Eine Pelztasse als Symbol des Surrealismus
Ihr bekanntestes Werk ist eine mit Pelz überzogene Tasse. Doch von dieser Fixierung musste sich die Surrealistin Meret Oppenheim befreien, sagt die Kuratorin am Kunsthaus Zürich, Bice Curiger. Mit ihrer Verspieltheit habe Oppenheim die Künstler im Paris der 30er-Jahre fasziniert. Der Berliner Martin-Gropius-Bau zeigt nun eine Retrospektive.
Britta Bürger: Sie hat keinen charakteristischen Kunststil entwickelt, keine Serien produziert, keine Künstlergruppe repräsentiert. Meret Oppenheim, die am 6. Oktober vor 100 Jahren geboren wurde, hat sich mit jedem einzelnen Werk aufs Neue auf unausgetretene Pfade begeben. Sie hat gemalt, gezeichnet, gedichtet, Mode entworfen, Skulpturen geschaffen und Objekte wie jene berühmte Pelztasse, die bis heute allen Widerständen zum Trotz ihr Markenzeichen geblieben ist.
Oppenheim: "Für mich war dieses Ding, als ich es damals machte, eins unter anderen. Ob ich ein Bild machte, auf die ich Knöpfe klebte, oder diese Idee realisierte mit dieser Tasse – es war übrigens eine Tasse, ein Teller und ein Löffel, den ich mit einem ganz feinen Gazellenpelz überzogen hatte, den ich ganz zufällig zu Hause hatte –, es war ein Ding unter anderen. Nur hat es eben diesen plötzlichen und mir eigentlich unerwarteten Erfolg gehabt, mehr als andere für mich gleichwertige Sachen, die ich gemacht habe.
Was mich gereizt hat, als ich diese Idee hatte: der absolute Gegensatz von Pelz und Porzellan. Und all diese Auslegung, die jetzt da gemacht wird, diese ganzen erotischen Auslegungen, da habe ich nicht im Traum dran gedacht. Ich fand das nur komisch, eine Tasse mit Pelz. Also gut, von mir aus können Sie auslegen, wenn sie wollen!"
Bürger: Die Künstlerin Meret Oppenheim in einem Interview aus dem Jahr 1979. Ab morgen widmet ihr der Berliner Martin-Gropius-Bau zum 100. Geburtstag eine große Retrospektive. Vor über 30 Jahren hat die damalige Schweizer Kunstkritikerin Bice Curiger ein bis heute bedeutendes Buch über Meret Oppenheim geschrieben - lange bevor sie Kuratorin am Kunsthaus Zürich wurde, die Biennale in Venedig geleitet hat und Direktorin der Vincent van Gogh Foundation in Arles wurde. Jetzt ist sie für uns am Telefon, ich grüße Sie, Frau Curiger!
Bice Curiger: Ja, guten Tag!
Bürger: Meret Oppenheim, vor 100 Jahren in Berlin geboren, in Basel aufgewachsen und mit 18 ist sie dann nach Paris aufgebrochen. Wie kam sie dort 1936 überhaupt auf die Idee, die Tasse mit Pelz zu überziehen?
Curiger: Die Idee, die wurde geboren, nachdem sie Kaffee getrunken hatte eben damals im Café de Flore, wo sie mit Pablo Picasso und Dora Maar, seiner damaligen Freundin, saß. Und sie trug ein Armband aus Metall, das sie selber geschaffen hatte für Elsa Schiaparelli, der damaligen Modeschöpferin, die auch mit Künstlern zusammenarbeitet. Da saß sie also mit Picasso und trug dieses Armband aus Metall …
Bürger: Das aber nicht nur aus Metall war, sondern auch wohl mit Pelz überzogen.
Curiger: Genau, mit Pelz besetzt. Und da sagte dann Picasso, tolles Armband, ja, eigentlich könnte man alles mit Pelz überziehen, auch Tassen und einen Tisch, was weiß ich. Und nach diesem Besuch ging sie dann auf die Straße raus und traf zufällig André Breton und dieser lud Meret Oppenheim ein, willst du nicht auch mitmachen, diese Ausstellung, surrealistische Objekte. Und sie war beglückt und sagte "Ja" und hat dann gleich die Idee weitergesponnen, die vorher im Café diskutiert worden war; ging also in ein Warenhaus, kaufte sich eine etwas überdimensionierte Tasse mit Untersatz und Löffel und hat das mit Pelz überzogen.
Oppenheim: "Für mich war dieses Ding, als ich es damals machte, eins unter anderen. Ob ich ein Bild machte, auf die ich Knöpfe klebte, oder diese Idee realisierte mit dieser Tasse – es war übrigens eine Tasse, ein Teller und ein Löffel, den ich mit einem ganz feinen Gazellenpelz überzogen hatte, den ich ganz zufällig zu Hause hatte –, es war ein Ding unter anderen. Nur hat es eben diesen plötzlichen und mir eigentlich unerwarteten Erfolg gehabt, mehr als andere für mich gleichwertige Sachen, die ich gemacht habe.
Was mich gereizt hat, als ich diese Idee hatte: der absolute Gegensatz von Pelz und Porzellan. Und all diese Auslegung, die jetzt da gemacht wird, diese ganzen erotischen Auslegungen, da habe ich nicht im Traum dran gedacht. Ich fand das nur komisch, eine Tasse mit Pelz. Also gut, von mir aus können Sie auslegen, wenn sie wollen!"
Bürger: Die Künstlerin Meret Oppenheim in einem Interview aus dem Jahr 1979. Ab morgen widmet ihr der Berliner Martin-Gropius-Bau zum 100. Geburtstag eine große Retrospektive. Vor über 30 Jahren hat die damalige Schweizer Kunstkritikerin Bice Curiger ein bis heute bedeutendes Buch über Meret Oppenheim geschrieben - lange bevor sie Kuratorin am Kunsthaus Zürich wurde, die Biennale in Venedig geleitet hat und Direktorin der Vincent van Gogh Foundation in Arles wurde. Jetzt ist sie für uns am Telefon, ich grüße Sie, Frau Curiger!
Bice Curiger: Ja, guten Tag!
Bürger: Meret Oppenheim, vor 100 Jahren in Berlin geboren, in Basel aufgewachsen und mit 18 ist sie dann nach Paris aufgebrochen. Wie kam sie dort 1936 überhaupt auf die Idee, die Tasse mit Pelz zu überziehen?
Curiger: Die Idee, die wurde geboren, nachdem sie Kaffee getrunken hatte eben damals im Café de Flore, wo sie mit Pablo Picasso und Dora Maar, seiner damaligen Freundin, saß. Und sie trug ein Armband aus Metall, das sie selber geschaffen hatte für Elsa Schiaparelli, der damaligen Modeschöpferin, die auch mit Künstlern zusammenarbeitet. Da saß sie also mit Picasso und trug dieses Armband aus Metall …
Bürger: Das aber nicht nur aus Metall war, sondern auch wohl mit Pelz überzogen.
Curiger: Genau, mit Pelz besetzt. Und da sagte dann Picasso, tolles Armband, ja, eigentlich könnte man alles mit Pelz überziehen, auch Tassen und einen Tisch, was weiß ich. Und nach diesem Besuch ging sie dann auf die Straße raus und traf zufällig André Breton und dieser lud Meret Oppenheim ein, willst du nicht auch mitmachen, diese Ausstellung, surrealistische Objekte. Und sie war beglückt und sagte "Ja" und hat dann gleich die Idee weitergesponnen, die vorher im Café diskutiert worden war; ging also in ein Warenhaus, kaufte sich eine etwas überdimensionierte Tasse mit Untersatz und Löffel und hat das mit Pelz überzogen.
"Sie waren fasziniert, weil sei so verspielt war"
Bürger: Also eigentlich eher eine Zufallsgeburt. Meret Oppenheim konnte mit all den Interpretationen der Pelztasse anscheinend wenig anfangen. Warum ließ dieses Objekt denn so viele Projektionen zu, warum hat auch der legendäre Alfred Barr sofort angebissen und die Pelztasse für das MoMa gekauft?
Curiger: Diese Pelztasse bringt natürlich sehr vieles auf den Punkt, was der Surrealismus in die Kunst eingebracht hat. Noch heute wird eigentlich in vielen Kunstgeschichtskursen der Surrealismus erklärt, indem man diese Tasse zeigt. Warum? Weil es ein industriell produziertes Objekt ist, das zugleich an die Tierwelt, an die physische Erfahrung auch des Trinkens, des Sich-Einverleibens erinnert und auch diese negative Erfahrung des Zum-Mund-Führens, das plötzlich überraschenderweise eben etwas anderes ist, eben Pelz statt des kühlen, neutralen Porzellans, darstellt.
Bürger: Man spürt das, wenn man es betrachtet, selbst auf den Lippen.
Curiger: Genau.
Bürger: Meret Oppenheim ist, wie gesagt, als ganz junge Frau in den 30er-Jahren in das Pariser Künstlermilieu gekommen, hat Breton, Giacometti, Picasso kennengelernt, hatte eine Liaison mit Max Ernst, war befreundet mit Marcel Duchamp und mit Man Ray, der von ihr einige dieser weltberühmt gewordenen Schwarz-Weiß-Fotos gemacht hat. Was hat all diese Männer an Meret Oppenheim fasziniert, und vor allem, sind sie ihr auf Augenhöhe als Künstlerin begegnet?
Curiger: Die Männer waren sicher an ihr interessiert auch in der Vorstellung dieser Idealität, die die Surrealisten der Frau zugeordnet haben. Und Meret war sehr schön, das sieht man an den Fotos. Einerseits waren es ältere Männer und sie war noch schüchtern, wie sie sagte, und doch waren sie fasziniert, weil sei so verspielt war und mit ihren Ideen wahrscheinlich immer wieder doch auf Augenhöhe mit ihr kommunizieren konnten. Man denke nur daran, dass diese doch damals schon berühmten Künstler sie einluden, mit ihr auszustellen. Sie war knapp 20, ich meine, das geschieht auch heute nicht so selbstverständlich.
Bürger: Hat sie sich selbst denn eigentlich als Surrealistin verstanden oder war sie vor allem eine Rebellin gegen jede Form von Konformismus, von Konvention?
Curiger: Meret Oppenheim hat sicher die Impulse der Surrealisten zeitlebens respektiert als sehr wichtig für ihre Arbeit. Und sie hat auch Bretons Manifest immer wieder als etwas hochgehalten, das sie jederzeit unterschreiben könnte. Aber sie hat auch immer betont, dass sie Mühe hatte mit dem, was aus dem Surrealismus geworden war nach dem Krieg. Sie hatte auch eine Skepsis gegenüber dem Etikett, sie sagte auch, ich war keine Surrealistin der ersten Stunde. Und natürlich, diese ganze Fixierung auf diese Pelztasse, da musste sie sich ja befreien davon!
Curiger: Diese Pelztasse bringt natürlich sehr vieles auf den Punkt, was der Surrealismus in die Kunst eingebracht hat. Noch heute wird eigentlich in vielen Kunstgeschichtskursen der Surrealismus erklärt, indem man diese Tasse zeigt. Warum? Weil es ein industriell produziertes Objekt ist, das zugleich an die Tierwelt, an die physische Erfahrung auch des Trinkens, des Sich-Einverleibens erinnert und auch diese negative Erfahrung des Zum-Mund-Führens, das plötzlich überraschenderweise eben etwas anderes ist, eben Pelz statt des kühlen, neutralen Porzellans, darstellt.
Bürger: Man spürt das, wenn man es betrachtet, selbst auf den Lippen.
Curiger: Genau.
Bürger: Meret Oppenheim ist, wie gesagt, als ganz junge Frau in den 30er-Jahren in das Pariser Künstlermilieu gekommen, hat Breton, Giacometti, Picasso kennengelernt, hatte eine Liaison mit Max Ernst, war befreundet mit Marcel Duchamp und mit Man Ray, der von ihr einige dieser weltberühmt gewordenen Schwarz-Weiß-Fotos gemacht hat. Was hat all diese Männer an Meret Oppenheim fasziniert, und vor allem, sind sie ihr auf Augenhöhe als Künstlerin begegnet?
Curiger: Die Männer waren sicher an ihr interessiert auch in der Vorstellung dieser Idealität, die die Surrealisten der Frau zugeordnet haben. Und Meret war sehr schön, das sieht man an den Fotos. Einerseits waren es ältere Männer und sie war noch schüchtern, wie sie sagte, und doch waren sie fasziniert, weil sei so verspielt war und mit ihren Ideen wahrscheinlich immer wieder doch auf Augenhöhe mit ihr kommunizieren konnten. Man denke nur daran, dass diese doch damals schon berühmten Künstler sie einluden, mit ihr auszustellen. Sie war knapp 20, ich meine, das geschieht auch heute nicht so selbstverständlich.
Bürger: Hat sie sich selbst denn eigentlich als Surrealistin verstanden oder war sie vor allem eine Rebellin gegen jede Form von Konformismus, von Konvention?
Curiger: Meret Oppenheim hat sicher die Impulse der Surrealisten zeitlebens respektiert als sehr wichtig für ihre Arbeit. Und sie hat auch Bretons Manifest immer wieder als etwas hochgehalten, das sie jederzeit unterschreiben könnte. Aber sie hat auch immer betont, dass sie Mühe hatte mit dem, was aus dem Surrealismus geworden war nach dem Krieg. Sie hatte auch eine Skepsis gegenüber dem Etikett, sie sagte auch, ich war keine Surrealistin der ersten Stunde. Und natürlich, diese ganze Fixierung auf diese Pelztasse, da musste sie sich ja befreien davon!
"Sie hat sich befreien müssen von diesen männlichen Zuordnungen"
Bürger: Der Fluch der Pelztasse oder die Rebellion gegen jede Form von Konformismus. Meret Oppenheim ist ja dann erst in den 1970er-Jahren richtig breit wahrgenommen worden, gewürdigt worden mit weltweiten Ausstellungen und Preisen. Da war sie bereits über 60 Jahre alt und das lag sicher auch daran, dass sie nach ihrer Rückkehr in die Schweiz 1937 wohl in eine sehr schwierige Krise geraten ist, fast 18 Jahre lang vor allem im Verborgenen gearbeitet hat. Warum, was waren die Gründe für ihre wohl massiven Selbstzweifel?
Curiger: Es ist, als ob sie plötzlich spürte, dass sie selbstständig werden musste, dass sie auch ihre Taten reflektieren musste. Die wie sonst natürlich im jugendlichen Übermut, wahrscheinlich getragen von der Zustimmung eben der Kunstszene, die um sie herum war in Paris … Als das alles wegfiel, da musste sie wie noch mal von vorne anfangen. Und in den 70er-Jahren, als man sie dann entdeckte, da hatte sie dann ein doch beachtliches Werk irgendwo im Windschatten der großen Bewegungen entwickelt, und das hat dann sehr viel mit Selbstbefragung, mit Auslotung, wo stehe ich im Universum … Also, es wurde ersichtlich, dass sie auch sich da ganz entfernt hat von den Bestrebungen der Kunstumwelt, die sie am Anfang geprägt hatte.
Bürger: Was sie aber auch umgetrieben hat, war das Gefühl der Diskriminierung als weiblicher Künstler, wie sie sich selbst genannt hat, als Künstlerin.
Curiger: Das ist sicher ganz stark. Sie hat sich befreien müssen von diesen männlichen Zuordnungen, sie hat dann auch sich im Privaten loslösen müssen, um nicht erdrückt zu werden von dieser sehr bestimmenden Übermacht der bereits schon arrivierten Kunstfreunde.
Bürger: Sie haben Meret Oppenheim ja noch persönlich kennengelernt, Anfang der 80er-Jahre in der Schweiz. Als was für eine Frau haben Sie sie in Erinnerung behalten, wie war sie im persönlichen Kontakt, wie hat sie über ihre Arbeiten gesprochen?
Curiger: Es war für mich, knapp 30, eine wirklich wichtige, wunderschöne Begegnung. Weil zusammen mit meinen Freunden, auch Künstlerfreunden, war da eine Künstlerin, die uns Mut machte, die eine Selbstständigkeit auch, unter Schmerzen fast, sich erworben hatte, und die auch einfach als Freundin wunderbar anregend war, voller Humor. Sie hatte so einen bestimmten, trockenen Humor, und wie sie eben durch die Welt schritt, wie sie sich ihr Leben eingerichtet hatte auch gegen viele Zwänge und Unverständnis, das hat uns beeindruckt.
Bürger: Die Schweizer Kuratorin Bice Curiger, herzlichen Dank fürs Gespräch!
Curiger: Ihnen Dank auch! Wiederhören!
Bürger: Die große Retrospektive zum 100. Geburtstag von Meret Oppenheim ist wie gesagt ab morgen im Berliner Martin-Gropius-Bau zu sehen, bis zum 1. Dezember . Zur Stunde ist die Pressebesichtigung, das heißt, heute Abend dürfen Sie fest mit der Ausstellungskritik rechnen in unserem Kulturmagazin "Fazit" in der Stunde vor Mitternacht.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Mehr auf dradio.de:
"Mit ganz enorm wenig viel" - Meret Oppenheim: "Träume, Aufzeichnungen 1928 - 1985
Mehr als Pelz - Meret Oppenheim Retrospektive in Bern: "Mit ganz enorm wenig viel"
Curiger: Es ist, als ob sie plötzlich spürte, dass sie selbstständig werden musste, dass sie auch ihre Taten reflektieren musste. Die wie sonst natürlich im jugendlichen Übermut, wahrscheinlich getragen von der Zustimmung eben der Kunstszene, die um sie herum war in Paris … Als das alles wegfiel, da musste sie wie noch mal von vorne anfangen. Und in den 70er-Jahren, als man sie dann entdeckte, da hatte sie dann ein doch beachtliches Werk irgendwo im Windschatten der großen Bewegungen entwickelt, und das hat dann sehr viel mit Selbstbefragung, mit Auslotung, wo stehe ich im Universum … Also, es wurde ersichtlich, dass sie auch sich da ganz entfernt hat von den Bestrebungen der Kunstumwelt, die sie am Anfang geprägt hatte.
Bürger: Was sie aber auch umgetrieben hat, war das Gefühl der Diskriminierung als weiblicher Künstler, wie sie sich selbst genannt hat, als Künstlerin.
Curiger: Das ist sicher ganz stark. Sie hat sich befreien müssen von diesen männlichen Zuordnungen, sie hat dann auch sich im Privaten loslösen müssen, um nicht erdrückt zu werden von dieser sehr bestimmenden Übermacht der bereits schon arrivierten Kunstfreunde.
Bürger: Sie haben Meret Oppenheim ja noch persönlich kennengelernt, Anfang der 80er-Jahre in der Schweiz. Als was für eine Frau haben Sie sie in Erinnerung behalten, wie war sie im persönlichen Kontakt, wie hat sie über ihre Arbeiten gesprochen?
Curiger: Es war für mich, knapp 30, eine wirklich wichtige, wunderschöne Begegnung. Weil zusammen mit meinen Freunden, auch Künstlerfreunden, war da eine Künstlerin, die uns Mut machte, die eine Selbstständigkeit auch, unter Schmerzen fast, sich erworben hatte, und die auch einfach als Freundin wunderbar anregend war, voller Humor. Sie hatte so einen bestimmten, trockenen Humor, und wie sie eben durch die Welt schritt, wie sie sich ihr Leben eingerichtet hatte auch gegen viele Zwänge und Unverständnis, das hat uns beeindruckt.
Bürger: Die Schweizer Kuratorin Bice Curiger, herzlichen Dank fürs Gespräch!
Curiger: Ihnen Dank auch! Wiederhören!
Bürger: Die große Retrospektive zum 100. Geburtstag von Meret Oppenheim ist wie gesagt ab morgen im Berliner Martin-Gropius-Bau zu sehen, bis zum 1. Dezember . Zur Stunde ist die Pressebesichtigung, das heißt, heute Abend dürfen Sie fest mit der Ausstellungskritik rechnen in unserem Kulturmagazin "Fazit" in der Stunde vor Mitternacht.
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