"Eine Wand zur Außenwelt"
Wahrscheinlich haben nur wenige Menschen bisher von einer Krankheit namens Depersonalisation gehört. Für die Betroffenen ist die Depersonalisation beängstigend: Der eigene Körper ist fremd und das Leben läuft wie ein Film auf einer fernen Leinwand ab.
Timo Heinze war 17, als sich sein Leben von einem Tag auf den anderen völlig veränderte. Zusammen mit seinem Vater war er gerade dabei, die Lautsprecher seiner neuen Stereoanlage im Kinderzimmer anzubringen.
"Aus heiterem Himmel eigentlich war es so als wie, es ist jetzt 13 Jahre her, man kann sich schwer erinnern, ich kann mich entsinnen, dass ich das Gefühl hatte, ich falle irgendwie zusammen, oder irgendwas ist ganz komisch, was total Unbekanntes. Und dann weiß ich noch, dass ich so die nächsten zwei, drei Tage im Bett lag, weil ich gar nicht wusste, was ist denn hier eigentlich gerade passiert. Eigentlich lebe ich, alles ist gut, aber irgendwie ist doch nicht alles okay."
Timo Heinze, der in Wirklichkeit nicht so heißt, erlebte die Welt auf einmal anders. Er hatte keine Wahnsymptome, keine Halluzinationen. Aber normal war seine Wahrnehmung auch nicht mehr.
"Man läuft halt über die Straße und hat das Gefühl, das ist alles gar nicht so. Man ist so wie weg, irgendwie. Ja wie, ich habe es am Anfang mal so beschrieben, dass alles so ein bisschen wie ein Film abläuft. Also diese ganzen Gefühle, dieses Ganze 'Ich bin wirklich hier im Hier und Jetzt', das fehlt einem auch. Es ist sehr schwer nachzuvollziehen. Ich bin da auch viel, eigentlich immer nur auf Missverständnis auch bei Ärzten gestoßen, sag‘ ich mal."
Die Störung heißt Depersonalisation. Ärzte sollten sie kennen, denn sie ist nicht selten. Doch sie spielt in der Psychiatrie keine große Rolle und nur wenige Fachleute beschäftigen sich intensiv mit ihr. Einer von ihnen ist Privatdozent Matthias Michal von der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universität Mainz. Er kann darauf verweisen, dass schon Wilhelm Griesinger, ein 1817 in Stuttgart geborener Gründervater der modernen Psychiatrie, das Phänomen kannte.
"Und der schildert hier zum Beispiel in einem alten Buch eine melancholische Patientin, die eben Depersonalisation erlebt, damals gab's den Begriff noch nicht. Und zwar sagt diese Frau: 'Ich sehe, ich höre, ich fühle, aber die Gegenstände gelangen nicht bis zu mir. Ich kann die Empfindungen nicht aufnehmen, es ist mir, als wäre eine Wand zwischen mir und der Außenwelt.' Und das ist so eine ganz, ganz typische Schilderung, die man auch heute immer noch so von dem Patienten hört. Dass sie das Gefühl haben, es dringt irgendwie nicht zu ihnen hindurch oder andersrum, sie sind ganz, ganz weit weg von allem, nie richtig da."
Manche zählen die Depersonalisation zu den dissoziativen Störungen, bei denen das Ich seine Einheit verliert. Dann sind beispielsweise wichtige persönliche Erinnerungen einfach nicht mehr da. Oder es kommt einem Menschen so vor, als ob er aus mehreren Persönlichkeiten bestehen würde. Oder man scheint eben nicht mehr richtig in der Welt zu sein. Professor Martin Bohus vom Mannheimer Zentralinstitut für Seelische Gesundheit sieht dies oft bei seinen Patienten:
"Das Gefühl für mich selbst in mir und mein Gefühl des selbstverständlichen In-der-Welt-Seins, also das was, was wir so völlig unhinterfragt jeden Tag erleben, was aber eine Produktion des Gehirns ist, diese Wahrnehmung löst sich auf.
Das ist ein neues Forschungsgebiet, das hochspannend ist, weil es gibt eigentlich kein anderes Störungsbild, wo sie dann - jetzt klingt es ein bisschen absurd - aber auf der anderen Seite kriegen sie das erste Mal bei diesem Störungsbild mit, dass wir eigentlich unsere Realität und die Selbstverständlichkeit, mit der wir in unserem Körper da sind, in unserer Zeit sind, ja fortwährend im Gehirn konstruieren."
Für die Betroffenen ist die Depersonalisation eine beängstigende Krankheit. Für Forscher und Denker ist sie noch etwas anderes, zum Beispiel für den Psychiater Michal:
"Das ist quasi auch eine Art philosophisches Krankheitsbild. Weil Dinge, die einem so ganz natürlich gegeben erscheinen, wie dass man selbst ist, dass wenn man in den Spiegel schaut, dass man sich natürlich erkennt, das wird plötzlich fremd und infrage gestellt. Und dann beginnt man natürlich, sehr viel über seine Identität nachzudenken. Was mache ich eigentlich hier auf der Welt, wer bin ich eigentlich."
Viele Menschen haben schon eine oder mehrere kurze Episoden der Depersonalisation erlebt. "Neben sich stehen" ist nicht immer nur eine Redensart. Man ist etwa übermüdet auf einer Party und hört sich reden, doch das scheint wie von alleine zu geschehen.
"Aber auch plötzliche Ortsveränderungen, zum Beispiel wenn man im Urlaub plötzlich aus dem Flieger steigt, hat man irgendwie Schwierigkeiten sozusagen, die Wahrnehmung zu integrieren und dann kommt es einem oft manchmal ein Stück unnatürlich vor, wie in einem Film. Oder wie in einem Traum kurzzeitig. Das ist auch eher was Normales."
"Aus heiterem Himmel eigentlich war es so als wie, es ist jetzt 13 Jahre her, man kann sich schwer erinnern, ich kann mich entsinnen, dass ich das Gefühl hatte, ich falle irgendwie zusammen, oder irgendwas ist ganz komisch, was total Unbekanntes. Und dann weiß ich noch, dass ich so die nächsten zwei, drei Tage im Bett lag, weil ich gar nicht wusste, was ist denn hier eigentlich gerade passiert. Eigentlich lebe ich, alles ist gut, aber irgendwie ist doch nicht alles okay."
Timo Heinze, der in Wirklichkeit nicht so heißt, erlebte die Welt auf einmal anders. Er hatte keine Wahnsymptome, keine Halluzinationen. Aber normal war seine Wahrnehmung auch nicht mehr.
"Man läuft halt über die Straße und hat das Gefühl, das ist alles gar nicht so. Man ist so wie weg, irgendwie. Ja wie, ich habe es am Anfang mal so beschrieben, dass alles so ein bisschen wie ein Film abläuft. Also diese ganzen Gefühle, dieses Ganze 'Ich bin wirklich hier im Hier und Jetzt', das fehlt einem auch. Es ist sehr schwer nachzuvollziehen. Ich bin da auch viel, eigentlich immer nur auf Missverständnis auch bei Ärzten gestoßen, sag‘ ich mal."
Die Störung heißt Depersonalisation. Ärzte sollten sie kennen, denn sie ist nicht selten. Doch sie spielt in der Psychiatrie keine große Rolle und nur wenige Fachleute beschäftigen sich intensiv mit ihr. Einer von ihnen ist Privatdozent Matthias Michal von der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universität Mainz. Er kann darauf verweisen, dass schon Wilhelm Griesinger, ein 1817 in Stuttgart geborener Gründervater der modernen Psychiatrie, das Phänomen kannte.
"Und der schildert hier zum Beispiel in einem alten Buch eine melancholische Patientin, die eben Depersonalisation erlebt, damals gab's den Begriff noch nicht. Und zwar sagt diese Frau: 'Ich sehe, ich höre, ich fühle, aber die Gegenstände gelangen nicht bis zu mir. Ich kann die Empfindungen nicht aufnehmen, es ist mir, als wäre eine Wand zwischen mir und der Außenwelt.' Und das ist so eine ganz, ganz typische Schilderung, die man auch heute immer noch so von dem Patienten hört. Dass sie das Gefühl haben, es dringt irgendwie nicht zu ihnen hindurch oder andersrum, sie sind ganz, ganz weit weg von allem, nie richtig da."
Manche zählen die Depersonalisation zu den dissoziativen Störungen, bei denen das Ich seine Einheit verliert. Dann sind beispielsweise wichtige persönliche Erinnerungen einfach nicht mehr da. Oder es kommt einem Menschen so vor, als ob er aus mehreren Persönlichkeiten bestehen würde. Oder man scheint eben nicht mehr richtig in der Welt zu sein. Professor Martin Bohus vom Mannheimer Zentralinstitut für Seelische Gesundheit sieht dies oft bei seinen Patienten:
"Das Gefühl für mich selbst in mir und mein Gefühl des selbstverständlichen In-der-Welt-Seins, also das was, was wir so völlig unhinterfragt jeden Tag erleben, was aber eine Produktion des Gehirns ist, diese Wahrnehmung löst sich auf.
Das ist ein neues Forschungsgebiet, das hochspannend ist, weil es gibt eigentlich kein anderes Störungsbild, wo sie dann - jetzt klingt es ein bisschen absurd - aber auf der anderen Seite kriegen sie das erste Mal bei diesem Störungsbild mit, dass wir eigentlich unsere Realität und die Selbstverständlichkeit, mit der wir in unserem Körper da sind, in unserer Zeit sind, ja fortwährend im Gehirn konstruieren."
Für die Betroffenen ist die Depersonalisation eine beängstigende Krankheit. Für Forscher und Denker ist sie noch etwas anderes, zum Beispiel für den Psychiater Michal:
"Das ist quasi auch eine Art philosophisches Krankheitsbild. Weil Dinge, die einem so ganz natürlich gegeben erscheinen, wie dass man selbst ist, dass wenn man in den Spiegel schaut, dass man sich natürlich erkennt, das wird plötzlich fremd und infrage gestellt. Und dann beginnt man natürlich, sehr viel über seine Identität nachzudenken. Was mache ich eigentlich hier auf der Welt, wer bin ich eigentlich."
Viele Menschen haben schon eine oder mehrere kurze Episoden der Depersonalisation erlebt. "Neben sich stehen" ist nicht immer nur eine Redensart. Man ist etwa übermüdet auf einer Party und hört sich reden, doch das scheint wie von alleine zu geschehen.
"Aber auch plötzliche Ortsveränderungen, zum Beispiel wenn man im Urlaub plötzlich aus dem Flieger steigt, hat man irgendwie Schwierigkeiten sozusagen, die Wahrnehmung zu integrieren und dann kommt es einem oft manchmal ein Stück unnatürlich vor, wie in einem Film. Oder wie in einem Traum kurzzeitig. Das ist auch eher was Normales."
Es gibt nur dürftige Erkenntnisse
Zur Krankheit wird die Depersonalisation erst, wenn man sich oft derart seltsam erlebt und darunter leidet. Offiziell heißt die Störung Depersonalisations/Derealisationssyndrom, weil die Betroffenen meist nicht nur die eigene Person verändert erleben, sondern auch die Realität ringsum. Im Unterschied zu Schizophrenen wissen sie aber, was wirklich ist und was eigenwillige Wahrnehmung. Etwa ein Prozent der Menschen erkrankt irgendwann an der Störung. Wie es dazu kommt, ist ein Rätsel, es gibt nur ein paar dürftige Erkenntnisse.
"Die Erkrankung beginnt meist so um das sechzehnte Lebensjahr zu 95 Prozent vor dem fünfundzwanzigsten Lebensjahr. Als Auslöser findet man sehr häufig einmal emotionale Belastungen, oft ist es so, dass die Patienten am Anfang erst mal nichts berichten können, aber im Rahmen der psychotherapeutischen Behandlung findet man dann doch, dass es da kritische Lebensereignisse gab, die irgendwie das innere psychische Gleichgewicht noch mal richtig ins Wanken gebracht haben und dann beginnt eben die Depersonalisation."
Manchmal haben die Patienten Drogen konsumiert, bevor sie krank wurden. Relativ viele haben Marihuana geraucht, oft sogar nur geringe Mengen. Die meisten Betroffenen allerdings haben nie vorher Drogen genommen und überhaupt lässt sich in der Hälfte der Fälle gar kein Auslöser finden.
Oft tritt die Depersonalisation im Rahmen einer anderen psychischen Störung auf, etwa bei Panikattacken oder Depressionen. Sehr ausgeprägt können die Symptome auch bei Borderline-Patienten sein. Bei ihnen spielt extremer Stress eine große Rolle, so die Erklärung von Psychiater Bohus vom Mannheimer Zentralinstitut für Seelische Gesundheit.
"Der Stress ist so hoch, dass sich sozusagen das Gefühl der Integrität von Körper und Raum und Zeit auflöst. Das geht einher mit Veränderungen der Optik, das heißt, die dreidimensionale Wahrnehmung wird zweidimensional, die Akustik ist dann noch wie von weiter Ferne. Manchmal habe ich das Gefühl, die Zeit läuft rückwärts, manchmal nehme ich mich selber wie von außerhalb wahr. Es gibt also tatsächlich diese Out-of-body-experiences."
Etwa jeder sechste Patient, der beim Psychiater vorspricht, leidet unter Depersonalisation. Weil er aber häufig auch noch eine andere, leichter erkennbare Störung hat, bekommen die Ärzte es oft gar nicht mit, wenn die Depersonalisation das Hauptproblem ist und nicht etwa die Angst. Der geringe Bekanntheitsgrad hat Folgen für die Behandlung der Probleme der Patienten. Der Mainzer Experte Matthias Michal nimmt zum Beleg ein Psychiatrielehrbuch zur Hand.
"Und das ist so auch, sage ich mal, wie die betreffenden Kollegen damit umgehen. Da steht eben zur Therapie drin, keine spezifische Therapie, sondern Behandlung der Grundkrankheit. Und das heißt, eigentlich wird das Symptom auf irgendwas Wichtigeres reduziert. Und das führt in der Regel dazu, dass die Patienten sich nicht verstanden fühlen."
Noch schlimmer kommt es oft, wenn ein Psychiater die Symptome überhaupt nicht als Depersonalisation erkennt, sondern für eine Schizophrenie hält - also für die klassische Wahnerkrankung, obwohl Patienten mit Depersonalisation gerade keine Wahnvorstellungen haben.
"Und dann auch entsprechend behandelt werden, also mit Medikamenten, die doch auch relativ starke Nebenwirkungen haben. Und das ist dann auch, also das ist, man muss fast sagen, eine Schädigung der Patienten, wenn die einmal mit einer falschen Diagnose rumlaufen, die auch viel Angst macht, und dann auch unter den Nebenwirkungen der Behandlung leiden, das kommt gar nicht selten vor."
"Die Erkrankung beginnt meist so um das sechzehnte Lebensjahr zu 95 Prozent vor dem fünfundzwanzigsten Lebensjahr. Als Auslöser findet man sehr häufig einmal emotionale Belastungen, oft ist es so, dass die Patienten am Anfang erst mal nichts berichten können, aber im Rahmen der psychotherapeutischen Behandlung findet man dann doch, dass es da kritische Lebensereignisse gab, die irgendwie das innere psychische Gleichgewicht noch mal richtig ins Wanken gebracht haben und dann beginnt eben die Depersonalisation."
Manchmal haben die Patienten Drogen konsumiert, bevor sie krank wurden. Relativ viele haben Marihuana geraucht, oft sogar nur geringe Mengen. Die meisten Betroffenen allerdings haben nie vorher Drogen genommen und überhaupt lässt sich in der Hälfte der Fälle gar kein Auslöser finden.
Oft tritt die Depersonalisation im Rahmen einer anderen psychischen Störung auf, etwa bei Panikattacken oder Depressionen. Sehr ausgeprägt können die Symptome auch bei Borderline-Patienten sein. Bei ihnen spielt extremer Stress eine große Rolle, so die Erklärung von Psychiater Bohus vom Mannheimer Zentralinstitut für Seelische Gesundheit.
"Der Stress ist so hoch, dass sich sozusagen das Gefühl der Integrität von Körper und Raum und Zeit auflöst. Das geht einher mit Veränderungen der Optik, das heißt, die dreidimensionale Wahrnehmung wird zweidimensional, die Akustik ist dann noch wie von weiter Ferne. Manchmal habe ich das Gefühl, die Zeit läuft rückwärts, manchmal nehme ich mich selber wie von außerhalb wahr. Es gibt also tatsächlich diese Out-of-body-experiences."
Etwa jeder sechste Patient, der beim Psychiater vorspricht, leidet unter Depersonalisation. Weil er aber häufig auch noch eine andere, leichter erkennbare Störung hat, bekommen die Ärzte es oft gar nicht mit, wenn die Depersonalisation das Hauptproblem ist und nicht etwa die Angst. Der geringe Bekanntheitsgrad hat Folgen für die Behandlung der Probleme der Patienten. Der Mainzer Experte Matthias Michal nimmt zum Beleg ein Psychiatrielehrbuch zur Hand.
"Und das ist so auch, sage ich mal, wie die betreffenden Kollegen damit umgehen. Da steht eben zur Therapie drin, keine spezifische Therapie, sondern Behandlung der Grundkrankheit. Und das heißt, eigentlich wird das Symptom auf irgendwas Wichtigeres reduziert. Und das führt in der Regel dazu, dass die Patienten sich nicht verstanden fühlen."
Noch schlimmer kommt es oft, wenn ein Psychiater die Symptome überhaupt nicht als Depersonalisation erkennt, sondern für eine Schizophrenie hält - also für die klassische Wahnerkrankung, obwohl Patienten mit Depersonalisation gerade keine Wahnvorstellungen haben.
"Und dann auch entsprechend behandelt werden, also mit Medikamenten, die doch auch relativ starke Nebenwirkungen haben. Und das ist dann auch, also das ist, man muss fast sagen, eine Schädigung der Patienten, wenn die einmal mit einer falschen Diagnose rumlaufen, die auch viel Angst macht, und dann auch unter den Nebenwirkungen der Behandlung leiden, das kommt gar nicht selten vor."
Keine standardisierte überprüfte Therapie
Denn Medikamente gegen die Schizophrenie, sogenannte Neuroleptika, sind für Patienten mit Depersonalisation genau das Falsche. Diese Arzneimittel haben eine dämpfende Wirkung und verschlimmern so den ohnehin gedämpften Zustand der Patienten. Timo Heinze hat es erlebt.
"Da muss ich sagen, das war wirklich der Anfang vom Ende, das Medikament hat mich so weggehauen damals, ich war ja noch im Studium, was ich mit Antidepressiva immer noch einigermaßen bewältigen konnte. Aber mit diesem Medikament war alles vorbei. Der DP-Zustand war quasi so exorbitant hoch, wie ich es mir nicht vorstellen konnte, das war quasi, also furchtbar schlimm, die ganze Merkfähigkeit, die Konzentrationsfähigkeit, ich musste noch in Vorlesungen gehen, das war dermaßen auf null gesetzt, dass ich da mit diesem Medikament überhaupt nicht normal leben konnte."
Kein Mediziner erkannte seine Störung und behandelte sie richtig. Was er wirklich hatte, musste Heinze selbst herausfinden.
"Hatte Urlaub, und da dachte ich, ich google jetzt einfach mal. Eigentlich mit keinerlei Hoffnung, dass da wirklich was passiert, und bin dann sofort auf eine Menge Beiträge gestoßen, die mich total fasziniert haben. Wo ich gelesen habe, ja, ich habe das und genau die Beschreibung, wie ich es hab‘. Das hat mich damals total umgehauen."
Das Internet führte Heinze auch schnell zu Psychiater Michal, bei dem er eine Therapie begann. Er schrieb beispielsweise auf, wann das Gefühl der Depersonalisation stärker und wann es schwächer war.
"Und über ein Symptomtagebuch gelingt es dann doch, einmal den Patienten Muster aufzuzeigen, bestimmte Situationen mit ihm dann gemeinsam zu analysieren und zu den zugrunde liegenden Ängsten zu kommen. Das sind dann sehr oft Angst vor Beschämung, die zum Beispiel zu so einer Verstärkung von Depersonalisation führt und dann ist man plötzlich in der Biografie und auch in den aktuellen Ängsten des Patienten und kann dann anfangen, psychotherapeutisch zu arbeiten."
Auch Meditationsübungen gehören in Mainz zur Behandlung. Eine standardisierte überprüfte Therapie gibt es noch nicht, doch viele Patienten machen gute Fortschritte. Derweil versuchen Forscher, die Ursachen der Depersonalisation im Gehirn zu finden. Sie haben schon mehrere Spuren. So reagieren die sogenannten Mandelkerne schwächer, zwei kleine, mandelförmige Strukturen, die bei der Entstehung von Gefühlen mitwirken. Obendrein sind die Bereiche des Frontalhirns hinter der Stirn aktiver, die Emotionen hemmen. Beides zusammen trägt wohl zum gedämpften Gefühlserleben der Patienten bei.
"Da muss ich sagen, das war wirklich der Anfang vom Ende, das Medikament hat mich so weggehauen damals, ich war ja noch im Studium, was ich mit Antidepressiva immer noch einigermaßen bewältigen konnte. Aber mit diesem Medikament war alles vorbei. Der DP-Zustand war quasi so exorbitant hoch, wie ich es mir nicht vorstellen konnte, das war quasi, also furchtbar schlimm, die ganze Merkfähigkeit, die Konzentrationsfähigkeit, ich musste noch in Vorlesungen gehen, das war dermaßen auf null gesetzt, dass ich da mit diesem Medikament überhaupt nicht normal leben konnte."
Kein Mediziner erkannte seine Störung und behandelte sie richtig. Was er wirklich hatte, musste Heinze selbst herausfinden.
"Hatte Urlaub, und da dachte ich, ich google jetzt einfach mal. Eigentlich mit keinerlei Hoffnung, dass da wirklich was passiert, und bin dann sofort auf eine Menge Beiträge gestoßen, die mich total fasziniert haben. Wo ich gelesen habe, ja, ich habe das und genau die Beschreibung, wie ich es hab‘. Das hat mich damals total umgehauen."
Das Internet führte Heinze auch schnell zu Psychiater Michal, bei dem er eine Therapie begann. Er schrieb beispielsweise auf, wann das Gefühl der Depersonalisation stärker und wann es schwächer war.
"Und über ein Symptomtagebuch gelingt es dann doch, einmal den Patienten Muster aufzuzeigen, bestimmte Situationen mit ihm dann gemeinsam zu analysieren und zu den zugrunde liegenden Ängsten zu kommen. Das sind dann sehr oft Angst vor Beschämung, die zum Beispiel zu so einer Verstärkung von Depersonalisation führt und dann ist man plötzlich in der Biografie und auch in den aktuellen Ängsten des Patienten und kann dann anfangen, psychotherapeutisch zu arbeiten."
Auch Meditationsübungen gehören in Mainz zur Behandlung. Eine standardisierte überprüfte Therapie gibt es noch nicht, doch viele Patienten machen gute Fortschritte. Derweil versuchen Forscher, die Ursachen der Depersonalisation im Gehirn zu finden. Sie haben schon mehrere Spuren. So reagieren die sogenannten Mandelkerne schwächer, zwei kleine, mandelförmige Strukturen, die bei der Entstehung von Gefühlen mitwirken. Obendrein sind die Bereiche des Frontalhirns hinter der Stirn aktiver, die Emotionen hemmen. Beides zusammen trägt wohl zum gedämpften Gefühlserleben der Patienten bei.