Eine intellektuelle, unsinnliche Kopfarbeit

Von Jörg Taszmann |
In seinem vorerst letzten Film spielt Regisseur Alain Resnais nicht nur mit seinen Schauspielern, sondern auch mit dem Zuschauern. Wirklichkeit und Spiel geraten völlig durcheinander - was wohl nur eingefleischte Fans des französischen Kinos begeistern kann.
Das Theater hat im Werk des nun 91-jährigen Altmeisters Alain Resnais immer eine große Rolle gespielt. Dabei ist es ihm mal mehr und mal weniger gelungen, theatralische, leicht artifizielle Theaterwelten in bewegte Kinobilder zu integrieren.

In seinem vorläufig letzten Kinofilm (der Meister dreht aber schon wieder) geht es um einen exzentrischen Theaterregisseur, gespielt von Mathieu Amalric, der nach seinem Tod noch eine Videobotschaft für seine Lieblingsschauspieler parat hält und sie quasi als Erfüllung seines letzten Willens in sein herrschaftliches Haus einlädt. Nach seinem Monolog müssen sich die gestandenen Mimen um Pierre Arditi, Sabine Azéma, Lambert Wilson oder Michel Piccoli eine Aufführung von "Eurydice" von Jean Anouilh anschauen.

Im Halbdunkel eines riesigen Saales entdecken sie junge Schauspielstudenten in einem abgefilmten Theaterstück. Sie, die Zuschauer, haben als Schauspieler alle bereits Rollen in "Eurydice" gespielt. Sie können nicht einfach nur dasitzen und zuschauen. Langsam greifen sie ein, spielen die alten Rollen parallel zum Geschehen auf der Leinwand wieder. Realität, Inszenierung und Fiktion vermengen sich.

Man muss sich schon sehr gut im französischen Kino im Allgemeinen und dem Werk von Resnais im Speziellen auskennen, um "Ihr Werdet euch noch wundern" wirklich goutieren zu können. Das leicht kokette Spiel, alle Stars mit ihren echten Namen auftreten zu lassen, birgt zunächst ein Überraschungselement, wird dann jedoch nur zu einer Masche. Filmisch und optisch bleibt der Film eine intellektuelle, unsinnliche Kopfarbeit, die in ihrer Theatralik zunehmend irritiert.

Alain Resnais hat mit Klassikern wie "Hiroshima mon amour" oder "Das Leben ist ein Chanson" wirklich bessere Filme gedreht.

Frankreich 2012. Regie: Alain Resnais. Mit: Mathieu Amalric, Pierre Arditi, Sabine Azéma