Mythische Tango-Maria
Den "schmutzigen" Tanz der Arbeiterviertel von Buenos Aires holte Astor Piazzolla auf die Opernbühne. Jetzt hat das Theater Bonn sein Pionier-Werk, die Tango-Oper "Maria de Buenos Aires" aufgeführt. Wir senden den Mitschnitt an diesem Abend.
Es ist Nacht in Buenos Aires, ein Geist beschwört Maria herbei - Maria, deren Sprache der Tango ist. "Tango ist der Glaube, dass der Kampf ein Fest sein kann!", schrieb Jorge Luis Borges – dieses Diktum trifft auch den Kern dieser Oper.
Tango ist ein Tanz der Einsamkeit und der Not, und ein Tanz des Kampfes gegen diese Not. Tango war zunächst den Arbeits- und Mittellosen in den heruntergekommenen Vierteln von Buenos Aires vorbehalten, war ihr Tanz. Piazzollas kleine Tango-Oper "Maria de Buenos Aires" entstand 1968, als der Tango längst salonfähig war. Sie erzählt die Geschichte von Leben und Tod Marias, die glücksuchend aus einem Vorort nach Buenos Aires kam und inmitten von Bettlern, Zuhältern und Obdachlosen sterbend zur mythischen Gestalt wurde.
Astor Piazzolla, der bedeutendste und international bekannteste Vertreter des tango nuevo, schrieb zusammen mit dem uruguayischen Dichter Horacio Ferrer für den argentinischen Hörfunk diese wohl weltweit erste Tango-Oper. Nach Gidon Kremers überaus erfolgreicher Europa-Tournee mit einer eigens für ihn geschaffenen Bearbeitung und dem großen Zuspruch, den die Musik weltweit fand, darf man das Stück "Maria de Buenos Aires" als einen weiteren, sehr passenden Beitrag der Reihe der "populären Moderne" am Theater Bonn sehen. Darüber hinaus trifft das Stück selbstverständlich den ohnedies unvermindert tangoaffektierten Nerv der Zeit.
Oper Bonn
Aufzeichnungen vom 28. März und 8. April 2016
Astor Piazzolla
"Maria de Buenos Aires"
Tango Operita in zwei Teilen
Libretto: Horacio Ferrer
El Duende - Daniel Bonilla-Torres
María - Luciana Mancini
Cantor - Johannes Mertes
Lothar Hensel, Bandoneon
Beethoven Orchester Bonn
Leitung: Christopher Sprenger