Furchtlose Philosophin
Sie entging nur knapp dem Holocaust, folgte immer ihren Überzeugungen und wendet sich bis heute furchtlos gegen Tyrannei und Unterdrückung: die ungarische Philosophin Ágnes Heller. Für die Intellektuelle und Weltbürgerin ist Wahrheit lebenswichtig.
Um die gelbe Straßenbahn am Donauufer zu erblicken, die der am 12. Mai 1929 geborenen Philosophin bis heute Heimatgefühle evozieren: Budapest, die Heimatstadt des Vaters, der später deportiert worden war, das Donauufer, wo der Fluss zur Zeit der Pfeilkreuzler blutig rot floss und die erste Lukács-Vorlesung, bei der sie nichts verstand, „aber wusste, dass es das Wichtigste war, was ich je hörte“. Sie wird Georg Lukács’ Meisterschülerin und seine Vertraute.
Sie erzählt von der Euphorie vor 1956 und vom Nebelkloster, der zur Kádár-Zeit bespitzelten und ausgegrenzten Budapester Schule, von Parias und Parvenüs und von der für sie existenziellen Frage, warum die Wahrheit für den Philosophen lebenswichtig ist. Berufsverbot, Bespitzelung, Emigration.
1977 geht Ágnes Heller nach Australien. 1988 übernimmt sie Hannah Arendts Lehrstuhl an der New School in New York. Ágnes Heller berichtet von Begegnungen mit Ernst Bloch und Jürgen Habermas und Millionären wie George Soros. Und von der Schönheit guter Menschen spricht die Grand Dame der ungarischen Philosophie. "Gute Menschen", so Ágnes Heller im wieder frisch geknebelten Budapest "sind unsichtbar".
Berufsverbot, Bespitzelung, Emigration
Budapest, die Heimatstadt des Vaters, der später deportiert worden war, das Donauufer, wo der Fluss zur Zeit der Pfeilkreuzler blutig rot floss und die erste Lukács-Vorlesung, bei der sie nichts verstand "aber wusste, dass es das Wichtigste war, was ich je hörte."
Sie wird Georg Lukács' Meisterschülerin und seine Vertraute. Sie erzählt von der Euphorie vor 1956 und vom Nebelkloster, der zur Kadar Zeit bespitzelten und ausgegrenzten Budapester Schule, von Parias und Parvenüs und von der für sie existenziellen Frage, warum die Wahrheit für den Philosophen lebenswichtig ist. Berufsverbot, Bespitzelung, Emigration. 1977 geht Ágnes Heller nach Australien. 1988 übernimmt sie Hannah Arendts Lehrstuhl an der New School in New York.
Im Gespräch mit Jochanan Shelliem berichtet Ágnes Heller von Begegnungen mit Ernst Bloch und Jürgen Habermas und Millionären wie George Soros. Und von der Schönheit guter Menschen, spricht die Grand Dame der ungarischen Philosophie. "Gute Menschen", so Ágnes Heller im wieder frisch geknebelten Budapest, "sind unsichtbar."
Ágnes Heller, die jüdischer Herkunft ist, gelang es im Holocaust gemeinsam mit ihrer Mutter immer wieder, teils durch geistesgegenwärtiges Handeln, teils aber auch nur durch schieres Glück, einer Deportation und Ermordung zu entgehen. Ihr Vater und zahlreiche Verwandte wurden Opfer der Judenverfolgung während der Zeit der NS-Diktatur.
Kosmopolitische Intellektuelle
2012 erhält Ágnes Heller den Carl-von-Ossietzky-Preis. Die Jury schreibt in ihrer Begründung:
"Die 1929 in Budapest geborene Philosophin Ágnes Heller erhält den Preis aufgrund ihrer Furchtlosigkeit, mit der sie zeitlebens unter wechselnden Regimen ihren eigenen Überzeugungen gefolgt ist. Als europäisch und kosmopolitisch denkende Intellektuelle gibt sie einem verängstigten Europa ein eindrucksvolles Beispiel."
"Ich habe diese Auszeichnung als Philosophin bekommen, als eine Philosophin, die sich mehrmals für Freiheit und gegen Unterdrückung und Tyrannei einsetzte. Ich bin es aber nicht allein gewesen. Auch in den Zeiten des Kádár-Regims habe ich dem offiziellen Druck zusammen mit Freunden widerstanden. Wir haben zusammen gegen die sowjetische militärische Intervention in der Tschechoslowakei öffentlich protestiert und dafür mit unserem wissenschaftlichen Leben in Ungarn bezahlt. Und es ist auch kein Zufall, dass die Kampagne der Orbán-Regierung für die Einschränkung der Freiheitsrechte mit einer Kampagne gegen die Philosophen anfing.
"Ich nehme diesen Preis auch im Namen von allen angegriffenen Philosophen an. Und ich möchte diese Gelegenheit auch dazu nutzen, um allen Philosophen Europas, und nicht nur Europas, die ihre Stimme in Solidarität gegen diese Kampagne erhoben haben, Dank zu sagen. "