Einen Mythos entzaubern
Das sagenumwobene Goldene Vlies geht auf den Mythos von Medea zurück, die dem Argonauten Jason hilft, die Kostbarkeit aus ihrer Heimat zu entwenden. Christoph Hein hat sich dieses Stoffes angenommen. In seiner Version steht mit Phrixos allerdings eine andere Figur im Zentrum.
Mit dem Mythos vom "Goldenen Vlies" verhält es sich wie mit allen Mythen – sie bleiben rätselhaft. Das ist ein Unterschied zum Märchen, wo die Widersprüche gelöst werden - im Mythos bleiben sie bestehen. Weil Jason Anspruch auf den Thron erhebt, auf dem unrechtmäßig ein anderer sitzt, wird er mit den Argonauten, darunter Herkules, Orpheus und Kastor ausgeschickt, um das sagenumwobene Goldene Vlies zu stehlen. Ihr Ziel erreichen sie aber nur, weil sich die Tochter des Königs von Kolchis, Medea, in Jason verliebt und ihren Vater verrät.
In Christoph Heins Version des Mythos "Das goldene Vlies" steht Phrixos im Zentrum. Auch diese Figur ist aus der Mythologie bekannt. Ihm gelingt die Flucht vor seiner gefürchteten Schwiegermutter auf dem geflügelten Widder Chrysomallos, während seine Schwester Helle in die Meerenge zwischen Europa und Asien fällt. Anders verhält es sich in der Erzählung von Christoph Hein. In seiner Erzählung wird Phrixos wegen falscher Anschuldigungen seiner Tante unter Mordanklage gestellt und aus dem Hause seines Vaters gejagt. Ziellos umherirrend, gerät er in die Fänge von zwei Goldgräbern, die ihn wie einen Sklaven halten, sich seiner bedienen und ihm Gewalt antun. Als Phrixos sich schon mit seinem Schicksal abgefunden zu haben scheint, kommt ihm der Zufall zu Hilfe. Bei einem Unwetter entdeckt er nicht nur, dass einer der beiden Goldgräber durch einen Steinschlag ums Leben gekommen ist, sondern dass eines der zum Goldwaschen in den Fluss gelegten Widderfelle voller Gold ist. Daraufhin tötet er in der Nacht den anderen Peiniger, bemächtigt sich des Fells und macht sich auf den Weg nach Kolchis, wo er es dem König Aietes als Geschenk überreicht.
So weit die Geschichte, die Christoph Hein am Mythos vom "Goldenen Vlies" interessiert. Eindeutig konzentriert er sich auf die Vorgeschichte jener Ereignisse, die als bekannt gelten darf. Erst auf den letzten beiden Seiten der streng gearbeiteten Erzählung zählt er summarisch auf, wie viele Tote dieses von Anfang an mit Blut befleckte Vlies in der Geschichte gekostet hat. Denn offensichtlich sind ihm alle magischen Kräfte, die es so begehrenswert werden ließen, erst später zugeschrieben worden. Dieses bedeutende Zwischenspiel spart Christoph Hein in seiner Version ganz bewusst aus. Zwischen dem Prolog, den er genau beleuchtet, und dem Epilog, der nur noch die Toten zählt, liegt jene bedeutende Geschichte, die davon handelt, wie etwas zum Mythos werden kann. Zeitgemäßer scheint es, Mythen zu entzaubern, was Hein beeindruckend in dieser kleinen, von Werner Stötzer einfühlsam illustrierten Erzählung vorführt.
In Christoph Heins Version des Mythos "Das goldene Vlies" steht Phrixos im Zentrum. Auch diese Figur ist aus der Mythologie bekannt. Ihm gelingt die Flucht vor seiner gefürchteten Schwiegermutter auf dem geflügelten Widder Chrysomallos, während seine Schwester Helle in die Meerenge zwischen Europa und Asien fällt. Anders verhält es sich in der Erzählung von Christoph Hein. In seiner Erzählung wird Phrixos wegen falscher Anschuldigungen seiner Tante unter Mordanklage gestellt und aus dem Hause seines Vaters gejagt. Ziellos umherirrend, gerät er in die Fänge von zwei Goldgräbern, die ihn wie einen Sklaven halten, sich seiner bedienen und ihm Gewalt antun. Als Phrixos sich schon mit seinem Schicksal abgefunden zu haben scheint, kommt ihm der Zufall zu Hilfe. Bei einem Unwetter entdeckt er nicht nur, dass einer der beiden Goldgräber durch einen Steinschlag ums Leben gekommen ist, sondern dass eines der zum Goldwaschen in den Fluss gelegten Widderfelle voller Gold ist. Daraufhin tötet er in der Nacht den anderen Peiniger, bemächtigt sich des Fells und macht sich auf den Weg nach Kolchis, wo er es dem König Aietes als Geschenk überreicht.
So weit die Geschichte, die Christoph Hein am Mythos vom "Goldenen Vlies" interessiert. Eindeutig konzentriert er sich auf die Vorgeschichte jener Ereignisse, die als bekannt gelten darf. Erst auf den letzten beiden Seiten der streng gearbeiteten Erzählung zählt er summarisch auf, wie viele Tote dieses von Anfang an mit Blut befleckte Vlies in der Geschichte gekostet hat. Denn offensichtlich sind ihm alle magischen Kräfte, die es so begehrenswert werden ließen, erst später zugeschrieben worden. Dieses bedeutende Zwischenspiel spart Christoph Hein in seiner Version ganz bewusst aus. Zwischen dem Prolog, den er genau beleuchtet, und dem Epilog, der nur noch die Toten zählt, liegt jene bedeutende Geschichte, die davon handelt, wie etwas zum Mythos werden kann. Zeitgemäßer scheint es, Mythen zu entzaubern, was Hein beeindruckend in dieser kleinen, von Werner Stötzer einfühlsam illustrierten Erzählung vorführt.