Imperiales Erbe einer untergegangenen Macht
Vor 150 Jahren, am 1. Mai 1865, wurde die Wiener Ringstraße feierlich eröffnet. Kaiser Franz Joseph hatte die alten Stadtmauern niederreißen und an ihrer Stelle einen Prachtboulevard rund um die Innenstadt anlegen lassen. Um den Bau zu finanzieren, sprang der zumeist jüdische Geldadel ein und finanzierte nicht nur die repräsentativen Bauten des Staates mit, wie Burgtheater, Rathaus und Parlament, sondern auch pompöse eigene Palais.
Die Wiener Ringstraße wirkt als größtes städtebauliches Projekt des 19. Jahrhunderts in Europa heute stilistisch sehr geschlossen. Im Unterschied zu bedeutenden Verkehrsadern anderer Großstädte ist sie aber nicht monothematisch angelegt: Sie ist weder Aufmarsch-Straße noch Kulturmeile, auch nicht Zentrum eines Wissenschaftscampus oder Bankenviertels - "der Ring" bildet Österreichs Leben und Geschichte ab: politisch, wissenschaftlich, wirtschaftlich und kulturell.
Eine "Lange Nacht" über die Wiener Ringstraße - mit ihrem reichen architektonischen Erbe ebenso wie mit Skurrilem unter der Erde, mit dem Glanz der Museen und Theater und mit dem Verbrechen, wo man es nicht vermutet.