"Eine sperrige Autorin"
Die große deutsche Schriftstellerin Christa Wolf ist heute im Alter von 82 Jahren gestorben. Johano Strasser, selbst Schriftsteller und Präsident des deutschen PEN-Clubs, erinnert sich an sie als eine häufig vergnügte Autorin, die ihre Leser zum Nachdenken zwang.
Strasser hat Christa Wolf beim Protest gegen die Stationierung von Pershing-II-Raketen in Mutlangen in Baden-Württemberg kennengelernt. Sie habe abends bei Kerzenschein aus ihrer Erzählung "Kassandra" gelesen, ein Erlebnis, das sich ihm ins Gedächtnis geprägt habe.
"Sie war eine sperrige Autorin in gewisser Weise, die nie auf ein kumpelhaftes Einverständnis mit dem Leser aus war, sondern ihn eher gezwungen hat, noch einmal Distanz zu nehmen und neu nachzudenken", sagt Strasser. Christa Wolf habe immer grundsätzliche Themen angeschnitten.
Ihr DDR-Hintergrund sei deutlich erkennbar gewesen. Auch sei sie "von der Idee des Sozialismus überzeugt" geblieben, selbst als sie mit dem SED-Regime gebrochen hatte. Die Debatte um ihre Tätigkeit als "IM Margarete" und ihre SED-Mitgliedschaft habe er als ungerecht empfunden.
"Sie war eine sperrige Autorin in gewisser Weise, die nie auf ein kumpelhaftes Einverständnis mit dem Leser aus war, sondern ihn eher gezwungen hat, noch einmal Distanz zu nehmen und neu nachzudenken", sagt Strasser. Christa Wolf habe immer grundsätzliche Themen angeschnitten.
Ihr DDR-Hintergrund sei deutlich erkennbar gewesen. Auch sei sie "von der Idee des Sozialismus überzeugt" geblieben, selbst als sie mit dem SED-Regime gebrochen hatte. Die Debatte um ihre Tätigkeit als "IM Margarete" und ihre SED-Mitgliedschaft habe er als ungerecht empfunden.
"Eine Stimme wie die von Christa Wolf wird es nicht mehr geben"
Als "sehr interessant" bezeichnete der Schriftsteller die dezidiert weibliche Sicht in Wolfs Werk. Dieser Blick habe sich von demjenigen der Frauenbewegung im Westen unterschieden, weil "immer auch die soziale Situation der Frau stärker (…) verbunden war mit der Frage der Freiheitsrechte, der besonderen Begabungen und der Missachtung dieser Begabungen der Frauen." Doch das sei zugleich "eine sehr starke Klammer zwischen ihrem Schreiben und dem Schreiben westlicher Autorinnen" gewesen, die sich darin zum großen Teil wiedererkannt hätten, sagte Strasser.
"Ich glaube, es wird eine solche Stimme wie die von Christa Wolf nicht mehr geben", so der P.E.N.-Präsident weiter, "eine Frau, die gesamtdeutsch und darüber hinaus in Kategorien der Weltliteratur dachte, aber so eindeutig geprägt war durch die (…) ganz andere Gesellschaft der DDR, und die immer aus ihrer Herkunft, aus all ihrer lokalen Vernetzung heraus, die großen Themen angesprochen hat."
"Ich glaube, es wird eine solche Stimme wie die von Christa Wolf nicht mehr geben", so der P.E.N.-Präsident weiter, "eine Frau, die gesamtdeutsch und darüber hinaus in Kategorien der Weltliteratur dachte, aber so eindeutig geprägt war durch die (…) ganz andere Gesellschaft der DDR, und die immer aus ihrer Herkunft, aus all ihrer lokalen Vernetzung heraus, die großen Themen angesprochen hat."