Eine menschelnde Monarchie

Von Gunnar König |
Drei Monate nach dem Tod von Fürst Rainier III. feiern die Monegassen die Thronbesteigung von Fürst Albert II. Der Vater, der sich am Junggesellensein seines Filius' stieß, hätte die Amtsgeschäfte gern schon früher übergeben. Ein Fürstentum, in dem es - mehr als in anderen Monarchien - menschelt.
Die Monegassen haben es wohl schon lange geahnt: Albert II. ist auch nur ein Mensch, genauer gesagt: auch nur ein Mann. Der Beweis dafür ist der Sohn einer Stewardess aus Togo, einer Frau aus dem Volk. Für Albert sicherlich ein unliebsamer Beweis, denn erst der DNA-Test ließ ihn vergangene Woche zu seiner Affäre und dem daraus entstandenen unehelichen Sohn Alexandre stehen. Allerdings: Alberts Sohn Alexandre kann als Erbe zwar einmal sehr reich werden, aber auf den Monegassen-Thron darf er – weil unehelich geboren – nie.

Der Spross ist allerdings zumindest der Beweis dafür, dass Albert in Liebesdingen doch nicht so gleichmütig ist, wie es oft schien. Selbst Fürst Rainier hatte seinen Sohn wiederholt gemahnt, sein Junggesellensein zu beenden.

Rainier: " Es stellt sich die Frage seiner Heirat. Ich wünsche mir, dass er das endlich in Angriff nehmen mag, das ist wichtig für die Erbfolge."

Nichtadlige als Partner dagegen waren in Monaco nie ein Problem. Rainier selbst heiratete 1956 die Hollywood-Schauspielerin Grace Kelly, machte sie zu Fürstin Gracia Patricia. Mit Grace Kelly, der Tochter eines millionenschweren Bauunternehmers, kam Glamour nach Monaco. Und aus dem verschlafenen Mittelmeer-Zwergenstaat wurde ein florierendes Unternehmen mit Jetset, Jachten, Autorennen und Casino.

Mit dem Geld kamen auch die Paparazzi nach Monaco, die fortan jede Gemütsregung des Fürstentums in die Welt sandten, und über die Rainier einst sagte:

" Vielleicht am schwersten zu ertragen ist dieses Leben im Schaufenster, kein Privatleben zu haben. Das habe ich auch meinen Kindern gegenüber immer bedauert, die hatten es schwer, sich an diese Belästigungen zu gewöhnen. Eine gewisse Öffentlichkeitsarbeit ist sicherlich notwendig, aber es gibt Informationen und es gibt Indiskretionen, und die ist einfach unerträglich."

Von Stund an erfuhren wir von Carolines gescheiterter Ehe mit dem wesentlich älteren Philippe Junot, einem notorischen Playboy, dem Tod ihres zweiten Ehemanns, Stefan Casiraghi, von dem tragischen Unfalltod Fürstin Gracia Patricias, den Sangesversuchen von Nesthäkchen Stephanie, ihren zahllosen Affären und Kurzehen mit Typen vom Fischhändler über den Bodyguard bis hin zum Zirkusakrobat. Nicht zu vergessen, Carolines derzeitige Ehe mit dem – schnell mal um sich schlagenden – Ernst August Prinz von Hannover. Alberts Liason mit der dunklen Schönheit aus Togo reiht sich dort nahtlos ein.

Die Reaktionen darauf sind in Monaco selbst wenig aufgeregt. Man hat sich scheinbar an das Menscheln bei Fürstens gewöhnt und ist vielmehr gespannt darauf, ob Albert die Versprechen, die er vor seiner Inthronisierung abgab, auch einhält.

Frischer Wind soll im Fürstenhaus wehen, der Mitarbeiterstab verjüngt werden, Albert will mehr Transparenz in Monacos Finanzgebaren bringen – das erwartet auch vor allem die EU. Damit soll dann das Image des Fürstentums als Hafen für Geldwäscher und Steuerflüchtlinge bald verblassen. Und damit vielleicht auch die Erinnerung an die Geschichte der Grimaldis, die den Felsen im Mittelmeer dereinst als düstere Piraten erobert haben.

Das Gespräch zum Thema mit dem Adelsexperten und Autor Norbert Loh können Sie in der rechten Spalte als Audio hören.