Eine filmische Trance
In seinem neuen Film knüpft Regisseur Edgar Reitz bei seiner viel beachteten Reihe "Heimat" an. Herausgekommen ist ein episches Sittengemälde der Gesellschaft im Hunsrück um 1843 – und ein großes Seherlebnis.
Mit "Heimat" schrieb Edgar Reitz vor fast 30 Jahren Film- und Fernsehgeschichte. Als 1984 auf dem Filmfestival in Venedig die ersten 15 Stunden in 11 Teilen zu sehen waren, reagierte nicht nur die internationale Filmkritik enthusiastisch. "Heimat" wurde zu einem internationalen Erfolg vor einem Millionenpublikum weltweit und erzählte eine Familiengeschichte im Hunsrück zwischen 1918 und 1980, angesiedelt im fiktiven Dorf Schabbach. Edgar Reitz drehte dann noch zwei weitere "Heimat"-Filme, die 1992 und 2004 ins Fernsehen gelangten und kleinere Zeitspannen, wie die 1960er-Jahre und die Wendezeit nach dem Mauerfall, umspannten.
Nun hat der Regisseur mit "Die andere Heimat. Chronik einer Sehnsucht" einen fast vier Stunden langen Kinofilm gedreht, der ganz aus der Zeit gefallen ist. Die Handlung spielt 1843 wieder in Schabbach, und im Mittelpunkt steht mit Jakob ein Träumer, ein Jugendlicher an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Er ist ein Bücherwurm, studiert indianische Sprachen und Dialekte. Sein Vater, ein bodenständiger Schmied, versteht den Jungen nicht.
Edgar Reitz zeichnet ein episches und gleichzeitig karges Sittengemälde in Schwarz-Weiß aus einer Zeit, als in deutschen Landen noch spätfeudale Zustände und vor allem bittere Armut und Hungersnöte herrschten. Viele der armen Bauern versuchen auszuwandern – nach Südamerika. Das ist auch Jakobs Traum. Meisterhaft lässt Edgar Reitz die Zeit stillstehen, erinnert an eine historische Übergangsepoche, die einem kaum im Bewusstsein ist. Er entschleunigt die Handlung, erzählt kleine Geschichten aus dem Alltag, dem Widerstand gegen den Vater, eine latente und unglückliche Liebe. Der Filmemacher lässt die großen Veränderungen der industriellen Revolution und die politischen Unruhen, die nur wenige Jahre später folgten, außen vor. In Schabbach findet nur eine kleine Rebellion nach einem Volksfest statt – und schon dafür bekommen die jungen Männer Festungshaft.
Gerade durch das fast Unspektakuläre wird diese lange aber immer intensivere Zeitreise zu einem so großen Seherlebnis, einer 225 Minuten langen Trance. Es erscheint wie ein letztes Aufbäumen des Autorenkinos des späten 20. Jahrhunderts im Alltag der digitalen Bilder zu Beginn des 21. Jahrhunderts, die nun auch auf Tablets und Smartphones konsumiert werden. Filme wie diesen wohl letzten großen "Heimatwurf" des 81-jährigen Regisseurs wird es auf der großen Kinoleinwand immer seltener geben. Genau deshalb lohnt sich auch das mehrfache Anschauen. Es gibt einfach so viel zu sehen.
Mehr Infos auf der Filmwebsite
Nun hat der Regisseur mit "Die andere Heimat. Chronik einer Sehnsucht" einen fast vier Stunden langen Kinofilm gedreht, der ganz aus der Zeit gefallen ist. Die Handlung spielt 1843 wieder in Schabbach, und im Mittelpunkt steht mit Jakob ein Träumer, ein Jugendlicher an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Er ist ein Bücherwurm, studiert indianische Sprachen und Dialekte. Sein Vater, ein bodenständiger Schmied, versteht den Jungen nicht.
Edgar Reitz zeichnet ein episches und gleichzeitig karges Sittengemälde in Schwarz-Weiß aus einer Zeit, als in deutschen Landen noch spätfeudale Zustände und vor allem bittere Armut und Hungersnöte herrschten. Viele der armen Bauern versuchen auszuwandern – nach Südamerika. Das ist auch Jakobs Traum. Meisterhaft lässt Edgar Reitz die Zeit stillstehen, erinnert an eine historische Übergangsepoche, die einem kaum im Bewusstsein ist. Er entschleunigt die Handlung, erzählt kleine Geschichten aus dem Alltag, dem Widerstand gegen den Vater, eine latente und unglückliche Liebe. Der Filmemacher lässt die großen Veränderungen der industriellen Revolution und die politischen Unruhen, die nur wenige Jahre später folgten, außen vor. In Schabbach findet nur eine kleine Rebellion nach einem Volksfest statt – und schon dafür bekommen die jungen Männer Festungshaft.
Gerade durch das fast Unspektakuläre wird diese lange aber immer intensivere Zeitreise zu einem so großen Seherlebnis, einer 225 Minuten langen Trance. Es erscheint wie ein letztes Aufbäumen des Autorenkinos des späten 20. Jahrhunderts im Alltag der digitalen Bilder zu Beginn des 21. Jahrhunderts, die nun auch auf Tablets und Smartphones konsumiert werden. Filme wie diesen wohl letzten großen "Heimatwurf" des 81-jährigen Regisseurs wird es auf der großen Kinoleinwand immer seltener geben. Genau deshalb lohnt sich auch das mehrfache Anschauen. Es gibt einfach so viel zu sehen.
Mehr Infos auf der Filmwebsite
Deutschland/Frankreich, 2013; Regie: Edgar Reitz; Darsteller: Jan Dieter Schneider, Antonia Bill, Maximilian Scheidt; 225 Minuten; freigegeben ab 6 Jahren