Vom Slum in den Trompetenhimmel
Louis Armstrong war der erste Weltstar der populären Musik, vor Elvis Presley, vor den Beatles, den Rolling Stones, Michael Jackson, Madonna oder Rihanna. Weil er, wie Wolfram Knauer, Direktor des Jazzinstituts in Darmstadt und Autor einer Armstrong-Biografie, meint, "zur rechten Zeit am rechten Ort war".
Heute gilt der Musiker, der sich später Satchmo nennt, als Synonym für Jazz, für brillantes Trompetenspiel und eine unverwechselbare, berührende Stimme. Obwohl er schon mehr als 40 Jahre tot ist, sind sein Trompetenspiel und sein Gesang unsterblich. Weil er, wie Bruce Raeburn, Direktor des Jazz Archivs der Tulane University von New Orleans sagt, "ein Genie war". Aber auch, weil er neue Medien wie Schallplatte, Radio, Film und Fernsehen sofort nutzte, um seine Musik zu verbreiten. Er brachte in seiner Musik die Liebe zum Klingen.
Eine "Lange Nacht" über Louis Armstrong, dessen Leben 1901 am untersten Ende der Gesellschaft im Elendsviertel von New Orleans beginnt. Es endete 1971, wenige Wochen nach seinem letzten Auftritt in New York.
Obwohl er schon mehr als vierzig Jahre tot ist, sind sein Trompetenspiel und sein Gesang unsterblich. Weil er, wie Bruce Raeburn, Direktor des Jazz Archivs der Tulane University von New Orleans sagt, "ein Genie war". Aber auch, weil er neue Medien wie Schallplatte, Radio, Film und Fernsehen sofort nutzte, um seine Musik zu verbreiten. Und er brachte in seiner Musik die Liebe zum Klingen. Eine Lange Nacht über Louis Armstrong, dessen Leben 1901 am untersten Ende der Gesellschaft im Elendsviertel von New Orleans beginnt. Es endete 1971, wenige Wochen nach seinem letzten Auftritt in New York.
Bruce Raeburn: "Er wuchs in sehr ärmlichen Verhältnissen in New Orleans auf, im 'Back o town'-Viertel, im sogenannten Third Ward. Diese Gegend nannte man auch 'das Schlachtfeld', wegen der Gewalt und Armut, die dort herrschte."
Bruce Raeburn ist Direktor des Jazz Archivs der Tulane Universität von New Orleans und gilt als einer der besten Kenner von Louis Armstrongs Leben.
"Oh yeah" sollen die ersten Worte des kleinen Louis gewesen sein. Sie wurden später zu seinem Markenzeichen, genau so wie seine rollenden Augen, sein breites Grinsen, und das Taschentuch, das er immer in der Hand hielt, um sich damit die Ströme von Schweiß abzuwischen.
Als Louis Armstrong geboren wird, erhält seine Mutter keine Geburtsurkunde. Vermutlich hätte die extra bezahlt werden müssen und May Ann Armstrong hatte kein Geld. Bis zu seinem Tod hat Armstrong den 4. Juli 1900 als sein Geburtsdatum angegeben. Vermutlich wusste er es selbst nicht besser. Zu seiner Zeit gaben viele Schwarze ohne Dokumente den 4. Juli als Geburtstag an. Der Nationalfeiertag genoss hohes Ansehen in der Bevölkerung,außerdem konnte man am arbeitsfreien Tag feiern.
Nach seinem Tod recherchierte der Historiker Tad Jones anhand des Taufscheins in New Orleans sein wirkliches Geburtsdatum.
Louis Armstrong kam am 4. August 1901 zur Welt. In seiner Autobiografie "Mein Leben in New Orleans" schreibt er, dass es in dieser Nacht in seiner Straße, der James Alley, eine Schießerei mit mehreren Toten gegeben hätte.
Bruce Raeburn: "In diesem sehr wilden, gefährlichen Viertel wuchs Armstrong die ersten zwanzig Lebensjahre auf. Es ist ein Viertel der Gauner, Zuhälter, Kriminellen - und auch der Musiker. Sicher ist, das ihm der Vater fehlte. Der verließ Armstrongs Mutter, kam wieder zu ihr zurück, machte ein zweites Kind und verließ sie wieder. So wurde der kleine Louis von Frauen großgezogen. Die ersten Jahre von seiner Großmutter Josephine.
Seine Mutter May Ann war vermutlich eine Gelegenheitsprostituierte. Er sagte einmal, sie habe auch Fisch verkauft. Eine zweideutige Anspielung, die diesen Schluss zulässt.
May Ann hatte ständig wechselnde Männer, was little Louis natürlich mitbekam. Seine jüngere Schwester Beatrice, wurde von allen Mama Lucy. Armstrongs Aufgabe war von Kind an, Geld dazuverdienen, um die Familie zu unterstützen. Er fuhr Kohlen aus, machte Botengänge und sang in einem A-capella-Quartett. Damit machte er einen bis zwei Dollar am Tag. Das war viel. Musiker, die acht Stunden am Tag, oder besser in der Nacht spielten, verdienten nicht mehr als anderthalb Dollar."
Wer die Patchwork-Familie zusammenhält, ist Little Louis’ Großmutter Josephine, bei der er mit seiner Schwester die ersten Lebensjahre aufwuchs. Josephine hatte noch als Sklavin für Weiße schuften müssen. Armstrong schreibt später seine Vorfahren seien von der Goldküste Ghanas verschleppt worden. Die Situation der Schwarzen im Süden der USA, den Rassismus und die Diskriminierung kritisierte Armstrong zeit seines Lebens. Wiederholt erhob Armstrong die Stimme gegen diese Zustände, obwohl ihm viele Kritiker im Verlauf seiner Karriere eine Anbiederung an die Weißen vorwarfen, das sogenannte Toming. Ein Ausdruck, der sich auf den einfältigen alten Schwarzen Oncle Tom in dem Roman "Onkel Toms Hütte" von Harriet Beecher Stowe bezieht.
Wolfram Knauer: "Er wäre ein großartiger Musiker in New Orleans geblieben. Er hätte wahrscheinlich nicht die Weltgeltung erhalten, die er letzten Endes bekommen hat. Weil die Stadt New Orleans nicht das Zentrum der Unterhaltungsindustrie war, wie es Chicago, und später New York war.
Er wäre vielleicht eine Legende geworden, hätte vielleicht ein paar Aufnahmen gemacht, wie andere Musiker, die in New Orleans geblieben sind, ebenfalls. Wäre eine Legende geworden als ein großartiger Trompeter, den es da unten gibt. Von dem es aber leider viel zu wenige Aufnahme gibt, und wie schade, dass er nie aus New Orleans weggekommen ist."
Wolfram Knauer, Direktor des Darmstädter Jazz-Instituts und Autor einer Louis-Armstrong Biografie, sinniert, was wohl passiert wäre, wenn Louis Armstrong an jenem heißen Tag im Juli 1922 nicht in New Orleans in den Zug gestiegen wäre, um in Chicago in der Creole Jazz Band seines väterlichen Freundes Joe "King" Oliver zu spielen. In der Stadt am Michigansee setzte Armstrong fort, was er in der Stadt am Mississippi begonnen hatte. Dreizehn Jahre später zieht er ein letztes Mal um, nach York, und erobert von dort die Welt.
Dr. Wolfram Knauer (Institutsleiter) studierte Musikwissenschaft, Anglistik/Amerikanistik, Kunstgeschichte und Soziologie an der Universität Kiel. Er leitet das Jazzinstitut Darmstadt seit dessen Gründung im Jahr 1990, lehrte daneben an mehreren deutschen Hochschulen und Universitäten, ist Mitglied im internationalen Beratergremium des Center for Black Music Research, außerdem Herausgeber der Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung und im Herausgebergremium der University of Michigan Press
Das Jazzinstitut Darmstadt beherbergt Europas größte öffentliche Jazzsammlung.
Bruce Raeburn: "Er wuchs in sehr ärmlichen Verhältnissen in New Orleans auf, im 'Back o town'-Viertel, im sogenannten Third Ward. Diese Gegend nannte man auch 'das Schlachtfeld', wegen der Gewalt und Armut, die dort herrschte."
Bruce Raeburn ist Direktor des Jazz Archivs der Tulane Universität von New Orleans und gilt als einer der besten Kenner von Louis Armstrongs Leben.
"Oh yeah" sollen die ersten Worte des kleinen Louis gewesen sein. Sie wurden später zu seinem Markenzeichen, genau so wie seine rollenden Augen, sein breites Grinsen, und das Taschentuch, das er immer in der Hand hielt, um sich damit die Ströme von Schweiß abzuwischen.
Als Louis Armstrong geboren wird, erhält seine Mutter keine Geburtsurkunde. Vermutlich hätte die extra bezahlt werden müssen und May Ann Armstrong hatte kein Geld. Bis zu seinem Tod hat Armstrong den 4. Juli 1900 als sein Geburtsdatum angegeben. Vermutlich wusste er es selbst nicht besser. Zu seiner Zeit gaben viele Schwarze ohne Dokumente den 4. Juli als Geburtstag an. Der Nationalfeiertag genoss hohes Ansehen in der Bevölkerung,außerdem konnte man am arbeitsfreien Tag feiern.
Nach seinem Tod recherchierte der Historiker Tad Jones anhand des Taufscheins in New Orleans sein wirkliches Geburtsdatum.
Louis Armstrong kam am 4. August 1901 zur Welt. In seiner Autobiografie "Mein Leben in New Orleans" schreibt er, dass es in dieser Nacht in seiner Straße, der James Alley, eine Schießerei mit mehreren Toten gegeben hätte.
Bruce Raeburn: "In diesem sehr wilden, gefährlichen Viertel wuchs Armstrong die ersten zwanzig Lebensjahre auf. Es ist ein Viertel der Gauner, Zuhälter, Kriminellen - und auch der Musiker. Sicher ist, das ihm der Vater fehlte. Der verließ Armstrongs Mutter, kam wieder zu ihr zurück, machte ein zweites Kind und verließ sie wieder. So wurde der kleine Louis von Frauen großgezogen. Die ersten Jahre von seiner Großmutter Josephine.
Seine Mutter May Ann war vermutlich eine Gelegenheitsprostituierte. Er sagte einmal, sie habe auch Fisch verkauft. Eine zweideutige Anspielung, die diesen Schluss zulässt.
May Ann hatte ständig wechselnde Männer, was little Louis natürlich mitbekam. Seine jüngere Schwester Beatrice, wurde von allen Mama Lucy. Armstrongs Aufgabe war von Kind an, Geld dazuverdienen, um die Familie zu unterstützen. Er fuhr Kohlen aus, machte Botengänge und sang in einem A-capella-Quartett. Damit machte er einen bis zwei Dollar am Tag. Das war viel. Musiker, die acht Stunden am Tag, oder besser in der Nacht spielten, verdienten nicht mehr als anderthalb Dollar."
Wer die Patchwork-Familie zusammenhält, ist Little Louis’ Großmutter Josephine, bei der er mit seiner Schwester die ersten Lebensjahre aufwuchs. Josephine hatte noch als Sklavin für Weiße schuften müssen. Armstrong schreibt später seine Vorfahren seien von der Goldküste Ghanas verschleppt worden. Die Situation der Schwarzen im Süden der USA, den Rassismus und die Diskriminierung kritisierte Armstrong zeit seines Lebens. Wiederholt erhob Armstrong die Stimme gegen diese Zustände, obwohl ihm viele Kritiker im Verlauf seiner Karriere eine Anbiederung an die Weißen vorwarfen, das sogenannte Toming. Ein Ausdruck, der sich auf den einfältigen alten Schwarzen Oncle Tom in dem Roman "Onkel Toms Hütte" von Harriet Beecher Stowe bezieht.
Wolfram Knauer: "Er wäre ein großartiger Musiker in New Orleans geblieben. Er hätte wahrscheinlich nicht die Weltgeltung erhalten, die er letzten Endes bekommen hat. Weil die Stadt New Orleans nicht das Zentrum der Unterhaltungsindustrie war, wie es Chicago, und später New York war.
Er wäre vielleicht eine Legende geworden, hätte vielleicht ein paar Aufnahmen gemacht, wie andere Musiker, die in New Orleans geblieben sind, ebenfalls. Wäre eine Legende geworden als ein großartiger Trompeter, den es da unten gibt. Von dem es aber leider viel zu wenige Aufnahme gibt, und wie schade, dass er nie aus New Orleans weggekommen ist."
Wolfram Knauer, Direktor des Darmstädter Jazz-Instituts und Autor einer Louis-Armstrong Biografie, sinniert, was wohl passiert wäre, wenn Louis Armstrong an jenem heißen Tag im Juli 1922 nicht in New Orleans in den Zug gestiegen wäre, um in Chicago in der Creole Jazz Band seines väterlichen Freundes Joe "King" Oliver zu spielen. In der Stadt am Michigansee setzte Armstrong fort, was er in der Stadt am Mississippi begonnen hatte. Dreizehn Jahre später zieht er ein letztes Mal um, nach York, und erobert von dort die Welt.
Dr. Wolfram Knauer (Institutsleiter) studierte Musikwissenschaft, Anglistik/Amerikanistik, Kunstgeschichte und Soziologie an der Universität Kiel. Er leitet das Jazzinstitut Darmstadt seit dessen Gründung im Jahr 1990, lehrte daneben an mehreren deutschen Hochschulen und Universitäten, ist Mitglied im internationalen Beratergremium des Center for Black Music Research, außerdem Herausgeber der Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung und im Herausgebergremium der University of Michigan Press
Das Jazzinstitut Darmstadt beherbergt Europas größte öffentliche Jazzsammlung.
Christian Scott, Trompeter aus New Orleans
"Er ist eine Ikone. In New Orleans ist er das größte Beispiel dafür, was junge Menschen von hier in der Welt erreichen können. Besonders schwarze Jugendliche. Vor Louis Armstrong war nicht klar, wie junge Menschen aus New Orleans in der Welt ihren Platz finden können. Er hat uns allen den Weg gezeigt."
Donald Marquis, ehemaliger Kurator der Jazz-Abteilung des Louisiana State Museums:
"Louis war eine ganz besondere Persönlichkeit. Er war einzigartig, kam mit fast allen Menschen klar. Später traf er mit Millionären und Königen zusammen, aber er konnte sich genauso für ein kleines Kind interessieren. Er war einfach, und ohne Bildung, aber das merkte man nicht, wenn er sprach oder wenn er schrieb. Er war einfach ein guter Mensch."
Bruce Raeburn, Direktor des Jazz Archive der Tulane University von New Orleans
"Die Hot-Five- und Hot-Seven-Aufnahmen zählen zum Besten, was er je aufgenommen hat. Er entwickelt sich zum Künstler, erfindet den New Orleans Stil neu, und setzt neue Maßstäbe. Zum Beispiel mit dem Scatgesang von Heebee Jeebies."
Armstrongs Manager Joe Glaser war ja einer der fünf Köpfe von Al Capone, von der Gang, der das letzte Geld gerettet hatte und darauf seine Agentur aufgebaut hatte. Sämtliche Angestellten von Joe Glaser waren irgendwann mal bei Al Capone im Dienst. Und Armstrong erzählte mir, etwas sarkastisch, dass er das beste Trinkgeld bei Al Capone bekommen hatte.
Karlheinz Drechsel, "Mr Jazz" der Stimme der DDR, begleitete Armstrong und die All Stars 1965 auf der Tournee durch die DDR. © FM Rohm
1965 kommt es im März und April zu historischen Konzerten von Armstrong und seinen All Stars. Zwei Jahre nachdem der Ostblock seine Grenzen mit Mauern und Stacheldraht dichtgemacht hatte, reist die Band zum ersten Mal in Länder hinter dem Eisernen Vorhang: die Tschechoslowakei, Rumänien, Bulgarien, Jugoslawien, und die DDR. Karlheinz Drechsel moderierte damals die Radiosendung "Jazzpanorama" beim Sender Stimme der DDR. Als die staatliche Künstleragentur der DDR Drechsel anfragt, ob er für eine Woche Armstrong begleiten wolle, willigt er sofort ein.
Karlheinz Drechsel: "Die Grundidee kam wahrscheinlich aus Washington, denn es war ja eine Tournee, die nur hinter dem Eisernen Vorhang lief. Jugoslawien, Tschechoslowakei, DDR, Bulgarien, Rumänien.
Davon war Armstrong sehr angetan, auch dahin zu fahren. Er hatte ja vorher die Sowjetunion abgelehnt, wegen eines rassistischen Skandals. Er hat ja damals dem amerikanischen Präsidenten geschrieben "Für dieses Land fahre ich nicht in die Sowjetunion". Das ist ja sehr bemerkenswert gewesen. Weil man ihm immer nachsagte, er war "Onkel Tom". Ich glaube, das war er gar nicht so sehr. Er war nur vorsichtig.
Dann kam das Angebot an die Schweizer Agentur Schmidt, dass sie diese Europa Tour organisiert. Und Schmidt hat an die Agentur der DDR, das war die Staatliche Künstleragentur, das Angebot gemacht, Armstrong zu bringen, bezahlt von Amerika. Und da haben die gesagt, das kommt nicht in Frage. Wenn wir Armstrong kriegen, dann bezahlen wir ihn auch. Wir wollen nichts geschenkt haben von den Amerikanern.
Und da hat Schmied mit der Künstleragentur einen privaten Deal ausgehandelt. Da ging es um historische Waffen und um Zeiss-Jena Zeug, Sternwarte und so was. Auf dieser Basis haben wir Armstrong damals in die DDR bekommen. Die Band bekam Taschengeld in DDR-Mark, um sich so bewegen zu können. Aber alles andere zahlte Schmied an Joe Glaser in New York. Sodass Armstrong gar nicht wusste, wie das läuft. Es hat ihn auch gar nicht interessiert.
Er hatte ja ein offenes Konto bei Joe Glaser, von dem er ständig leben konnte, hat er mir erzählt."
Am 19. März landeten die All Stars aus Prag kommend am Flughafen Schönefeld in Berlin, Hauptstadt der DDR.
Karlheinz Drechsel: "Eine gefüllte Halle mit Menschen, Presseleute aus Ost und West, Rundfunk, Fernsehen. Er kam ganz überrascht, ich habe das an seinem Gesicht gesehen, in die Empfangshalle. Dort spielte die damals beste Dixieland Band der DDR, das waren die Jazzoptimisten Berlin, die ihre Leben lang nur Armstrong spielten, und die spielten Sleepy Time zur Begrüßung. Als der Armstrong das hörte, aus der Entfernung, ließ er alle Leute stehen, die ihn umringt hatte, ging zur Band, stellte sich einfach dazu und sang mit."
Obwohl die Regierungsvertreter nicht alle von Armstrongs Musik überzeugt waren, die Zuschauer waren es. Bis auf den letzten Auftritt in Schwerin waren die Karten für 15 Konzerte in Ost-Berlin, Magdeburg, Erfurt, und Leipzig sehr begehrt.
Karlheinz Drechsel: "Die waren ganz schnell verkauft, es gab sogar das Gerücht, die Karten würden nur an Parteileute verkauft. Aber das ist nicht wahr. Es gab Leute, die standen schon früh um 5, oder die Nacht hindurch an, um Karten zu bekommen. Der Friedrichstadtpalast in Berlin gab ja drei Tage hintereinander je zwei Konzerte, die waren an einem Tag weg."
18 000 Menschen haben Armstrong allein in Berlin gesehen, die gesamte Tournee rund 30 000 Bürgerinnen und Bürger der DDR. Trotz des großen Rummels erlebte Drechsel einen sehr angenehmen, freundlichen und humorvollen Menschen.
Karlheinz Drechsel: "Ich habe dann auf der Fahrt von Berlin nach Magdeburg im Bus mich ihm vorstellt und ihm gesagt, dass ich als Jazzfreund mich sehr freue, dabei sein zu dürfen.
Alle waren schon im Bus, war ne sehr pünktliche Band. Disziplin wurde großgeschrieben. Besonders von Armstrong. Er wurde respektiert wie ein King. Aber er war auch ein Kumpel. Sie haben mit ihm ganz normal gesprochen. Er sagte, er will nicht extra fahren, er gehört zu Band und sie sind eine Einheit. Das hat mir sehr imponiert. Denn es gibt ja auch Orchesterchefs, die lassen sich extra chauffieren, und die Band für sich. Das war er überhaupt nicht. Es gab keine Allüren. Er hat in seiner Simplizität, er war ja sehr einfach, sehr menschlich, sehr natürlich, hat er gar nicht gewusst, was er eigentlich bedeutet.
Er hat gern gelacht, ganz simple Dinge, wenn seine Musiker irgend 'nen Witz gemacht haben."
Tue, wie du in der Vergangenheit tatest und spiele
Erfreue den Staat der Engel
Und so wird der Sünder in der Hölle nicht gleich unglücklich.
Mache ihr Leben ein wenig hoffnungsvoller
Gib Armstrong eine Trompete,
Engel Gabriel!
Jewgenij Jewkutschenko
CDs und Schallplatten:
Bessie Smitt, Young woman’s blues
Billie Holiday, New Orleans
Louis Armstrong, Armstrong Louis
Louis ARMSTRONG, At His Best Volume 1-2
Louis Armstrong, Complete Hot Five and Hot Seven 1925-29
Louis Armstrong and His Orchestra, Heart Full of Rhythm, Vol. 2
Louis Armstrong, Satchmo A Musical Autobiography
Louis Armstrong & His All-Stars, New Orleans Nights
Louis Armstrong & His All-Stars, Satchmo Live in Berlin Friedrichstadtpalast I und II
Interviews:
Leroy Jones: "Ich kannte Louis Armstrong und seine Musik, bevor ich selbst ein Musikinstrument spielte. Meine Eltern liebten Musik und sie hörten diese 78er, 45er und 33er Jazz-Vinyl-Scheiben.
Ich werde nie vergessen, wie ich zum ersten Mal Louis Armstrong auf der Schallplatte hörte. 'Aint misbehavin' in der Live-Version mit einer seiner All-Star-Band, 1956 oder 1957. Diese Kadenz am Schluss des Stückes, ein hohes F nach einem hohen C. Ich war zehn und lernte Kornett, wie Louis. Ich lernte es in der Schule, wir lernten Notenlesen, übten zusammen, und hatten unsere ersten Auftritte mit einer Marching Band.
Ich werde nie vergessen, wie ich zum ersten Mal Louis Armstrong auf der Schallplatte hörte. 'Aint misbehavin' in der Live-Version mit einer seiner All-Star-Band, 1956 oder 1957. Diese Kadenz am Schluss des Stückes, ein hohes F nach einem hohen C. Ich war zehn und lernte Kornett, wie Louis. Ich lernte es in der Schule, wir lernten Notenlesen, übten zusammen, und hatten unsere ersten Auftritte mit einer Marching Band.
Als ich zwölf Jahre alt war, fing ich an, Louis nachzumachen. Ein, zwei Jahre später konnte ich das Solo am Ende von 'Aint Misbehavin' spielen. Damals machte ich nichts anderes als in die Schule gehen, Hausaufgaben, und dann stundenlang in der Garage meiner Eltern üben. Es gab dort eine alte Jukebox, und die fütterte ich mit Armstrong-Platten. Mit 16, 17, hatte ich einen so guten Ansatz, dass ich mich traute, seine Stücke nachzuspielen. Louis war mein allererster Lehrmeister.
Ich war 13 alt Armstrong starb. Ein Jahr später spielte ich auf dem Jazz and Heritage Festival in der Farview Baptist Christian Marching Band für Armstrongs Witwe, Lucille Armstrong. Sie hatte eine Spende für das Millony Boys Home gegeben, ein Nachfolger des Coloured Waifs Home, in dem Louis Armstrong als Zwölfjähriger das Kornettspiel lernte.
Armstrongs Trompetenspiel hat hunderte Trompeter beeinflusst, auch andere Blechbläser, und die Holzbläser. Und natürlich hat er auch viele Sänger beeinflusst. Selbst so berühmte Sängerinnen wie Billie Holliday. Es ist eigentlich unmöglich, sich diesem Einfluss zu entziehen. Besonders in New Orleans.
Ich hatte ein besonderes Verhältnis zur Musik von Louis, denn sein Klang stimulierte mich. Er beeindruckte mich noch, bevor ich ein Instrument lernte, und ich wusste sofort, da ist etwas ganz Besonderes. Mein Ziel war immer, Musiker zu werden. Ich konnte Lieder nach Gehör spielen, wenn ich sie einmal gehört hatte, und das, bevor ich Noten lesen lernte.
Louis Armstrong hat Jazz eine neue Sprache beigebracht. Für mich ist Jazz Improvisation, eine Sprache mit vielen Dialekten sozusagen. Teile dieser Musik sind für mich wie Wörter. Ich bezeichne die Musik Louis Armstrongs als Jazz- Latein. Eine Basis für viele weitere Sprachen.
Es gibt Leute, die sagen, das war der Trompeter Buddy Bolden. Aber von dem gibt es leider keine Tondokumente. Manche sagen, Armstrong hätte ihn gehört, aber ich weiß nicht. Gelernt hat Armstrong viel von Joe King Oliver. Wenn man die ersten Aufnahmen von ihm mit Louis hört, die jetzt digital remastered vorliegen, hört man, wie unglaublich gut die beiden zusammen spielten und welchen Einfluss Oliver auf Louis hatte. Was Louis machte, war, Olivers Spielweise auf eine höhere Stufe zu bringen.
Er legte die Fundamente. Von Armstrong ging es zu Roy Eldrige, von dort zu Dizzy Gillespie. Und vielen Facetten dazwischen. Dann ging es weiter, Clifford Brown, Fats Navarro. Alles das basiert auf der Arbeit von Louis.
Louis vereinte alle Eigenschaften, die ein großer Musiker braucht. Seine Phrasierung, seine Artikulation, die Beherrschung des Instruments, sein Timing war einzigartig. Seine Intonisierung, sein Einsatz, stimmte immer. Er war ein Unikat. In seiner besten Zeit, Mitte der 20er bis Mitte der 30er Jahre, gab es niemand der so klang wie er. Louis hatte seinen Stil, seine Sprache entwickelt.
Sein individueller Stil war vor allem deshalb so erfolgreich, weil man darin Freude und Spaß hörte. Sicher, er war mit vielen Dingen die gesellschaftlich passierten nicht glücklich, besonders nicht über die Situation der Afroamerikaner jener Zeit. Aber diese Freude, am Spielen, am Musizieren, war fester Bestandteil seiner Musik.
Allein diese Freude, wie man sich fühlte wenn man sein Horn hörte oder seine Stimme, das ist für mich der Schlüssel weshalb ich so berührt von ihm bin. Als er älter wurde gelangte er auf eine neue Stufe. Er spielte die wichtigen Töne, die, die ans Herz gehen, und ließ viele Zwischentöne weg. Gerade bei den Songs, die er dutzende mal aufgenommen hat, hunderte Male gespielt hat, zeigt sich das. Man hat es gelesen, und versteht es, wenn man die späteren Aufnahmen hört. Er war immer damit beschäftigt, sich weiter zu verbessern und sein Spiel zu perfektionieren.
Was ich am meisten an Louis Armstrong bewundere, ist, wie perfektionistisch er war. Man muss sich nur einmal die frühere Version von 'Aint Misbehavin' auf den frühen 30ern anhören, kurz nachdem Fats Waller das Lied komponiert hatte, und seine Version mit den All Stars. Da brachte er es dorthin, wo er es haben wollte. Es ist sehr interessant zu hören, wie er dieses Solo modifizierte
Leroy Jones, Jahrgang 1958, zählt zu den interessantesten und kreativsten Trompetern der neueren afroamerikanischen Jazz-Traditionalisten von New Orleans. Er hat seine eigene Band und spielt in zahlreichen Formationen der Stadt. USA-weit bekannt wurde er durch seine Mitwirkung in der Kultserie Treme.
Donald Marquis: "Nachdem Armstrong 1922 aus New Orleans wegzog, kam er noch einmal 1931 zurück. Er spielte mehrere Wochen in den Suburban Gardens. Nur für Weiße. Als er ein Konzert für Schwarze geben wollte, wurde es kurz vorher verboten. Erst 16 Jahre später kam er wieder in die Stadt. 1949 als King of Zulu beim Mardi Gras. Er sagte, das habe er sich sein ganzes Leben gewünscht, King of Zulu beim Mardi Gras zu sein. Ich habe ihn 1965 gesehen, als er durch sein altes Viertel ging. Und die alten Leute sagten "Hi Louis," und er kannte sie alle noch. Sagte "Hi Frank", er wusste, wie sie heißen. Er war dem Viertel sehr verbunden.
Ich glaube, seine Frau, Lucille, mochte die Stadt nicht. Sie empfand, dass man ihn schlecht behandelt habe. Und sie hatte recht. Später gab es den Louis Armstrong Flughafen, den Armstrong Park, aber zu Lebzeiten war es anders. Es war die Zeit der Rassentrennung. Das war eine andere Welt.
Als Louis Armstrong gestorben war, versuchte das Museum Lucille Armstrong zu bewegen, die vielen Manuskripte, Aufnahmen, Fotos, dem Museum zu vermachen. Aber sie wollte nicht. Sie hat es dann alles dem Louis Armstrong Archiv in Queens, New York vermacht. Und das war auch richtig so. Ich wünschte, es wäre hier. Aber Louis hat sein weiteres Leben dort verbracht, mit Lucille.
Das erste Jazz Museum in New Orleans wurde 1961 Jahren eröffnet. Peter Davis war Musik-Lehrer im Erziehungsheim Colored Waifs Home gewesen, in dem Armstrong das Kornettspielen lernte. Eines Tages brachte uns Davis das Kornett. Als Louis 1965 hier war, sah er das Kornett und sagte: "Das ist meins". Er erkannte es wieder, weil das Mundstück Kerben aufwies. Die hatte Louis selbst reingemacht, damit er besseren Halt mit seinen Lippen fand. Er war noch jung, hatte nicht die Kraft. Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee war.
Davis war eine Art Mentor, er half Louis, wieder auf die richtige Bahn zu kommen. Es gab auch Leute wie Doc Souchon, ein Banjo-Spieler, der reich war und Einfluss hatte. Er besorgte den Kids Jobs in Bands, bei Begräbnissen, bei Festen. Er hat das Museum anfangs mit vielen Gegenständen unterstützt.
Donald Marquis, Jahrgang 1934, Anfang der Achtzigerjahre bis 2005 war er Kurator des New Orleans Jazz Museums."
Ich war 13 alt Armstrong starb. Ein Jahr später spielte ich auf dem Jazz and Heritage Festival in der Farview Baptist Christian Marching Band für Armstrongs Witwe, Lucille Armstrong. Sie hatte eine Spende für das Millony Boys Home gegeben, ein Nachfolger des Coloured Waifs Home, in dem Louis Armstrong als Zwölfjähriger das Kornettspiel lernte.
Armstrongs Trompetenspiel hat hunderte Trompeter beeinflusst, auch andere Blechbläser, und die Holzbläser. Und natürlich hat er auch viele Sänger beeinflusst. Selbst so berühmte Sängerinnen wie Billie Holliday. Es ist eigentlich unmöglich, sich diesem Einfluss zu entziehen. Besonders in New Orleans.
Ich hatte ein besonderes Verhältnis zur Musik von Louis, denn sein Klang stimulierte mich. Er beeindruckte mich noch, bevor ich ein Instrument lernte, und ich wusste sofort, da ist etwas ganz Besonderes. Mein Ziel war immer, Musiker zu werden. Ich konnte Lieder nach Gehör spielen, wenn ich sie einmal gehört hatte, und das, bevor ich Noten lesen lernte.
Louis Armstrong hat Jazz eine neue Sprache beigebracht. Für mich ist Jazz Improvisation, eine Sprache mit vielen Dialekten sozusagen. Teile dieser Musik sind für mich wie Wörter. Ich bezeichne die Musik Louis Armstrongs als Jazz- Latein. Eine Basis für viele weitere Sprachen.
Es gibt Leute, die sagen, das war der Trompeter Buddy Bolden. Aber von dem gibt es leider keine Tondokumente. Manche sagen, Armstrong hätte ihn gehört, aber ich weiß nicht. Gelernt hat Armstrong viel von Joe King Oliver. Wenn man die ersten Aufnahmen von ihm mit Louis hört, die jetzt digital remastered vorliegen, hört man, wie unglaublich gut die beiden zusammen spielten und welchen Einfluss Oliver auf Louis hatte. Was Louis machte, war, Olivers Spielweise auf eine höhere Stufe zu bringen.
Er legte die Fundamente. Von Armstrong ging es zu Roy Eldrige, von dort zu Dizzy Gillespie. Und vielen Facetten dazwischen. Dann ging es weiter, Clifford Brown, Fats Navarro. Alles das basiert auf der Arbeit von Louis.
Louis vereinte alle Eigenschaften, die ein großer Musiker braucht. Seine Phrasierung, seine Artikulation, die Beherrschung des Instruments, sein Timing war einzigartig. Seine Intonisierung, sein Einsatz, stimmte immer. Er war ein Unikat. In seiner besten Zeit, Mitte der 20er bis Mitte der 30er Jahre, gab es niemand der so klang wie er. Louis hatte seinen Stil, seine Sprache entwickelt.
Sein individueller Stil war vor allem deshalb so erfolgreich, weil man darin Freude und Spaß hörte. Sicher, er war mit vielen Dingen die gesellschaftlich passierten nicht glücklich, besonders nicht über die Situation der Afroamerikaner jener Zeit. Aber diese Freude, am Spielen, am Musizieren, war fester Bestandteil seiner Musik.
Allein diese Freude, wie man sich fühlte wenn man sein Horn hörte oder seine Stimme, das ist für mich der Schlüssel weshalb ich so berührt von ihm bin. Als er älter wurde gelangte er auf eine neue Stufe. Er spielte die wichtigen Töne, die, die ans Herz gehen, und ließ viele Zwischentöne weg. Gerade bei den Songs, die er dutzende mal aufgenommen hat, hunderte Male gespielt hat, zeigt sich das. Man hat es gelesen, und versteht es, wenn man die späteren Aufnahmen hört. Er war immer damit beschäftigt, sich weiter zu verbessern und sein Spiel zu perfektionieren.
Was ich am meisten an Louis Armstrong bewundere, ist, wie perfektionistisch er war. Man muss sich nur einmal die frühere Version von 'Aint Misbehavin' auf den frühen 30ern anhören, kurz nachdem Fats Waller das Lied komponiert hatte, und seine Version mit den All Stars. Da brachte er es dorthin, wo er es haben wollte. Es ist sehr interessant zu hören, wie er dieses Solo modifizierte
Leroy Jones, Jahrgang 1958, zählt zu den interessantesten und kreativsten Trompetern der neueren afroamerikanischen Jazz-Traditionalisten von New Orleans. Er hat seine eigene Band und spielt in zahlreichen Formationen der Stadt. USA-weit bekannt wurde er durch seine Mitwirkung in der Kultserie Treme.
Donald Marquis: "Nachdem Armstrong 1922 aus New Orleans wegzog, kam er noch einmal 1931 zurück. Er spielte mehrere Wochen in den Suburban Gardens. Nur für Weiße. Als er ein Konzert für Schwarze geben wollte, wurde es kurz vorher verboten. Erst 16 Jahre später kam er wieder in die Stadt. 1949 als King of Zulu beim Mardi Gras. Er sagte, das habe er sich sein ganzes Leben gewünscht, King of Zulu beim Mardi Gras zu sein. Ich habe ihn 1965 gesehen, als er durch sein altes Viertel ging. Und die alten Leute sagten "Hi Louis," und er kannte sie alle noch. Sagte "Hi Frank", er wusste, wie sie heißen. Er war dem Viertel sehr verbunden.
Ich glaube, seine Frau, Lucille, mochte die Stadt nicht. Sie empfand, dass man ihn schlecht behandelt habe. Und sie hatte recht. Später gab es den Louis Armstrong Flughafen, den Armstrong Park, aber zu Lebzeiten war es anders. Es war die Zeit der Rassentrennung. Das war eine andere Welt.
Als Louis Armstrong gestorben war, versuchte das Museum Lucille Armstrong zu bewegen, die vielen Manuskripte, Aufnahmen, Fotos, dem Museum zu vermachen. Aber sie wollte nicht. Sie hat es dann alles dem Louis Armstrong Archiv in Queens, New York vermacht. Und das war auch richtig so. Ich wünschte, es wäre hier. Aber Louis hat sein weiteres Leben dort verbracht, mit Lucille.
Das erste Jazz Museum in New Orleans wurde 1961 Jahren eröffnet. Peter Davis war Musik-Lehrer im Erziehungsheim Colored Waifs Home gewesen, in dem Armstrong das Kornettspielen lernte. Eines Tages brachte uns Davis das Kornett. Als Louis 1965 hier war, sah er das Kornett und sagte: "Das ist meins". Er erkannte es wieder, weil das Mundstück Kerben aufwies. Die hatte Louis selbst reingemacht, damit er besseren Halt mit seinen Lippen fand. Er war noch jung, hatte nicht die Kraft. Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee war.
Davis war eine Art Mentor, er half Louis, wieder auf die richtige Bahn zu kommen. Es gab auch Leute wie Doc Souchon, ein Banjo-Spieler, der reich war und Einfluss hatte. Er besorgte den Kids Jobs in Bands, bei Begräbnissen, bei Festen. Er hat das Museum anfangs mit vielen Gegenständen unterstützt.
Donald Marquis, Jahrgang 1934, Anfang der Achtzigerjahre bis 2005 war er Kurator des New Orleans Jazz Museums."
Chris Clifton: "Ich habe Pops kennengelernt, als ich 12 Jahre als war. Mit zehn hatte ich angefangen, Trompete zu lernen, und natürlich verehrte ich Louis Armstrong. Mein Onkel nahm mich mit zu einem Konzert von Armstrong in Chicago.
Onkel und meine Tante sagten "Zieh deinen Anzug an, wir laden dich zum Geburtstag ein". Ich dachte, wir würden schick essen gehen. Stattdessen gingen wir ins Chez Paris, um Pops zu sehen. Ich war total aufgeregt. Alle Tische im Saal waren besetzt. Louis spielte mit Edmond Hall, Posaune, Arvell Shaw, Bass, Berry Deems, Billy Kyle.
Wie gesagt, ich war 12. Und ich tat so, als würde ich spielen, was Louis spielte. Ich hatte ja schon Unterricht zu dieser Zeit. Lucille, Louis Frau, sah mich und ich glaube, sie fand das süß.
Irgendwie hatte es mein Onkel geschafft, dass ich in der Pause hinter die Bühne zu Louis in die Garderobe durfte. Er war sehr freundlich zu mir, signierte ein Foto, und gab mir eine Packung Swiss Kriss, dieses Abführmittel, dass er an so viele Leute verteilte. Ich habe es immer noch.
Einige Monate später spielte er im Michigan Theater in Detroit. Ich kaufte ein Ticket und wollte wieder Backstage. Zuerst wollten sie mich nicht zu ihm lassen. Aber Louis sagte, "Ich kenne den Jungen, lasst ihn rein". So begann unsere Freundschaft, die über viele Jahre bis zu seinem Tod dauerte.
Mit 18 bin ich das erste Mal mit ihm ausgegangen, in Chicago. Ich war sehr jung und kein bisschen hip. Eher dumm, sehr dumm, grün hinter den Ohren. Louis machte gerade Aufnahmen mit den Dukes of Dixieland. Und er war zu einer Party auf der South Side eingeladen. Louis sagte, "komm mit. Hole mich in meinem Hotelzimmer ab". Das machte ich. Keine Ahnung mehr, wo das war.
Auf jeden Fall nahm Louis zwei Halbliter-Gläser, füllte sie mit Eis und einem damals sehr beliebten Likör aus Dänemark, der hieß Cherry Hering. Dann rollte er zwei dicke Joints, Marihuana-Zigaretten, einen für sich, einen für mich. Wir haben sie geraucht und dazu getrunken. So war es beim ersten Mal, als ich mit ihm ausging. Ich hatte keine Ahnung. Ich war grün hinter den Ohren. Aber ich dachte, wenn Pops das macht, dann ist das in Ordnung. Das war cool. Ich wollte machen, was Pops machte.
Alles was ich kann und spiele, habe ich von ihm gelernt. Ich bin nicht so gut mit dem Computerkram, aber ich schaue mir die Mitschnitte von ihm an. Und selbst heute lerne ich dabei noch etwas. Auch nach 66 Jahren noch.
Er war ein Perfektionist. Als die ersten Tonbandgeräte mit Aufnahmefunktion auf den Markt kamen, kaufte er zwei Geräte. Damit nahm er seine Konzerte auf, und hörte sie danach ab. Bis fünf oder sechs in der Frühe. Damit verbesserte er sich fortwährend. Außerdem hatte er ein unglaubliches Ohr - und Rhythmusgefühl. Wenn beispielsweise der Drummer etwas zu schnell wurde, traf Louis trotzdem genau seinen Ton. Wie gesagt, ein Genie. Unerklärlich. Bis heute, einfach großartig. Unglaublich, wie er den Ton moduliert. Er sagte mir "Spiel die Melodie". Spiel sie sauber, damit die Leute wissen, was du spielst. Louis hat mir beigebracht: Es ist egal wie viele Zuhörer du hast, ob tausend oder zehn, du musst es richtig spielen. Manchmal spiele ich hier an den Tischen auf der Tour durch die Restaurants im French Quarter zehnmal, hintereinander 'What a wonderful world'. Die Leute fragen mich: "Ist das nicht langweilig?" Ich sage "Nein, es ist ein so wunderbares Lied". Louis sagte, "Musik ist Gefühl. Wenn du richtig spielst, weinen die Leute".
Was ich bewundere: Er war wirklich ein Genie. Aber er hob nicht ab. Blieb auf dem Teppich. Alles, was er musikalisch machte, nahm er ernst. Sich selbst nahm er nicht zu ernst. Und er war freundlich. Er war so offen, natürlich, und kümmerte sich um seine Fans. Egal wie müde er nach dem Konzert er war: Er setzte sich an einen kleinen Tisch und schrieb so lange Autogramme, bis der letzte Fan eines hatte. Sein Publikum war ihm sehr, sehr wichtig. Und er hatte Humor. Allerdings ... manchmal waren seine Witze etwas zweideutig. Er war großherzig. Wenn jemand 50 Dollar brauchte, drückte er sie ihm in die Hand. So war er eben.
Ich war einen Monat vor seinem Tod in seinem Haus. Und er spielte. Er hatte eine Aufnahme von 'Trees', nur mit seinem Gesang. Und er spielte die gesamte Melodie zur Gesangsaufnahme von 'Trees' auf der Trompete. Er spielte ein unbeschreiblich schönes Lead, und es hörte sich genauso schön an als wäre er 30 Jahre alt.
Der Grund, warum er zum Schluss seiner Karriere häufiger sang, war, weil das Publikum das so wollte. Sie wollen die Lieder hören, die sie kennen. Wie 'What a wonderful world'. Sie hörten es bei ihrer Hochzeit oder wenn jemand starb. Das berührt die Leute, trifft sie ins Herz. Das Singen hat nichts damit zu tun, dass die Lippen nicht mehr ihre Spannkraft hatten. Worum es geht, ist die Menschen zu unterhalten. Und wenn man sie nicht berührt, dann macht man es nicht richtig."