Eine ehrwürdige Anerkennung
Als erste deutsche Softwareschmiede hat Melodyne-Erfinder Peter Neubäcker im Februar 2012 einen "Technical Grammy” erhalten. Die höchste Ehrung der Branche würdigt damit "Verdienste von außergewöhnlicher Bedeutung im Recording-Bereich", vergleichbar mit dem Film-Oscar.
Mit etwa 20 Mitarbeiter weltweit und Sitz in München, hat die Firma Celemony mit ihrer Melodyne-Software vor wenigen Jahren die Musikproduktion revolutioniert. Eine Technologie, die es erlaubt, auch einzelne Noten in polyphonen Musikstücken zu editieren: Jedes Zupfen an einer Gitarre, jeder Anschlag am Klavier erscheint für sich visualisiert auf dem Monitor.
"Wie funktioniert Musik eigentlich? Ich glaube auch, dass man keine Antwort darauf finden kann - in dem Sinn. Ich glaube nicht, dass ich am Ende meines Lebens sagen kann: So, jetzt weiß ich wie Musik funktioniert."
Teilantworten sucht Peter Neubäcker in seinem Forschen. Früher hat er an der Hobelbank Gitarren gebaut. Mitte der 80er-Jahre wechselte er zu Bleistift und Papier: Mit dem Monochord, einem Saiteninstrument mit verstellbaren Stegen, rechnete Peter Neubäcker wie einst die Pythagoreer an der Musik. Später programmierte er am Computer und entwickelte die Musiksoftware Melodyne.
Töne, Klänge, Melodien anpassen - In kleinen Internet-Videos eröffnet sich dem Laien die Trickkiste von Melodyne. Mit diesem Programm ist es seit gut zehn Jahren möglich, in digitale Aufnahmen einzugreifen. Es analysiert die Musik und zerlegt selbst polyphones, also mehrstimmiges Material, in Einzelteile wie Frequenz und Klangfarbe.
"Wenn dieses Programm eingesetzt worden ist, in der Musik, dann hört man das nachher nicht mehr. Oder jemand setzt es bewusst als Effekt ein, dass wirklich dann komische Verzierung eingebaut wird, die ein Sänger gar nicht singen kann."
Oder: Ein Sprecher gar nicht sprechen. Wie mit vielen Musik-Programmen lassen sich auch mit Melodyne Klänge bis zum Extrem ausreizen und Töne comichaft überhöhen - von Mickey Mouse bis Beelzebub. Doch es kann noch weit mehr. Dickie Chappell, der Tontechniker von Peter Gabriel, setzt es für die Dynamik in Orchester-Arrangements ein.
Melodyne ist in millionenschweren Studio-Produktionen genauso wie bei kleinen Hinterzimmer-Aufnahmen zuhause. Martin "Console" Gretschmann von The Notwist zum Beispiel: Er tüftelt mit der Software auch an seinen elektronischen Kompositionen.
Im Arbeitszimmer von Melodyne-Erfinder Peter Neubäcker hängen selbst gebaute Saiteninstrumente an den Wänden. In den Regalen: Buddhistische Klangschalen. An seinem Computermonitor demonstriert er das Wesen der Software. Visualisierte Töne eines beliebigen Popsongs auf der Benutzeroberfläche versinnbildlichen den Namen: Melodyne - eine Wortverschmelzung aus "Melodie" und "dynamisch".
"Man sieht hier, dass die einzelnen Noten analysiert worden sind. Man kann sich das wie so eine Art Spindel vorstellen. Die Dicke dieser Spindel repräsentiert die Lautstärke an dem jeweiligen Zeitpunkt. Und diese feine Linie, diese Kurve ist die Tonhöhe, die da drinsteckt.
Und wenn ich jetzt ein paar Noten anfasse und woanders hinschiebe. Da hört man dann schon, dass es praktisch immer so bleibt wie wenn es auch so gesungen hätte sein können, aber die Melodie verändert sich so, wo man die Noten einfach hinschiebt, um andere Melodien daraus zu machen. Oder man könnte eine zweite Stimme daraus machen, dann kann ich das hier runter schieben."
Das Modellieren von Melodien - Mit Melodyne lassen sich musikalische Patzer passend machen. Doch diese Software ist weniger Korrektur- als vielmehr Gestaltungswerkzeug. Es rechnet die aufgenommenen Töne wieder auseinander, unterscheidet aber noch nicht zwischen den einzelnen Instrumenten wie etwa Klavier, Klarinette oder Gesang.
"Was man schon machen kann: Während das ganze Ensemble gespielt hat und es ist nicht einzeln, sondern ganz normal in stereo aufgenommen worden, und einer hat irgendwie einen Ton gespielt, der jetzt nicht so reingepasst hat. Zum Beispiel in einer Improvisation. Dann findet man in dem Stück schon den Ton bei der Analyse und verschiebt den irgendwo anders hin."
Im Februar 2012 durfte sich Peter Neubäcker in Los Angeles den "Technical Grammy" für Melodyne abholen - den "Oscar der Musikbranche". Eine ehrwürdige Anerkennung für eine Software, mit der er die digitale Musikbearbeitung ständig weiterdenkt, analytisch durchdringt und mehr noch: in sie eindringt. Die Melodie: Mathematik. Der Ton: Psychologie. Der Klang: Philosophie.
Melodyne mag für manchen Kritiker ein technischer Eingriff in die emotional aufgeladene Musik sein. Für den digitalen Klang-Forscher ist diese Software aber ein ehrliches Gestaltungswerkzeug, das die Musik nicht unbedingt menschlicher und den Menschen nur bedingt musikalischer macht.
"Wenn ich mich versinge, merke ich das vielleicht, dass ich mich versungen habe und erschrecke. Und dadurch wird die Aufnahme schlecht. Oder jemand, der schlecht singt, der kann auch nie zu einem guten Sänger gemacht werden durch die Software, weil er einfach den Ausdruck nicht hat."
"Wie funktioniert Musik eigentlich? Ich glaube auch, dass man keine Antwort darauf finden kann - in dem Sinn. Ich glaube nicht, dass ich am Ende meines Lebens sagen kann: So, jetzt weiß ich wie Musik funktioniert."
Teilantworten sucht Peter Neubäcker in seinem Forschen. Früher hat er an der Hobelbank Gitarren gebaut. Mitte der 80er-Jahre wechselte er zu Bleistift und Papier: Mit dem Monochord, einem Saiteninstrument mit verstellbaren Stegen, rechnete Peter Neubäcker wie einst die Pythagoreer an der Musik. Später programmierte er am Computer und entwickelte die Musiksoftware Melodyne.
Töne, Klänge, Melodien anpassen - In kleinen Internet-Videos eröffnet sich dem Laien die Trickkiste von Melodyne. Mit diesem Programm ist es seit gut zehn Jahren möglich, in digitale Aufnahmen einzugreifen. Es analysiert die Musik und zerlegt selbst polyphones, also mehrstimmiges Material, in Einzelteile wie Frequenz und Klangfarbe.
"Wenn dieses Programm eingesetzt worden ist, in der Musik, dann hört man das nachher nicht mehr. Oder jemand setzt es bewusst als Effekt ein, dass wirklich dann komische Verzierung eingebaut wird, die ein Sänger gar nicht singen kann."
Oder: Ein Sprecher gar nicht sprechen. Wie mit vielen Musik-Programmen lassen sich auch mit Melodyne Klänge bis zum Extrem ausreizen und Töne comichaft überhöhen - von Mickey Mouse bis Beelzebub. Doch es kann noch weit mehr. Dickie Chappell, der Tontechniker von Peter Gabriel, setzt es für die Dynamik in Orchester-Arrangements ein.
Melodyne ist in millionenschweren Studio-Produktionen genauso wie bei kleinen Hinterzimmer-Aufnahmen zuhause. Martin "Console" Gretschmann von The Notwist zum Beispiel: Er tüftelt mit der Software auch an seinen elektronischen Kompositionen.
Im Arbeitszimmer von Melodyne-Erfinder Peter Neubäcker hängen selbst gebaute Saiteninstrumente an den Wänden. In den Regalen: Buddhistische Klangschalen. An seinem Computermonitor demonstriert er das Wesen der Software. Visualisierte Töne eines beliebigen Popsongs auf der Benutzeroberfläche versinnbildlichen den Namen: Melodyne - eine Wortverschmelzung aus "Melodie" und "dynamisch".
"Man sieht hier, dass die einzelnen Noten analysiert worden sind. Man kann sich das wie so eine Art Spindel vorstellen. Die Dicke dieser Spindel repräsentiert die Lautstärke an dem jeweiligen Zeitpunkt. Und diese feine Linie, diese Kurve ist die Tonhöhe, die da drinsteckt.
Und wenn ich jetzt ein paar Noten anfasse und woanders hinschiebe. Da hört man dann schon, dass es praktisch immer so bleibt wie wenn es auch so gesungen hätte sein können, aber die Melodie verändert sich so, wo man die Noten einfach hinschiebt, um andere Melodien daraus zu machen. Oder man könnte eine zweite Stimme daraus machen, dann kann ich das hier runter schieben."
Das Modellieren von Melodien - Mit Melodyne lassen sich musikalische Patzer passend machen. Doch diese Software ist weniger Korrektur- als vielmehr Gestaltungswerkzeug. Es rechnet die aufgenommenen Töne wieder auseinander, unterscheidet aber noch nicht zwischen den einzelnen Instrumenten wie etwa Klavier, Klarinette oder Gesang.
"Was man schon machen kann: Während das ganze Ensemble gespielt hat und es ist nicht einzeln, sondern ganz normal in stereo aufgenommen worden, und einer hat irgendwie einen Ton gespielt, der jetzt nicht so reingepasst hat. Zum Beispiel in einer Improvisation. Dann findet man in dem Stück schon den Ton bei der Analyse und verschiebt den irgendwo anders hin."
Im Februar 2012 durfte sich Peter Neubäcker in Los Angeles den "Technical Grammy" für Melodyne abholen - den "Oscar der Musikbranche". Eine ehrwürdige Anerkennung für eine Software, mit der er die digitale Musikbearbeitung ständig weiterdenkt, analytisch durchdringt und mehr noch: in sie eindringt. Die Melodie: Mathematik. Der Ton: Psychologie. Der Klang: Philosophie.
Melodyne mag für manchen Kritiker ein technischer Eingriff in die emotional aufgeladene Musik sein. Für den digitalen Klang-Forscher ist diese Software aber ein ehrliches Gestaltungswerkzeug, das die Musik nicht unbedingt menschlicher und den Menschen nur bedingt musikalischer macht.
"Wenn ich mich versinge, merke ich das vielleicht, dass ich mich versungen habe und erschrecke. Und dadurch wird die Aufnahme schlecht. Oder jemand, der schlecht singt, der kann auch nie zu einem guten Sänger gemacht werden durch die Software, weil er einfach den Ausdruck nicht hat."