Eine neues Jahr: Was ist Glück?

Ein neues Jahr - ein neues Glück! Wir verschenken Glücksschweine, vierblättrige Kleeblätter, wünschen uns "viel Glück!". Nur, was ist Glück, und wie können wir es erreichen? Gibt es das Glücks-Gen? Und kann man Glück lernen?
"Glück kann man lernen", ist die Überzeugung von Ernst Fritz-Schubert. Deshalb hat der Schulleiter an seiner Heidelberger Schule 2007 das Fach "Glück" eingeführt, das mittlerweile an über 100 Schulen bundesweit angeboten wird. Der herkömmliche Unterricht - so die Erfahrung des Lehrers - habe zu wenig mit der Lebensrealität der Kinder zu tun, bereite sie ungenügend auf die Höhen und Tiefen vor.

Es gehe darum, die Schüler in ihrer Persönlichkeit zu stärken:

"Dazu gehört, herauszufinden: Woher komme ich? Welche Stärken habe ich? Welche Ziele habe ich? Und wie kann ich sie erreichen? Die Schüler lernen auch, Frust auszuhalten und sich selbst zu motivieren, zum Beispiel durch körperliche Wahrnehmungen, Bewegungs- und Konzentrationsübungen."

Ziel sei:

"Sich selbst einen Kompass für das Leben zu basteln. Je früher ich ihn in die Hand bekomme, umso eher weiß ich, wohin ich will."

2009 gründete der Pädagoge und Triathlet das Fritz-Schubert-Institut zur Persönlichkeitsentwicklung, dort werden unter anderem Weiterbildungskurse für Lehrer, aber auch für andere Interessierte angeboten.

"Glückliche Menschen leben länger, sie erkranken seltener und weniger schwer, sie werden auch schneller wieder gesund … "

… sagt Prof. Dr. Tobias Esch. Der Neurowissenschaftler und Professor für Integrative Gesundheitsförderung an der Hochschule Coburg erforscht unter anderem, was in unserem Gehirn passiert, wenn wir glücklich sind.

"Glück entsteht, vereinfacht gesagt, im Gehirn. Ein körpereigenes Belohnungssystem, das Glücksbotenstoffe wie Dopamin, Serotonin und endogene Opioide und Opiate ausschüttet, sorgt für die begehrte wohlige Empfindung. Unsere Fähigkeit, glücklich zu sein, ist etwa zur Hälfte angeboren, also in der genetisch festgelegten Struktur unseres Gehirns begründet. Nur etwa zehn Prozent hängen von den äußeren Umständen ab. Die restlichen 40 Prozent liegen im Bereich unserer Möglichkeiten. Das heißt, wir können unser Glücksempfinden aktiv beeinflussen."

Der Mediziner, der auch Vorsitzender des Wissenschaftsbeirats des Instituts für Mind-Body-Medizin in Potsdam (IMBM) ist, will genau diese Eigenverantwortung und Selbstheilungskräfte stärken:

"Etwa durch positives Denken, Genuss und Achtsamkeit. Es lohnt sich, sein körpereigenes Belohnungssystem zu aktivieren, denn die Auswirkungen - nicht nur auf die seelische, sondern auch auf die körperliche Gesundheit - sind ganz unmittelbar."

Die therapeutische Bedeutung dieser Glücksmomente werde in der Medizin bisher zu wenig berücksichtigt. Angesichts drastisch zunehmender Krankheiten wie Depression und Burn Out fordert er auch dort ein Umdenken. Überlegungen dazu finden sich in seinem Buch "Die Neurobiologie des Glücks. Wie die Positive Psychologie die Medizin verändert" (Thieme Verlag 2011).

"Jeder muss doch die Frage beantworten können: Wofür lebst du, was macht dir Spaß? Die kann sich am Ende jeder beantworten, auch der Arbeiter am Fließband. Es hat immer zu tun mit anderen Menschen, mit Verbundenheit, Geborgenheit."

Jeder könne ein Korrektiv für die stressigen Momente und Tiefen des Lebens finden, etwas, mit dem er sich belohnen kann, sei es die Familie, Sport, Musik, Beten, Meditation, kurz: Etwas, was ihn - jenseits aller materiellen Güter - glücklich und zufrieden macht.

Informationen im Internet:

Über Ernst Fritz-Schubert
Über Prof. Dr. Tobias Esch

Literaturhinweis:

Ernst Fritz-Schubert: Glück kann man lernen: Was Kinder stark fürs Leben macht,
Ullstein Verlag 2010

Ernst Fritz-Schubert: Schulfach Glück: Wie ein neues Fach die Schule verändert, Herder Verlag 2008

Tobias Esch: Die Neurobiologie des Glücks. Wie die Positive Psychologie die Medizin verändert, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2011