kalten, dunklen Jahreszeit zunutze macht:
"Mir persönlich ist es so gegangen, dass der Duft von Orange eine euphorisierende Wirkung erzeugt hat. Und seitdem ich ab November diesen Duft benutze, geht es mir besser. Ich bin besser gelaunt, bin sofort fröhlich, ich könnte singen. Also Orange kann ich wirklich jedem empfehlen, der ein bisschen gegen den Winterblues ankämpfen muss."
Die 43-jährige Stefanie Hanssen tritt dagegen stets freundlich lächelnd auf – und ebenso durchgestylt wie ihre Parfumerie: Sie trägt akkuraten Kurz-Haarschnitt mit messerscharfen Kanten, kleine, filigrane Ohrstecker, ein ebenso schlichtes wie edles dunkelblaues Designer-Top. Klug hat sie "Frau Toni" als eine Oase der Ruhe in allzu schnelllebigen Zeiten konzipiert:
"Ich glaube, das ist für mich ganz wichtig, dass das, was in der Parfumerie zu sehen ist, sich auch in meinem Leben widerspiegelt: Je weniger, desto besser. Ich versuche, Handytelefonate (ihr Handy klingelt, lachend:) zu vermeiden, das ist ja witzig: Stichwort. Und ich versuche auch nicht mit jedem technischen Schnickschnack Schritt zu halten."'"
Stefanie Hanssens Großmutter ließ sich in den fünfziger Jahren in Wanne-Eickel ihre Kleider schneidern, um sich von der Piefigkeit um sie herum abzugrenzen. Sie hatte ein Gespür für schöne Dinge, liebte schon immer edle Düfte und wusste, wie ein Schuh zu sitzen hat:
""Ich denke, es hat etwas mit den ostpreußischen Wurzeln zu tun. Unsere Familie kommt aus Ostpreußen und meine Ururgroßmutter, das war schon eine sehr stolze, selbstbewusste Frau, ich denke, da liegen unsere Wurzeln. Meine Großmutter, ‚Frau Toni‘, wirkt auch sehr selbstbewusst und stolz. Und sie hat sehr früh ihr Leben auch in die eigenen Hände genommen."
Die Großmutter zog Stefanies Mutter alleine groß. Die Enkelin wuchs in einer Bergarbeitersiedlung in Wanne-Eickel auf. Sie studierte Betriebswirtschaft, wurde Expertin fürs Marketing von Luxushotels. Seit einigen Jahren lebt Stefanie Hanssen mit Mann und Kind in Berlin. Als sie eines Tages schier betäubt und gestresst vom Überangebot, aber ohne neuen Duft, aus der Filiale einer großen Parfumeriekette taumelte, beschloss sie, ein eigenes kleines Geschäft zu gründen. Zu Ehren und in enger Absprache mit ihrer über achtzigjährigen Großmutter, die immer noch in Wanne-Eickel wohnt. Das Prinzip Familienunternehmen – zeitgemäß umgesetzt:
"Der Familienzusammenhalt ist bei uns auch ganz speziell eng. Ich will nicht sagen, dass wir täglich telefonieren, aber unglaublich oft und ich glaube, das ist was ganz Schönes, was man heutzutage ganz selten findet, dass alle sich sehr gern haben und aneinander fest halten und auch an Ideen glauben."
Weil die Berliner Parfumerie den Veilchenduft der Marlene Dietrich führt, werden hier oft die Lieder der Diva abgespielt. Privat hört Stefanie Hanssen lieber Diana Krall. Distinguierter Jazz: Das passt zu ihr:
"Diana Krall ist eine ganz großartige Jazzsängerin. Die ist so ähnlich alt wie ich: 42, 43. Mutter von Zwillingen, sehr spät Kinder bekommen, so wie ich. Ich find Diana Krall ganz großartig und ich liebe ihre Musik!"
Nur knapp 30 Parfums gibt es bei "Frau Toni", alle untereinander kombinierbar, denn die Kundschaft kann sich ihr eigenes Lieblingsaroma zusammenstellen:
"Und das ist manchmal ein bisschen so, als würde jemand sein Tagebuch aufklappen. Was Duft in uns bewirkt und auslösen kann – das ist unglaublich. Es ist ein bisschen so, dass man hinter das Geheimnis von vielen Geschichten kommt und dass wir, unsere Parfumerie, Teil wird an dem Leben eines Menschen, was man zu Beginn eines Gespräches manchmal gar nicht erwartet hätte. Das ist wunderbar."
Stefanie Hanssen selbst erinnert der Geruch von Klee an eine Wiese, auf der sie als Kind spielte. Akazie, Jasmin, Linde, Tulpe: Bei der Schnupperprobe steigen schwere, intensive Aromen auf. Die individuelle Duftmischung wird in klare, eckige Glas-Flakons gefüllt. Es wirkt, als wolle Stefanie Hanssen diese Konzentration aufs Wesentliche nicht nur hier im Laden umsetzen, sondern gleichzeitig in ihrer Person:
"Muss ich selber mal nachdenken – ist das so? Ja, also Ruhe im Leben find ich unglaublich wichtig. Es muss nicht jeder Tag mit tausend Ereignissen gefüllt sein. Reduzieren, reduzieren, reduzieren und trotzdem toll sein: Das ist ein Lebensmotto, das ich – glaub ich – unterschreiben könnte, ja."
Auch in ihrem Musikgeschmack ist Stefanie Hanssen konzentriert - auf sanften Jazz. Lieder transportieren Emotionen ebenso wie Düfte. Ein Umstand, den Stefanie Hanssen sich in der kalten, dunklen Jahreszeit zunutze macht:
"Mir persönlich ist es so gegangen, dass der Duft von Orange eine euphorisierende Wirkung erzeugt hat. Und seitdem ich ab November diesen Duft benutze, geht es mir besser. Ich bin besser gelaunt, bin sofort fröhlich, ich könnte singen. Also Orange kann ich wirklich jedem empfehlen, der ein bisschen gegen den Winterblues ankämpfen muss."