Eine Geschichte des Versagens

Die Geiselnahme bei den Olympischen Spielen in München 1972 endete fatal: Alle elf israelischen Geiseln starben, ebenso ein Polizist und fünf palästinensische Terroristen. Ein schonungsloses Bild des Versagens der Polizei zeichnet der israelische Regisseur Dror Zahavi im TV-Film "München 72 – Das Attentat" für das ZDF.
Mit Maschinengewehren bewaffnete Palästinenser stürmen ins Quartier der israelischen Mannschaft im Olympischen Dorf und nehmen elf Geiseln. Die Terroristen wollen 200 Palästinenser in israelischen Gefängnissen freipressen – und Ulrike Meinhof. Die bayerische Polizei ist völlig überrascht, doch uneinsichtig der Meinung, ohne fremde Hilfe zurechtzukommen.

"Wenn die Polizei nicht ausreichend auf so etwas vorbereitet ist …" / "Wie bitte?" / "Das sagt wer?" / "Beziehungsweise waffentechnisch unterlegen. Was spricht denn dagegen, die Bundeswehr einzusetzen?" / "Dagegen spricht das deutsche Verfassungsrecht. Wir sind immer noch ein föderalistischer Staat."/ "Ich muss Herrn Merck recht geben, wir haben nun mal die Polizeihoheit der Länder." (Filmausschnitt)

Kopfschüttelnd verfolgt man, wie die Einsatzleitung im Chaos versinkt. Ulrich Wegener war damals als Verbindungsoffizier des Bundesgrenzschutzes Augenzeuge des Dramas. Der heute 82-Jährige hat das Filmteam beraten - und erinnert sich noch genau an seine Gefühle von damals:

"Das war furchtbar, ich war völlig fassungslos. Vor allem, ich fühlte mich so hilflos! Weil man ja nichts machen konnte. Ich fand das schon teilweise empörend, was ich so gesehen habe. Nach der Geschichte in Fürstenfeldbruck, da habe ich Genscher gesagt: 'So etwas darf in Deutschland nicht noch mal passieren, dafür müssen wir sorgen'."

Wegener wurde der erste Kommandeur der Spezialeinheit GSG 9, die in Folge des Dramas von München gegründet wurde. Regisseur Dror Zahavi wurde in Israel geboren, wo jedes Schulkind weiß, was damals in München passiert ist. Sein Film ist eine Geschichte des Versagens der deutschen Behörden. Vorführen wollte er die Männer im Krisenstab aber nicht:

"Ich habe das auf keinen Fall so inszeniert, dass man sie belächelt, dass ich sie verurteile. Jedenfalls habe ich versucht, sie nicht lächerlich zu machen. Dass sie lächerlich agieren, das ist ein Fakt, aber das kann ich nicht ändern. Ich kann sie nur in ihrer Lächerlichkeit so ernst wie möglich darstellen."

Die Katastrophe eskaliert auf dem Flughafen Fürstenfeldbruck: Es gibt nicht genug Scharfschützen, Panzerwagen bleiben im Stau stecken, einfache Streifenpolizisten sollen die schwer bewaffneten Terroristen überwältigen.
Das Ergebnis ist bekannt.

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Service:
Das ZDF zeigt "München 72 – Das Attentat" am 19.3.2012 um 20 Uhr 15. Im Anschluss läuft eine Dokumentation über das Attentat, das sich am 5. September zum 40. Mal jährt.
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