Eine Liebe jenseits der Norm
Dieser Roman erzählt von zwei Schwestern, die ihr Leben miteinander verbracht haben, die zusammen wohnten, reisten, liebevolle Alltagsrituale und Gesten der Verbundenheit teilten. Eberhard Rathgeb zeichnet das Bild einer berührenden Partnerschaft - und weitet unseren Blick für die Vielfalt der Liebe.
Vielleicht wurde noch nie soviel über Paare berichtet wie in der Gegenwart. Keine Woche ohne eine Boulevardgeschichte, die eine prominente oder sensationelle Lovestory vorführt. Aber je mehr Paarpalaver, desto enger und eindimensionaler scheint das Bild zu sein, das von der Liebe und vom Paarsein dabei entsteht. Denn gemeint ist immer nur eine Form der Liebe, die sexuelle, gemeint ist das konventionelle Liebespärchen.
Schon im Titel seines Romans erhebt Eberhard Rathgeb diskret Einspruch gegen diese Verengung. "Kein Paar wie wir" heißt sein Buch, in dem er von zwei Schwestern erzählt, die ihr Leben miteinander verbracht haben, die zusammen wohnten, reisten, Städte, Konzerte und Theater besuchten, Mahlzeiten, liebevolle Alltagsrituale und Gesten der Verbundenheit teilten. Sie taten alles, was Eheleute tun. Was sie von solchen unterscheidet, ist einzig die Konstellation ihrer Liebe - keineswegs deren Tiefe und Entschiedenheit.
Für die attraktive Ruth und die rationale Vika ist der gemeinsame Liebes- und Lebenspakt keine Notlösung zweier alter Jungfern, wie es sie dutzendfach in der Literaturgeschichte gibt. Sie sind nicht sitzengeblieben. Sie haben, bevor sie hätten sitzen bleiben können, aus freien Stücken eine Wahl getroffen: Für einander. Sie sind einfach überzeugt, dass es für sie besser, befriedigender und weitaus amüsanter ist, ohne Männer, ohne Kinder, ohne bürgerliche Ehe und stattdessen mit der eigenen Schwester zu leben.
Schon im Titel seines Romans erhebt Eberhard Rathgeb diskret Einspruch gegen diese Verengung. "Kein Paar wie wir" heißt sein Buch, in dem er von zwei Schwestern erzählt, die ihr Leben miteinander verbracht haben, die zusammen wohnten, reisten, Städte, Konzerte und Theater besuchten, Mahlzeiten, liebevolle Alltagsrituale und Gesten der Verbundenheit teilten. Sie taten alles, was Eheleute tun. Was sie von solchen unterscheidet, ist einzig die Konstellation ihrer Liebe - keineswegs deren Tiefe und Entschiedenheit.
Für die attraktive Ruth und die rationale Vika ist der gemeinsame Liebes- und Lebenspakt keine Notlösung zweier alter Jungfern, wie es sie dutzendfach in der Literaturgeschichte gibt. Sie sind nicht sitzengeblieben. Sie haben, bevor sie hätten sitzen bleiben können, aus freien Stücken eine Wahl getroffen: Für einander. Sie sind einfach überzeugt, dass es für sie besser, befriedigender und weitaus amüsanter ist, ohne Männer, ohne Kinder, ohne bürgerliche Ehe und stattdessen mit der eigenen Schwester zu leben.
Nicht auf das Muster der Liebe kommt es an
Am Provokationspotenzial, das in dieser Wahl liegt, ist den Schwestern so wenig gelegen wie dem Erzähler. Was Rathgebs Roman unter anderem auszeichnet, ist der Tonfall einer ruhigen Selbstverständlichkeit, mit der er von dieser nicht ganz selbstverständlichen Liebe erzählt. Seine von Thesen und manifestierenden Mitteilungen vollkommen freie Erzählung weitet aber den Blick für die Vielfalt der Liebe; für die Erfahrung, dass es nicht darauf ankommt, nach welchem Muster der Objektwahl wir lieben, sondern dass wir es tun.
Der nicht mehr als 190 Seiten umfassende Roman konzentriert sich auf eine kurze Zeitspanne. Ruth und Vika sind zwei alte, schon leicht gebrechliche Damen. Sie leben in einem Appartement im Zentrum von Buenos Aires. Dorthin emigrierten sie mit den Eltern vor Jahrzehnten, noch vor der Machtergreifung Hitlers. Als junge Frauen entflohen sie dem tyrannischen Vater und der depressiven, gehässigen Mutter. Ruth und Vika gingen nach New York, ergriffen Berufe und gestalteten ihr vierhändiges, höchst eigensinniges und individuelles Privatleben, das sich keinerlei Normen der Außenwelt fügt.
Wie frei die Schwestern sind, zeigt eine aparte Anekdote: Eines Tages läuft Ruth in Manhattan Jackie Kennedy über den Weg. Sie wird von ihr angesprochen, ja von Jackie Kennedy sogar nach Hause eingeladen. Aber sie geht nicht hin, weil sie nicht weiß, warum sie es tun sollte. Eberhard Rathgebs Debütroman "Kein Paar wie wir" entwirft so behutsam wie souverän das Bild einer berührend zweckfreien Liebe, die sich, ohne neurotisch zu sein, keiner Norm der Paarliebe fügt.
Besprochen von Ursula März
Der nicht mehr als 190 Seiten umfassende Roman konzentriert sich auf eine kurze Zeitspanne. Ruth und Vika sind zwei alte, schon leicht gebrechliche Damen. Sie leben in einem Appartement im Zentrum von Buenos Aires. Dorthin emigrierten sie mit den Eltern vor Jahrzehnten, noch vor der Machtergreifung Hitlers. Als junge Frauen entflohen sie dem tyrannischen Vater und der depressiven, gehässigen Mutter. Ruth und Vika gingen nach New York, ergriffen Berufe und gestalteten ihr vierhändiges, höchst eigensinniges und individuelles Privatleben, das sich keinerlei Normen der Außenwelt fügt.
Wie frei die Schwestern sind, zeigt eine aparte Anekdote: Eines Tages läuft Ruth in Manhattan Jackie Kennedy über den Weg. Sie wird von ihr angesprochen, ja von Jackie Kennedy sogar nach Hause eingeladen. Aber sie geht nicht hin, weil sie nicht weiß, warum sie es tun sollte. Eberhard Rathgebs Debütroman "Kein Paar wie wir" entwirft so behutsam wie souverän das Bild einer berührend zweckfreien Liebe, die sich, ohne neurotisch zu sein, keiner Norm der Paarliebe fügt.
Besprochen von Ursula März
Eberhard Rathgeb: Kein Paar wie wir
Hanser Verlag 2013
185 Seiten, 13,99 Euro
Hanser Verlag 2013
185 Seiten, 13,99 Euro