Eine Notfallmaßnahme, nicht die perfekte Geburt
Der Kaiserschnitt gehört längst zum Alltag der Geburtsmedizin, Tendenz steigend. Und genau das sorgt für Diskussion. Wie sollen Frauen gebären? Und was bedeutet ein Kaiserschnitt überhaupt? Ist er nicht die Alternative zur natürlichen Geburt mit ihren starken Schmerzen? Nein, sagen Caroline Oblasser und Ulrike Ebner in ihrem Buch "Der Kaiserschnitt hat kein Gesicht".
Unter Schmerzen sollst du gebären! Das möchten viele Frauen so nicht länger akzeptieren. Gibt es doch die so verlockend erscheinende Alternative des Kaiserschnittes auf Wunsch, also des Kaiserschnittes ohne medizinische Notwendigkeit, bei dem ganz ohne Wehenschmerzen das Kind zwei Wochen vor dem errechneten Geburttermin vom Arzt geholt wird. Gefahrenlos, wie es scheint. Zurück bleibt nur eine Narbe in der Bikinizone. Die perfekte Geburt also?
Nein, sagen Caroline Oblasser und Ulrike Ebner in ihrem Buch "Der Kaiserschnitt hat kein Gesicht". Sie sind der Meinung, diese verharmlosende Sicht auf den Kaiserschnitt können nur Frauen haben, die zu wenig über den Eingriff wissen. Und genau hier setzt ihr über 490 Seiten dickes Buch an: Es soll aufklären!
Über 300 Mütter, Hebammen und Gynäkologen haben die beiden Salzburgerinnen - beide haben selbst per Kaiserschnitt entbunden - ausführlich zu ihren Erlebnissen befragt. War es ein geplanter Eingriff? Eine Notoperation? Welche Gefühle begleiten ein solches Geburtserlebnis? Wie war der erste Kontakt zum Kind? Hat der Kaiserschnitt langfristig etwa auch medizinische Folgen? Und wie fühlen sich Hebammen und Ärzte nach einer solchen Operation? Welchen Stellenwert hat der Kaiserschnitt für sie?
Herausgekommen ist so ein umfassendes und sehr persönliches Buch über den Kaiserschnitt. Persönlich vor allem deshalb, weil sechzig Frauen ihre Kaiserschnittnarben fotografieren haben lassen und dazu ausführlich erzählen, wie die Narbe sich anfühlt und welche Gefühle sie damit verbinden. Und spätestens hier zeigt sich, harm- und folgenlos ist dieser operative Eingriff bei weitem nicht. Noch Jahre später haben die betroffenen Frauen mitunter Schmerzen, leiden unter dem verpassten Geburtserlebnis und betrauern, ihr Kind nicht direkt nach der Geburt Haut an Haut gespürt zu haben. Sie berichten über Stillprobleme und Depressionen. Und darüber, dass sie ihr Kind anfangs nicht so gut annehmen konnten und eine Art Fremdheit fühlten. Sie erzählen, mit welchen Ängsten ihre Folgeschwangerschaften besetzt waren.
Denn jede Frau, die einmal einen Kaiserschnitt hatte, die gilt für viele Mediziner und Hebammen als Risikoschwangere. Nicht selten werden daher auch die später geborenen Kinder mit Kaiserschnitt entbunden. Oft um das Risiko etwa einer Uterus-Ruptur, also das Einreißen der Gebärmutter zu vermeiden. Außerdem gilt es in Ärztekreisen als verpflichtend, Frauen nach drei Kaiserschnitten am besten gleich eine Sterilisation zu empfehlen. Das dürften viele Frauen nicht wissen.
Spätestens, wenn man die ebenfalls im Buch gezeigte Fotostrecke einer Kaiserschnittentbindung angeschaut hat, dürfte klar sein, der Kaiserschnitt ist immer noch eine große Bauchoperation. Trotz der verbesserten Operationstechniken, bei der nur noch die obere Bauchdecke vernäht wird, und eines geringeren Infektionsrisikos, dank dessen die Sterblichkeit nach einem Kaiserschnitt rapide gesunken ist.
Frauen, die sich also überlegen, per Kaiserschnitt entbinden wollen, müssen das unbedingt wissen. Für sie ist dieses Buch ein Muss. Aber auch für alle Ärzte und Hebammen. Denn auch sie müssen verstehen lernen, wie Frauen sich tatsächlich nach einem Kaiserschnitt fühlen. Welche Sorgen und Ängste diese Frauen haben. Wie verletzt sie sich mitunter fühlen und welcher Pflege und Betreuung sie deshalb tatsächlich bedürfen.
Genau das ist das große Plus dieses Kaiserschnittbuches, denn es macht mehr als deutlich: erst wenn alle Beteiligten wirklich verstehen, was ein Kaiserschnitt bedeutet, kann diese Operationstechnik ihren richtigen Platz in der Geburtsmedizin finden. Und zwar als Notfallmaßnahme, wenn Gefahr für Mutter und Kind besteht. Nur dann ist der Kaiserschnitt ratsam und notwendig.
Letztendlich steht hinter dem Buch "Der Kaiserschnitt hat kein Gesicht" die klare Forderung, das sich die Geburtsmedizin selbst ändern muss, damit Frauen sich wieder verstärkt zutrauen normal zu gebären. Indem Caroline Oblasser und Ulrike Ebner zeigen, was der Kaiserschnitt tatsächlich bedeutet, wollen sie genau das erreichen. Sie wollen Frauen ermutigen, sich für eine normale Geburt zu entscheiden. Ist sie doch ein natürlicher Entwicklungsschritt auf dem Weg zum Leben, an dessen Ende Mutter und Kind gestärkt und glücklich miteinander ins neue gemeinsame Leben starten.
Rezensiert von Kim Kindermann
Caroline Oblasser, Ulrike Ebner: Der Kaiserschnitt hat kein Gesicht. Fotobuch, Wegweiser und Erfahrungsschatz aus Sicht von Müttern und geburtshilflichen Experten
Edition Riedenburg, Salzburg 2007
491 Seiten, 34,80 Euro
Nein, sagen Caroline Oblasser und Ulrike Ebner in ihrem Buch "Der Kaiserschnitt hat kein Gesicht". Sie sind der Meinung, diese verharmlosende Sicht auf den Kaiserschnitt können nur Frauen haben, die zu wenig über den Eingriff wissen. Und genau hier setzt ihr über 490 Seiten dickes Buch an: Es soll aufklären!
Über 300 Mütter, Hebammen und Gynäkologen haben die beiden Salzburgerinnen - beide haben selbst per Kaiserschnitt entbunden - ausführlich zu ihren Erlebnissen befragt. War es ein geplanter Eingriff? Eine Notoperation? Welche Gefühle begleiten ein solches Geburtserlebnis? Wie war der erste Kontakt zum Kind? Hat der Kaiserschnitt langfristig etwa auch medizinische Folgen? Und wie fühlen sich Hebammen und Ärzte nach einer solchen Operation? Welchen Stellenwert hat der Kaiserschnitt für sie?
Herausgekommen ist so ein umfassendes und sehr persönliches Buch über den Kaiserschnitt. Persönlich vor allem deshalb, weil sechzig Frauen ihre Kaiserschnittnarben fotografieren haben lassen und dazu ausführlich erzählen, wie die Narbe sich anfühlt und welche Gefühle sie damit verbinden. Und spätestens hier zeigt sich, harm- und folgenlos ist dieser operative Eingriff bei weitem nicht. Noch Jahre später haben die betroffenen Frauen mitunter Schmerzen, leiden unter dem verpassten Geburtserlebnis und betrauern, ihr Kind nicht direkt nach der Geburt Haut an Haut gespürt zu haben. Sie berichten über Stillprobleme und Depressionen. Und darüber, dass sie ihr Kind anfangs nicht so gut annehmen konnten und eine Art Fremdheit fühlten. Sie erzählen, mit welchen Ängsten ihre Folgeschwangerschaften besetzt waren.
Denn jede Frau, die einmal einen Kaiserschnitt hatte, die gilt für viele Mediziner und Hebammen als Risikoschwangere. Nicht selten werden daher auch die später geborenen Kinder mit Kaiserschnitt entbunden. Oft um das Risiko etwa einer Uterus-Ruptur, also das Einreißen der Gebärmutter zu vermeiden. Außerdem gilt es in Ärztekreisen als verpflichtend, Frauen nach drei Kaiserschnitten am besten gleich eine Sterilisation zu empfehlen. Das dürften viele Frauen nicht wissen.
Spätestens, wenn man die ebenfalls im Buch gezeigte Fotostrecke einer Kaiserschnittentbindung angeschaut hat, dürfte klar sein, der Kaiserschnitt ist immer noch eine große Bauchoperation. Trotz der verbesserten Operationstechniken, bei der nur noch die obere Bauchdecke vernäht wird, und eines geringeren Infektionsrisikos, dank dessen die Sterblichkeit nach einem Kaiserschnitt rapide gesunken ist.
Frauen, die sich also überlegen, per Kaiserschnitt entbinden wollen, müssen das unbedingt wissen. Für sie ist dieses Buch ein Muss. Aber auch für alle Ärzte und Hebammen. Denn auch sie müssen verstehen lernen, wie Frauen sich tatsächlich nach einem Kaiserschnitt fühlen. Welche Sorgen und Ängste diese Frauen haben. Wie verletzt sie sich mitunter fühlen und welcher Pflege und Betreuung sie deshalb tatsächlich bedürfen.
Genau das ist das große Plus dieses Kaiserschnittbuches, denn es macht mehr als deutlich: erst wenn alle Beteiligten wirklich verstehen, was ein Kaiserschnitt bedeutet, kann diese Operationstechnik ihren richtigen Platz in der Geburtsmedizin finden. Und zwar als Notfallmaßnahme, wenn Gefahr für Mutter und Kind besteht. Nur dann ist der Kaiserschnitt ratsam und notwendig.
Letztendlich steht hinter dem Buch "Der Kaiserschnitt hat kein Gesicht" die klare Forderung, das sich die Geburtsmedizin selbst ändern muss, damit Frauen sich wieder verstärkt zutrauen normal zu gebären. Indem Caroline Oblasser und Ulrike Ebner zeigen, was der Kaiserschnitt tatsächlich bedeutet, wollen sie genau das erreichen. Sie wollen Frauen ermutigen, sich für eine normale Geburt zu entscheiden. Ist sie doch ein natürlicher Entwicklungsschritt auf dem Weg zum Leben, an dessen Ende Mutter und Kind gestärkt und glücklich miteinander ins neue gemeinsame Leben starten.
Rezensiert von Kim Kindermann
Caroline Oblasser, Ulrike Ebner: Der Kaiserschnitt hat kein Gesicht. Fotobuch, Wegweiser und Erfahrungsschatz aus Sicht von Müttern und geburtshilflichen Experten
Edition Riedenburg, Salzburg 2007
491 Seiten, 34,80 Euro