Der Salzburger Lump
Mozart, in ganz Europa gefeiert als Wunderkind, wurde als 35-Jähriger in einem Armengrab ohne Grabstein verscharrt. Er ist als authentische Person unter der Fülle von Informationen, Interpretationen und Mythen kaum noch auffindbar. Seine Werke, der Inbegriff des Schönen, des Vollkommenen, des Harmonischen, sind die meistgespielte, meistgeliebte Musik der Welt.
Haben wir Platz für die Vorstellung, dass Mozart zu seinen Lebzeiten ein musikalischer Außenseiter war, ein "Neutöner", der mit den gesellschaftspolitisch brisanten Sujets seiner Opern schon bald sein adliges, unmusikalisches Publikum überforderte? Dass seine Musik seiner Zeit weit voraus war, voller Brüche und Disharmonien, dass er die musikalische Tradition zwar sich aneignete - diese aber zugleich weit übertraf? Dass Salieri ihn nicht vergiftet, sondern viel eher als herausragenden Kollegen erkannt und geschätzt hat? Dass er gar nicht immer arm gewesen ist?
Leicht fiel ihm das Komponieren nicht, oft fühlte er das Scheitern. Er musste hart arbeiten und ringen um seine Töne. Die wichtigste Quelle, aus der sich das Authentische vielleicht noch herauslesen lässt sind Mozarts Briefe, die er an seinen Vater, seine Schwester, seine erste Liebe - seine Base, seine Frau Konstanze, seinen Logenbruder Puchberg, geschrieben hat.
Und natürlich die Briefe an ihn, und die Berichte der Zeitgenossen - wie Josef Haydn, Lorenzo da Ponte: sie sind die Grundlage unserer Langen Nacht über Wolfgang Amadeus Mozart.
Wiederholung vom 21./22.01.2006