Eine Stadt als Symbol für Gewalt und Schrecken
Unter dem Vorwand, das Ausbreiten des Kommunismus in Europa zu verhindern zu, griff Hitler-Deutschland an der Seite des nationalistischen Generals Franco in den spanischen Bürgerkrieg ein. Am 26. April 1937 bombardierte die Legion Condor Guernica und zerstörte die Stadt vollständig.
"Zunächst kam ein Flugzeug und warf eine Bombe. Ungefähr 10 Minuten später kamen dann drei Flugzeuge: Sie begannen Bomben abzuwerfen und mit Maschinengewehren auf die Zivilbevölkerung zu schießen. Wir haben das alles genau gesehen – auch dass es deutsche Flugzeuge waren, denn sie hatten das Andreaskreuz auf jeder Tragfläche."
Als die Glocken von Guernica am Nachmittag des 26. April 1937 einen Fliegeralarm angekündigt hatten, war Pedro Baliño mit einem Freund auf einen Hügel am Rande der Stadt geflüchtet. Von dort beobachtete der damals 16-Jährige den Angriff. Im Zentrum der baskischen Kleinstadt herrschte Panik, erinnert sich der zwei Jahre jüngere Luis Iriondo.
"Die Leute haben sich erschreckt und sind in die Schutzräume gerannt. Ich erinnere mich, dass ich geschubst wurde, bis ich ganz hinten in einem Schutzraum war. Er war nicht sehr hoch und es gab weder Licht noch eine Belüftung, und nach wenigen Minuten konnte ich wegen der vielen Menschen kaum noch atmen. Ich musste daran denken, dass einer der Schutzräume beim Bau eingestürzt war und dann hatte ich Angst, dass uns eine Bombe treffen und ich lebendig begraben sein könnte."
Die Bombardierung dauerte gut drei Stunden, dann war die Innenstadt fast vollständig zerstört. Gesicherte Angaben über die Zahl der Toten gibt es nicht, neuere Untersuchungen sprechen von rund vierhundert. Verantwortlich für den Angriff waren deutsche Bomberpiloten.
"Die Legion Condor ist vom Führer dazu bestimmt, in treuer Waffenkameradschaft mit den Nationalspaniern und mit den italienischen Legionären vom November 1936 an bis zum siegreichen Ende des Krieges im fernen Land die Größe Deutschlands, den Ruhm der deutschen Waffen, den entschiedenen Willen des erneuten Reiches zur Abwehr gegen den Kommunismus in jeder Form gestalten und an jedem Ort Ehre, Tapferkeit und selbstlos verschweigende Aufopferung deutscher Kraft zu vertreten."
So klang es in der nationalsozialistischen Wochenschau. Die Freiwilligen der Legion Condor waren Wehrmachtsangehörige, die im spanischen Bürgerkrieg an der Seite des nationalistischen Generals Franco gegen die demokratisch gewählte republikanische Regierung kämpften und dabei Fronterfahrung sammeln sollten. Bis heute ist nicht ganz geklärt, wozu der Angriff diente: Sollte mit Guernica, der heiligen Stadt der Basken, auch die Unabhängigkeit der Region ein für alle Mal vernichtet werden – die traditionell starke Autonomie der Basken wie der Katalanen waren Franco ein Dorn im Auge -, oder ging es um die Bombardierung einer für die republikanischen Truppen wichtigen Brücke im Ort? Der Militärhistoriker Wolfgang Schmidt hat sich intensiv mit der Legion Condor beschäftigt.
"Das Problem für die Bomberbesatzungen waren die Tatsache, dass bereits kurz vorher italienische Flugzeuge Guernica angegriffen hatten und die Stadt verqualmt war, und die Bomberbesatzungen ihre Bomben in diesen Qualm einfach hineingeworfen haben. Man hat die Zerstörung der Stadt, mindestens billigend in Kauf genommen, gleichwohl galt das als ein im engeren Sinn militärisches Ziel"
Doch egal, ob gezielt oder nur in Kauf genommen: Die Fotos des völlig zerstörten Guernicas wurden in zahlreichen Zeitungen abgedruckt und sorgten weltweit für Empörung. Dafür wollten weder Franco noch die Deutschen verantwortlich sein. In der Wochenschau klang das so:
"Das sind die Ruinen der altspanischen Stadt Guernica, wenige Stunden nachdem die bolschewistischen Mordbrenner von den nationalen Truppen vertrieben worden waren. Die jüdische Lügenpresse behauptete, deutsche Flugzeuge hätten die Stadt bombardiert. Jedoch musste die internationale Weltpresse diese Meldung sehr bald als Presse-Manöver der Bolschewisten brandmarken, welche selbst die gesamte Stadt beim Verlassen Haus für Haus niedergebrannt hatten."
Dass die Zerstörung Guernicas bald ein Symbol für Gewalt und Schrecken wurde, lag vor allem an Pablo Picasso. Der Maler, der der republikanischen Regierung nahe stand, fertigte für die Weltausstellung 1937 in Paris ein riesiges Wandgemälde an, auf dem Menschen wie Tieren das Entsetzen ins Gesicht geschrieben steht. In Büchern und auf Postkarten unzählige Male kopiert, gilt das Gemälde heute als Anklage gegen den Krieg schlechthin. Doch so universell seine Bedeutung auch ist, der Titel des Bildes wird immer an seinen Ursprung erinnern: Guernica.
Als die Glocken von Guernica am Nachmittag des 26. April 1937 einen Fliegeralarm angekündigt hatten, war Pedro Baliño mit einem Freund auf einen Hügel am Rande der Stadt geflüchtet. Von dort beobachtete der damals 16-Jährige den Angriff. Im Zentrum der baskischen Kleinstadt herrschte Panik, erinnert sich der zwei Jahre jüngere Luis Iriondo.
"Die Leute haben sich erschreckt und sind in die Schutzräume gerannt. Ich erinnere mich, dass ich geschubst wurde, bis ich ganz hinten in einem Schutzraum war. Er war nicht sehr hoch und es gab weder Licht noch eine Belüftung, und nach wenigen Minuten konnte ich wegen der vielen Menschen kaum noch atmen. Ich musste daran denken, dass einer der Schutzräume beim Bau eingestürzt war und dann hatte ich Angst, dass uns eine Bombe treffen und ich lebendig begraben sein könnte."
Die Bombardierung dauerte gut drei Stunden, dann war die Innenstadt fast vollständig zerstört. Gesicherte Angaben über die Zahl der Toten gibt es nicht, neuere Untersuchungen sprechen von rund vierhundert. Verantwortlich für den Angriff waren deutsche Bomberpiloten.
"Die Legion Condor ist vom Führer dazu bestimmt, in treuer Waffenkameradschaft mit den Nationalspaniern und mit den italienischen Legionären vom November 1936 an bis zum siegreichen Ende des Krieges im fernen Land die Größe Deutschlands, den Ruhm der deutschen Waffen, den entschiedenen Willen des erneuten Reiches zur Abwehr gegen den Kommunismus in jeder Form gestalten und an jedem Ort Ehre, Tapferkeit und selbstlos verschweigende Aufopferung deutscher Kraft zu vertreten."
So klang es in der nationalsozialistischen Wochenschau. Die Freiwilligen der Legion Condor waren Wehrmachtsangehörige, die im spanischen Bürgerkrieg an der Seite des nationalistischen Generals Franco gegen die demokratisch gewählte republikanische Regierung kämpften und dabei Fronterfahrung sammeln sollten. Bis heute ist nicht ganz geklärt, wozu der Angriff diente: Sollte mit Guernica, der heiligen Stadt der Basken, auch die Unabhängigkeit der Region ein für alle Mal vernichtet werden – die traditionell starke Autonomie der Basken wie der Katalanen waren Franco ein Dorn im Auge -, oder ging es um die Bombardierung einer für die republikanischen Truppen wichtigen Brücke im Ort? Der Militärhistoriker Wolfgang Schmidt hat sich intensiv mit der Legion Condor beschäftigt.
"Das Problem für die Bomberbesatzungen waren die Tatsache, dass bereits kurz vorher italienische Flugzeuge Guernica angegriffen hatten und die Stadt verqualmt war, und die Bomberbesatzungen ihre Bomben in diesen Qualm einfach hineingeworfen haben. Man hat die Zerstörung der Stadt, mindestens billigend in Kauf genommen, gleichwohl galt das als ein im engeren Sinn militärisches Ziel"
Doch egal, ob gezielt oder nur in Kauf genommen: Die Fotos des völlig zerstörten Guernicas wurden in zahlreichen Zeitungen abgedruckt und sorgten weltweit für Empörung. Dafür wollten weder Franco noch die Deutschen verantwortlich sein. In der Wochenschau klang das so:
"Das sind die Ruinen der altspanischen Stadt Guernica, wenige Stunden nachdem die bolschewistischen Mordbrenner von den nationalen Truppen vertrieben worden waren. Die jüdische Lügenpresse behauptete, deutsche Flugzeuge hätten die Stadt bombardiert. Jedoch musste die internationale Weltpresse diese Meldung sehr bald als Presse-Manöver der Bolschewisten brandmarken, welche selbst die gesamte Stadt beim Verlassen Haus für Haus niedergebrannt hatten."
Dass die Zerstörung Guernicas bald ein Symbol für Gewalt und Schrecken wurde, lag vor allem an Pablo Picasso. Der Maler, der der republikanischen Regierung nahe stand, fertigte für die Weltausstellung 1937 in Paris ein riesiges Wandgemälde an, auf dem Menschen wie Tieren das Entsetzen ins Gesicht geschrieben steht. In Büchern und auf Postkarten unzählige Male kopiert, gilt das Gemälde heute als Anklage gegen den Krieg schlechthin. Doch so universell seine Bedeutung auch ist, der Titel des Bildes wird immer an seinen Ursprung erinnern: Guernica.