Eine wahre Meisterleistung
Immer wieder scheitern Regisseure an der heiklen Aufgabe, aus einem epischen Text einen spannenden Theaterabend zu gestalten. Bastian Kraft hingegen gelingt in 100 Minuten eine überzeugende Dramatisierung von Hermann Hesses Roman "Der Steppenwolf" aus dem Jahr 1927.
Drei wesentliche Elemente sind Bastian Kraft hervorragend geglückt: nahe beim Text zu bleiben und so Hesses ästhetische Sprache zu zelebrieren, dem unstrukturiert-strukturierten Roman eine Struktur zu geben, und die oft ausufernden inneren Monologe und Reflexionen des Helden in spannende Dialoge zu verwandeln. Dabei hilft ihm das geniale Bühnenbild von Simon Meier: ein sich ständig drehendes Karussell auf drei Ebenen, das von allem Anfang an das "Magische Theater" ins Zentrum rückt. Durch effizientes Aufbauen von sinnstiftenden Requisiten können auf der grossen Drehbühne die Wechsel der Schauplätze ohne Zeitverlust und überzeugend ins Geschehen integriert auf- und abgebaut werden.
Der eigentliche Protagonist fehlt dieser Aufführung. Den Schriftsteller Harry Haller in seiner Midlife Crisis sucht man als Individuum vergeblich. An dessen Stelle treten je nach Szene zwei bis fünf Harry Hallers. Eine logische Konsequenz, will man den "Steppenwolf" mit einem jungen Ensemble auf die Bühne bringen. Das macht den Roman einerseits sehr lebendig und verleiht der Figur viele Facetten. Anderseits fehlen – je später der Abend – die überzeugenden schauspielerischen Leistungen, die Text und Handlung auch dann noch tragen, wenn der Zuschauer langsam weiss, wie und wohin der Karren läuft.
Kraft gelingt es, die innere Dramaturgie sowie die Komplexität der diversen Erzählebenen Hermann Hesses in seine Bühnenfassung zu integrieren. Sowohl das Vorwort des Herausgebers, in dem Harry Haller eingeführt wird, als auch das "Tractat vom Steppenwolf – Nur für Verrückte", welches aus einer Art objektiver Perspektive das Wölfische ins Zentrum rückt, werden an den richtigen Stellen in die Aufzeichnungen integriert. Einzige Kritik: Die menschliche Seite des Harry Haller erhält ein deutliches Übergewicht gegenüber dessen zerstörerischer und anarchistischen Seele.
Fazit: Ein Roman der Weltliteratur ohne Verluste auf nur rund 100 Minuten komprimiert und konzentriert – eine wahre Meisterleistung.
Der eigentliche Protagonist fehlt dieser Aufführung. Den Schriftsteller Harry Haller in seiner Midlife Crisis sucht man als Individuum vergeblich. An dessen Stelle treten je nach Szene zwei bis fünf Harry Hallers. Eine logische Konsequenz, will man den "Steppenwolf" mit einem jungen Ensemble auf die Bühne bringen. Das macht den Roman einerseits sehr lebendig und verleiht der Figur viele Facetten. Anderseits fehlen – je später der Abend – die überzeugenden schauspielerischen Leistungen, die Text und Handlung auch dann noch tragen, wenn der Zuschauer langsam weiss, wie und wohin der Karren läuft.
Kraft gelingt es, die innere Dramaturgie sowie die Komplexität der diversen Erzählebenen Hermann Hesses in seine Bühnenfassung zu integrieren. Sowohl das Vorwort des Herausgebers, in dem Harry Haller eingeführt wird, als auch das "Tractat vom Steppenwolf – Nur für Verrückte", welches aus einer Art objektiver Perspektive das Wölfische ins Zentrum rückt, werden an den richtigen Stellen in die Aufzeichnungen integriert. Einzige Kritik: Die menschliche Seite des Harry Haller erhält ein deutliches Übergewicht gegenüber dessen zerstörerischer und anarchistischen Seele.
Fazit: Ein Roman der Weltliteratur ohne Verluste auf nur rund 100 Minuten komprimiert und konzentriert – eine wahre Meisterleistung.