Eine Goldgrube
In der Arktis finden sich viele Bodenschätze wie zum Beispiel Gold. Der Klimawandel, der das Eis zum Schmelzen bringt, erleichtert ihren Abbau. Schon streiten verschiedene Nationen darüber, wem die Arktis eigentlich gehört. In Grönland, das seine Unabhängigkeit von Dänemark anstrebt, findet zu dieser Frage derzeit eine Internationale Arktis-Konferenz statt.
Liane von Billerbeck: Im Studio ist jetzt die Journalistin Agnes Bührig, die seit Jahren als Hörfunkreporterin und Buchautorin in Stockholm lebt. Sie hat vor kurzem eine Reise nach Grönland unternommen und auch darüber recherchiert, wem die Arktis eigentlich gehört, denn darum geht es während der Arktis-Konferenz, die heute auf Grönland beginnt. Herzlich willkommen!
Agnes Bührig: Hallo!
Billerbeck: Wie kommt man eigentlich nach Grönland?
Bührig: Man kommt ganz modern mit dem Flugzeug dorthin, mit einem Großraumflugzeug aus der dänischen Hauptstadt zum Beispiel und muss dann aber umsteigen. Die Hauptstadt Nuuk auf Grönland hat selbst keine so lange Landeanflugmöglichkeiten, das heißt, da steigt man in einem anderen Ort erst mal in ein kleines Flugzeug um, in so eine Propellermaschine. Das ist wirklich sehr gemütlich. Man wird mit Kaffee auch bedient, eine Reihe auf jeder Seite des Ganges, man sieht den Piloten und man sieht natürlich diese wahnsinnigen Eismassen, die da unter einem sind. 85 Prozent von Grönland sind ja bedeckt mit Eis. Und ich muss sagen, ich wohne ja in Stockholm und habe schon viele Nordreisen gemacht, aber das ist etwas sehr Besonderes, weil das ist so weit ab vom Schuss, das ist ja mitten im Nordatlantik, die Insel, und wirklich schon dem Nordpol recht nahe.
Billerbeck: Kann man da einfach so losfliegen, ich fahre jetzt mal nach Grönland, oder was war das für eine Reise?
Bührig: Das war eigentlich eine Reise, die sich mit den Themen Unabhängigkeit beschäftigt und Rohstoffe, denn das ist ja das große Thema jetzt sowieso international, aber auch für die Grönländer selbst, um ihre Unabhängigkeit vorzubereiten. Wir haben die Möglichkeit gehabt, erst in Kopenhagen mit entsprechenden Stellen zu sprechen, und dann waren wir eben in Nuuk, in der Hauptstadt mit 15.000 Einwohnern, der größte Ort auf Grönland, und dort vier Tage unterwegs.
Billerbeck: 15.000 Einwohner, das ist ja eigentlich nach mitteleuropäischen Verhältnissen eine Kleinstadt. Wie haben Sie denn Grönland erlebt?
Bührig: Also sehr europäisch, denn man muss sagen, das Land ist sehr geprägt durch die dänische Tradition des Wohlfahrtsstaates – also Nuuk mit 15.000 Einwohnern, das ganze Land hat ja nur 57.000 Einwohner. Nuuk ist sehr europäisch geprägt. Also es gibt sowohl Sozialbauten, es gibt aber auch schmucke Holzvillen, es gibt Supermärkte, also es ist eigentlich wie eine normale Großstadt. Aber wenn man dann ins Restaurant geht und sich sagt, ich will einen frischen Salat essen, bestellt das Ganze und geht ans Salatbuffet, dann stellt man fest, es sind viele Gemüsesorten eingelegt, es wird natürlich nur zugeliefert per Flugzeug, man muss sich warm anziehen natürlich. Ich war im März da, da war's minus 15, minus 20 Grad, das geht. Es kann natürlich auch noch kälter werden.
Billerbeck: Grönland ist ja in einer so genannten Reichsgemeinschaft mit Dänemark und Kanada verbunden. Sie haben es schon in einem Moment erwähnt, wie stark ist denn nun der Drang nach Unabhängigkeit?
Bührig: Man hofft natürlich, wenn man Rohstoffe findet, das auch unterfüttern zu können. Und der Drang ist eigentlich schon vorhanden. Es war ja einst eine Kolonie, sie wurde Anfang des 18. Jahrhunderts erstmals von einem Missionar aus Dänemark besiedelt. Natürlich waren im Mittelalter die Wikinger, das lassen wir mal in der grauen Vorzeit liegen. Und dann war es eben eine Kolonie Dänemarks, und ab 1979 in Selbstverwaltung, das heißt die meisten Bereiche werden von den Grönländern selbst gestaltet, aber die Außen- und Sicherheitspolitik wird noch aus Dänemark gestaltet. Und es gibt eben eine Unabhängigkeitskommission, da soll bis Ende des Jahres ein Volksentscheid sein. Und auch das dänische Parlament hat etwas mitzureden, ob es dann realisiert wird, dass Grönland selbst über seine Rohstoffe bestimmen kann, weil natürlich muss man das irgendwie finanzieren. Grönland bekommt Subventionen in Höhe von 400 Millionen Euro umgerechnet per Jahr, und das muss man natürlich erst mal ersetzen. Da sind die Hoffnungen natürlich groß.
Billerbeck: Heute beginnt ja dort auf Grönland die Arktis-Konferenz, auf der die Außenminister von Dänemark, Norwegen, Kanada, Russland und den USA verhandeln. Worum geht es konkret bei dem Streit?
Bührig: Es geht um große Ölvorkommen, die vermutet werden im Gebiet der Arktis, und zwar bis zu einem Viertel. Das ist aber schwer nachzuweisen, denn es ist natürlich eine sehr eisige Gegend, wo man schlecht Untersuchungen machen kann, um das nachzuprüfen. Aber die US-Geologen haben da Untersuchungen gemacht, haben diese Schätzungen vorgelegt. Und jetzt stellt sich die Frage: Wem gehört denn eigentlich die Arktis? Und da geht man davon aus, dass man sagt, der Kontinentalsockel geht von einem der Anrainerstaaten aus und welches ist das und wie definieren wir das dann. Weil es ist so, nach dem Abkommen der Vereinten Nationen, Seerechtskonvention aus dem Jahr '82, kann jedes Land ein Gebiet von 200 Meilen vor seiner Küste exklusiv als Wirtschaftszone nutzen. Und wenn jetzt zum Beispiel Grönland nachweisen könnte, dass es eine Verbindung gibt unterseeisch in dieses Gebiet, dann könnten natürlich, wenn dort Vorkommen gefunden werden an Öl, diese genutzt werden und dem Staate zugute kommen.
Billerbeck: Aber es gibt ja auch Ansprüche von anderen Ländern. Wir erinnern uns an den Vorfall im vorigen Jahr, als die Russen da eine Fahne auf dem Meeresgrund setzten, um ihre Gebietsansprüche zu bekräftigen. Wie wird denn das geregelt? Wie versucht man, diese Konflikte auszutragen?
Bührig: Also es muss natürlich eine geologische Untersuchung vorliegen, die also nach bestimmten Kriterien, die sehr komplex sind – ich habe mir das in Dänemark erklären lassen, es geht etwas zu weit, glaube ich, für den normalen Hörern. Da wird gemessen und geguckt, wie die Länder verbunden sind mit unterseeischen Gebirgsrücken im Wasser sozusagen, und zum Beispiel der Lomonosow-Rücken aus Russland, der reicht halt weit hinein. Und das war ja so der Ansatz. Die Russen haben auch schon reklamiert, dass sie die Hälfte des Polarmeeres gerne nutzen wollen. Das wird geprüft. Das ist natürlich auf der einen Seite eine geologische Frage, aber dann natürlich auch eine politische. Aber die Geologen, die ich gesprochen habe, die versuchen natürlich, das richtig wissenschaftlich einfach zu ergründen.
Billerbeck: Der Klimawandel wird ja letztlich dazu führen, dass die Rohstoffe besser abgebaut werden können. Also ein dramatisches Ereignis für die Menschheit führt dazu, dass man wieder Rohstoffe finden kann. Wie groß ist die Bedeutung der Arktis da, was weiß man schon über die Bodenschätze, die dort liegen?
Bührig: Es gibt natürlich eine ganze Reihe von Bodenschätzen, die dort sich finden lassen. Zum Beispiel in der letzten Zeit wurden zwei Minen eröffnet auf Grönland. Da wird Gold abgebaut, da wird Olivin für die Stahlproduktion abgebaut, es wird gesucht nach Molybdänen, nach Rubinen, nach Zink, nach Diamanten. Das ist natürlich ein Bodenschatzvorkommen, was man nicht unterschätzen darf. Es hängt natürlich davon ab, ob man die Infrastruktur schaffen kann, um all diese Bodenschätze dann auch abzutransportieren. Und dafür ist natürlich so etwas, wie die Nordwestpassage, die zum ersten Mal frei war im letzten Jahr, ganz wichtig, weil man muss ja auch die Infrastruktur dort haben, auch die Transportwege eröffnen, um solche Schätze, wenn man sie denn findet, dort abzubauen.
Billerbeck: Sie haben es schon gesagt, Grönland will unabhängig werden und möglicherweise spielen auch die dort lagernden Bodenschätze dann eine Rolle. Wenn Sie die grönländische Gesellschaft einschätzen, welche Probleme hat diese Gesellschaft und welche Visionen hat sie für diese Zeit nach der Unabhängigkeit?
Bührig: Erst mal muss man sagen, dass es natürlich ein Land ist, was sehr stark durch die Natur geprägt ist, also die Robbenfänger als traditionelle Erwerbsquelle sind natürlich noch vorhanden. Darauf gesetzt ist natürlich der dänische Wohlfahrtsstaat mit seinen guten und vielleicht auch schlechten Seiten. Man muss gucken, wie sich diese beiden Elemente mischen lassen. Also wenn man in Nuuk ist, dann merkt man doch sehr stark, dass es da auch eine Spaltung gibt. Einerseits eben die Inuit-Bevölkerung, die vielleicht nicht Dänisch kann, was ja dort zweite Hauptsprache ist, die nicht soweit kommen. Und ein großes Problem ist zum Beispiel die Bildung, dass also jetzt für solche großen Projekte wie neue Minen, da werden Fachkräfte gesucht, weil der Bildungsstand eben nicht so stark ausgeprägt ist wie zum Beispiel in Dänemark. Das ist sicherlich eine Herausforderung. Eine andere Herausforderung ist dann eben, wie geht es sicherheitspolitisch weiter? Schmiedet man neue Bündnisse mit Island und Alaska oder den USA beziehungsweise Kanada? Wie wird das weitergehen, auch mit der Unabhängigkeit? Weil das ist ja schön zu sagen, ich gehöre nicht mehr zu Dänemark. Aber wie kann ich das dann auch geostrategisch und militärisch eben umsetzen, das ist die Frage.
Billerbeck: Wem gehört die Arktis? Darum wird während der heute beginnenden Arktis-Konferenz auf Grönland gestritten. Wir sprachen darüber mit der Hörfunkreporterin und Buchautorin Agnes Bührig, die kürzlich auf Grönland war. Danke fürs Kommen!
Bührig: Danke schön!
Agnes Bührig: Hallo!
Billerbeck: Wie kommt man eigentlich nach Grönland?
Bührig: Man kommt ganz modern mit dem Flugzeug dorthin, mit einem Großraumflugzeug aus der dänischen Hauptstadt zum Beispiel und muss dann aber umsteigen. Die Hauptstadt Nuuk auf Grönland hat selbst keine so lange Landeanflugmöglichkeiten, das heißt, da steigt man in einem anderen Ort erst mal in ein kleines Flugzeug um, in so eine Propellermaschine. Das ist wirklich sehr gemütlich. Man wird mit Kaffee auch bedient, eine Reihe auf jeder Seite des Ganges, man sieht den Piloten und man sieht natürlich diese wahnsinnigen Eismassen, die da unter einem sind. 85 Prozent von Grönland sind ja bedeckt mit Eis. Und ich muss sagen, ich wohne ja in Stockholm und habe schon viele Nordreisen gemacht, aber das ist etwas sehr Besonderes, weil das ist so weit ab vom Schuss, das ist ja mitten im Nordatlantik, die Insel, und wirklich schon dem Nordpol recht nahe.
Billerbeck: Kann man da einfach so losfliegen, ich fahre jetzt mal nach Grönland, oder was war das für eine Reise?
Bührig: Das war eigentlich eine Reise, die sich mit den Themen Unabhängigkeit beschäftigt und Rohstoffe, denn das ist ja das große Thema jetzt sowieso international, aber auch für die Grönländer selbst, um ihre Unabhängigkeit vorzubereiten. Wir haben die Möglichkeit gehabt, erst in Kopenhagen mit entsprechenden Stellen zu sprechen, und dann waren wir eben in Nuuk, in der Hauptstadt mit 15.000 Einwohnern, der größte Ort auf Grönland, und dort vier Tage unterwegs.
Billerbeck: 15.000 Einwohner, das ist ja eigentlich nach mitteleuropäischen Verhältnissen eine Kleinstadt. Wie haben Sie denn Grönland erlebt?
Bührig: Also sehr europäisch, denn man muss sagen, das Land ist sehr geprägt durch die dänische Tradition des Wohlfahrtsstaates – also Nuuk mit 15.000 Einwohnern, das ganze Land hat ja nur 57.000 Einwohner. Nuuk ist sehr europäisch geprägt. Also es gibt sowohl Sozialbauten, es gibt aber auch schmucke Holzvillen, es gibt Supermärkte, also es ist eigentlich wie eine normale Großstadt. Aber wenn man dann ins Restaurant geht und sich sagt, ich will einen frischen Salat essen, bestellt das Ganze und geht ans Salatbuffet, dann stellt man fest, es sind viele Gemüsesorten eingelegt, es wird natürlich nur zugeliefert per Flugzeug, man muss sich warm anziehen natürlich. Ich war im März da, da war's minus 15, minus 20 Grad, das geht. Es kann natürlich auch noch kälter werden.
Billerbeck: Grönland ist ja in einer so genannten Reichsgemeinschaft mit Dänemark und Kanada verbunden. Sie haben es schon in einem Moment erwähnt, wie stark ist denn nun der Drang nach Unabhängigkeit?
Bührig: Man hofft natürlich, wenn man Rohstoffe findet, das auch unterfüttern zu können. Und der Drang ist eigentlich schon vorhanden. Es war ja einst eine Kolonie, sie wurde Anfang des 18. Jahrhunderts erstmals von einem Missionar aus Dänemark besiedelt. Natürlich waren im Mittelalter die Wikinger, das lassen wir mal in der grauen Vorzeit liegen. Und dann war es eben eine Kolonie Dänemarks, und ab 1979 in Selbstverwaltung, das heißt die meisten Bereiche werden von den Grönländern selbst gestaltet, aber die Außen- und Sicherheitspolitik wird noch aus Dänemark gestaltet. Und es gibt eben eine Unabhängigkeitskommission, da soll bis Ende des Jahres ein Volksentscheid sein. Und auch das dänische Parlament hat etwas mitzureden, ob es dann realisiert wird, dass Grönland selbst über seine Rohstoffe bestimmen kann, weil natürlich muss man das irgendwie finanzieren. Grönland bekommt Subventionen in Höhe von 400 Millionen Euro umgerechnet per Jahr, und das muss man natürlich erst mal ersetzen. Da sind die Hoffnungen natürlich groß.
Billerbeck: Heute beginnt ja dort auf Grönland die Arktis-Konferenz, auf der die Außenminister von Dänemark, Norwegen, Kanada, Russland und den USA verhandeln. Worum geht es konkret bei dem Streit?
Bührig: Es geht um große Ölvorkommen, die vermutet werden im Gebiet der Arktis, und zwar bis zu einem Viertel. Das ist aber schwer nachzuweisen, denn es ist natürlich eine sehr eisige Gegend, wo man schlecht Untersuchungen machen kann, um das nachzuprüfen. Aber die US-Geologen haben da Untersuchungen gemacht, haben diese Schätzungen vorgelegt. Und jetzt stellt sich die Frage: Wem gehört denn eigentlich die Arktis? Und da geht man davon aus, dass man sagt, der Kontinentalsockel geht von einem der Anrainerstaaten aus und welches ist das und wie definieren wir das dann. Weil es ist so, nach dem Abkommen der Vereinten Nationen, Seerechtskonvention aus dem Jahr '82, kann jedes Land ein Gebiet von 200 Meilen vor seiner Küste exklusiv als Wirtschaftszone nutzen. Und wenn jetzt zum Beispiel Grönland nachweisen könnte, dass es eine Verbindung gibt unterseeisch in dieses Gebiet, dann könnten natürlich, wenn dort Vorkommen gefunden werden an Öl, diese genutzt werden und dem Staate zugute kommen.
Billerbeck: Aber es gibt ja auch Ansprüche von anderen Ländern. Wir erinnern uns an den Vorfall im vorigen Jahr, als die Russen da eine Fahne auf dem Meeresgrund setzten, um ihre Gebietsansprüche zu bekräftigen. Wie wird denn das geregelt? Wie versucht man, diese Konflikte auszutragen?
Bührig: Also es muss natürlich eine geologische Untersuchung vorliegen, die also nach bestimmten Kriterien, die sehr komplex sind – ich habe mir das in Dänemark erklären lassen, es geht etwas zu weit, glaube ich, für den normalen Hörern. Da wird gemessen und geguckt, wie die Länder verbunden sind mit unterseeischen Gebirgsrücken im Wasser sozusagen, und zum Beispiel der Lomonosow-Rücken aus Russland, der reicht halt weit hinein. Und das war ja so der Ansatz. Die Russen haben auch schon reklamiert, dass sie die Hälfte des Polarmeeres gerne nutzen wollen. Das wird geprüft. Das ist natürlich auf der einen Seite eine geologische Frage, aber dann natürlich auch eine politische. Aber die Geologen, die ich gesprochen habe, die versuchen natürlich, das richtig wissenschaftlich einfach zu ergründen.
Billerbeck: Der Klimawandel wird ja letztlich dazu führen, dass die Rohstoffe besser abgebaut werden können. Also ein dramatisches Ereignis für die Menschheit führt dazu, dass man wieder Rohstoffe finden kann. Wie groß ist die Bedeutung der Arktis da, was weiß man schon über die Bodenschätze, die dort liegen?
Bührig: Es gibt natürlich eine ganze Reihe von Bodenschätzen, die dort sich finden lassen. Zum Beispiel in der letzten Zeit wurden zwei Minen eröffnet auf Grönland. Da wird Gold abgebaut, da wird Olivin für die Stahlproduktion abgebaut, es wird gesucht nach Molybdänen, nach Rubinen, nach Zink, nach Diamanten. Das ist natürlich ein Bodenschatzvorkommen, was man nicht unterschätzen darf. Es hängt natürlich davon ab, ob man die Infrastruktur schaffen kann, um all diese Bodenschätze dann auch abzutransportieren. Und dafür ist natürlich so etwas, wie die Nordwestpassage, die zum ersten Mal frei war im letzten Jahr, ganz wichtig, weil man muss ja auch die Infrastruktur dort haben, auch die Transportwege eröffnen, um solche Schätze, wenn man sie denn findet, dort abzubauen.
Billerbeck: Sie haben es schon gesagt, Grönland will unabhängig werden und möglicherweise spielen auch die dort lagernden Bodenschätze dann eine Rolle. Wenn Sie die grönländische Gesellschaft einschätzen, welche Probleme hat diese Gesellschaft und welche Visionen hat sie für diese Zeit nach der Unabhängigkeit?
Bührig: Erst mal muss man sagen, dass es natürlich ein Land ist, was sehr stark durch die Natur geprägt ist, also die Robbenfänger als traditionelle Erwerbsquelle sind natürlich noch vorhanden. Darauf gesetzt ist natürlich der dänische Wohlfahrtsstaat mit seinen guten und vielleicht auch schlechten Seiten. Man muss gucken, wie sich diese beiden Elemente mischen lassen. Also wenn man in Nuuk ist, dann merkt man doch sehr stark, dass es da auch eine Spaltung gibt. Einerseits eben die Inuit-Bevölkerung, die vielleicht nicht Dänisch kann, was ja dort zweite Hauptsprache ist, die nicht soweit kommen. Und ein großes Problem ist zum Beispiel die Bildung, dass also jetzt für solche großen Projekte wie neue Minen, da werden Fachkräfte gesucht, weil der Bildungsstand eben nicht so stark ausgeprägt ist wie zum Beispiel in Dänemark. Das ist sicherlich eine Herausforderung. Eine andere Herausforderung ist dann eben, wie geht es sicherheitspolitisch weiter? Schmiedet man neue Bündnisse mit Island und Alaska oder den USA beziehungsweise Kanada? Wie wird das weitergehen, auch mit der Unabhängigkeit? Weil das ist ja schön zu sagen, ich gehöre nicht mehr zu Dänemark. Aber wie kann ich das dann auch geostrategisch und militärisch eben umsetzen, das ist die Frage.
Billerbeck: Wem gehört die Arktis? Darum wird während der heute beginnenden Arktis-Konferenz auf Grönland gestritten. Wir sprachen darüber mit der Hörfunkreporterin und Buchautorin Agnes Bührig, die kürzlich auf Grönland war. Danke fürs Kommen!
Bührig: Danke schön!