Eine kosmopolitische Streiterin
Schon ihr Großvater Carlos Manuel de Céspedes war Freiheitskämpfer, auch der vor 100 Jahren geborenen italienischen Schriftstellerin Alba de Céspedes lagen politische Missstände am Herzen. Sie zog gegen Mussolini zu Felde, wurde Anhängerin Fidel Castros, engagierte sich in der Pariser Studentenbewegung.
Zu ihrem Mailänder Verleger Arnoldo Mondadori pflegte Alba de Céspedes immer ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Nur einmal, 1962, war sie versucht, den Verlag zu wechseln, denn sie hatte sich über die süßlichen Formulierungen und das kitschige Titelblatt geärgert, mit dem Mondadori die zweite Auflage ihres Romans: "Dalla parte di Lei" beworben hatte, gerade so, als ob es sich um einen billigen Liebesroman handelte.
"Ich denke nicht, dass es weibliche oder männliche Romane gibt, es gibt einfach nur Romane, die entweder aus der Feder von Frauen oder von Männern stammen."
Denn genau das wollte sie nie sein: eine Schriftstellerin, die gefällige Romane für Frauen schreibt. Für Alba de Céspedes, Tochter eines kubanischen Botschafters und Enkelin des ersten Präsidenten von Kuba, Carlos Manuel de Céspedes, war die Sache der Frauen von Anfang an politisch. Sie kannte und schätzte Simone de Beauvoir, und sie gilt in der Nachfolge von Sibilla Aleramo als eine der frühen feministischen Schriftstellerinnen Italiens.
"Es nicht wahr ist, dass männliche Schriftsteller die Frauen nicht verstehen, denn natürlich sind die größten Romane über Frauen von Männern geschrieben worden. Zum Beispiel, Madame Bovary, Anna Karenina, man könnte da noch viele aufzählen."
Alba de Céspedes sprach und schrieb neben Spanisch und Italienisch, ihren Muttersprachen, auch Französisch. Seit Anfang der 60er Jahre lebte sie in Paris und besaß dort eine überaus umfangreiche Bibliothek, die noch kurz vor ihrem Tod ins Verlagsarchiv von Mondadori nach Mailand gebracht wurde.
Am 11. März 1911 in Rom geboren, verlebte sie ihre Kindheit in Italien, heiratete bereits mit fünfzehn Jahren, trennte sich kurz darauf wieder und versuchte sich zu Beginn der 30er Jahre, mit ihrem vierjährigen Sohn allein durchs Leben zu schlagen. Alba de Céspedes begann für verschiedene Zeitungen zu schreiben und veröffentlichte erste Erzählungen.
Ihr erster Roman: "Nessuno torna indietro", "Der Ruf ans andere Ufer" übersetzt, erschien 1938. Die Geschichte über eine Gruppe junger Studentinnen, die in einer Art Wohngemeinschaft in Rom leben und studieren, wäre von der faschistischen Zensur fast verboten worden, hätte der Verleger Mondadori nicht Einspruch erhoben. Zweimal saß Alba de Céspedes wegen ihrer politischen Überzeugungen im Mussolini-Italien im Gefängnis, bis sie sich schließlich der Resistenza anschloss und unter dem Code-Namen "Clorinda" für das Partisanenradio im süditalienischen Bari arbeitete. 1944 gründete sie die Literaturzeitschrift "Mercurio" und versammelte dort Texte von Ernest Hemingway, Alberto Moravia und Eugenio Montale. Ihre eigene Themen verarbeitete sie nach dem Krieg zuweilen auch zu Drehbüchern, etwa für Michelangelo Antonionis Film: "Die Freundinnen".
"Warum soll ich leben, um jeden Tag zu entscheiden, welches Kleid ich anziehen möchte? Und wenn ich das entschieden habe, was erwartet mich dann? Ich tue Ihnen Leid nicht wahr?"
"Ja, ich weiß nicht, was ich Ihnen antworten soll. Das Leben besteht aus vielen Dingen, schönen und hässlichen, das ist wahr, aber es ist doch sehr vielfältig. Es gibt Gefühle, die Liebe, warum heiraten Sie nicht?"
"Wen denn?"
"Den, den Sie lieben."
"Daran glaube ich nicht."
"Vielleicht, weil Sie nicht daran glauben möchten, nicht wahr?"
Der Durchbruch als Schriftstellerin gelang Alba de Céspedes 1952 mit dem Roman: "Das verbotene Tagebuch". Der Titel spielt an auf die Aufzeichnungen der 40-jährigen Protagonistin Valeria Cossati, die sich ihr Leid als Gefangene eines spießigen und eintönigen Ehe- und Familienlebens von der Seele schreibt. Während ihre Bücher von der italienischen Kritik oft ignoriert worden waren, gehörte Alba de Céspedes in Paris zur literarischen Szene und wurde regelmäßig in Diskussions-Sendungen eingeladen, wo sie auf humorvolle Weise eine Position vertrat, die sie sich in Italien so lange hatte erkämpfen müssen.
" "Wissen Sie, der Titel meines Buches 'Elle', heißt auf Italienisch: 'Dalla parte di Lei', also gewissermaßen: 'Aus ihrer Sicht'. Und da haben mir viele Leute gesagt, man hätte doch auch einen anderen Roman schreiben können, der dann 'Aus seiner Sicht' oder so heißen könnte. Und ich habe geantwortet: 'Ja, klar, aber warum macht ihr es nicht?' Im Ernst, das hat man mir so oft vorgeschlagen, dass ich langsam darüber nachdenke, wirklich ein solches Buch zu schreiben." (Publikum lacht) "
Ihr letzter Roman: "Con gran amor" sollte eine Hommage an Fidel Castro und Kuba werden, er blieb unvollendet. Alba de Céspedes starb in Paris am 14. November 1997.
"Ich denke nicht, dass es weibliche oder männliche Romane gibt, es gibt einfach nur Romane, die entweder aus der Feder von Frauen oder von Männern stammen."
Denn genau das wollte sie nie sein: eine Schriftstellerin, die gefällige Romane für Frauen schreibt. Für Alba de Céspedes, Tochter eines kubanischen Botschafters und Enkelin des ersten Präsidenten von Kuba, Carlos Manuel de Céspedes, war die Sache der Frauen von Anfang an politisch. Sie kannte und schätzte Simone de Beauvoir, und sie gilt in der Nachfolge von Sibilla Aleramo als eine der frühen feministischen Schriftstellerinnen Italiens.
"Es nicht wahr ist, dass männliche Schriftsteller die Frauen nicht verstehen, denn natürlich sind die größten Romane über Frauen von Männern geschrieben worden. Zum Beispiel, Madame Bovary, Anna Karenina, man könnte da noch viele aufzählen."
Alba de Céspedes sprach und schrieb neben Spanisch und Italienisch, ihren Muttersprachen, auch Französisch. Seit Anfang der 60er Jahre lebte sie in Paris und besaß dort eine überaus umfangreiche Bibliothek, die noch kurz vor ihrem Tod ins Verlagsarchiv von Mondadori nach Mailand gebracht wurde.
Am 11. März 1911 in Rom geboren, verlebte sie ihre Kindheit in Italien, heiratete bereits mit fünfzehn Jahren, trennte sich kurz darauf wieder und versuchte sich zu Beginn der 30er Jahre, mit ihrem vierjährigen Sohn allein durchs Leben zu schlagen. Alba de Céspedes begann für verschiedene Zeitungen zu schreiben und veröffentlichte erste Erzählungen.
Ihr erster Roman: "Nessuno torna indietro", "Der Ruf ans andere Ufer" übersetzt, erschien 1938. Die Geschichte über eine Gruppe junger Studentinnen, die in einer Art Wohngemeinschaft in Rom leben und studieren, wäre von der faschistischen Zensur fast verboten worden, hätte der Verleger Mondadori nicht Einspruch erhoben. Zweimal saß Alba de Céspedes wegen ihrer politischen Überzeugungen im Mussolini-Italien im Gefängnis, bis sie sich schließlich der Resistenza anschloss und unter dem Code-Namen "Clorinda" für das Partisanenradio im süditalienischen Bari arbeitete. 1944 gründete sie die Literaturzeitschrift "Mercurio" und versammelte dort Texte von Ernest Hemingway, Alberto Moravia und Eugenio Montale. Ihre eigene Themen verarbeitete sie nach dem Krieg zuweilen auch zu Drehbüchern, etwa für Michelangelo Antonionis Film: "Die Freundinnen".
"Warum soll ich leben, um jeden Tag zu entscheiden, welches Kleid ich anziehen möchte? Und wenn ich das entschieden habe, was erwartet mich dann? Ich tue Ihnen Leid nicht wahr?"
"Ja, ich weiß nicht, was ich Ihnen antworten soll. Das Leben besteht aus vielen Dingen, schönen und hässlichen, das ist wahr, aber es ist doch sehr vielfältig. Es gibt Gefühle, die Liebe, warum heiraten Sie nicht?"
"Wen denn?"
"Den, den Sie lieben."
"Daran glaube ich nicht."
"Vielleicht, weil Sie nicht daran glauben möchten, nicht wahr?"
Der Durchbruch als Schriftstellerin gelang Alba de Céspedes 1952 mit dem Roman: "Das verbotene Tagebuch". Der Titel spielt an auf die Aufzeichnungen der 40-jährigen Protagonistin Valeria Cossati, die sich ihr Leid als Gefangene eines spießigen und eintönigen Ehe- und Familienlebens von der Seele schreibt. Während ihre Bücher von der italienischen Kritik oft ignoriert worden waren, gehörte Alba de Céspedes in Paris zur literarischen Szene und wurde regelmäßig in Diskussions-Sendungen eingeladen, wo sie auf humorvolle Weise eine Position vertrat, die sie sich in Italien so lange hatte erkämpfen müssen.
" "Wissen Sie, der Titel meines Buches 'Elle', heißt auf Italienisch: 'Dalla parte di Lei', also gewissermaßen: 'Aus ihrer Sicht'. Und da haben mir viele Leute gesagt, man hätte doch auch einen anderen Roman schreiben können, der dann 'Aus seiner Sicht' oder so heißen könnte. Und ich habe geantwortet: 'Ja, klar, aber warum macht ihr es nicht?' Im Ernst, das hat man mir so oft vorgeschlagen, dass ich langsam darüber nachdenke, wirklich ein solches Buch zu schreiben." (Publikum lacht) "
Ihr letzter Roman: "Con gran amor" sollte eine Hommage an Fidel Castro und Kuba werden, er blieb unvollendet. Alba de Céspedes starb in Paris am 14. November 1997.