Eine erstarrte Gesellschaft
Nura, die schöne Frau des berühmten Kalligraphen Hamid Farsi, ist geflüchtet: Während in Damaskus das Gerücht umgeht, arbeitet Farsi verbissen an Plänen für eine radikale Reform der arabischen Sprache - nichts ahnend, dass zwischen Nura und seinem Lehrling Salman eine leidenschaftliche Liebe ihren Anfang nimmt. Mit der Liebesgeschichte zwischen einer Muslima und einem Christen schreibt Bestsellerautor Rafik Schami, Jahrgang 1947, zugleich eine Geschichte der syrischen Gesellschaft und seiner Heimatstadt Damskus.
Seit 1971 lebt Rafik Schami in Deutschland, nachdem er aus seinem Heimatland Syrien und aus seiner Geburtstadt Damaskus, jenem "Fundbüro der Geschichte und der Geschichten", als politisch Verfolgter fliehen musste. Damaskus hat den promovierten Chemiker und Bestsellerautor Rafik Schami, Jahrgang 1947, aber seitdem - zumindest schreibend - nicht losgelassen.
"Ich bin von dieser Stadt besessen", meinte er sogar einmal in einem Interview mit der "Frankfurter Rundschau". So auch in seinem neuen Roman "Das Geheimnis des Kalligraphen", der während der allzu kurzen Tauwetterperiode Anfang der 50er Jahre in der syrischen Hauptstadt spielt. "Damaskus ist eine Hure, die für jeden Herrscher die Beine breit macht", denkt eine von Schamis Figuren darin.
Seit Anfang der 60er Jahre ist Damaskus mit dem Clan der Assads im Bett. Schami erzählt die Vorgeschichte - von den Widersprüchen einer arabischen Metropole zwischen Moderne und Tradition, von der Kunst der Kalligraphie, jener "Musik für die Augen", und von der Liebesgeschichte zwischen einer Muslima und einem Christen.
"Das Geheimnis des Kalligraphen" ist zugleich ein Künstlerroman, denn eine Hauptfigur ist der berühmte Kalligraph Hamid Farsi, schon als Jugendlicher zum "Wunderkind" ausgerufen, ein später Nachfahr Ibn Muqlas, dem bis heute bedeutendsten arabischen Kalligraphen. Schami hat Muqla seinen Roman gewidmet.
Die Lebensgeschichte des Reformers Muqla, dem von religiösen Fanatikern unter dem Vorwand angeblicher Gotteslästerung erst die Hand abgeschlagen und schließlich sogar die Zunge herausgeschnitten wurde, ist eine Geschichte, die sich in der Biografie von Hamid Farsi wiederholt.
Warum es so verflucht schwer ist, irgendetwas in einer erstarrten Ehe, in einer erstarrten Gesellschaft oder in einer erstarrten Sprache zu verändern, davon erzählt der Rafik Schami in "Das Geheimnis des Kalligraphen".
Rezensiert von Dennis Scheck
Rafik Schami: Das Geheimnis des Kalligraphen
Hanser Verlag 2008
464 Seiten, 24,80 Euro
"Ich bin von dieser Stadt besessen", meinte er sogar einmal in einem Interview mit der "Frankfurter Rundschau". So auch in seinem neuen Roman "Das Geheimnis des Kalligraphen", der während der allzu kurzen Tauwetterperiode Anfang der 50er Jahre in der syrischen Hauptstadt spielt. "Damaskus ist eine Hure, die für jeden Herrscher die Beine breit macht", denkt eine von Schamis Figuren darin.
Seit Anfang der 60er Jahre ist Damaskus mit dem Clan der Assads im Bett. Schami erzählt die Vorgeschichte - von den Widersprüchen einer arabischen Metropole zwischen Moderne und Tradition, von der Kunst der Kalligraphie, jener "Musik für die Augen", und von der Liebesgeschichte zwischen einer Muslima und einem Christen.
"Das Geheimnis des Kalligraphen" ist zugleich ein Künstlerroman, denn eine Hauptfigur ist der berühmte Kalligraph Hamid Farsi, schon als Jugendlicher zum "Wunderkind" ausgerufen, ein später Nachfahr Ibn Muqlas, dem bis heute bedeutendsten arabischen Kalligraphen. Schami hat Muqla seinen Roman gewidmet.
Die Lebensgeschichte des Reformers Muqla, dem von religiösen Fanatikern unter dem Vorwand angeblicher Gotteslästerung erst die Hand abgeschlagen und schließlich sogar die Zunge herausgeschnitten wurde, ist eine Geschichte, die sich in der Biografie von Hamid Farsi wiederholt.
Warum es so verflucht schwer ist, irgendetwas in einer erstarrten Ehe, in einer erstarrten Gesellschaft oder in einer erstarrten Sprache zu verändern, davon erzählt der Rafik Schami in "Das Geheimnis des Kalligraphen".
Rezensiert von Dennis Scheck
Rafik Schami: Das Geheimnis des Kalligraphen
Hanser Verlag 2008
464 Seiten, 24,80 Euro