Eine Hebamme im offenen Strafvollzug

Das Mädchen für alles im Gefängnis

Eine Mutter spielt mit ihrer Tochter im Mutter-Kind-Haus der Justizvollzugsanstalt (JVA) für Frauen in Vechta.
Eine Mutter spielt mit ihrer Tochter im Mutter-Kind-Haus der Justizvollzugsanstalt (JVA) für Frauen in Vechta. © dpa / Julian Stratenschulte
Von Barbara Ketelhut |
Bundesweit kommen etwa 60 Kinder hinter Gittern zur Welt - wie auch im Frauengefängnis im niedersächsischen Vechta. Dort kümmert sich Hebamme Stefanie Dwertmann um die Schwangeren, jungen Mütter und ihre Babys. Sie tröstet und hilft den Frauen bei der Lebensplanung.
Leiterin Mutter-Kind-Haus Marianne Heumüller: "Die Frauen selber haben einen Schlüssel für ihr Zimmer und wir haben natürlich einen Generalschlüssel."
Keine Gitter, keine Stahltüren, keine doppelte Schleuse durch die die Besucher durch müssen - nur ein Generalschlüssel.
Schon beim Eintreten ist klar: dieses Haus ist anders. Die Wände strahlen in sonnigem Gelb und zartem Grün. Überall hängen bunte Bilder oder es baumelt Selbstgebasteltes von der Decke. Im Mutter-Kind-Haus leben Verurteilte gemeinsam mit ihren Klein-Kindern.
Der Tag beginnt früh für die Kleinen, um Acht bringen ihre Mütter sie in die "Knast-Kita". Nur kurz über den Flur. Heute kommt auch Hebamme Stefanie Dwertmann vorbei.
Dwertmann: "Meistens geh ich als erstes zu den Erzieherinnen. Und frag was die Woche so war. Ob irgendwas anliegt, ob irgendwelche Probleme sind mit den Kindern, ob ich mit ner Mutter sprechen soll, ob die sich gemeldet haben. Und geh meistens dann auch rüber zu den Frauen!"
Heute dauert der Besuch der 44-Jährigen bei den Erzieherinnen nur ein paar Minuten. Es gibt nichts Besonderes zu berichten. Dafür ist Zeit für einen kurzes Gespräch: Die Hebamme steht mit einem etwa vierjährigen Mädchen vor einer Wand mit bunten Handabdrücken.
Marianne Heumüller (l), Leiterin des Mutter-Kind-Hauses, und Petra Huckemeyer, stellvertretende Anstaltsleiterin vor dem Mutter-Kind-Haus der Justizvollzugsanstalt (JVA) für Frauen in Vechta. 
Marianne Heumüller (l), Leiterin des Mutter-Kind-Hauses, und Petra Huckemeyer, stellvertretende Anstaltsleiterin vor dem Mutter-Kind-Haus der Justizvollzugsanstalt (JVA) für Frauen in Vechta. © dpa / Julian Stratenschulte
Weiter geht’s vorbei an der Küche, der Anstaltsleitung, dem 24 Stunden besetzten Stationsbüro. Die Hebamme bleibt in jedem Türrahmen stehen, wechselt ein paar freundliche Worte. Stefanie Dwertmann ist eine großgewachsene Frau, kurze blond Haare, auf der Nase eine bunte Brille. Jeder hier kennt sie, seit fast 12 Jahren betreut sie in der JVA in Vechta schwangere Frauen und junge Mütter.
Dwertmann: "Ein bis zweimal die Woche bin ich eigentlich hier. Hab fest Termine mit den Frauen, die mache ich individuell ab. Wenn die am Arbeiten sind, die warten eigentlich auch immer schon, die gucken dann schon, wo ich bleibe!"

Sarah ist Freigängerin und muss arbeiten

Dafür hat Sarah heute keine Zeit. Die Freigängerin gehört zu den Frauen die schon wieder arbeiten müssen. Vor sieben Monaten ist ihr jüngster Sohn Matteo auf die Welt gekommen. Ein halbes Jahr durfte Sarah sich nur um sich und ihre Baby kümmern. Nach dieser Frist ist der Mutterschutz für gefangene Frauen vorbei.
Sarah ist halbtags "Hausmädchen" im Mutter Kind-Haus. Die schwarzgefärbten Haare zum Pferdeschwanz zurückgebunden, hilft sie beim Kochen, Putzen oder Aufräumen der Gemeinschafträume. Heute unterstützt die 26-Jährige die Köchin bei der Zubereitung des Mittagessens für die Kinder: Schnitzel mit Kartoffelgratin und Gemüse stehen auf dem Speiseplan.
Sarah wirkt schüchtern, spricht leise. Kurz wechselt sie einen fragenden Blick mit der Köchin, deckt dann das Fleisch mit einer Folie ab und wäscht sich die Hände. Sie folgt der Hebamme in den langen Wohnflur.
Auch hier sind die Wände bunt und fröhlich gestaltet. Jede Mutter bewohnt mit ihrem Kind zwei möblierte Räume. Manche leben hier auch mit ihren zwei oder sogar drei Kindern zusammen. Viele der Frauen sind im Knast, weil sie mehrfach betrogen oder gestohlen haben, andere wegen Körperverletzung. Die Kinder sind hier weil sie ihre Mütter brauchen. In den ersten 3 Lebensjahren ist die Eltern-Bindung für eine gesunde Entwicklung enorm wichtig, glauben Psychologen die meisten Kinder hier haben nur ihre Mütter. Eine Herausforderung für alle – Hebamme Stefanie Dwertmann weiß das genau!
Dwertmann: "Es sind sehr verschiedene Frauen hier, die alle ein ganz großes Paket hinter sich haben, manchmal ist es schon schwierig auf jede einzelne einzugehen!"

Manchmal geht sie auch in den geschlossenen Vollzug

Zurzeit betreut Stefanie Dwertmann vier Mütter und ihre Babys im offenen Vollzug. Bei Bedarf geht die Hebamme aber auch zu den Jugendlichen oder in den geschlossenen Vollzug.
Insgesamt gibt es in Vechta Platz für 13 Mütter mit 18 Kindern. Bundesweit gesehen stehen in JVAs für 90 Mütter mit Kleinkindern Plätze zur Verfügung. Vechta mit dem Mutter-Kind-Haus gilt als die modernste Einrichtung.
"Es wissen auch viele Leute einfach nicht draußen, dass hier ein Kindergarten mit drin ist. Dass die Kinder gut aufgehoben sind. Draußen herrscht oft die Meinung: oh Gott die armen Kinder hier drin. Aber dadurch dass die Kinder hier gut abgeholt werden, ne gute Zusammenarbeit mit den Müttern ist, finde ich schon dass sie in sehr, sehr gutes Konzept hier einfach haben."
In Vechta wird für die Gefangenen und ihre Kinder ein Rahmen geschaffen, der beiden gerecht werden soll. Das Mutter-Kind-Haus ist eine anerkannte Jugendhilfeeinrichtung. Das Kindeswohl steht besonders im Blickpunkt, neben der Reintegration der Mütter in die Gesellschaft. Eine tägliche Kraftanstrengung, betont die stellvertretende Leiterin der JVA in Vechta Petra Huckemeyer.
Huckemeyer: "Wir müssen sie sehr individuell durch die Vollzugszeit begleiten unsere Frauen sind oftmals, wenn sie zu uns kommen in einer sehr desolaten Verfassung –physisch wie auch psychisch. Unsere Frauen haben ganz viel in ihrem Lebensrucksack. Sie sollen sich und müssen sich auch erst einmal erholen – Frauen sind oft erst einmal Opfer bevor sie Täterinnen werden."

Frauen landen oft wegen Drogendelikten im Gefängnis

Die Diplompädagogin arbeitet seit 25 Jahren in der JVA. Sie hat viel erlebt im Männer- und im Frauenvollzug. Häufig sind es Drogendelikte, fast nie Kapitalverbrechen wie Mord oder Totschlag, weswegen Frauen im Gefängnis landen. Nur gut fünf Prozent aller Häftlinge in Deutschland sind überhaupt weiblich. Die Knastwelt ist eine Männerwelt, die nur bedingt auf Frauen oder gar Mütter eingestellt ist. In Vechta bleiben die Frauen im Schnitt ein Jahr. 12 Monate in denen einiges bewegt werden kann und muss!
Huckemeyer: "Wir wollen sie stark machen. Wir wollen sie mental stark machen, dass sie lernen auch 'Nein' zu sagen. Ein großes Problem was viele unserer Frauen haben, dass sie z.B eine Suchtmittelerkrankung. Und das sie lernen oder erfahren dass ein Leben ohne Drogen ein liebenswertes und sehr erstrebenswertes Leben sein kann. Wir bieten Ihnen hier einen Schonraum dafür und ein Übungsfeld und das ist sehr wichtig!"
Als Freigängerinnen müssen sich die Frauen bewähren. Und zwar jeden Tag wieder. Immer wieder aufs Neue entscheiden: ob sie nachmittags nach den rund 2 Stunden Freizeit mit den Kindern draußen zurückkehren oder nicht. (6´05 - 6´14 min)
Die 26-jährige Sarah ist seit Oktober im Gefängnis. Sie will nicht darüber sprechen warum sie hier ist. Nur so viel: sie wird wohl noch ein Jahr im Mutter-Kind-Haus bleiben müssen.
Heute macht sich Sarah vor allem Sorgen um ihren kleinen Sohn Matteo, die Mutter braucht den Rat der Hebamme:
"Und ist er eingeschlafen?"
"Ja."
"Seit wann genau spuckt er?"
"Seit letzte Woche."
"Aber er nimmt schon was zu sich oder?"
"Ja, es sind kleine Mengen, aber die kommen dann wieder raus nach dem er getrunken hat oder ein bisschen später."
"Was ist sonst mit Essen, fester Nahrung?"
"Das auch, das kommt auch wieder raus Kartoffeln, normales Trinken auch.."
"Das geht natürlich gar nicht. Heute Nachmittag mal einmal mit ihm hin!"
"Ja!"

Auch für andere Probleme ein Ohr

Sarah muss mit Matteo zum Kinderarzt. Der knapp sieben Monate alte Junge ist ihr viertes Kind, ein Gefängnis-Baby, geboren als Frühchen.
Sarah: "Ja, das war schon ein Schock, das ich wirklich ins Gefängnis muss. Ich hab das einen Monat vor Haftantritt erfahren. Konnte halt planen, wie das mit den Großen weiterläuft. Mich drauf einstellen dass ich auf jeden Fall Matteo im Gefängnis zur Welt bringen muss, war nicht ganz einfach, aber man muss halt sehen, dass man das Beste draus macht!"
Ihre anderen Kinder sind zwei, drei und fünf Jahre alt. Während Sarah in Vechta ist, leben sie in zwei Pflegefamilien. Einmal im Monat darf die junge Frau ihre Kinder besuchen, außerdem verbringen alle den Urlaub zusammen. Als Freigängerin stehen ihr 21 Tage im Jahr zu.
Aber auch im Alltag gibt es viel zu regeln und Sarah ist froh, dass Hebamme Stefanie Dwertmann auch bei anderen Problemen und Fragen ein Ohr für sie hat.
Sarah: "Natürlich ist Matteo hier, aber meine anderen Kinder sind ja auch da draußen. Dann redet man halt auch über anderen Sachen über die anderen Kinder, was da ist und wie man da Hilfe kriegen kann. Sie guckt nicht auf das was wir getan haben, das ist schon gut... ne... ja!"
Wichtig ist auch, dass die Hebamme weder zum pädagogischen Personal der Kita gehört, noch eine der Vollzugsbediensteten ist. Die 44-jährige Stefanie Dwertmann steht außerhalb des "Gefängnis - Machtgefüges" – nur so kann sich dieses besondere, andere Miteinander im Knast-Alltag entwickeln.
Dwertmann: "Dadurch dass ich denen das von Anfang an sage, das ich Schweigepflicht habe. Das die mir das wirklich erzählen können. Das ist schon sehr erleichternd. Das die einfach wissen, da kann ich mein Herz ausschütten und es wird nicht weitergeredet, es bleibt da einfach wo ich es erzähle!"

Der einzige, vertrauenswürdige Kontakt

Oft ist die Hebamme der einzige, wirklich vertrauensvolle Kontakt den die Frauen im Gefängnis haben. Und: Stefanie Dwertmann kann, anders als alle Vollzugsbeamte, den Müttern frei und ohne Druck begegnen.
Eine enorm wichtige Ergänzung im Gefängnis-Alltag, betont die Leiterin des Mutter-Kind-Hauses in Vechta Marianne Heumüller. Sie macht den Job in Vechta seit 24 Jahren, hat die Einrichtung mit aufgebaut.
Heumüller "Ich muss natürlich noch immer den Vollzug sehen. Ich bin auch immer noch die Strafende. Ich bin diejenige die die Berichte schreibt zur Entlassung und habe dadurch natürlich Macht. Frau Dwertmann kommt und nimmt die Frauen als Menschen so an wie sie sind und muss diesen Aspekt ja gar nicht berücksichtigen. Ich glaube, dass es den Frauen sehr gut tut."
Stefanie Dwertmann ist diese Rolle perfekt auf den Leib geschrieben. Sie ist auch ausgebildete Familienhebamme. Diese können bedürftige Frauen und Familien wenn nötig bis zu ein Jahr lang einmal die Woche unterstützen. Bei normalen Hebammen endet die Betreuung ... nach Stunden. Im Gefängnis ist der Bedarf groß, hier gibt es viel zu besprechen und zu klären.
"Hier geht es um die Drogenproblematik, hier geht es darum, was kann ich mit meinem Kind zu Hause machen, hier geht es um die Eheprobleme zu Hause, um die Probleme vielleicht wenn drei andere Kinder in Pflege sind, dass die Mutter sie wieder zurück haben möchte. Wie die Anträge dafür sind.. sowas. Es dreht sich hier nicht alles um den Säugling, den ich dann vielleicht mit betreue. Das hat manchmal den kleineren Anteil!"
Die Hebamme ist für die Frauen zugleich Sozialarbeiterin, Trösterin und Lebenshelferin. Gibt ihnen die Zeit und den Raum den sie brauchen. Genau so wollte die 44jährige immer arbeiten, sagt sie und strahlt über beide Ohren:
"Ich liebe diese Abwechslung hier, ich liebe die unterschiedlichen Frauen, diese anspruchsvolle Arbeit hier und ich würde es auch immer wieder machen!"
Sarah sieht nach dem Gespräch schon nicht mehr ganz so sorgenvoll aus. Die Ratschläge und die offene Fröhlichkeit der Hebamme haben die junge Mutter sichtbar entspannt!
Sarah und Hebamme:
"Wir sehen uns dann nächste Woche bei mir in der Praxis."
"Ja genau."
"Bin bis 17 Uhr da. Kannst du irgendwann reinkommen."
"Gut! Und dann schauen wir mal."
"Ja, Ok! Tschüss."

Mit schwerem Herzfehler auf die Welt gekommen

Stefanie Dwertmann streichelt Matteo noch einmal kurz über seinen runden Kopf, dann nimmt die 44-Jährige ihre Hebammentasche und geht über den Flur zwei Türen weiter. Hier wohnen Nicole und der drei Monate alte Lion.
Lion ist mit einem schweren Herzfehler zur Welt gekommen, auch in der Haft seiner Mutter. Gleich nach der Geburt musste er in der Uniklinik Hannover operiert werden. Ein schwieriger Start ins Leben.
Der kleine, zarte Junge ist die Magensonde zwar los, braucht aber viel Zuwendung. Die 34-Jährige hat erst zu Beginn ihrer Haft, damals noch im geschlossenen Vollzug, gemerkt, dass sie schwanger ist.
Nicole: "In der geschlossenen Anstalt war es für mich sehr anstrengend. Ich war auf dem G Flur mit 28 Frauen auf Doppelbelegung - das man zu zweit auf einem Zimmer ist. Man hat sehr wenig Privatsphäre, das sind sehr große Kontrollen am Anfang noch auch, man muss sich erstmal bewähren, dass man auch diese Lockerungen bekommt."
Nicole hat sich in Ausgängen und Urlauben bewährt, durfte noch in der Schwangerschaft in den offenen Vollzug wechseln und lebt jetzt schon seit zwei Monaten mit Lion im Mutter-Kind Haus. In Vechta arbeiten alle Seiten der JVA daran, dass Frauen mit Kindern schnell von "drüben" - also der geschlossenen Abteilung - in den offenen Vollzug verlegt werden.
Aus gutem Grund, erzählt die Leiterin des Mutter-Kind-Hauses Marianne Heumüller:
"Es ist nicht umsonst so, dass wir 'drüben' die Altersgrenze drei Jahre haben. Ich denke, dass Kinder schon viel eher so ab zwei oder zwei 1/4 Jahren wahrnehmen, dass die Frauen mit dem Schlüssel sie nach draußen lassen können und die Mama nicht. Das spiegelt eine Ohnmacht (der Mutter) wider dem Kind und aus diesem Grunde ist es so, dass wir da sagen: bis zum dritten Lebensjahr und nur im Ausnahmefall und das wir eigentlich den Vollzug an Müttern im offenen Vollzug machen wollen."

"Es stärkt einen"

Erfahrung und die Zahlen geben ihr recht. Die Rückfallquote im "Mutter-Kind-Haus ist gering! In den letzten 24 Jahren kamen in Vechta nur 35 Frauen wieder. Die anderen schafften den Weg zurück in ein normales, selbstbestimmtes Leben mit ihren Kindern.
Auch Nicole will es unbedingt schaffen. Auf einem Kalender an der Wand streicht sie jeden Tag ab – zählt die Wochen bis sie mit Lion zu ihrem Freund und der zehnjährigen Tochter nach Hause kann.
Nicole: "Ich hab es auch als Chance genutzt, ich denke es auch ein bisschen so meine Rettung, weil es mir am Ende auch nicht ganz so gut ging, wo ich zu Hause war noch. Ja dann ist es so gekommen, wie es anscheinend kommen musste. Ich hab es ja versucht positiv zu nutzen. Hab am Anfang Gespräche mit nem Psychologen geführt, hab Kurse wahrgenommen zur Selbstfindung zur Stärkung des Selbstbewusstseins, mein Umfeld gewechselt bin in ne neue Stadt gezogen. Versuch mich schon mit den alten Dingen auseinanderzusetzen und da denke ich, ist es schon positiv."
Unterstützt und bestärkt wurde Nicole auf ihrem Weg zurück immer auch durch die Hebamme. Stefanie Dwertmann ist, sagt Nicole, von Anfang an ohne Vorurteile und offen auf sie zu gekommen. Sie habe ihr in den schwierigen Schwangerschaftsmonaten in der "Geschlossenen" geholfen und sie danach mit dem kleinen, kranken Lion unterstützt.
Auch heute guckt die Hebamme nach Lion. Holt ihre kleine Waage raus, um das Baby nochmal zu wiegen.
Lion macht sich so langsam. In wenigen Monaten wird er mit Nicole das Mutter-Kind-Haus in Vechta verlassen. Ein neues Leben an einem anderen Ort anfangen. Wenn es gut geht, wird diese Zeit als Gefängnis-Baby für Lion später keine Bedeutung mehr haben.
Für Hebamme Stefanie Dwertmann sind es gerade solche Schicksale, die ihren Job manchmal so schwer, aber wenn es gut geht auch so schön machen. Und – die Hebamme lernt selbst jeden Tag viel über sich und über das Leben.
"Es stärkt einen. Es macht einen selbstbewusster. Also wenn ich mich vergleiche mit von vor elf Jahren, ist das schon was anders. Man hat eine andere Vorstellung vom Leben auch nochmal. Ich freue mich jedes Mal auf zu Hause, weil ich natürlich weiß dass es da anders abläuft. Ich glaube ich bin noch offener geworden, für alle Frauen. Noch empathischer und das muss man auch sein und man muss die Energie haben hier her zu kommen und zu sagen: Ja ich freu mich!"
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